8. Kapitel

Jayce

Besteck klirrte. Stühle knarzten.
Nur leise drang das Gemurmel meiner Familie in meine Ohrmuschel, nur um auf der anderen Seite wieder zu entweichen.
Ich hatte keine Ahnung, welches Diskussionsthema sich meine Mutter für heute überlegt hat, doch es würde nicht lange dauern, bis jemanden auffiel, dass ich mich nicht mit einem wertvollen Beitrag beteiligte.

Aber was sollte ich schon sagen?
Ich interessierte mich momentan einfach nicht für die Situation, in welcher sich unser Königreich gerade befand.
Weder die Geldnot der Einzelhändler, noch die Schandtaten von verwitweten Männern.
All die Straftaten und Krisen meines Volkes waren gerade das Letzte, für das ich Platz in meinem Kopf schaffen wollte.

Das Einzige was mir gerade durch den Schädel schwirrte und dermaßen viel Platz beanspruchte, dass ich keinen anderen, sinnvollen Gedanken fassen konnte, war Gwendolyn und ihre Worte.
Ich finde Sie absolut widerwärtig und würde mir lieber den kleinen Finger abhacken, als den Rest meines Lebens mit Ihnen zu verbringen und dem Volk zu predigen, wie sehr ich Sie doch lieben würde.

Dachte Gwendolyn wirklich so über unsere bevorstehende Hochzeit? Würde sie sich wirklich lieber ein Körperteil abhacken, als mir das Ja-Wort zu geben?
Solle ich mich deswegen beleidigt fühlen? Vermutlich.
Doch das Einzige was ich tief in mir spürte, war eine unendliche Leere.

Ich war der Thronfolger von Koieta. Ich würde nach dem Tod meines Vaters die mächtigste Person im ganzen Königreich sein und zudem war meine Familie alles andere als ärmlich.
Doch trotz all dieser Vorzüge, war eine Hochzeit mit mir, das Schlimmste, was Gwendolyn sich vorstellen konnte.
Sie musste mich wirklich hassen, wenn sie so davon dachte.

„Jayce? Willst du nicht auch etwas dazu sagen?"
Missmutig hob ich den Blick und blickte in die strengen Augen meines Vaters, welche auf mich geheftet waren.
„Nein", antworte ich ihm knapp, ehe ich meinen Blick wieder auf meinen Teller senkte und mit der Obduktion meiner Lasagne fortfuhr.

„Jayce!"
Die Stimme meines Vaters gellte durch den Speisesaal und wurde von den hohen Wänden wieder zurückgeworfen.
Es war, als hätte ich mehr als einen Vater, nur damit er mich aus alles Himmelsrichtungen anschreien konnte.
„Ja?"
Erneut hob ich den Blick.

„Vater, ich wollte noch etwas zur Landwirtschaft in Koieta beitragen", meldete sich Josey zaghaft zu Wort und warf mir einen beschwörenden Blick zu, welchen ich jedoch nur halbherzig zur Kenntnis nahm.
„Ja, Joselynn, aber lass doch zuerst deinen Bruder reden", entgegnete mein Vater stur und brachte meine Schwester mit einer abwinkenden Geste zum Schweigen.

Ich legte meine Gabel zu der zerstörten Lasagne auf den Teller und schob den Stuhl zurück: „Ich sollte besser Mal nach Gwendolyn sehen, bevor sie das komplette Abendessen verpasst", erklärte ich meinem Vater, welcher mit zusammengekniffenen Augen jede meiner Bewegungen verfolgte.
Langsam nickte er: „Beeil dich!"

Ich neigte kurz den Kopf, ehe ich mich von dem gepolsterten Stuhl erhob und ihn mit quietschenden Stuhlbeinen zurück an den Tisch schob.


„Gwendolyn?", fragte ich mit fester Stimme und ließ erneut meine Fingerknöchel gegen das alte Holz von Gwendolyns Zimmertür sausen.
Wieder reagierte das Mädchen nicht auf mein Klopfen, doch sie müsste eigentlich in ihrem Zimmer sein. Wo sollte sie denn sonst sein?
Verwirrt legte ich die Stirn in Falten und starrte zögernd auf die Türklinke.
Sollte ich?

„Gwendolyn!", rief ich erneut gegen die geschlossene Tür, doch wieder reagierte sie nicht.
„Ich komm jetzt rein", meinte ich warnend und legte vorsichtig meine Hand auf die kühle Klinke.
Langsam drückte ich sie nach unten und augenblicklich sprang die Tür auf und gab mir den Blick in Gwendolyns Schlafgemach frei.

Der Raum war, bis auf die klägliche Dekoration, ziemlich leer und nur der Wind, welcher durch die Balkontür ins Zimmer hauchte, zupfte an den Gardinen und ließ sie stumm tanzen.
Ich runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Ob sich Gwendolyn wieder zwischen ihrem Laken versteckt hielt?
Nein, das Bett war, bis auf die auftürmenden Kissen, leer.

Ein leises Kichern, welches von einer tiefen Stimme begleitet wurde, lockte meine Augen erneut zur geöffneten Balkontür.
Ich neigte den Kopf zur Seite. Tatsächlich!
Erneut drang ein leises, feminines Gekicher an meine Ohrmuschel, nur das sie dieses Mal von einem kehligen Laut unterbrochen wurde.
Was zum...?
Das alberne herum Geschnatter konnte ich eindeutig als Gwendolyns identifizieren. Aber wer war bei ihr?

Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben, als mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Gwendolyn zusammen mit Joseys Hund auf dem Balkon sitzen konnte.
Vielleicht unterhielt sie sich mit dem Hündchen, wie am vergangenen Vormittag?

Allerdings gefror das Schmunzeln auf meinen Lippen, als sich der kehlige Laut zu einer rauen, tiefen Stimme formte, welche eindeutig zu einem Menschen gehörte. Einem männlichen Menschen.
Hatte sie etwa Zac ins Schloss geschmuggelt? Oder war er wie bei Romeo und Julia ihren Balkon hinaufgeklettert, um seine Liebste zu besuchen?
Egal wie oder warum dieser nervtötende Kerl zusammen mit Gwendolyn auf den Balkon stand, ich würde es beenden!
Es konnte doch nicht sein, dass Gwendolyn ihre Affären vor meinen Augen ins Schloss holte!
Nicht das es mich verletzten würde oder so. Aber schon aus Prinzip, sollte ich einschreiten!

Entschlossen schritt ich auf die geöffnete Tür zu, hielt allerdings inne als mir die frische Luft sanft auf die Wangen schlug, begleitet von Gwendolyns Worten: „Ich bin nur so unglaublich verwirrt."
„Verwirrt? Gwen du wirst dich bald mit unserem Prinzen verloben. Theoretisch gesehen, seid ihr doch bereits verlobt! Eure Hochzeit wurde schon geplant, da schlugen eure Herzen erst ein paar Wochen in den Bäuchen eurer Mütter. Was ist daran verwirrend? Deine Vorfahren haben deinen Weg gemeißelt – Du musst ihm nur folgen."

Ich runzelte die Stirn.
Diese Stimme klang ganz und gar nicht nach dem provokativen Ton, den ich von Zac zu kennen vermag.
War es überhaupt Zac, welcher bei ihr war? Ich wusste absolut Garnichts von diesem Mädchen.
Sie könnte genauso gut einen Freund haben, ohne dass irgendjemand aus meiner Familie darüber Bescheid wüsste.
Wer könnte es ihr zum Vorwurf machen? Immerhin hatte sie in den vergangenen achtzehn Jahren ihr Leben wie ein normaler Teenager verbracht. Nicht ahnend, welch einen harten Schlag ihr das Schicksal noch verpassen würde.

„Was ist wenn ich ihm nicht folgen will? Ich könnte Jayce zum Mann nehmen, ja. Aber was will ich mit einem Partner, welcher mich weder wertschätzten noch jemals lieben würde? Da könnte ich mir genauso gut die Kugel geben. Sobald die zwei Buchstaben meinen Mund verlassen, wäre mein Leben sowieso vorbei", seufzte Gwendolyn und unterbrach somit meine eigenen Gedanken.

Ich konnte förmlich spüren, wie eine kleine Ecke meiner Frostbeule zu schmelzen begann. Tief in meiner Brust vergraben, an der Stelle, wo eigentlich mein Herz schlagen sollte. Ein Herz, welches vor Mitgefühl und Pflichtbewusstsein anderen Menschen gegenüber eigentlich nur überquellen sollte, was es allerdings nicht tat.
Doch Gwendolyn hatte eine Eisschicht zum splittern gebrach, eine verletzliche Seite zum Vorschein geholt und gleich darauf mit einem Messer hineingestochen.
Ich spürte, wie die kleine, schutzlose Ecke zu bluten begann.
Die dickflüssige, warme Flüssigkeit sickerte tiefer in meiner Brust hinab und gelangte schließlich in meinen Bauch, wo es, wie Öl, ein Feuer entflammte.

Wie konnte Gwendolyn mit solch einen simplen Satz solche Gefühle in mir hervorrufen?
Vielleicht, weil ich dieselben Emotionen empfand wie sie? Oder verletzten mich ihre Worte?
Nein! Auf keinen Fall!
Ich konnte mich eben sehr gut in die Situation, in welcher Gwendolyn sich befand, hineinversetzten – Eben, weil ich genau in derselben Position war. Der einzige Unterschied: Mein soziales Umfeld und auch mein Zuhause würden sich nicht ändern, während meine Zukünftige ihr altes, gewohntes Leben zurücklassen musste.

„Dir bleibt wohl keine andere Wahl, Gwen. Egal wie du die Sache drehst und wendest – Es gibt keine Win-Win-Situation für dich", murmelte die fremde Stimme leise.
„Du könntest natürlich die Hochzeit verweigern, allerdings stehen die Chancen ziemlich gut, dass du somit einen Bürgerkrieg oder eine weitere Revolution auslösen würdest. Oder du könntest Prinz Jayce das Ja-Wort geben und den Rest deines Lebens mit einem Mann verbringen, den du nicht liebst."

Ich schluckte hart und hielt noch weitere Sekunden inne. Mein Herz raste und schlug heftig gegen meine Rippen, dennoch wagte ich nicht eine einzige, simple Bewegung. Zu Groß war meine Neugier, was Gwendolyn Zac entgegnen würde.
Würde sie sich jetzt entscheiden? Würde sie ihn nach Rat fragen?
Letztendlich gab Gwendolyn gar keine Antwort, weshalb ich mich schließlich doch durch die Glastür auf den Balkon schob.

Der Anblick ließ mich in meiner Bewegung erstarren und meine Stirn legte sich in Falten.
Der Junge, welcher neben Gwendolyn auf dem Balkon stand und nachdenklich über das Grundstück meiner Familie hinwegsah, war nicht Zac.
Ehrlich gesagt, konnte ich mich nicht erinnern, diesen Typen jemals in meinem Leben schon Mal gesehen zu haben.

Weder Gwendolyn, noch der Fremde wandten den Blick von den sanften Hügeln ab, woraus ich schloss, dass sie mich nicht bemerkt hatten.
Das gab mir genug Zeit, den Unbekannten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Er war einen halben Kopf größer als Gwendolyn und vermutlich kleiner als ich.
Er hatte eine breite, fast schon bullige, Statur, welche, verglichen mit seinem zierlichen, schmalen Kopf, überproportional wirkte.
Seine dunklen, vorne etwas längeren Haare, standen in alle Richtungen ab, als hätte er sich extra zwischen seinen Bettlaken gewälzt, um diesen Look zu erhalten.
Als er den Kopf etwas zur Seite drehte, um Gwendolyn ein mitfühlendes Lächeln zu schenken, konnte ich erkennen, dass seine Iris eine ungewöhnliche, gräuliche Farbe hatte.

Plötzlich weiteten sich seine Pupillen und das Schwarz überdeckte seine seltsame Augenfarbe. Er hatte mich bemerkt.
Er presste seine schmalen Lippen zusammen und musterte mich misstrauisch, ehe er wieder Gwendolyn fixierte: „Gwen...", murmelte er leise und nickte in meine Richtung, als sie langsam ihren Blick hob.


Gwendolyn

Das konnte doch nicht wahr sein!
Wieso musste dieser Widerling immer auftauchen, wenn ich ein besonders intimes Gespräch mit jemanden führte?
Erst unterbrach er meinen Plausch mit Toffee und jetzt tauchte er erneut auf!
Gab es in diesem Schloss irgendeinen Raum, indem ich vor seinen Satellitenschüsseln, welche er Ohren nannte, sicher war?

Genervt wandte ich mich Blondschopf nun völlig zu und lehnte mich seufzend an das Geländer des Balkons: „Kannst du nicht klopfen?!", schnauzte ich ihn weniger höflich an.
Jayces Augenbraue wanderte rekordverdächtig schnell in die Höhe: „Ich habe geklopft. Mehr als einmal", entgegnete er mir knapp.
Obwohl er eindeutig mit mir sprach, haftete sein missmutiger Blick an Toby, welcher unter seinen Augen unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat.

„Wer ist das?", sprach Jayce nun und runzelte verwirrt die Stirn.
Toby wurde neben mir immer unruhiger, ehe er schließlich einen Schritt nach vorne wagte und vor Blondschopf den Kopf neigte: „Mein Name ist Toby, Seine Majestät!"
Mein Blick zuckte zu Toby hinüber, welcher ehrfürchtig seine Augen auf den Boden gerichtet hielt. Seine Majestät? War das sein Ernst?
Jayce schien dieser neu verliehene Titel zu gefallen, denn nur wenige Herzschläge später, nachdem diese alberne Ansprache Tobys Lippen entwichen war, zupfte ein süffisantes Lächeln an seinen Mundwinkeln.

Ich rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, unschlüssig, ob ich eingreifen sollte oder nicht.
Aber was sollte ich schon sagen? Jayce erklären, dass dieser, für ihn fremde Mann, derjenige war, der sich um die Simulation im Gewächshaus kümmerte?
Das konnte Toby auch selbst. Mindestens genauso gut, wie er es schaffte, sich vor Jayce zum Affen zu machen.
Dieser hatte nämlich großen Gefallen an Tobys Respekt gefunden.

Mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen sah er auf den Dunkelhaarigen hinab. Das Kinn stolz nach vorn gereckt.
Das fahle Licht, welches sich mühsam zwischen das dichte Blattwerk der angrenzenden Obstbäume kämpfte, erleuchtete Jayces blaue Augen und ließ seine Iris in einem wunderschönen eisblau funkeln.
Mit diesem Lichteinfall und den glänzenden, struppigen Haaren, sah Jayce durchaus attraktiv aus.
So attraktiv, dass er mir vielleicht gefallen könnte...
Hör auf, so einen Quatsch zu denken, Gwen!

Ich schüttelte den Kopf und stimmte der mysteriösen Stimme zu. Das war wirklich ein absurder Gedanke.
Ich und Jayce? Das tragische Paar, welches durch eine Vereinbarung zusammengeführt wurde und sich nach anfänglichen Schwierigkeiten letztendlich doch unsterblich ineinander verliebe? Ohne mich!
Macht euren Romeo und Julia-Scheiß doch alleine!
Ich war jedenfalls die Letzte, welche Blondschopf mit einem breiten, dämlichen Lächeln zum Mann nahm.

„Toby, aha", murrte Jayce plötzlich mit tiefer Stimme und taxierte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
Zwar war Jayce ein paar Zentimeter größer als Toby und konnte deswegen mit einem widerlichen Grinsen auf den Lippen zu ihm herabsehen, doch Toby hatte eindeutig die muskulösere, oder besser gesagt, breitere Statur von den Beiden.
Bei einer Auseinandersetzung würde Jayce definitiv den Kürzeren ziehen.
Dennoch ließ sich Toby von der Autorität Jayces einschüchtern.

„Und was machst du hier?", donnerte Jayce urplötzlich los.
Toby fuhr zusammen. Jayce Mundwinkel zuckten verdächtigt.
Okay, das reicht! Nur weil er endlich jemanden gefunden hat, der ihn respektiert, braucht er seine Machtspielchen jetzt nicht an Toby auszutesten.
Langsam aber entschieden schob ich mich zwischen die Beiden und drückte meine verschränkten Arme gegen Jayces Brust.

Irritiert runzelte Jayce die Stirn, wich aber, entgegen all meiner Erwartungen, nicht zurück.
Stattdessen starrte er mich abwartend an und ließ seine hellen Augen langsam über mein Gesicht wandern.
Ich konnte die kraftvollen Schläge seines Herzens spüren, welches mir durch seine Brust hindurch entgegenpochte.
Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Bauchgegend aus.

Diese Nähe war mir zu nah. Viel zu nah.
Die Berührungen waren mir zu viel. Viel zu viel.
Und sein Blick, welcher unverhohlen meine Gesichtszüge taxierte, war mir zu intensive. Viel zu Intensive.

Ich schluckte hart und wich unwillkürlich ein paar Zentimeter zurück, allerdings streifte der Saum seines T-Shirts immer noch meinen Arm.
Ein elektrisierendes Kribbeln durchströmte mich.
Aber warum? War Jayce irgendwie mit negativen Teilchen geladen und ich mit Positiven?
Würde ich einen sanften, elektrischen Schlag spüren, wenn ich meine Hand nach der Seinen austreckte und sie mit meinen Fingern verschränkte?

Moment Mal... Was zur Hölle dachte ich da?
Irritiert schüttelte ich den Kopf und schloss meine Augen, um meine Gedanken zu sortieren.
Ja, hier herrschte auf jeden Fall eine Spannung zwischen uns – Eine Spannung, die mich dazu verleiten würde, Jayce vor die Füße zu kotzen, wenn er es noch einmal wagte, seine Lippen zu diesem großspurigen Grinsen zu verziehen.
Nein, ich würde meine Hand garantiert nicht nach seiner austrecken. Und wenn, dann nur, um sie zu packen und ihm den Ringfinger abzuhaken, damit er mich nicht mehr heiraten konnte!

„Bist du bald fertig mit deinem kleinen Machtspielchen?", fragte ich ihn atemlos, bemüht, das plötzliche Zittern in meiner Stimme zu verbergen.
Was ist denn los mit dir, Gwen? Reiß dich zusammen! Zeig ihm keine Schwächen!
Um meine unsichere Ader zu übertrumpfen, löste ich meine verschränkten Arme, um sie stattdessen in meine Hüften zu stemmen.

Jayce beobachtete den Emotionswechsel auf meinem Gesicht amüsiert, während seine Lippen sich zu einem verdächtigen Lächeln verzogen.
„Mit meinem kleinen Machtspielchen? Ich habe Toby lediglich nach seinem Namen gefragt", meinte er belustigt und schüttelte den Kopf, als wäre ich die lustigste Kabarettistin, die ihm jemals untergekommen ist.
„Ich wollte dich auch eigentlich nur fragen, ob du uns endlich mit deiner Anwesenheit beim Abendessen beglückst", fügte er mit einem atemberaubenden Lächeln hinzu und versenkte abwartend seine Hände in den Hosentaschen seiner Jeans.
Das eine Jeans bei ihm so formell aussehen kann...

„Wie bitte?"
Ich zog eine Augenbraue nach oben und musterte ihn amüsiert: „Jayce Arthur Avery Koi", tadelte ich ihn süffisant: „Habt Ihr mich gerade geduzt?"


Jayce

Verblüfft wanderten meine Augenbrauen nach oben und ich brauchte ein paar Sekunden, um Gwendolyns Worte in mich einsickern zu lassen.
Sie hatte Recht. Ich hatte sie wirklich gerade geduzt. Ohne großartig darüber nachzudenken.
Und das, obwohl ich eine vierzehnjährige Höflichkeitsausbildung meiner Mutter hinter mir hatte.
Aber die Tatsache, dass Gwendolyn sich meine Zweitnamen gemerkt hat, verwunderte mich viel mehr.
Nein, es verzauberte mich geradezu.

Ein sanftes Lächeln, welches sich nicht zurückhalten ließ, verschaffte sich einen Platz in meinem Gesicht und ich konnte es nicht verhindern, dass meine Augen über Gwendolyns liebliche Gesichtszüge wanderten.
So zärtlich und langsam, als würde ich versuchen, sie mit meinem Blick zu liebkosen.
„Du hast dir meine Zweitnamen gemerkt?", fragte ich lächelnd nach, obwohl die Antwort ziemlich offensichtlich war.

„Ja", meinte Gwendolyn und schenkte mir tatsächlich ein schüchternes Lächeln, welches weder gekünstelt noch erzwungen wirkte.
„Und Ihr habt mich erneut geduzt", fügte sie mit einem provokanten Funkeln in ihren Augen hinzu.
Dennoch schoss ihr das Blut in die Wangen und ließ ihre Haut in einem zarten Rosafarbton aufleuchten.
Keine hochrote Tomate in Sicht und das, obwohl sie eindeutig verlegen war.

„Darf ich Sie nicht duzen?", murmelte ich amüsiert und musterte ihre dunklen, fast schwarzen Augen.
Mir war nie aufgefallen, wie sehr sich Gwendolyns Gefühle darin wiederspiegelten. Als ob ich in ihre eigene, kleine, ganz persönliche Welt eintauchen würde.
Gwendolyn war wie ein offenes Buch, wenn sie dir erlaubte, in ihren Augen abzutauchen.
Und genau das tat ich jetzt.

„Nein, das dürft Ihr nicht", hauchte Gwendolyn leise, während ihre Augen aufgeregt über mein Gesicht huschten.
Sie sprangen von meinen Augen, zu meinen Lippen und wieder zurück.
Ich war ihr unbewusst ein paar Zentimeter nähergekommen und meinte ihren aufgeregten Herzschlag hören zu können.
Keine Frage, meine Nähe machte sie nervös.
War das ein gutes, oder schlechtes Zeichen?
„Wie schade", flüsterte ich, konnte mir einem Schmunzeln allerdings nicht verkneifen.

Ein Räuspern ließ uns auseinanderzucken.
Gwendolyn fuhr sich verlegen mit den Fingern durch ihre dunklen Haare, blieb allerdings hängen und verzog das Gesicht: „Au!", keuchte sie schmerzerfüllt auf und zog peinlich berührt ihre Finger wieder aus ihrem zerzausten Haar.
Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, ehe meine Augen den Unruhestifter suchten, welcher meine plötzliche Nähe zu Gwendolyn unterbrochen hatte.

Toby stand mit hochrotem Kopf hinter meiner Zukünftigen. Sein Blick zuckte verwirrt zwischen Gwendolyn und mir hin und her, ehe er sie mit seinen gräulichen Augen fixierte und fragend den Kopf zur Seite neigte.
„Wir sollten dem Abendessen beiwohnen, bevor mein Vater ungeduldig wird", sagte ich schnell, ehe Gwendolyn auf Tobys fragenden Blick eingehen konnte.

Auffordernd trat ich ein paar Schritte zurück, durch die offene Glastür in Gwendolyns Schlafgemach.
Gwendolyn warf Toby einen zögernden Blick zu, hob entschuldigend die Schultern und folgte mir schließlich.
„Was gibt es denn zu essen?", fragte sie mich, während sie sich gedankenverloren eine dünne Weste schnappte, welche über ihr Bettgestell hing.
„Lasagne."

Verstohlen musterte ich sie.
Sie wirkte ganz normal, so wie sie ihre dünnen Arme in die Ärmel schob und sich euphorisch über die Lippen leckte, als ich ihr das Hauptgericht nannte.
Hatte sie dieses aufgeregte, elektrisierende Kribbeln nicht eben auch gespürt? Sie konnte doch unmöglich die Spannung, welche seit diesem dämlichen Lagerfeuer zwischen uns knisterte, nicht bemerken.
Egal wie chaotisch und unfähig dieses Mädchen war, es muss ihr etwas aufgefallen sein.
Selbst diesem merkwürdigen Toby war nicht entgangen, dass sich in uns etwas geregt hatte.
Es hatte sich etwas verändert, da war ich mir sicher.
Aber wollte ich das? Wollte ich meinen Körper wirklich dabei unterstützten, mich in ein freches, skurriles Gör zu verlieben?

_______________

Also ich muss sagen, Jayce wächst mir immer weiter ans Herz :D Auch wenn er sich an manchen Stellen ziemlich dumm anstellt ^^
Und Gwen... ja sie ist einfach Gwen xD Ziemlich speziell manchmal :D


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top