Call {7}

"Kann mir einer sagen, warum so etwas in unserem Dorf passieren kann?", forderte Jungkook an niemand bestimmtes gerichtet, während er sich eine Flasche Wasser schnappte, die er sogleich aggressiv öffnete. Er war wütend und nervös, obwohl er dies nicht sein sollte, schließlich war er das Oberhaupt dieser Gemeinschaft. Ein Blick zu Yoongi, dessen kalkulierende Miene die Seine traf, beruhigte ihn.
Wenn auch nur minimal, schoss es ihm durch den Kopf.
Mittlerweile befanden sie sich in Jungkooks Büro. Ein weitläufiger Raum mit großzügigen Sitzmöglichkeiten, allerhand Bücherregalen und einem riesigen Hartholzschreibtisch, den er selbst geschlagen hatte. Wasser stand im ganzen Haus verteilt, genau wie Essen. Werwesen besaßen einen höheren Stoffwechsel und um dem Verlust, welcher ihnen das Leben kosten könnte, zu hemmen, mussten sie die Zufuhr stets kontrollieren.
"Statistisch gesehen sterben tausende Menschen jährlich durch die schlechte Handschrift eines Arztes, wegen unleserlicher Dosierungen oder Abkürzungen von Medikamenten. Also passieren solche Dinge auch bei uns."
Jungkook hielt inne und musterte seinen Beta mit einer hochgezogenen Augenbraue. Die Wasserflasche an seinem Mund fand den Weg zurück zu dem Deckel.
Jetzt war er nicht mehr durstig.
"Danke, Yoongz für diesen wundervollen Beitrag", begann Namjoon, wobei sich seine Augen auf den Notizblock in seiner Hand richteten. Der Blonde hatte stets eins zur Hand. Man müsste meinen in der heutigen Zeit brauchte niemand eins, da es Smartphones und Internet gab, aber nicht Kim Namjoon.
Er schwor auf dieses kleine Teil.
"Wir müssen mit Leetuk sprechen", äußerte er und begegnete Jungkooks Blick. Durch das einfallende Sonnenlicht wirkte das Gesicht seines Gammas ernst, auch wenn die Sonne ihr Bestes tat, um dem entgegenzuwirken.
Der Schwarzhaarige schürzte die Lippen.
In Anbetracht ihrer Situation, in der zwei Werwesen auf die schändlichste Weise entstellt wurden, wäre es wahrscheinlich angebracht. Aber irgendetwas sträubte sich in ihm. Nicht, weil er dem Anführer eines anderen Clans nicht vertraute, sondern weil er das ungute Gefühl hatte, dass dies noch nicht das Ende war.
"Mach ein Treffen aus. Ich möchte eine  persönliche Unterredung. Und dann werden wir sehen, ob wir die anderen Rudel ebenfalls einschalten müssen."
Namjoon nickte und zog sich zurück, während Yoongi sich auf einen der Sessel in seinem Büro niederließ. Jungkook sah aus einem der weiten Fenster, dessen Gläser allesamt von der Decke bis zum Boden reichten. Ein Qual zu putzen, schoss es ihm durch den Kopf, aber er hatte eine prachtvolle Aussicht auf das Rege Treiben des Marktplatzes.
"Was wirst du nun tun?", fragte Yoongi und stützte den Kopf auf sein Handgelenk, welches auf dem Holzschreibtisch ruhte. Jungkook hatte den Baum, aus dem der Tisch entstanden war, selbst gefällt. Und er konnte sich noch an jede Einzelheit erinnern. Wie er durch den Wald gewandert war mit der Aussicht ein Prachtstück zu finden. Vorfreude und Aufregung hatten ihn durchflutet wie ein Wasserfall, der einen Gletscher hinabfiel. Er hörte noch heute das Tosen seines Herzens in sich, als er, unweit von seinem Zuhause eine Lichtung entdeckte, die ihm seinen Baum offenbart hatte. Ein Nussbaum, weder alt noch jung. Perfekt.
Manchmal ertappte sich Jungkook dabei, wie er über die Tischplatte strich und immer wieder an jenen Moment des Fällens dachte. Damals war sein Vater hinter ihm. Beobachtete jeden seiner Schläge. Jeder Atemzug musste sitzen. Jeder Treffer sollte aus seinen Handgelenken kommen. Jungkook fühlte das Ziehen seiner Muskeln, den Kräfteaufwand, welchen er aufbringen musste durch das Vibrieren seines Körpers. Und den bohrenden Blick seines Vaters, dessen Augen jeden seiner Schritte beobachtete, ihn observierte wie eine Kamera.
Jungkook schüttelte sich und kehrte in das Hier und Jetzt zurück.

"Erstmal müssen wir herausfinden, wer die zwei Opfer sind. Wir müssen feststellen, ob es sich um zwei Durchreisende handelt, oder zwei Einheimische. Letzteres bereitet mir am meisten Sorgen. So sehr ich unsere kleine Siedlung schätze, sind es dennoch zu viele, um sie alle persönlich zu kennen."
Yoongi nickte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sein Kopf richtete sich gen Decke, damit er den Hals entspannen konnte.
"Der nächste Schritt wird sein, Hyuna zu kontaktieren und einzuweihen. Sie ist die Chefin der Akademie. Ihre Schützlinge sind bestens darauf vorbereitet die Grenzen zu sondieren und zu schützen", erklärte Jungkook. An dem Gesichtsausdruck seines Sunbaes konnte der Schwarzhaarige erkennen, dass Yoongi nicht erpicht darauf war, der "Generälin" zu begegnen. Jungkook selbst stellten sich die Nackenhaare auf bei dem Gedanken. Aber es war notwendig.
"Du weißt, seit ich sie damals besiegt habe, ist sie nicht sonderlich glücklich mich immer zu sehen", sagte der Minthaarige und massierte sich die Schläfe. Auf sein Gesicht stahl sich ein Lächeln. Zu sagen, dass es ein fairer Kampf war, würde das Wort Untertreibung in den Schatten stellen. Yoongi hatte Sie in der Arena mit einem Trick zu Fall gebracht, der ihr heute noch aufs Gemüt schlug. Kurz gesagt: Sie waren beide nicht gut aufeinander zu sprechen.
"Aber sie hat Respekt vor dir. Mehr als vor mir, dabei bin ich Ihr Oberhaupt", lachte Jungkook und erntete ein Augenverdrehen seitens des Älteren. Das schien den Missmut seines Gegenübers nicht zu glätten, woraufhin der Schwarzhaarige für einige Minuten schwieg. Er könnte auch seinen Papierkram weiter abarbeiten, aber sobald jemand sich in seinem Büro befand, sprach er lieber mit demjenigen, anstatt sich um Zoll- und Grenzübergänge, sowie Transportware zu kümmern.
Mit einem Elan, der seinem Beta unähnlich war, beugte sich Yoongi nach vor. Sein spöttisches Grinsen entging ihm nicht und Jungkook machte sich innerlich drauf gefasst, gleich etwas zu hören, dass er wahrscheinlich bereute.
"Nun zum eigentlich Interessanten."
Der Jüngere legte den Kopf schief und wartete auf Yoongis Fortführung der Aussage.
"Was hältst du von dem Neuen?"
Jungkook lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rollte etwas durch die Gegend. Er genoss das Gefühl des Fahrens und der Ruhe, die damit einherging. Unweigerlich nachdem sich ihre Wege mit Jimin getrennt hatten, ging ihm der Kleinere nicht aus dem Kopf. Irgendetwas in seinem verkorksten, zerrissenem Innerem hatte sich bemerkbar gemacht. Ein Funken. Ein klitzekleines wärmendes Teilchen begann darin zu knistern. Für eine Millisekunde hielt Jungkook es für Magie, die sich in ihm wieder entfachte. Jedoch war das unmöglich. Es bedurfte weit mehr als einen Fremden mit dem er Blickkontakt tauschte, damit er wieder Zugang zu dem bekam, was er vor Jahren einmal besessen hatte.
Nichtsdestotrotz stieß ihm die Frage sauer auf. Vor allem der forschende und neugierige Blick des Betas.
Als könne Yoongi in ihm etwas sehen, was er selbst nicht konnte.
"Ich wusste nicht, dass mein Liebesleben dich etwas angeht", erwiderte Jungkook missbilligend. Er unterdrückte die aufsteigende Wut in sich. Er sprach nicht oft und auch nicht gern über seine persönlichen Erfahrungen. Zumal Yoongi, Hoseok und Namjoon den Großteil seines Lebens mit ihm verbrachten. Sie kannten einander seit der Krabbelgruppe. Auch wenn da schon feststand, dass Jungkook die Siedlung übernehmen würde. Sie waren immer da. Beinahe schon wie eine zweite Haut, was, wenn man darüber nachdachte, irgendwie abstoßend klang. Er liebte sie als wären sie leibhaftige Brüder, dennoch änderte dies nichts an der Tatsache.
Yoongi schien seinen Gemütszustand zu bemerken, doch ändern tat er nichts.
"Eine ganze Menge, Jungkook. Eine ganze Menge."

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Ich gönne Euch heute noch einmal ein Kapitel aus Jungkooks Sicht, ehe wir für eine kleine Weile mit Jimin weitergehen werden.

Was haltet Ihr von dem Ausblick in Jungkooks Leben? Viel ist es nicht, aber mich würde Eure Meinung interessieren!

Einigen von Euch müsste die Namensänderung in meinem Profil aufgefallen sein.
Ich heiße nun nicht mehr xlittleErinx, sondern FlairDeArrich
Der Name hat keine Bedeutung, aber es ist mein echter Vor- und Zuname als Anagram. Ich liebe solche Wortspiele, weswegen ich es ganz angebracht fand.
Ich bin jedenfalls sehr glücklich darüber.
Ich hoffe natürlich, dass ihr mich weiterhin bei meinen Stories unterstützt!

Jeon Jungkook

Min Yoongi

Kim Namjoon

Feel free to comment!

Flair🌸

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