Kopfkino: Spidey in Happys Körper... Nein, danke.

Rhodey gab mir insgesamt drei Flugstunden, verlor dabei einiges an Nerven und Schweiß und war ein paarmal den Tränen ziemlich nahe.
Aber es waren Freudentränen – und nur die ersten beiden Male deswegen, weil er wieder Boden unter den Füßen hatte.
Am Ende war er doch stolz und nickte mir zu, etwas über „Onkel Rhodeys Vermächtnis" murmelnd.

Aber auch ich war stolz auf das, was ich geschafft hatte.
Ich war nun unabhängiger, konnte die Avengers problemlos zu Kämpfen begleiten und währenddessen auf Stark-Tech zugreifen.
Ich fühlte mich frei.

*
Noch kehrte ich allerdings nicht in den Tower zurück, auch nachdem Rhodey mich wieder in New York abgesetzt hatte.

Ich setzte die Kapuze meines Hoodies auf und schlenderte durch den Central Park, vollkommen ruhig und friedlich. Der Medienrummel um mich hatte sich gelegt, sie hatten wieder interessantere Themen zum Ausschlachten.
Ich fühlte mich nicht anders als der Rest der Menschen hier, ich war plötzlich so... normal.
Das tat unbeschreiblich gut, und auch wenn ich Scarlett nie vergessen würde, sah ich für mich wieder eine Zukunft.

Aber, wie sollte man es bei einer Stark auch anders erwarten, der Frieden hielt nicht lange.
In Gedanken versunken rannte ich in jemanden herein, doch unerwarteterweise wich der Junge aus – nur führte die plötzliche Bewegung dazu, dass ich erschrocken mein Gleichgewicht verlor und wir trotzdem beide zu Boden gingen.

„Uh, sorry, das... tut mir leid!", entschuldigte der Teenager sich hastig.
„Passt schon, war ja meine Schuld", ich rappelte mich auf und klopfte den Staub von meinen Klamotten. Ich nickte ihm aufmunternd zu, doch seine Augen weiteten sich nur.
„Oh, shit. Ich... Ich bin Peter, übrigens. Peter Parker."
Ich lächelte.

„Dann setzen wir uns doch erst einmal, Peter", ich deutete auf die Bank am Wegrand, „Ich bin Gracie."
„Ich weiß", er rieb sich mit seiner Hand über den Nacken, „Uhm... Was machst du hier denn allein?"
Ich zuckte die Schultern. „Mein bester Freund meldet sich seit einer Woche nicht mehr."

„Oh", betroffen sah er mich an, „Dann ist der wohl ein Idiot, mmh?"
„Ein ziemlicher" Mein Lächeln wurde breiter. „Und du?"
Er sah mir kurz schweigend in die Augen. „Ich... Ich bin hier nur so."
„Aha."
„...Ja."

Resignierend ließ ich meinen Kopf in den Nacken sinken.
„Das bringt doch so nichts, Spidey."
Er starrte mich geschockt an, dann barg er sein Gesicht in den Händen. „Shit."

Ich legte meine Finger auf seinen Oberarm und lehnte mich näher zu ihm. „Ich hätte dich auch erkannt, wenn du plötzlich in Happys Körper stecktest. Du bist nicht plötzlich ein anderer Mensch, nur weil du einen Anzug trägst oder eben nicht. Der Mensch, der mir so wichtig geworden ist, der ist nicht Spiderman oder sonst ein Superheld. Der bist du. Alles, was dich definiert, keine einzelne Identität!"

Er sah mich stumm an, wartete, dass ich fortfuhr.
„Und weißt du, wie weh das tut, wenn plötzlich zwei der wichtigsten Menschen meines Lebens fehlen?"
Er stieß seinen Atem aus und begegnete traurig meinen Augen. „Mein Onkel ist gestorben, weil ich seinen Mörder nicht aufgehalten habe. Jetzt ist deine beste Freundin gestorben, obwohl du gesagt hast ‚Pass auf sie auf'... Das passt nicht zu einem Superhelden, Gracie."

Jetzt endlich verstand ich, was da eigentlich in seinem Kopf vor ging. „Du gibst dir die Schuld? Hör auf damit! Natürlich bist du ein Held, du hilfst Tag für Tag den Menschen vor allem bei kleinen Dingen, für die sich niemand der Avengers interessiert – jetzt erzähl mir nicht, das sei nicht heldenhaft!
Ich könnte mir die Schuld geben – ich habe sie schließlich eingeladen. Ich könnte meinem Dad die Schuld geben, weil er mich vorzeitig aus Deutschland weggeholt hat, oder Wong und seinen Zauberern, weil die ihren Abtrünnigen nicht unter Kontrolle bringen konnten.
Das alles bringt nichts, denn am Ende ist allein Kaecilius schuldig, und der bekommt jetzt, was er verdient."

Intensiv blickte ich Peter an, und der nickte langsam. „Okay."
„Gerade jetzt brauche ich dich", fuhr ich sanft fort, „Ich möchte dich an meiner Seite haben, Peter."
Kommentarlos legte er seine Arme um mich und zog mich dicht zu sich. „Es tut mir leid, Gracie. Alles", murmelte er über meiner Schulter.
Ich sog seinen Spidey-Duft ein und seufzte leicht. „Es gibt nichts zu verzeihen."
Peter löste sich von mir und zog die Augenbrauen hoch. „Das war ein Zitat, aber ich weiß gerade nicht..."
„Herr der Ringe Teil 2. Aragorn zu Legolas vor der Schlacht um Helms Klamm."
Triumphierend schnipste Peter. „Stimmt. Jetzt hab ich's."

Ich lehnte mich gegen seine Schulter und ließ die warme Sommersonne auf mein Gesicht scheinen.
Eigentlich war es viel zu warm für meinen Hoodie, aber ich liebte die Teile. Und dieses Jahr blieben die Temperaturen auch erstaunlich weit unten – gut für mich, ich hasste Hitze.
„Sag mal, hast du eigentlich Lust, mich mal bei mir daheim zu besuchen?", fragte Peter da plötzlich. „Ich meine, wenn du jetzt schon meine erste Identität kennst..."
„Klar", ich grinste und tippte gegen meinen Brillenbügel, „Die Geburtstag wäre ein nettes Datum, meinst du nicht?"
„Hi Oscar", Peter schnippte gegen meine Schläfe.
„Schön, dich zu sehen, Peter."

„Apropos Geburtstag, wann hast eigentlich du?"
Ich schürzte die Lippen. „Das dauert noch eeeewig. Aber ich mag das Datum: 02.02.2002."
Der Brünette neben mir grinste. „Und du, Oscar?"
„Ich wurde am selben Datum zehn Jahre später fertiggestellt", erklärte meine KI beinahe stolz.

„Oh, Gracie, dann triffst du auch auf Ned, ja?", kehrte Spidey wieder zum Thema zurück, „Der weiß aber nichts von meinen nächtlichen Aktivitäten." Jetzt grinste er vorfreudig. „Und dann kannst du nichts mehr gegen Star Wars sagen, wir sind sowas von in der Übermacht."
„Das werden wir ja sehen, mein Freund."

***

Okay, an dieser Stelle muss ich mich mal bedanken für die Reads, Votes und Kommis... Ich meine, wie ist das passiert?! 😅

Aber ich bin immer noch offen für Verbesserungsvorschläge jeder Art - wenn ihr Kritik für mich habt, ist sie sehr willkommen! 😉

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