11. Kapitel
Gwendolyn
Das kühle Wasser, welches mir in sanften Wellen gegen die nackten Beine schlug, jagte mir einen Schauer nach dem Anderen über den Rücken, während sich der Rest meines Körpers mit einer zarten Gänsehaut überzog.
Mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch watete ich tiefer ins Wasser und spürte, wie sich der zarte Flaum an meinen Armen aufstellte, als wolle er mich dazu bewegen, zurück ans Ufer zu kehren.
Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Anspannung der vergangenen Tage sich von meinen Schultern löste und ich endlich wieder aufatmen konnte.
Mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen reckte ich mein Gesicht Richtung Sonne, welche sich alle Mühe gab, denn großen See zu erhitzen. Die vereinzelten Wolken am Himmel, schienen ihr diesen Plan allerdings austreiben zu wollen.
Euphorisch wirbelte ich herum und ließ kleine Wassertropfen aufwirbeln.
„Kommst du jetzt, oder nicht?", fragte ich ungeduldig und konnte nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel weiter nach oben zogen, als ich Tobys klägliche Miene sah.
Mit gerunzelter Stirn blickte der Braunhaarige auf die kleinen Wellen hinab, welche sich alle paar Sekunden mit ihrer gewaltigen Macht am Ufer sammelten.
„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist", rief er mir schließlich zu und zuckte hilflos mit den Schultern, als er meine beleidigte Miene bemerkte.
„Ich will eben nicht krank werden!"
Schmollend schob ich meine Unterlippe vor und legte den Kopf schief.
Ein kleiner Windhaucht ließ meine Haare tanzen, während ich fröstelnd meine nackten Arme rieb.
Toby hatte Wohl oder Übel Recht – Mit einem gesunden, stabilen Immunsystem würde ich diesen See vermutlich nicht mehr verlassen.
Immerhin war es schon das zweite Mal in dieser Woche, dass ich bei bedenklichen Temperaturen in eiskaltes Wasser eintauchte.
„Spaßbremse!", murrte ich mit verschränkten Armen und rollte mit den Augen, als Toby meine Reaktion lediglich mit einem weiteren Achselzucken quittierte.
In solchen Moment vermisste ich Zac. Nicht nur ihn. Jessica, Dana und Ainsley zerrten genauso an meiner Haltung.
Ich vermisste selbst Maxs nervtötendes Gejammer.
Egal wie lästig dieses Mädchen auch sein konnte, sie hätte mich bestimmt nicht alleine in den kühlen See gelassen.
Jessica, Dana, Ainsley und Zac genauso wenig.
„Ich sollte wirklich wieder meiner Arbeit nachgehen, Gwen!"
Tobys Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen und ich blickte über das Wasser zu ihm hinüber.
Beleidigt schürzte ich die Lippen und strich mir eine widerspenstige Strähne hinters Ohr. Warum sich hier alle nur so förmlich ausdrücken mussten, verstehe ich wirklich nicht.
Vor allem wenn Blondschopf oder seine Schwestern mit ihren Eltern reden, hört es sich an, als würden sie vor dem Militär salutieren.
Wörter wie ‚Vater' und ‚Mutter' waren keine Seltenheit bei dieser Familie. Ich wette die Geschwister haben noch nie ausprobiert, wie sich das Wort ‚Mama' oder ‚Papa' auf ihren Zungen anfühlte.
Bestimmt redeten sie ihre Eltern seit sie sprechen konnten, mit dieser förmlicheren Version an.
Abartig.
„Ja, dann tschüss!", knurrte ich beleidigt und winkte Toby halbherzig zu, welcher sich zögernd vom Ufer entfernte.
Wow. Er haute wirklich einfach ab und ließ mich alleine im eiskalten Wasser zurück. Und ich dachte, dass Jayce ein Arschloch sei.
Missmutig schüttelte ich den Kopf und wollte mich gerade wieder der Weite des Sees widmen, als mich ein seltsames Klopfen aufhorchen ließ.
Es klang, als würde man Eisen oder irgendwelche anderen Gegenstände auf den Boden hämmern.
Ich hatte dieses Geräusch schon einmal gehört und das war definitiv im Schloss.
Langsam ließ ich meine Augen über die sanfte, hügelige Landschaft wandern, welche die Besitztümer der königlichen Familie markierten und erstarrte in meiner Bewegung, als ich einen schwarzen Schatten über die grasgrüne Wiese huschen sah.
Meine Augen kniffen sich wie von selbst zusammen und ich konnte erkennen, dass es sich bei diesem ‚Schatten' lediglich um ein schwarzes Pferd handelte.
Moment Mal... Fuck! War das nicht der Rappe, den Jayce geritten hatte?
Tatsächlich! Auf dem kräftigen Rücken des Tieres türmte sich ein Junge mit blonden Haaren. Blondschopf!
Ach du scheiße... Was macht der denn hier?!
Unschlüssig starrte ich zu ihm hinüber. Sein suchender Blick verriet mir, dass er mich noch nicht entdeckt hatte und aus irgendeinem Grund, wollte ich, dass das auch so blieb.
Schnell tapste ich tiefer in das Wasser und zog scharf die Luft ein, als das kalte Nass über meinen Bauch schwappte. Gerade noch konnte ich ein lautes auf quicken verhindern.
Mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten glitt ich tiefer ins Wasser, bis der sandige Boden unter meinen Füßen schwand.
Mein Blick flatterte zu Jayce hinüber, welcher mittlerweile das Ufer erreicht hatte, geschickt von dem Rücken des Rappen kletterte und seine Augen über den See wandern ließ.
Warum bleibt er genau hier stehen? Woher soll er denn bitte wissen, dass ich hier bin?
Meine Klamotten!
In diesem Moment hätte ich mir am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst, allerdings fehlte mir dafür die Zeit, denn Jayces Blick drohte in meine Richtung zu gleiten, weshalb ich kurzerhand meine Backen aufblähte und untertauchte.
Im Nachhinein eine richtig bescheuerte Idee. Ich war wohl die schlimmste Taucherin auf der Welt und konnte nur mit Mühe meinen Haarschopf unter der Wasseroberfläche halten.
Dazu kommt noch, dass mein Lungenvolumen scheinbar sehr gering ist, denn nicht nach weniger als zehn Sekunden konnte ich spüren, wie mein Körper nach neuem Sauerstoff verlangte.
Fuck!
Mit aufgeblähten Wangen und krampfhaft wedelnden Armen versuchte ich verzweifelt, unter Wasser zu bleiben.
Doch scheinbar hatte ich in den vergangenen Monaten ein paar Pizzen zu viel gegessen, denn ein mysteriöser Druck schob meinen Körper immer wieder nach oben.
Musste bestimmt witzig aussehen, wie meine dunklen Haare wie schleimiger Seetang aus dem Wellenbett hervorlugten, nur um gleich darauf wieder verschlungen zu werden.
Ja, das wäre wirklich lustig, wenn nicht die Chance bestehen würde, dass Jayce meine auftreibenden Strähne ausspähen könnte.
Was sollte ich ihm denn bitte erklären, falls er mich so vorfand? Das ich Lust auf einen spontanen Wer-Kann-Länger-Die-Luft-Anhalten-Wettbewerb mit mir selbst hatte? Wohl kaum!
Allerdings blieb mir nicht genug Zeit, eine sinnvolle Erklärung in meinem Kopf zu formen, denn in nächster Sekunde packte jemand mein rechtes Handgelenk und zog mich ruckartig nach oben.
Perplex öffnete ich meine Augen, allerdings brannte das verdreckte Wasser in meinen Pupillen sosehr, dass ich meine Lider gleich wieder zuklappen ließ. Einen kurzen Blick auf Jayce konnte ich trotzdem erhaschen.
Fuck! Scheiße! Shit!
„Gwendolyn?" Jayces Stimme klang besorgt und ich spürte, wie er seinen zweiten Arm um meine Taille legte, um mich über der Wasseroberfläche zu halten.
Aus lauter Irritation, hatte ich es nicht gewagt, mich in seinen Armen zu rühren, weshalb ich wie ein nasser Sack zwischen seinen rauen Handflächen ruhte.
„Gwendolyn? Könnt Ihr mich hören?" Okay, jetzt klang Jayce alarmiert und das leise Platschen unterhalb meines Körpers verriet mir, dass er seine Fersen in den schlammigen Untergrund stemmte, ehe er mich hochhob.
Gerade noch konnte ich ein leises auf quicken meinerseits verhindern, weshalb ich wie ein erlegtes Beutetier über Jayces Rücken baumelte.
Als er sich langsam vorwärtsbewegte, konnte ich unterhalb meines Bauches spüren, wie sich seine ausgeprägten Schultermuskeln bewegten.
Was für einen Sport machte Blondschopf bitte, dass seine Schultern trainiert waren? Bis jetzt hatte ich ihn nur über ein Schachbrett oder einem Notizheft gesehen. Mit gebeugtem Rücken, wohlgemerkt.
Das schmatzende Geräusch unter mir, welches entstand als Jayce seine Fußsohlen über das schlammverzierte Ufer gleiten ließ, verriet mir, dass wir die Fluten des Sees hinter uns gelassen hatten.
Nur einen Herzschlag später ließ Blondschopf mich vorsichtig von seinem Rücken gleiten und ich konnte den schwach erwärmten, feuchten Sand an meiner nackten Haut spüren.
Sollte ich Jayce zeigen, dass es mir okay ging? Vermutlich dachte er, dass ich kurz davor war zu ertrinken. Aber käme das nicht ziemlich bescheuert, wenn ich plötzlich die Augen aufschlagen und ‚Überraschung' schreien würde? Das wäre selbst für mich zu krass.
Meiner Gedanken Willen blieb ich ruhig auf dem weichen Untergrund liegen. Mit geschlossenen Augen und langsamer Atmung. Wohl darauf bedacht, meine Brust so zaghaft wie möglich zu heben und zu senken.
„Gwendolyn? Nun sagen Sie doch etwas!"
Jayces Stimme hatte einen hektischen Unterton angenommen, als sein Schatten über mein Gesicht fiel und ich seine Hand an meiner Wange spüren konnte. Mit Schlammkrümel verziert.
Vorsichtig tätschelte er meine Backe und ich konnte nicht verhindern, dass meine Lider verdächtig flackerten. Zu gerne würde ich Blondschopfs Gesichtsausdruck in diesem Moment sehen, doch ich musste mich zusammenreißen.
Jayce würde mich noch mehr hassen, als er es sowieso schon tat, wenn er jetzt bemerken würde, dass ich nur ein falsches Spiel mit ihm spielte.
„Scheiße!", fluchte Jayce leise und nur wenige Sekunden später konnte ich seine gefalteten Hände unterhalb meiner Brust spüren.
Ich wollte gerade aufspringen, ihm meine flache Hand ins Gesicht klatschen und ihm eine Schimpftirade nach der Anderen um die Ohren knallen. Wie konnte er es wagen, mich einfach anzugrabschen?!
Glücklicherweise bemerkte ich, ehe ein verräterisches Zucken meinen Körper zum Leben erwecken konnte, dass Jayce mich einer Herzmassage unterziehen wollte.
Hatte er überhaupt meinen Puls gefühlt? Meinem Atem gelauscht? Nein. Warum zum Teufel wollte er mich also wiederbeleben, wenn er doch gar nicht wusste, ob ich tot war?
Mit rhythmischen Bewegungen senkte Jayce Druckwellen auf meinen Körper nieder und ich presste unwillkürlich meine Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien. Jayce war alles Andere als sanft und ich hatte das Gefühl, dass meine Rippen unter seiner Kraft zusammenbrechen würden. Glücklicherweise hielten sie der Amateur-Widerbelebung von Blondschopf stand.
Ich kniff meine Augen zusammen, doch schon im nächsten Moment stockte mir der Atem, als Jayce seine Hände von meiner Brust löste, seine eine Hand unter meinen Nacken schob und mit der Anderen meine Nase zuhielt.
Er will doch nicht etwa....?
Erschrocken schlug ich die Augen auf und erkannte, wie sich Jayce mit geschlossenen Lidern meinem Mund näherte. Seine Lippen nahmen eindeutig Kurs auf Meine.
Nein!
Ich quicke laut auf, schoss mit meinem Kopf hoch und drückte Blondschopf zur Seite.
Hustend und röchelnd blinzelte ich ihn an, in der Hoffnung, er würde meine gefakte Wiederbelebung billigen. Er tat es.
Mit einem schwachen Lächeln wich er von mir zurück und fuhr sich erleichtert durch die feuchten, blonden Haare.
„Gwendolyn! Was für ein Glück!", hauchte er atemlos und verdrehte die Augen zum wolkenbehangenen Himmel, als würde er ein knappes Stoßgebet nach oben schicken.
Ich wusste gar nicht, dass Jayce religiös ist.
Perplex starrte ich Jayce an. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er mich tatsächlich Mund-Zu-Mund beatmen wollte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Ich hätte an seiner Stelle einfach jemanden um Hilfe gerufen. Immerhin war es ziemlich offensichtlich, dass er keine Ahnung von erster Hilfe hatte.
„Was ist passiert?", würgte ich mit einem gequälten Lächeln hervor und versuchte, so ahnungslos auszusehen, wie nur möglich.
Blondschopf schluckte es.
„Ich habe Sie ohnmächtig im See gefunden", berichtete Jayce mir mit sanfter Stimme und runzelte besorgt die Stirn: „Könnt Ihr etwa nicht schwimmen?"
Schnell schüttelte ich den Kopf und deutete mit zittrigen Fingern auf die angenehmen Wellen hinaus: „Ich glaube, ich hatte einen Krampf", schummelte ich schnell und unterdrückte das aufkommende Kribbeln in meinem Bauch, als Jayce mich mit einem undefinierbaren Blick musterte.
Seine Augen glühten und es schien, als würde ein Sturm in dem eisigen Blau toben. Als könnte Jayce mich mit einem kurzen Blick direkt auf eine verlorene Eisscholle in der Antarktis beamen.
Unsicher lächelte ich ihn an und riss meinen Blick von ihm los. Ich schlang meine Arme um meinen spärlich bedeckten Körper und fröstelte etwas, als uns ein sanfter Windzug streifte.
„Ist Ihnen kalt?", fragte Jayce augenblicklich und seine angespannten Züge wurden weicher, als er sich sein weißes Hemd aufknöpfte und sich kurzerhand von dem Stoff entledigte, um ihn mir um die Schultern zu legen.
„Das wäre nicht nötig gewesen. Meine Sachen sind dort drüben!", protestierte ich sofort und wollte schon mit einer heftigen Bewegung die Baumwolle von meinem Körper entfernen, doch Jayce legte seine Hände auf meine Schultern. Augenblicklich erstarrte ich unter seiner warmen Berührung und suchte unwillkürlich seinen Blick, während mein verräterisches Herz einen Luftsprung wagte.
„Ich bestehe darauf, Gwendolyn. Ich will nicht, dass Ihr euch erkältet."
Misstrauisch runzelte ich die Stirn, ließ seine Hände allerdings auf meinen Schultern verweilen.
„Solltet Ihr denn nicht froh sein, wenn ich ertrinken würde?", hakte ich mit erhobener Braue nach.
„Was meint Ihr?"
„Naja, wenn ich sterben würde, müsstet Ihr mich nicht heiraten. Vielleicht würdet Ihr dem Schicksal verschont bleiben."
„Oder ich müsste Ihre Schwester heiraten", entgegnete Jayce mit einem listigen Lächeln und warf mir einen provozierenden Blick zu: „Wollt Ihr nochmal schwimmen gehen?"
Jayce
„Danke, Lilly!"
Gwendolyns warmherzige Stille erfüllte den kläglich ausgestatteten Raum und ich riss meinen Blick von der blauen Farbe an der Wand los, um zu ihr hinüberzusehen.
Gwendolyns Körper war völlig von einer weißen, riesigen Daunendecke umhüllt. Lediglich ihr dunkler Haarschopf lugte aus dem Bettbezug hervor. Ihre braunen Augen funkelten das Personal dankbar an.
Die Bedienstete neigte den Kopf vor ihr und stellte die dampfende Tasse mit einem leisen Klirren auf Gwendolyns Nachtkästchen ab, ehe sie einen kleinen Schritt von dem Himmelbett zurückwich und die Hände in ihrem Schoß faltete.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Miss?", fragte sie artig, denn Blick fest auf den Teppich gerichtet, welcher Gwendolyns Schlafgemacht schmückte.
„Nein, danke. Du kannst gerne gehen, wenn du willst", entgegnete Gwendolyn dem unsicheren Mädchen und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, was sie jedoch gar nicht wahrnahm.
Ihr scheuer Blick wanderte zu mir hinüber und erst als ich mit einem knappen Nicken Gwendolyns Worte bestätigte, kehrte das Mädchen meiner Zukünftigen den Rücken zu und eilte zu der geschlossenen Zimmertür.
„Wenn Sie etwas brauchen, dann lassen Sie es mich wissen, Miss", murmelte sie noch schnell, ehe sie die Holztür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
„Komisch", nuschelte Gwendolyn leise und wagte sich etwas unter der Daunendecke hervor, um nach der dampfenden Tasse auf dem Nachttisch zu greifen.
„Was?"
„Ich dachte, Lilly sei meine ‚Zofe'", meinte Gwendolyn mit zuckenden Schultern und ließ es sich nicht nehmen, das Wort ‚Zofe' mit Gänsefüßchen zu untermalen.
„Das ist sie auch", bestätigte ich ihre Aussage und wagte mich näher an ihr Himmelbett heran.
„Aber sie auf Ihre Zustimmung gewartet, ehe sie gegangen ist", bemerkte Gwendolyn und zog fragend eine Augenbraue nach oben, ehe sie ihr Gesicht in die Dampfwolke des Tees reckte.
„Ich bin der Thronfolger, Gwendolyn", entgegnete ich verwundert und erwiderte ihren fragenden Ausdruck.
„Und?"
„Und Ihr seid ein gewöhnliches Mädchen aus der Bevölkerung", fügte ich mit einem süffisanten Lächeln hinzu, woraufhin Gwendolyn lediglich mit den Augen rollte.
„Ihr seid so arrogant, dass es schon wieder widerlich ist."
„Wieso? Entspricht meine Aussage etwa nicht der Wahrheit?"
Gwendolyn blieb stumm, reckte trotzig das Kinn vor und starrte stur in die schwimmende Brühe, welche in der Porzellantasse vor sich hin dampfte.
„Seid Ihr beleidigt?", erkundigte ich mich überflüssigerweise und konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Nein", knurrte Gwendolyn leise und nippte an ihrem Tee, ehe sie die Tasse wieder auf dem Nachttisch abstellte und sich tiefer in den Laken vergrub.
Ich entfernte mich wieder von ihrem Bett, da sie offensichtlich ihre Ruhe haben wollte, welche sie auch ziemlich nötig hatte.
Immerhin ertrinkt man nicht jeden Tag und ich kann mir gut vorstellen, dass dieser hinterlistige Krampf, welcher sie Unterwasser gezogen hatte, an ihren Kräften gezerrt hatte, weshalb ich ihr ein kleines Nickerchen durchaus vergönnte.
Gerade als ich die Tür erreicht, ertönte ein leises Rascheln von Gwendolyns Bett, als sie sich zwischen dem Bettbezug wälzte.
„Jayce?"
„Ja?" Neugierig drehte ich mich zu ihr um.
Gwendolyn sah mich aus dunklen, tiefen Augen an, welche aus der schneeweißen Wäsche hervorlugten. Ihre braunen, fast schwarzen, Haare waren zerzaust und über das gesamte Kissen verstreut.
Dieser Anblick zauberte mir ein mildes Lächeln auf das Gesicht und ich konnte nicht verhindern, dass meine Züge etwas weicher wurden.
„Danke", nuschelte Gwendolyn gedämpft unter der Bettdecke hervor und vergrub ihr Gesicht tiefer in dem Laken, um den Rotton zu verbergen, welcher erneut ihre normale Hautfarbe überrollt hatte.
Ich lächelte sie sanft an und fasste den Türgriff: „Danke für was?"
„Für Alles."
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Ahhhh... Gwendolyn ist so ein Tollpatsch :D Das sie sich immer in Situationen hineinreiten muss, die sie auch einfach geschickt hätte umgehen können ^^
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