Epilog

Gwendolyn

„Herzogin Gwendolyn? Der Wagen steht bereit."
Ich wandte mich von meinem Spiegelbild ab und schenkte dem ergrauten Herrn an meiner Zimmertür ein warmes Lächeln.
„Danke. Ich bin gleich soweit", erwiderte ich weniger nobel.

Die einstudierte Maske des Portiers verrutschte ein Stück und ich konnte einen Blick auf seine erstaunte Miene erhaschen, bevor er wieder die Kontrolle erlangte und seine Emotionen vor mir verbarg.
„Wie Sie wünschen!" Er verabschiedete sich mit einer andeutenden Verbeugung und schloss die Tür.

Ich drehte mich wieder dem Spiegel zu und betrachtete den Anblick, der sich mir dort offenbarte.
Mein Haar war in dem letzten Jahr noch dunkler geworden und schimmerte in einem unergründlichen Schwarzton – Ebenholz, wie Jayce gerne behauptete.
Bei dem Gedanken an Jayce schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, die Lilly heute mit einem dunklen Kirschrot bepinselt hatte.
Gedankenverloren strich ich mit meinen Fingern über die Locken, die meine Zofe vor wenigen Stunden gezaubert hatte.
Es gefiel mir. Es sah einfach natürlicher aus. Wilder.

Ich begegnete meinen eigenen, dunklen Augen im Spiegel, ehe ich meinen Blick senkte und meine Kleidung in Augenschein nahm, die Lilly mir für den heutigen Tag bereitgelegt hatte.
Es handelte sich um einen dunkelgrünen, simplen Jumpsuit. Nichts besonders. Kein extravakanter Ausschnitt oder sonstige Sonderanfertigungen. Einfach nur ein bequemes Kleidungsstück für den Ausflug, den Jayce mit mir geplant hatte.
Ich strich über den Stoff des Jumpsuits. Der goldene Armreif an meiner linken Hand klimperte leise.

Ich löste mit einem zufriedenen Gefühl den Blick vom Spiegel und griff nach meiner kleinen, schwarzen Umhängetasche, die auf dem weißen Saum des Hotelbetts ruhte.
Ich sah mich noch einmal in dem Zimmer um, ehe ich die Tür öffnete und in den Flur trat.



„Wow", stieß Jayce mit aufgerissenen Augen hervor, als ich aus dem Hotel trat und mich langsam dem Wagen näherte.
Jayce hatte sich vor der schwarzlackierten Mini-Limousine platziert und hielt mir gentlemanlike die Tür auf, als ich vor ihm zum Stehen kam.

Ich begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln und einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Jayce fuhr sich mit der rechten Hand durch sein blondes Haar und schaffte es nur mit Mühe, seinen Blick auf mein Gesicht zu heften.
Ein Lächeln zupfte an seinen Lippen, als er seine Hand nach mir ausstreckte und meine Hüfte umfasste. Mit einem Ruck zog er mich näher an sich heran.

Seine sanften Lippen streiften erst die meinen, bevor er den Kopf senkte und die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr küsste.
„Du siehst wunderschön aus, Dolly", hauchte er leise.
Sein heißer Atem kitzelte an meiner Ohrmuschel und ich drehte den Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können.
„Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst?", entgegnete ich, ohne auf sein widerlich süßes Kompliment einzugehen.
Jayce grinste mich spitzbübisch an.
„Bis an dein Lebensende. Wenn du Glück hast", erwiderte er neckisch und küsste mich auf die Nasenspitze.

Ich betrachtete Jayces Gesichtszüge, die mir in den vergangenen Jahren so vertraut geworden waren. Ich kannte jedes einzelne Detail seines Gesichts. Jede Mimik.
Ich wusste genau, was es bedeutete, wenn er seine Lippen kräuselte, oder was er fühlte, wenn dieses atemberaubende Funkeln seine Iris erhellte.
Ein Lächeln erreichte meine Lippen und ich lehnte mich ein Stück vor, sodass meine Stirn Jayces berührte.

„Wann hab ich dir eigentlich das letzte Mal gesagt, dass ich dich liebe?", fragte ich leise und schlang meine Arme um seinen Nacken.
„Heute Morgen", antwortete Jayce und lächelte mich liebevoll an. „Aber du kannst es gerne nochmal sagen."
Ich grinste und drückte Jayce einen Kuss auf die Lippen.
„Ich liebe dich. Keine Ahnung warum, aber es ist nun einmal so."

Jayce lehnte sich vor und erwiderte meinen Kuss. Nur langsamer und inniger. Ich öffnete meine Lippen und gewährter seiner Zunge Zugang.
Mir entschlüpfte ein zufriedener Seufzer, den Jayce mit einem leisen Brummen zur Kenntnis nahm.
Als er sich von mir löste, waren seine Wangen gerötet und seine Lippen etwas geschwollen, doch seine blauen Augen strahlten mich an.

„Ich weiß gar nicht, warum du dich beschwerst. Ich erbe bald den Thron, habe ein Schloss und ein riesiges Grundstück. Was hast du in die Ehe mitgebracht, Dolly?"
Jayce grinste mich unverschämt an.
Ich boxte ihm spielerisch gegen die Brust und trat widerwillig einen Schritt zurück.
„Mich?", warf ich ein und zwinkerte ihm zu. „Du bist ein arrogantes Arschloch und ein absoluter Vollidiot gewesen, bevor du mich kennengelernt hast."
Jayce zog eine Augenbraue nach oben.
„Ein Idiot bist du übrigens immer noch", fügte ich kichernd hinzu.

Jayce verdrehte die Augen, lächelte mich jedoch gleich darauf an und öffnete die Autotür noch ein Stück, um mich zum einsteigen zu animieren.
„Einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir fantastisch sind?", hakte er nach.
„Damit kann ich leben."
Ich stieg in den Wagen und rutschte auf der Sitzbank entlang, damit Jayce neben mir auch noch Platz finden konnte.

„Bereit für die exklusive Safarifahrt durch Indrial?", fragte er, als er sich neben mich auf das Leder fallen ließ.
Ich nickte und lächelte wehmütig, als ich aus dem verdunkelten Fenster blickte.
„Unsere Endstation", murmelte ich leise und warf Jayce einen Blick zu. „Ich wünschte, wir könnten noch zwei weitere Monate reisen. Es gibt so viele Orte, die ich noch nicht gesehen habe."

Jayce legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich enger zu sich heran. Er drückte mir einen sanften Kuss auf den Scheitel und streichelte mir über den Rücken.
„Irgendwann werden wir wieder die Chance dazu haben."
„Ja, wenn wir alt und runzlig sind", schnaubte ich und vergrub meinen Kopf in Jayces Halsbeuge.
„Das ist egal", flüsterte Jayce. Ich konnte seinen heißen Atem an meinem Hals spüren, als er den Kopf etwas drehte. „Solange du dann noch an meiner Seite bist."


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Überraschung! Und frohe Weihnachten :)

Ich hoffe euch gefällt der, etwas kurz und knapp geratene, Epilog. Mein kleines Weihnachtsgeschenk an euch :3


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