Home {6}
Jimin überkam das Gefühl ausgebrannt zu sein.
Und das von seinem ersten Tag.
Nachdem er ungewollt in die Gespräche von Namjoon, Yoongi und Jungkook hineingezogen wurde, hatten sie ihm befohlen Stillschweigen über die Situation zu bewahren. Innerlich dachte sich Jimin dass er gar niemanden hatte, um sich darüber auszutauschen. Demzufolge nickte er nur und suchte schnellstmöglich das Weite denn diese drei Wesen, so nannte er sie, machten ihn nervös. Dass sie intelligent, gutaussehend und jung aussahen, gehörte dabei eher zu den Nebensächlichkeiten. Viel mehr standen ihre Auren im Vordergrund. Die Stimme in seinem Hinterkopf hatte sich gemeldet und gemeint, er solle Abstand wahren. Irgendetwas an diesen Männer war....Er konnte es nicht ganz greifen. Sollte er magisch sagen? Nein. Eher so, als würde noch eine uralte, mächtige Seele in ihnen hausen. Er schüttelte kichernd den Kopf und stellte fest, dass er schon bei sich Zuhause war.
Langsam verlor er den Verstand.
Er sollte sich auf etwas anderes fokussieren.
Zum Beispiel den Mord, säuselte es in seinem Hinterkopf.
"Oder auch nicht", murmelte Jimin zu sich selbst, bevor er die Stimme in die hinterste Ecke seines Verstandes verbannte. Der ganze Tatort schwirrte ihm seither durch den Kopf. Am liebsten würde er seine Gedanken abstellen, aber sie versuchten ständig irgendwelche Verknüpfungen herzustellen, um hinter diese Tat steigen zu können. Dabei war dies gar nicht seine Baustelle, sondern die von Jungkook und seinen Freunden oder Handlangern. Jimin hatte das Gefühl, Namjoon und Yoongi seien dem Schwarzhaarigen mit den schönen Augen unterstellt. Doch das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Er schätzte Jungkook sogar jünger als sich selbst ein. Wie konnte er da der Boss sein? Wo war eigentlich die Polizei? Diese Frage kam ihm die ganze Zeit schon in den Sinn. Er hatte niemanden auch nur in der Nähe des Tatortes gesehen, der die Befugnisse hatte Gesetze auszuführen.
Gab es hier überhaupt Gesetze?
So langsam begann sein Kopf zu rauchen. Wenn er weiter vor seiner Tür stand und Löcher in die Luft starrte, konnte er sein Mittagessen vergessen.
Mühselig kramte er die Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor und schloss auf.
Im Anschluss stopfte er sofort seine Tiefkühlpizza in den Ofen, da sie ja schon aufgetaut war und eine Lebensmittelvergiftung wollte er beim besten Willen nicht riskieren. Während die Pizza, welche mit Salami, Schinken und Pilzen belegt und im Übrigen zu seiner Lieblingspizzasorte gehörte, verstaute Jimin seine restlichen Lebensmittel in den vorgesehenen Schränken.
Er mochte Ordnung und ein sauberes Heim. Früher hatte er in Waisenhäusern leben müssen, die meistens die Hygienevorschriften nicht befolgen konnten aufgrund von Personalmangel oder diese komplett wegließen. Jedenfalls war er froh, sobald er alt genug geworden war, dort abhauen zu können.
Und dann hatte ihn dieser merkwürdige Brief erreicht, der ihn hierher führte. In diese abgelegende Gegend, in der er, an seinem ersten Tag, zwei Leichen gefunden hatte. Er schlug sich einmal gegen die Wange, um nicht erneut an die Geschehnisse zu denken.
Die Verletzungen zeigen deutliche Bissspuren. Große Bissspuren.
Jimin grummelte. Er ignorierte die Stimme, wobei er sich lieber seiner Pizza zuwandte. Mit geübten Griffen holte er sie aus dem Backofen, platzierte sie auf einem Teller und schnitt sie in acht gleichgroße Stücke. Hunger hatte er nicht wirklich, doch essen tat er trotzdem.
Sein Körper würde es ihm danken.
Er wollte sich gerade setzen, als es an der Tür klingelte.
Vollkommen erstarrt blickte er zum Hütteneingang, ehe er sich aufrappelte und sehnsüchtig seine Pizza im Blick behielt, bis er an der Haustür stand.
Mehrere Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
War es der Mörder, der den Mann und die Frau auf brutalste Weise entstellt hatte? Kam er nun zu ihm?
War das Jungkook, der noch weitere Fragen hatte?
Oder Hoseok, welcher nach ihm sehen wollte? Fragen über Fragen, denen er sich stellen sollte. Also öffnete er die Tür und erblickte auf Augenhöhe einen Strauß bunter Tulpen.
"Überraschung! Wir haben uns gedacht, wir bringen dir ein Einweihungsgeschenk vorbei. Riecht es hier nach Pizza? Klasse!"
Jimin überlegte fieberhaft wessen Stimme das war, bis er einen blauen Schopf Haare entdeckte, welche ihm die Blumen in die Hand drückten und sich an ihm vorbei ins Hausinnere drängte. Jimin konnte gar nicht schnell genug realisieren was passierte, da trat noch eine zweite Gestalt zu ihm.
"Nimm es ihm bitte nicht übel, er ist manchmal etwas ungehobelt. Liegt, ähm, an einem Unfall aus seiner Kindheit, schätze ich."
Verlegen kratzte sich Jin am Kopf und lud sich ebenfalls ein.
Gastfreundschaft scheint hier großgeschrieben zu werden, lachte die Stimme.
Der Schwarzhaarige versuchte noch die Situation zu verarbeiten, aber er war geistesanwesend genug, um die Haustür wieder zu schließen.
"Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen, aber was wollt ihr hier?", fragte Jimin und folgte den beiden zu seinem Couchtisch. Er sah schon, wie sich Taehyung, so hieß er, an seiner Pizza verging.
Verärgerung blitzte in ihm auf.
Das war seine.
Der Blauhaarige schien zu merken, dass Jimin nicht angetan war von dem Attentat auf sein Essen. Doch auch wenn die Erkenntnis da war, aß er trotzdem genüsslich weiter.
Jin schien die Wogen glätten zu wollen, denn er meinte:
"Wir bringen dir eine Kleinigkeit als Willkommensgruß vorbei."
Er zeigte auf die Blumen, welche in seiner Hand ruhten.
Er mochte Pflanzen. Sehr gerne sogar.
"Und dir unpfere Hilpfe anbiepfen fürsch Auspfapfn", murmelte Taehyung mit vollem Mund, dass es Tomatensauce flog.
Jin schien seine Gedanken zu hören, denn er verzog angewidert das Gesicht. Stillschweigend reichte er seinem Freund ein paar Taschentücher. Jimin derweil sah sich im Zimmer um.
Er besaß gar nicht so viel, sodass er Hilfe benötigte.
"Hört mal, es ist echt nett, dass ihr mir helfen möchtet, aber so viele Kisten sind es gar nicht. Das schaffe ich schon allein", versuchte er es, aber die beiden Neuankömmlinge schienen nicht überzeugt. Natürlich war Gesellschaft etwas schönes, jedoch nicht, wenn man vor kurzem noch zwei Leichen gesehen hatte.
Als hätte Jin erneut seine Gedanken gehört, fragte er:
"Hast du etwas von der Hütte nicht unweit von hier gehört? Bisher will uns niemand etwas sagen."
Daher wehte also der Wind. Sie waren nur gekommen, um ihn auszuquetschen. Jimin verschränkte die Arme vor der Brust und starrte beide finster an. Taehyung hielt inne, in dem Versuch ein weiteres Stück seiner Pizza zu essen.
"Du weißt etwas. Selbst wenn Du es uns nicht sagst, wird Hoseok, die alte Tratschtante, uns spätestens morgen alles erzählen", grinste Taehyung verschmitzt und säuberte seine Hände. Jimin war überrascht über die plötzliche Änderung in dem Verhalten seines Gegenübers. Er war wie ausgewechselt. Von der spritzigen Persönlichkeit sah man nichts mehr.
Jimin trat ein Stück zurück.
"Also, lasst uns loslegen!", mischte sich Jin ein und ging zum ersten Karton. Der Hauseigentümer wollte protestieren, doch da legte Taehyung einen Arm um ihn und zerrte ihn mit sich. Keine zwei Minuten später dudelte im Hintergrund irgendwelche Musik, die er nicht kannte.
Was war hier los? Er konnte doch nicht einfach akzeptieren, dass er in seinem eigenem Heim 'überfallen' und zum Ausräumen verdonnert wurde, obwohl er das auf später verschoben hatte.
Ganz weit später.
Wahrscheinlich eher nie.
Er seufzte und schien keine andere Wahl zu haben, auch wenn er sich sicher war, die beiden würden gehen, sollte er sie dazu auffordern.
Aber, wollte er das?
Insgeheim war er doch froh nicht, nach diesem Morgen, allein zu sein.
Die Fäulnis hing immer noch an ihm. Zumindest fühlt es sich so an. Kopfschüttelnd schob er diese banalen Gedanken beiseite, um seinen inneren Schweinehund soweit zu überwinden, sodass er für eine Kommunikation offen war.
Sie fingen in der Küche an und arbeiteten sich Schritt für Schritt voran, durch das angrenzende Wohnzimmer, in das kleine Bad und anschließend sein Schlafzimmer. Überraschenderweise war Taehyung ein guter Erzähler und seine anfängliche Scheu ihm gegenüber wich Minute um Minute.
Zum späten Abend saßen sie gemeinsam um den Couchtisch, der im übrigen keine Couch beinhaltete und aßen Kuchen, den Jin gebacken hatte, während sie ihre Einräumaktion vollzogen.
Jimin sah zu Jin und Taehyung, beobachtete wie sie miteinander zankten. Es war komisch, bis vor zwei Tagen war er heimatlos, eine umherstreifende, verlorene Seele und jetzt, jetzt saß er hier zwischen zwei wildfremden Menschen, die vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden zwei Anschläge auf ihn verübt hatten und aß Quarkkuchen, während sie lachten und sich lustige Anekdoten erzählten, bei denen er nicht folgen konnte. Und er mochte es. Dabei hatte er sich fest vorgenommen keine Freundschaften zu schließen.
"Was ist das hier für ein Ort? Warum seid ihr so nett zu mir, obwohl wir uns nicht kennen?"
Taehyung ließ ab von Jin, robbte auf den Knien zu ihm hinüber und kam ihm ganz nahe. So nahe, dass er den Atem des Blauhaarigen auf seiner Haut spüren konnte.
Jimin errötete, ohne, dass er es wollte.
"Ich habe es gespürt. Ich habe gespürt, dass wir zueinander gehören!"
Jimin zog eine Augenbraue hoch und wollte gerade etwas erwidern, wobei Jins riesige Hand ihm zuvorkam und Taehyungs Kopf zur Seite schob, als wäre er ein Blatt im Wind.
Der Braunhaarige lächelte ihn an und sagte:
"Nennen wir es eine Auffangstation für geschundene Seelen."
___________________________________________
Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Was haltet Ihr von Taehyung? Wirkt er mysteriös?
Kim Taehyung
Park Jimin
Feel free to comment!
Flair🌸🌿
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top