18. Kapitel

James' POV

Es brach mir das Herz gehen zu müssen und Lia nicht helfen zu können. Ich konnte das Mädchen, dass ich liebte doch nicht mit so einem gefährlichen Verrückten alleine zurück lassen, ich konnte sie doch nicht einfach in ihren Tod rennen lassen! Bei Merlin, irgendetwas musste ich doch tun können.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte wie weit Moony uns schon voraus ging und auch nicht, wie sich die zwei großen Türflügel anfingen sich zu bewegen. Ich bemerkte es erst, als sie direkt von meiner Nase zu schlugen. Erschrocken sah ich mich um und bemerkte neben mir Pad, der sich genau so erschrocken umsah, wie ich.

Auf einmal fing der eben genannte Verrückte hinter uns an zu sprechen. Blitzschnell drehten wir uns um.

"Ihr bleibt hier. Das Mädchen scheint euch beiden wirklich am Herzen zu liegen. Ob es andersrum wohl genau so ist?" ich seufzte innerlich, wenn es nur so wäre.

"Pad schon", dachte ich, "doch ich nicht. Ich bin einfach nur ein guter Freund." Genau in diesem Moment schockte er uns beide ohne Vorwarnung. Wir saßen in der Falle.

"Ist es nicht nett von mir, dass ich deinen lieben Bruder und den Jungen der dich liebt und noch viel wichtiger, in den du verliebt bist, heute dabei sein lasse?Sie haben sogar Ehrenplätze in der ersten Reihe", fragte Voldemort Lia. Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Konnte es wirklich sein das sie so für mich empfand? Es war verrückt, dass ich ausgerechnet in diesem Moment darüber nachdachte. Doch der Hoffnungsschimmer verblasste sofort wieder. Woher sollte er denn überhaupt wissen wie es um Lias Gefühle stand? Er wusste wahrscheinlich noch nicht einmal was das war, Gefühle. Lias Antwort fiel kalt aus.

"Meinen ‚lieben Bruder' habe ich die letzten Jahre über verachtet und der andere ist ein Junge den ich die letzten Jahre über gehasst habe doch mit dessen Anwesenheit ich zu leben gelernt habe. Denkst du wirklich es würde mir etwas aus machen, wenn du den beiden etwas antust?"

Im ersten Moment war ich geschockt von ihren Worten. Empfand sie wirklich so für Pad und mich? Als ich zu Pad sah, sah er ebenso geschockt und verletzt aus wie ich mich fühlte. Doch dann viel mir etwas auf. Hätte ich sie nicht so gut gekannt, wäre es mir entgangen. Es war ein minimales Stinrunzeln. Das Stirnrunzeln war ein Zeichen dafür, dass sie log oder etwas verschwieg. Ich musste ihr nicht in die Augen sehen können um zu wissen das jedes Wort erstunken und erlogen war.

Ohne Vorwarnung schoss Voldemort einen Todesfluch auf Lia ab, doch sie konnte im letzten Moment noch zur Seite springen und konterte den Fluch ebenfalls stumm. So ging es die ganze Zeit weiter. Erleichtert bemerkte ich, dass sich die beiden Gegner mehr als ebenbürtig waren und Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht hatte Lia ja unrecht und sie würde das ganze überleben. Auch Lia schien überrascht darüber.

Doch meine Hoffnung starb sofort, als Voldemort anfing zu lachen. Lia war so verwirrt, dass sie ihren Zauberstab sinken ließ.

"Dir bedeutet also keiner der beiden Jungs etwas? Gut, dann macht es dir ja nichts aus, wenn ich sie umbringe. Ich zähle bis drei. Wenn du bis dahin deinen Zauberstab nicht fallen gelassen hast, werde ich erst den einen töten und dann den anderen. Verstanden?" Ich musste schlucken. Wenn Lia jetzt ihren Zauberstab fallen ließ waren wir alle verloren. Naja, Pad und ich waren so oder so verloren. Entweder ließ sie ihren Zauberstab fallen und er tötete uns, nachdem er sie getötet hatte oder sie behielt ihren Zauberstab und wir wurden jetzt gleich getötet. Lia schien das selbe zu denken, denn als Voldemort anfing zu zählen spannte sie sich an. Als er bei drei angekommen war, schloss ich die Augen. Ich wollte den grünen Blitzstrahl nicht auf mich zurasen sehen, doch er hatte die Zahl noch nicht ganz ausgesprochen als ich etwas klappernd zu Boden fallen hörte. Erschrocken schlug ich meine Augen auf und sah zu Lia. Mit gesenkten Kopf und hängenden Schultern stand sie da und ihr Zauberstab lag neben ihr auf dem Boden.

"Na also geht doch." Mit diesen Worten schwang Voldemort seinen Zauberstab und sie flog quer durch die Luft gegen die Wand und sackte auf dem Boden zusammen. Ehe Lia wieder aufstehen konnte, hörte ich wie ihr Gegner Crucio schrie. Der Schmerz zeichnete sich deutlich auf ihrem schönem Gesicht ab, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Ich konnte mir nicht vorstellen was für ungeheure Qualen sie durchleiden musste.

Erneut hob Voldemort seinen Zauberstab und eine Schlange aus Feuer raste auf die am Boden liegende Lia zu. Sie riss die Hände schützend vors Gesicht und die Feuerschlange spaltete sich, zischte links und rechts an ihr vorbei und erlosch. Dann erschienen in ihren Händen Energiekugeln und sie warf sie immer wieder Voldemort entgegen, doch er wich immer wieder aus. Jetzt begriff ich. Sie beherrschte stablose Magie, es war also doch noch nicht alles verloren.

Doch meine Freude darüber hielt nicht lange an. Irgendwie schaffte Voldemort es all ihren Geschossen aus zu weichen und selber anzugreifen. Er schwang seinen Zauberstab. Eine klaffende Wunde erschien in Lias Bauch und tränkte ihr Top blutrot. Sie schrie auf vor Schmerz, brach zusammen und krümmte sich vor Schmerz am Boden. Immer und immer wieder schwang er seinen Zauberstab und eine neue Wunde erschien auf ihrem Körper und immer wieder schrie Lia auf. Ihre Schrei wurden immer leisen, wurden zu einem wimmern und verstummten schließlich ganz. Blut sickerte aus unzähligen Wunden. Um sie herum bildete sich eine Blutpfütze.

"Und so zeigt sich mal wieder, dass niemand mich aufhalten kann. Ich Lord Voldemort bin der größte Zauberer der Welt und auch nicht Dumbledores Schoßhündchen kann mich besiegen!", rief Voldemort auf und begann zu lachen. Dann wandte er sich zu dem am Boden liegenden Mädchen um. "Bevor du stirbst, sollst du zusehen wie die sterben die du eigentlich beschützen wolltest."

Langsam kam er auf Pad und mich zu, lächelnd vor Vorfreude. Hinter ihm sah ich eine Bewegung. Lia versuchte sich aufzurappeln, doch sie schaffte es nicht und brach immer wieder zusammen. Irgendwann schaffte sie es doch sich auf alle viere zu hieven. Dann, ganz langsam, als ob die Tiergestalt sich wehren würde, verwandelte sie sich in die schwarze Raubkatze.

Erst taumelnd, doch dann immer sicherere lief sie auf Voldemort zu, gewann an Tempo und sprang schließlich. Sie verbiss sich in seinem Hals. Er versuchte sie ab zu schütteln, doch schaffte es nicht. Seine Bemühungen wurden immer schwächer und schließlich glitt er leblos zu Boden und als er aufschlug, zerfiel er zu Staub. Nur noch seine Kleidung lag an jener Stelle. Lord Voldemort war nicht mehr.

In diesem Moment löste sich auch die Ganzkörper-Klammer. Pad und ich liefen auf Lia zu, die sich inzwischen zurück verwandelt hatte und auf die Stelle starrte, an der eigentlich die Leiche ihren Widersachers liegen sollte. Urplötzlich brach sie bewusstlos zusammen und blieb reglos liegen. Um sie herum sammelte sich wieder eine Pfütze aus ihrem eigenen Blut nur diesmal vermischt mit der Asche Lord Voldemorts.

Pad und ich rannten auf sie zu. Ich war als erster bei ihr und hob sie hoch. Das sich dabei meine eigene Kleidung komplett mit Blut voll saugte war mir im Moment völlig egal. Im Moment galt nur eins, Lia retten. Wir liefen aus der großen Halle in Richtung Krankenflügel.

Das Portal hatte sich inzwischen wieder geöffnet. Keine Schüler waren mehr auf den Gängen. Vermutlich hatten die Lehrer sie in ihre Schlafsäle zurück geschickt. In der Eingangshalle wandte Pad sich in eine andere Richtung.

"Ich suche Dumbeldor. Er sollte unbedingt erfahren, was passiert ist. Du bringst Kit in den Krankenflügel." Und schon war er weg.

So schnell ich konnte lief ich los und stürmte kurze Zeit später hinein. Madame Pompfrey sprang erschrocken auf. Ich legte Lia auf das nächste Bett.

"Schnell, sie müssen ihr helfen! Sie stirbt!", schrie ich der Krankenschwester entgegen. Eilig kam sie herbei und beugte sich über Lia. Dann richtete sie sich wieder auf und schüttelte den Kopf.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass sie überlebt ist äußerst gering. Alle ihre Organe sind beschädigt und sie hat viel zu viel Blut verloren. Ich fürchte ich kann sie nicht retten." Frustriert schrie ich auf. Diese dumme Frau!

„Verdammt sie sind eine Hexe, tun sie was! Es ist mir egal wie gering die Chance das sie überlebt ist! Ich kann hier nicht einfach rumstehen und ihr beim sterben zu sehen! Ich liebe sie!", schrie ich. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen, doch es war mir egal. Im Moment war mir alles egal, die Hauptsache was das Lia nicht starb. Madame Pompfrey sah mich noch einen Moment mit unergründlichem Blick an. Dann nickte sie.

"Gut, ich werden sehen, was ich machen kann." Erleichtert ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Jetzt konnte ich nichts mehr machen als abwarten.

Lia's POV

Mir tat alles weh. Ich fühlte mich, als wäre ein schwer beladener LKW über mich hinweg gerollt, mehrere Male. Fühlte sich so sterben an? Wenn ja konnte ich gut und gerne darauf verzichte. Doch wenn ich tot war, warum lag ich dann in einem weichen und warmen Bett? Und warum hörte ich dann Stimmen? Ich schlug die Augen auf und starrte an eine weiße Decke. Wo war ich? Doch dann kam mir ein anderer Gedanke:"Ich lebte! Ich war nicht tot, ich lebte!"

Ich richtete mich auf. Dabei fuhr mir ein solcher Schmerz durch den gesamten Körper, dass ich leise stöhnte. Sofort richteten sich alle Blicke auf mich. Um mein Bett herum saßen Moony, Pad und James und hinter ihnen stand Madame Pompfrey. Ich war im Krankenflügel. Sofort wuselte die Medi-Hexe auf mich zu und verabreichte mir einen blutbildenden Trank. Ich war immer noch ein wenig verwirrt und alles war schummrig, weshalb ich die ganze Prozedur wie in Trance über mich ergehen ließ.

"Was ist passiert?", fragte ich als die Tränke endlich anschlugen. Ich konnte mich nur noch schleierhaft an alles erinnern. Sofort schilderte mir Sirius was passiert war.

"Doch die Hauptsache ist, dass Voldermort tot ist du du am leben." Es dauerte eine Weile, bis ich realisiert hatte, was er gesagt hatte. Ich hatte getötet. In meine Augen bildeten sich Tränen und ich bekam einen Heulkrampf. Alle Dämme waren gebrochen und der Schock, das Leid und all die aufgestaute Frustration brach aus mir heraus. Geschockt sahen mich die Jungs an, ehe Pad mich in den Arm nahm. Ich konnte es nicht fassen ,ich hatte eine andere Person getötet. Es war zwar nötig gewesen, doch es änderte nicht an der Tatsache. Ich hatte jemand anderen getötet. Jetzt war ich kein bisschen besser als er. Ich war ein verabscheuungswürdiges Monster.

"Nein, du bist kein Monster und verabscheuungswürdig schon gar nicht", sagte James und strich mir beruhigend über den Rücken. Anscheinend hatte ich das letzte laut ausgesprochen.

Es dauerte noch eine ganze Weile ehe ich mich beruhigt hatte.

"Wie lange war ich eigentlich weg?", fragte ich mit noch von Tränen erstickter Stimme.

"Heute ist der zweite Weihnachtstag", antwortete Moony. Einige Minuten schwiegen wir alle. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich durchbrach die Stille.

"Ich schätze ich habe eine Menge zu erklären." Alle drei sahen mich an.

"Ja das hast du", meinte Pad, „Aber es muss nicht jetzt sein, wenn du noch nicht bereit dafür bist." Doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein jetzt, ich habe es schon zu lange geheim gehalten." Moony nickte verständlich. Ihm war es mit seinem Werwolf-Dasein vermutlich nicht anders ergangen.

"Ich will wissen warum du nie etwas davor erzählt hast. Wir hätten dir helfen können", wollte Pad wissen. Ich schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf.

"Nein, hättet ihr nicht." Und dann begann ich meine Geschichte:

"Alles begann bereits in unserem ersten Schuljahr. Es war ende Oktober, als Dumbledore mich in sein Büro zitierte. Ich war natürlich total panisch und dachte nur 'Oh mein Gott, was habe ich gemacht? Hoffentlich schmeißen sie mich von der Schule.' Doch nach dem Gespräch wäre mir ein Rauswurf lieber gewesen, als das was wirklich los war. Es fing ganz harmlos an. Dumbledore fragte mich wie es mir ging und erkundigte sich wie es mir in Hogwarts gefiel und ob ich mich denn auch gut eingelebt hätte. Anschließend begann er mir eine Geschichte zu erzählte. Die Geschichte handelte über einen dunklen Zauberer und ein Mädchen das von einer Prophezeiung dazu aus erkoren war ihn zu stürzen. Dann erzählte er mir von Voldemort und von der Prophezeiung die mich dazu aus erkor gegen ihn anzutreten. Ich kann mich an so gut wie gar nichts mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass da irgend was war von wegen 'Keiner kann leben, während der andere überlebt' und irgendwas von wegen falsches Blut und so. Anfang des Schuljahren hat Dumbledore mir dann gebeichtet, dass er schon immer gewusst hat wer mein Vater war. Sonst hätte er nicht gewusst das sich die Prophezeiung auf mich bezieht. Schon als er mich zum ersten Mal gesehen hat, hatte er den Zauber gespürt der auf mir lag. Und natürlich auch auf dir Pad.

Er erklärte mir das es bedeutet, dass ich irgendwann in noch jungen Jahren dem dunklen Lord gegenüber treten musste und dass nur einer von uns lebend aus der ganzen Sache heraus kommen konnte. Ich war die Einzige, die fähig wäre ihn zu töten.

Er ließ mich schwören, dass ich nie auch nur einer Menschenseele davon erzählen würde. Wenn Voldemort auch nur das Gerücht des Gerüchtes eines Gerüchtes hören würde, dass ich ihm irgendwann zum Verhängnis werden könnte, würde er mich suchen und töten ehe ich bereit war. Ab dem Tag an unterrichtete Dumbledore mich heimlich einmal in der Woche Nachts, wenn alle schliefen. Als erstes brachte er mir Okklumentik bei. Wenn man das mit elf Jahren lernen muss, ist das ganz schön schwer und zeitaufwendig.

Mit den Jahren brachte er mir immer komplexere Zauber bei. Gleichzeitig ließ er den Schulstoff der kommenden Jahre einfließen, da ich mich nicht zu sehr davon ablenken lassen durfte. Also lieber alles am Anfang lernen, damit ich später mehr Zeit hatte mich auf die Zusammenkunft vorzubereiten, denn je älter ich wurde, desto wahrscheinlicher wurde es, dass es bald stattfinden würde. So kam es, dass ich schon im vierten Schuljahr lernte stumme Zauber zu wirken und im fünften die stablose Magie. Den Brief, den ich damals beim Frühstück bekommen habe, war von Dumbledore wegen unserer nächsten Unterrichtsstunde."

Alle schwiegen, wahrscheinlich mussten sie das eben gehörte erst einmal verdauen.

"Hat die ganze Geheimniskrämerei auch etwas damit zu tun, dass du nie zugesagt hattest, wenn ich dich nach einem Date gefragt habe?", hakte James leise und fast schon zögernd. Es schien als hätte er Angst vor der Antwort.

"In der dritten Klasse", begann ich, "sagte Dumbledore zu mir, er könne es mir nicht verbieten mich zu verlieben, doch ich sollte mir im klaren sein, dass es für die ganze Zauberergesellschafft gefährlich werden würde, wenn der Dunkle Lord herausfinden würde, dass es jemanden gab der mir wichtig war. Er würde dieses Wissen gegen mich verwenden und den armen Kerl als Geisel halten. Also versprach ich ihm mich nicht auf eine Beziehung einlasse oder irgend etwas was solche Gerüchte hervor bringen könnte. Mit anderen Worten Dates. Als ich dann am nächsten Tag zum Frühstück kam hast du mich zum ersten Mal nach einem Date gefragt." Danach schwieg ich und starrte auf meine Decke. Ich bemerkte nicht, dass James mich die ganze Zeit ununterbrochen anstarrte.

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