21. Kapitel

Gwendolyn

„Jetzt schau doch nicht so finster", murmelte Jayce mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen und stupste mich liebevoll an der Schulter an.
Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ich sah in Jayces weiche Gesichtszüge, welche mich aufmerksam beobachteten.
„Das ist mein normaler Gesichtsausdruck", entgegnete ich ihm und vergrub meinen Kopf schützend in seiner Halsbeuge.

Die unzähligen Blicke, welche auf uns ruhten, machte mich mehr als nervös.
Obwohl die anderen Gäste des Parks versuchten, ihre Gafferei nicht allzu offensichtlich zu machen, fühlte ich mich mehr als Unwohl. Es war mir ein Rätsel, wie Jayce sich in all der Aufmerksamkeit ruhelos sonnen konnte.
Ein leises, raues Lachen quoll in Jayces Kehle hoch und umspielte meine Ohren, woraufhin ich mich noch entspannter gegen seine Brust sinken ließ.

„Dann hast du aber einen wirklich außergewöhnlichen, freundlichen Gesichtsausdruck", neckte Blondschopf mich mit einem sanften Lächeln und schloss seine Arme fester um mich.
Wir hatten es uns zusammen auf einer weichen, farbenfrohen Decke bequem gemacht, welche auf dem saftigen Gras ausgestreckt lag.
Jayce hatte hierbei den wohl auffälligsten Platz gewählt, welchen der Park zu bieten hatte. Er wollte so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf uns ziehen.
Seine große Hoffnung – Das ein Paparazzi auf uns aufmerksam wurde und uns zu meinem Foto mit Zac befragte.

„War das ein Kompliment?", fragte ich amüsiert und genoss die Wärme, welche meinen Körper durchflutete, als die Sonne ihre Strahlen durch das dichte Blattwerk der Bäume scheinen ließ.
Auch Jayces liebevolle Berührungen schickten immer wieder eine Hitzewelle nach der Anderen durch meinen Körper. Ich fühlte mich wie im Hochsommer und war auch dementsprechend gekleidet.

Immer wieder musterte Jayce mein knappes Outfit, welches für diesen Monat eigentlich noch viel zu kühl war.
„Auf jeden Fall!", gurrte er leise und ließ seine weichen Lippen über meine Haut wandern.
Mit geschlossenen Augen fuhr er die Züge meiner Wangenknochen nach, überquerte meinen Nasenrücken und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Stirn.
Protestierend quietschte ich auf und wandte mich in seinen starken Armen.

„Wie ekelhaft", lautete mein schlichtes Kommentar dazu.
Mit einem verträumten, albernen Lächeln auf den Lippen, beobachtete ich, wie Jayce sich mit entspannten Zügen wieder zurück auf die Decke sinken ließ.
Er stützt sich mit seinen Ellbogen ab und ließ seinen Blick durch den Park schweifen, während ich ganz verzückt von dem Schattenspiel auf seinen markanten Wangenknochen war, welches die flatternden Blätter über uns kreierten.

„Eigentlich dachte ich, dass das schneller gehen wird", meinte er nach kurzem Schweigen und warf mir einen neckenden Seitenblick zu. „Jetzt muss ich meinen kostbaren Nachmittag mir dir vergeuden."
Unter anderen Umständen wäre ich sofort explodiert. Ich wäre Jayce an die Gurgel gesprungen, ohne länger als fünf Sekunden über seine Worte und meine darauffolgende Reaktion nachzudenken.
Einfach mit dem Kopf durch die Wand, wie ich es normalerweise immer tat.
Doch es hatten sich andere Umstände ergeben. Umstände, welche mich innehalten ließen und mein aufflammendes Temperament zügelnden.
Diese Umstände waren Blondschopfs sanfte Art, welche er mir zuvor noch gewidmete hatte.
Die Sorgfältigkeit, mit der er gestern meine Tränen getrocknete hatte. Die Manier, wie er seine Lippen über meine nackte Haut wandern ließ.
Dieses Funkeln in seinen Augen, wenn er wusste, dass er mich in Verlegenheit gebracht hatte.

„Arschloch", entgegnete ich stumpf und quittierte seinen neckenden Versuch mit einem knappen Lächeln. Das ließ Jayce natürlich nicht auf sich sitzen.
Er richtete sich wieder auf der Picknickdecke auf, streckte seine langen Beine aus und rückte näher an mich heran, während seine Augen wachsam auf mir ruhten.
Sein Blick machte mich nervös. Mehr als nervös und ich konnte förmlich spüren, wie das Funkeln in seinen wunderschönen, blauen Augen meine Haut in Brand setzte. Er ließ meinen Körper knistern wie Flammen das Holz.
Und ich war mir noch nicht sicher, ob mir dieses Gefühl gefiel.

Ich mochte mein Ich nicht, wenn ich mich in Jayces Nähe befand. Ich hasste es, wie Unfähig mich meine Emotionen machten, wenn er mir ein schiefes Lächeln oder einen intensiven Blick schenkte.
Wenn er seine rauen Fingerspitzen über meine Haut wandern ließ – Eine unscheinbare Berührung, in die man nicht viel hineininterpretieren könnte, ließ meinen gesamten Körper erzittern.
Meine undefinierbaren Gefühle für ihn machten mich schwach und angreifbar.
Ich hatte Jayce, ohne es zu wissen, die Macht gegeben, mich zu verletzten. Nur ein einziges, scharfes Wort, welches ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck über die Lippen huschen würde, würde mein Herz zerbersten.
Es würde auseinandersplittern, wie eine Vase, die mit einer ungehörigen Kraft auf den Boden gedonnert wurde.

Mit einem unsicheren Lächeln beobachtete ich, wie Jayce seine Fingerkuppen mit einer solchen Selbstverständigkeit über mein Schlüsselbein wandern ließ, als wären wir schon seit Kindheitstagen befreundet.
Als wäre ich ihm wichtig. Als würde er nicht nur seine Pflichten erfüllen, indem er mich zur Frau nahm und dem Volk vorspielte, dass er mich lieben würde.
Aber was empfand er wirklich?

War sein Körper gestern unter meinen Berührungen ebenfalls fast explodiert? Hatte er dasselbe Kribbeln auf seinen Lippen gespürt, wie ich? Hatte ihm dieser Kuss überhaupt etwas bedeutet, oder steigerte ich mich einfach gerade in eine surreale Welt hinein?
Bestimmt führte er mich nur an der Nase herum und lachte sich insgeheim ins Fäustchen, weil ich dämlich genug war, ihm das zu glauben. Im Nachhinein würde er sich sowieso für Lynn entscheiden, wenn es Hart auf Hart wäre. Wenn er eine Wahl hätte.

Das Gefühl der Bitterkeit brannte sich in mir ein, wie Säure.
Langsam ätzte es meine Haut auf, bahnte sich seinen Weg zu meinem schützenden Brustkorb durch und ließ mein Herz in Flammen aufgehen.
Ich presste die Lippen zusammen und kniff die Augen zusammen, um den sauren Kloß in meiner Kehle zurück in mein tiefes Inneres zu verbannen.
Ich hatte genug Tränen vergossen. Jayce hatte mich genug Traurigkeit gekostet, als das ich erneut vor ihm zusammenbrechen würde.
Das würde ich nicht nochmal verkraften.

„He", murmelte Jayce und ein besorgter Schatten huschte über sein Gesicht. Zeitgleich tanzte das Licht der Sonne durch das Blattwerk auf seinem Gesicht und ließ seine blauen Augen aufleuchten.
Ein leises Seufzen entfuhr mir. Er sah wirklich unwiderstehlich aus, aber warum konnte mir das nicht einfach egal sein? Warum musste ich mich ausgerechnet in ihn verlieben? Was mochte ich überhaupt an ihm?
Eine sorgenvolle Falte furchte Jayces Stirn und ließ mein Herz springen, als er sich zu mir nach vorne beugte und seine Ellbogen neben meinen ausgestreckten Oberschenkel abstellte.
Mit funkelnden Augen sah er zu mir auf. Die Mundwinkel besorgt nach unten gezogen. „Was ist los?"

„Nichts", winkte ich mit einem schwachen Lächeln ab. Mühsam löste ich meinen Blick von seinem hinreißenden Anblick und konzentrierte mich auf die Pfade, welche den Park durchzogen.
Wir mussten dieses dämliche Gespräch mit einem aufdringlichen Reporter endlich hinter uns bringen, damit ich mich in meinem Bett verkriechen und über Jayce nachgrübeln konnte.
Ich musste endlich meine Gefühle studieren.

„Bist du sicher?" Jayce wollte scheinbar nicht lockerlassen.
Mit gerunzelter Stirn tippte er mit seinem Zeigefinger über meinen nackten Oberschenkel, sodass sich der zarte Flaum auf meiner Haut nach oben stellte.
Am liebsten würde ich mich seiner Berührung entziehen. Genügend Abstand zwischen uns bringen, aber ich blieb.
Irgendwie genoss ich Jayces sanfte, warme Finger auf meinen Beinen. Wie liebevoll er über meine Haut strich, während sein besorgter Blick unbeirrt auf mein Gesicht gerichtet war. Er wartete immer noch auf eine Antwort.

„Ja. Ich bin nur etwas... müde."
Jayce sah nicht zufrieden aus, doch er hakte nicht weiter nach und wandte sich stattdessen.
Mit einem schnellen Ruck ließ er sich auf den Rücken rollen. Seinen Kopf bettete er mit solch einer Verständlichkeit in meinem Schoß, dass ich es nicht wagte, meine Oberschenkel aus seiner Reichweite zu ziehen.
Mit einem angespannten Lächeln sah ich auf ihn hinab und konnte nur stumm den Kopf schütteln, als mir ein freches Grinsen entgegen blitzte.

Jayce wiegte genüsslich seinen Kopf hin und her, woraufhin seine blonden Haare meine Beine kitzelten. Unter einem protestierenden Quietschend reckte ich mich und warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Bist du etwa kitzelig?", rief Jayce erfreut aus und stemmte sich augenblicklich auf der Picknickdecke nach oben um mit seinem gesamten Körpergewicht über mich herfallen zu können.
Mit einem lauernden Ausdruck in den Augen und einem breiten Grinsen auf den Lippen, starrte er mich an. Seine Schultern waren angespannt. Die Hände drohend erhoben.

„Jayce", murmelte ich mit zittriger Stimme und bewegte mich langsam, kaum merklich, auf der Decke rückwärts.
Seine Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben.
„Ich warne dich", fuhr ich fort und versuchte, meiner Stimme eine gewisse Warnung mitzugeben, welche ihn davon abhalten sollte, mit seinen krümmenden Fingern auch nur einen Schritt näher zu kommen.
Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter, als er meiner Bewegung langsam folgte und den gleichbleibenden Abstand zwischen uns hielt.

Jayce

Ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel immer wieder nach oben zuckten, während ich mich um einen ernsten Gesichtsausdruck bemühte. Vergebens.
Gwendolyn sah aber auch zu komisch aus, wie sie da ganz verschreckt auf der Denke saß. Die dunklen Augen Weit aufgerissen und die lodernde Panik darin unverkennbar.
Ihre schwungvollen Lippen waren fest aufeinandergepresst und trotzdem konnte ich erkennen, wie ihre Unterlippe zitterte.
Ich fand es süß, wie ängstlich sie auf eine anstehende Kitze-Attacke reagierte. Jeder normale Mensch wäre vermutlich aufgesprungen und hätte schnell das Weite gesucht. Rose flüchtete bereits innerhalb weniger Sekunden, sobald sie einen verdächtigen Ausdruck in meinem Gesicht sah, während Josey mich mit harten, gezielten Schlägen gegen den Brustkorb in Schach hielt.
Und Gwendolyn? Sie saß einfach wie ein verschrecktes Rehkitz auf der farbigen Picknickdecke und hatte dieses flehende Funkeln in den Augen. Als würde sie auf Gnade hoffen. Wie ein Welpe starrte sie mich unverwandt an. Alle Muskeln angespannt. Das Gesicht angstvoll verzerrt.

„Setzt. Dich. Wieder. Hin", verlangte Gwendolyn nun mit einer bereits festeren Stimme, als zuvor. Argwöhnisch kniff sie ihre Augen zusammen, als ich ihrem Befehl nachkam und mich auf meine Knie zurücksinken ließ.
„Was wird das?", hakte sie sofort nach und betrachtete mich misstrauisch. Mir entfuhr ein kleines, amüsiertes Lachen, als sich ihre Gesichtszüge augenblicklich von verängstigt, in nachdenklich umwandten.
„Du hast doch gesagt, dass ich mich hinsetzten soll", bemerkte ich schmunzelnd und zog belustigt eine Augenbraue nach oben, woraufhin sich Gwendolyns Augen zu noch kleineren Schlitzen zusammenzogen. „Und?"
„Ich erfülle deine Wünsche."

Mit einem abfälligen Schnauben ließ sich Gwendolyn zurück auf die Decke sinken. Gründlichst darauf bedacht, den Abstand zwischen uns zu wahren. Ihre Schultern waren weiterhin verspannt, als sie sich zögerlich auf den Ellbogen abstützte. Ihre dunklen Augen hatte sie wachsam auf mich gerichtet.
Amüsiert beobachtete ich sie dabei, wie sie vergeblichst versuchte zu entspanne, es aber nicht konnte, weil sie weiterhin auf einen Angriff meinerseits wartete.

„Jetzt mach einfach. Ich will es endlich hinter mir haben", seufzte sie schließlich ergeben auf und streckte hoffnungslos ihre Arme Richtung Himmel.
„Was meinst du?", entgegnete ich mit Unschuldsmiene und ließ mich bäuchlings auf die Decke fallen. Meine Augen huschten durch den Park. Mittlerweile hatten sich die Besucher an unsere Anwesenheit gewöhnt und die gaffenden Blicke waren etwas vergangen.
Mein Kopf schwenkte wieder zu Gwendolyn hinüber, welche mich genervt ansah. „Du weißt genau, was ich meine."

Fragend neigte ich den Kopf zur Seite und bemerkte verzückt, wie ihr Gesicht einen etwas rötlicheren Teint annahm. Mittlerweile war ich ihren aktiven Farbwechsel so gewöhnt, dass ich schon unterscheiden konnte, wann sie verlegen und wann sie wütend war. Jetzt war sie sauer. Stinksauer.
Ein belustigtes Lächeln zupfte an meinen Lippen, als Gwendolyn sich mit einem lauten Stöhnen wiederaufrichtete und mich scharf ansah: „Jayce...", drohte sie mit leiser Stimme.
Von dem verschreckten Rehkitz war nichts mehr zu sehen. Jetzt war da nur noch eine sabbernde Bulldogge, welche mir jeden Moment an die Kehle springen würde.

Ich seufzte theatralisch, stützte mich auf den Ellbogen auf und rückte etwas an sie heran, woraufhin sie augenblicklich zusammenzuckte.
Ein leises Lachen entwich meinem Mund und ich streckte provozierend meinen Zeigefinger aus, um ihren Arm zu berühren.
Zuerst zog Gwendolyn mit einem Ruck die Schultern zurück, doch schon im nächsten Moment streifte ihre nackte Haut wieder meine Fingerkuppen.
Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen und ich ließ meine Fingerspitzen langsam ihren Arm auf und ab wandern. Eine kleine Gänsehaut ließ den zarten Flaum auf ihrem Arm erschaudern.
„Genügt das, dass du dich entspannen kannst?", erkundigte ich mich mit einem neckenden Lächeln und zog meine Hand wieder zurück.
Gwendolyn warf mir einen irritierten Blick zu: „Was?"

„Das war meine weltberüchtigte Kitzeleinlage", klärte ich sie gnädiger Weise auf, rollte mich auf den Rücken und ließ meinen Kopf auf die Decke hinabsinken, damit ich den wolkenbehangenen Himmel betrachten konnte.
„Schwach", kommentierte Gwendolyn lediglich und folgte meiner Geste. Blinzelnd starrte sie in das grelle blau hinauf und musterte eine Wolke nach der Anderen. Ein Seitenblick zu ihr verriet mir, dass sie vermutlich Muster in dem weißen Flaum erkennen konnte.
„Da ist eine Ziege", murmelte sie plötzlich und bestätigte somit meine Vermutung. Mit gespreizten Fingern deutete sie in den Himmel. Ich folgte ihrem Blick, konnte jedoch lediglich eine schmale Wolke entdecken, welche keinerlei Form für mich hatte. „Eine Ziege?", wiederholte ich weniger begeistert.

„Ja", erwiderte Gwendolyn mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen. „Kannst du sie nicht sehen?"
Anstatt ihr zu antworten, ließ ich meinen Blick ausgiebig über ihren Körper wandern. Zuerst studierte ich ihr Gesicht, dessen Züge mir inzwischen so bekannt waren, als wäre ich zusammen mit ihr aufgewachsen. Als hätte ich mein ganzes Leben damit verbracht, mir die Konturen ihrer Wangenknochen einzuprägen.
Ich krallte meine Finger in die Decke, um den Drang, ihre Wange zu umfassen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken, zu unterdrücken.
„Ich kann etwas anderes sehen", entgegnete ich ihr. Mein Blick war immer noch auf sie gerichtet und als Gwendolyn meine Worte vernahm, neigte sie ihren Kopf in meine Richtung. Ein ehrliches Lächeln lag auf ihren Lippen. „Was denn?"
„Eine schreiende Gwendolyn", flüsterte ich mit einem provozierenden Grinsen.

Mit einem Mal war ich wieder auf den Beinen, beugte mich blitzschnell über Gwendolyn und ließ unbarmherzig meine Finger auf ihre empfindlichsten Stellen niedersausen.
Während Gwendolyn mich zuerst erschrocken anstarrte, verfiel sie in einen Lachkrampf, welcher mich stark an ein sterbendes Nilpferd erinnerte. Meine Mundwinkel wanderten höher.
Mit Geschick ließ ich meine Fingerspitzen über ihre Achselhöhlen gleiten, streifte ihren Bauch und ließ meine Kuppen unterhalb ihres Kinnes tanzen.
Während Gwendolyn weiterhin verzweifelt nach Luft rang und versuchte, ihr abgekratztes Lachen zu unterdrücken, beobachtete ich ihr Verhalten amüsiert.
Erst nach ein paar Minuten erlöste ich sie von ihrem Leid und zog mich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zurück.

Sofort rollte sich Gwendolyn zusammen, umschlang, hektisch nach Luft schnappend, ihren Oberkörper und starrte mich mit einem gereizten Ausdruck im Gesicht an. Meine Mundwinkel zogen sich noch weiter nach oben, als ich die lodernde Wut in ihren dunkeln Augen erkennen konnte.
Ach, wie ich es liebte, sie zur Weißglut zu bringen. Ihr grenzenloser Ärger war es mir Wert, solange ich einen Blick auf den zarten rosigen Farbton werfen konnte, welcher immer ihre Wangen übermannte, sobald sie sich ihrer Wut hingab.
Dann war sie keine errötete Tomate mehr, sondern ähnelte wirklich einer wahren Schönheit. An manchen Tagen sah sie sogar äußerst attraktiv aus, wenn ich ihr diesen Hauch von Farbe ins Gesicht zaubern konnte.
Mein Grinsen wurde breiter, als ich daran dachte, wie Gwendolyn wohl reagieren würde, wenn sie meine Gedanken hören könnte. Vermutlich würde sie mir sämtliche Körperteile abreißen, nur um sie wieder anzukleben und erneut in Stücke zerfetzten zu können.
Sicherheitshalber rutschte ich ein Stück von ihr ab, als sie sich aufrichtete.

Mit einem zornigen Funkeln in den Augen strich sie sich eine dunkle Strähne aus dem Haar und drückte ihre Zähne in ihre geschwungene Unterlippe.
Sie sah nachdenklich aus. Als würde sie sämtliche Optionen durchgehen, wie sie mich am Besten fertig machen könnte. Welche Methode am schmerzvollsten wäre und unter welcher ich am Meisten leiden würde.
„Was ist denn los, Gwendolyn?", fragte ich neckend und brachte meine zerzausten, blonden Haare wieder in Ordnung, indem ich meine Finger durch die einzelnen Strähnen wandern ließ.
Gwendolyn verfolgte meine Bewegung mit zusammengekniffenen Augen, während sie weiterhin fieberhaft auf ihrer Unterlippe kaute. Keine Frage, sie hegte gerade einen teuflischen Plan aus. Das verriet mir das verdächtige Zucken ihrer Mundwinkel, welches sie zu unterdrücken versuchte.

„Ach, mir ist nur gerade etwas eingefallen", winkte sie meine Frage lässig ab. Würde ich nicht den Funken von Wut in ihren Augen erkennen, dann würde ich fast vermuten, dass sie wirklich nicht weiter auf meine Attacke eingehen würde.
Aber ich sah es. Klar und deutlich. Und aus irgendeinem Grund machte mir das unglaublich Angst – Jagte aber zugleich einen angenehmen Schauer über meinen Rücken.
Amüsiert beobachtete ich, wie sie sich nun zu ihrer völligen Größe aufrichtete, was allerdings nicht weiter beeindruckend war.
Gwendolyn war um ein paar Köpfe kleiner als ich und generell gab es nichts an der zierlichen Statur des Mädchens, welches mich in Angst und Schrecken versetzten sollte.
Siegessicher lehnte ich mich auf meinen Armen zurück und musterte sie abwartend. Ich war gespannt, was sie vorhatte.

Gwendolyns Blick flog über meine Schultern hinweg und veranlasste mich dazu, ihren wachsamen Augen zu folgen. Noch in dem Moment in dem ich mich umdrehte, breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus.
Das war doch der älteste Schachzug der Welt, oder etwa nicht? Wenn du es jemanden überraschend heimzahlen willst, deutetest du auf etwas hinter ihm und fällst dann sofort über ihn her.
Das war mein Gedanke, als sich plötzlich Gwendolyns warmer Körper an meinen drückte. Sie war durchaus ein Fliegengewicht und selbst die Wucht, mit der sie sich mir entgegenwarf, konnte mich nicht zu Boden zwingen. Doch ich ließ mich fallen. Neugierig darauf, wie das Ganze enden würde.

Amüsiert glitt ich auf die Decke und prallte hart auf dem unförmigen Untergrund auf, welcher sich unter dem farbigen Stoff versteckte. Etwas kleines, hartes, vermutlich ein Kieselstein, bohrte sich zwischen meine Schulterblätter. Ich ignorierte den Schmerz und konzentrierte mich auf Gwendolyns Gesicht, welches nur wenige Zentimeter über dem Meinen schwebte. Ihre dunklen Augen waren auf meine Lippen gerichtet, während sie verwirrt blinzelte.
Erneut huschte ein belustigtes Grinsen über meine Züge.

Es war wirklich niedlich, wie schnell sich das Mädchen aus der Fassung bringen ließ. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie sich gerade selbst in die Lage gebracht hatte.
Ich hatte mich nicht mit einer Übermotivation auf sie geworfen und dafür gesorgt, dass sie mit ihrem berüchtigten Tomatengesicht über mir kauerte. Das war sie selbst gewesen und das würde ich ihr nur zu gerne an den Kopf werfen. Doch ich verkniff es mir, aus Angst, ihr Gesicht könnte eine noch rötere Farbe annehmen. Das wäre vermutlich nicht so gesund. Sie würde wie ein überreifer Apfel aussehen.
„Und jetzt?", hakte ich amüsiert nach, legte den Kopf etwas zur Seite und sah sie abwartend an.

Erneut schabte Gwendolyn mit ihren Zähnen über ihre Unterlippe und knabberte einen losen Hautfetzen von ihrem Mund und senkte beschämt den Blick, als sie bemerkte, dass meine Augen ihre untere Gesichtshälfte musterten.
„Gwendolyn", murmelte ich sanfter und zwang den provozierenden Unterton aus meiner Stimme. Mit einer sanften Bewegung umfasste ich ihr Kinn und strich mit meinem Daumen über ihre tiefroten Wangen. Fasziniert beobachtete ich die zarten Strahlen der Sonne, welche auf Gwendolyns Gesicht Zumba tanzten. Sie ließen ihre lieblichen Züge im besten Licht erleuchten.
„Gwen", entgegnete sie plötzlich und ein scheues Lächeln huschte über ihre aufgerissenen Lippen.
Abwesend betrachtete ich einen kleinen Riss in ihrer Unterlippe, aus dem langsam und unauffällig Blut hervorsickerte. Ein Tropfen nach dem Anderen. „Was?"

„Du solltest endlich Mal aufhören, mich Gwendolyn zu nennen", offenbarte sie mir mit einem belustigten Funkeln in den Augen und hob ihren Kopf etwas an, um meinen Fängen zu entkommen.
Etwas enttäuscht zog ich meine Hände zurück. „Warum?"
„Weil du nicht meine Mutter bist. Und auch nicht mein Vater", antwortete sie mir schlicht und ließ ihre dunklen Augen unruhig über mein Gesicht wandern. Ihre Pupillen konnten sich nicht für einen Punkt entscheiden, denn sie fixieren konnten. Sobald ihre Augen länger als vier Sekunden an einer Stelle verweilten, zogen sie hektisch weiter.

„Okay, Gwen", erwiderte ich mit einem neckenden Lächeln und boxte ihr spielerisch gegen die Schulter. Ihr Blick sprang weiterhin nervös von einem Punkt zum Nächsten. „Was hast du jetzt mit mir vor?"
Gwendolyn senkte die Lider und sah mich unter ihrem dichten Wimpernkranz hervor an: „Was meinst du?"
Erneut konnte sie mir mit ihrer Ahnungslosigkeit und ihrer verpeilten Art, ein leises Lach entlocken, ehe ich erneut meine Hand hob und ihr eine widerspenstige Strähne hinters Ohr strich. „Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass das hier deine Rache gewesen sein soll?", hakte ich nach und fasste mir erschüttert an die Brust. „Wenn das wirklich alles gewesen sein soll, dann bin ich furchtbar enttäuscht, Gwen."
Gwendolyn rollte amüsiert mit den Augen, stemmte ihre Handflächen links und rechts von meinen Schultern ab und löste somit den Druck, welchen ihr Gewicht auf meinen Brustkorb gelegt hatte.

„Meine Rache kommt noch, Jayce. Sei unbesorgt", meinte sie mit einem teuflischen Lächeln auf den Lippen und beugte sich zu mir vor. „Und sie wird furchtbar sein!"
Mit diesen Worten zog sie sich zurück und brachte wieder genügend Abstand zwischen uns, dass ich mich ohne weitere Probleme aufrichten könnte. Allerdings tat ich das nicht.
Ich blieb stumm liegen und versuchte, dieses dämliche Grinsen aus meinem Gesicht zu verbannen, welches entstanden war, als Gwendolyn sich über mich gebeugt hatte.
Sie wollte es mir also heimzahlen. Und laut ihrer Prophezeiung sollte ihre Rache furchtbar sein. Das amüsierte mich. Das amüsierte mich sogar sehr. Doch ich würde mich hüten, ihr meine Belustigung über ihre Worte auf einem Silbertablett zu servieren.

„Da bin ich aber gespannt", murmelte ich lediglich und registrierte ihr siegessicheres Lächeln kaum. Mein Blick war nach oben gerichtet, wo ich die ziehenden Wolken beobachtete.
Meine Mundwinkel zogen sich unwillkürlich nach oben, als eine der weißen Gestalten sich zu einer bäumenden Ziege formte.

_______________

Also wenn ich mir das alles im nachhinein durchlese, quellt das Ganze ja über vor Kitsch :D Ich hoffe, dass euch das nicht allzu sehr stört.
Ich habe euch wegen dem Musical-Fieber gewarnt... I'm sorry ^^
Ich wünsche euch noch ein erholsames Wochenende! :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top