15. Kapitel

Zum Glück war der nächste Tag ein Feiertag. Dass bedeutete, dass der Unterricht heute ausfallen würde. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich nach dem was gestern passiert war James gegenüber treten sollte und wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Doch so konnte ich bis zum Mittagessen liegen bleiben und niemand würde Verdacht schöpfen. Ich würde einfach sagen, dass ich ausschlafen wollte.

Ich schaffte es tatsächlich noch einmal einzuschlafen, doch schon nach einer halben Stunde saß ich wegen eines Albtraums kerzengerade in meinem Bett. Ich saß schweißgebadet in meinem Bett und versuchte mich daran zu erinnern worum der Traum handelte, der mir so einen Schrecken eingejagt hatte. Mein Bachgefühl sagte mir allerdings, das ich das lieber nicht all zu genau wissen wollte. Danach war es für mich unmöglich weiter zu schlafen.

Ich versuchte mir die Zeit, die ich noch hatte bis ich aufstehen musste, mit einem Buch zu vertreiben. Das Funktionierte eigentlich immer, doch heute konnte ich mich einfach nicht darauf konzentrieren. Ständig schweiften meine Gedanken ab und landeten bei James. Was sollte ich ihm sagen warum ich einfach abgehauen bin? Ich war ihm eine Erklärung schuldig. Die Wahrheit ganz sicher nicht. Ich durfte nicht darüber sprechen. Sollte ich ihm überhaupt etwas sagen? Oder sollte ich einfach so tun, als ob nichts gewesen wäre? So blieb ich noch eine weiter Stunde liegen, länger hielt ich es nicht aus, und ging zu einem frühen Mittagessen in die Große Halle. Es war schon seltsam nach so langer Zeit wieder alleine zu essen. Ich war es einfach schon zu sehr gewohnt mit den Jungs zu Essen und dabei über ihre Witze zu lachen. Alleine war es einfach viel zu still.

Mehr als eine Person fing an mit ihrem Nachbarn zu tuscheln als sie mich alleine die große Halle betreten sahen. Ich setzte mich neben Alice, damit ich nicht ganz so armselig aussah, und begann zu essen. Ich mochte sie, sie war zwar eine große Tratschtante aber dennoch eine der nettesten Personen die ich kannte. Ich bedauerte es etwas das wir so wenig mit einander zu tun hatten.

Als ich fast fertig war, kamen die Jungs in die Halle. Sie setzten sich zu mir und begannen ebenfalls schweigend zu essen. Moony war schließlich der erste dem die Stille zu viel war.

"Warum warst du nicht beim Frühstück?"

"Verschlafen", nuschelte ich als Antwort.

„Du hörst dich aber immer noch nicht wirklich ausgeschlafen an", meinte Pad argwönisch. Ich zuckte einfach nur mit den Schultern. Was sollte ich denn sagen? Etwas, dass ich mir wegen seinem besten Freund die Augen aus geheult hatten? Ganz sicher nicht! Daraufhin schwiegen alle wieder. Doch die ganze Zeit über, warfen Moony und Pad mir komische Blicke zu. James jedoch ignorierte mich komplett, was mir einen leichten Stich veersetzte.

Nach dem Essen nahm Pad mich zur Seite.

"Lia, ich muss mit dir reden", begann er.

"Was ist denn los?"

"Es geht um gestern." Innerlich stöhnte ich frustriert auf. Ich hatte die wahnwitzige Hoffnung gehabt, dass es das Thema auf sich beruhen lässt.

"Schieß los!" Er schaute mich noch einen Moment prüfend an, bevor er begann.

"Als ich dich gestern fand hast du die ganze Zeit gestammelt, dass du irgend etwas nicht tun möchtest und gefragt warum es nicht wer anders machen kann. Was meintest du damit?"

"Da musst du dich verhört haben. Ich habe nie so etwas in der Art gesagt!", log ich ihm eiskalt ins Gesicht. Ich hasste es jemanden anzulügen den ich liebte, doch in diesem Fall hatte ich keine andere Wahl.

"Jetzt hör schon auf. Du hast es die ganze Zeit vor dich hin geweint. Also, was ist es?" Einen Moment starrte ich ihn an.

"Das geht dich überhaupt nichts an", fauchte ich ihn schließlich an.

"Aber ich bin dein Bruder!", protestierte er energisch.

"Genau", keifte ich, "du bist mein Bruder und nicht mein Vormund!" Mit diesen Worten drehte ich mich um und stürmte davon.

"Hey, bleib hier!", rief Pad mir hinterher, doch ich ignorierte ihn, lief die Treppe zu meinem Schlafsaal hoch und knallte meine Tür mit so einer Wucht ins Schoss, dass man den knall wahrscheinlich noch unten im Gemeinschaftsraum gehört hatte. Den Rest des Tages verbarrikadierte ich mich im Schlafsaal.

In den nächsten Tagen herrschte eine unangenehme Stimmung zwischen uns allen. Ich hing zwar immer noch die ganze Zeit mit den Jungs rum, doch die meiste Zeit schwieg ich und sie ließen mich in Ruhe. Es gab kein Lachen und keine Streiche. Pad beobachtete mich die ganze Zeit mit einem nicht zu deutenden Blick und sah hin und wieder von mir zu James, welcher auch nicht besser aussah als ich. Moony, der meinen Zusammenbruch ja nicht mitbekommen hatten sondern nur das wusste was Pad und James ihm erzählt hatte, falls sie es denn getan hatten, sah immer wieder von Pad zu mir und anschließend hinüber zu James. Irgendwas musste sich hier ganz schnell ändern.

Sirius's POV

Irgendetwas stimmte mit Lia nicht. Sie verhielt sich in letzter Zeit so seltsam und distanziert. Ganz anders als normalerweise. Sie schien über irgend etwas nach zu denken und fraß es in sich hinein.

Es war inzwischen Mitte November, als beim Frühstück eine große und prächtige Schleiereule vor Lia landete und ihr einen Brief brachte. Das wunderte mich, denn sonst bekam sie nie einen Brief von einer fremden Eule. Zwar schrieben Mom und ihre Freunde zu Haus fleißig Briefe und es herrschte ein so schneller verkehr zwischen ihnen wie die Eule nur fliegen konnte, doch diese wurden immer von Cupcake gebracht. Von wem konnte der sein?

"Was steht da drin?", platzte es aus mir heraus ehe ich darüber nachdenken konnte. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schien meine Frage nicht mitbekommen zu haben.

"Nichts", nuschelte sie geistesabwesend, als ich sie noch einmal fragte. Sofort wurde ich misstrauisch. Sie fuhr sich immer nur so mit der Hand durch die Haare wenn sie nachdachte oder frustriert war. Über 'Nichts' musste man weder nachdenken noch war man frustriert.

In der ersten Stunde hatten wir Geschichte. Lia saß mit James und mir in der letzten Reihe. Sie lehnte sich mit dem Stuhl gegen die Wand und schloss die Augen. In letzter Zeit schien sie nicht gut zu schlafen. Sie hatte es mir zwar nicht gesagt, doch die schwarzen Augenringe, mit denen sie umher lief und die sich nicht mal mit Make-up überdecken ließen, machten das unnötig.

Als ich mir sicher war, dass sie nichts mehr mitbekam, zog ich meinen Zauberstab und murmelte leise Accio. Lautlos flog er Zettel auf mich zu und blieb vor mir auf dem Tisch liegen. Vorsichtig faltete ich ihn auseinander, damit er nicht knisterte und vielleicht Kittens Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch sie merkte nichts.

Der Brief war nicht lang, genau genommen bestand er nur aus vier Buchstaben.

Heute Abend, selbe Zeit.

Unterschrieben hatte niemand. Wer konnte das sein? Es musste jemand sein den Kitten gut kannte, das stand fest. Hatte Lia etwa heimlich Dates oder was sollte das bedeuten. Ich zeigte James den Brief, doch auch er wusste nicht, von wem der sein konnte. Als ich ihm gegenüber die Möglichkeit eines heimlichen Dates erwähnte, blitzte für einen Augenblick Schmerz in seinen Augen auf, doch er zuckte nur mit den Schultern. Ich hätte mich Ohrfeigen können als ich das bemerkte. Lia hatte recht, ich sollte öfters nachdenken bevor ich sprach.

Als es Abend wurde, zog sich Lia schon früh in ihren Schlafsaal zurück. Wir beschlossen zu warten bis sie wieder kam und ihr dann zu folgen. Doch sie kam nicht wieder. Stundenlang warteten wir und spielten dabei Zaubererschach. Irgendwann mussten wir eingenickt sein, denn als wir gegen ein Uhr Geräusche hörte, fuhren wir hoch. Das Portrailoch öffnete sich, doch niemand kam rein. Wir hörten leise Schritte und zogen unsere Zauberstäbe. Dann wurde auf ein mal eine Person sichtbar und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. Es war Lia und sie sah müde und ausgezehrt aus.

"Kit, wo kommst du her?", fragte ich verblüfft. Wie hatte sie es an uns vorbei geschafft?

"Von draußen", antwortete sie. Wenn sie versuchte witzig zu sein, hatte es nicht geklappt.

"Und wie bist du unbemerkt raus gekommen?", fragte Moony neugierig.

"Desiliusonierungszauber."

"Und wo warst du?", wollte James wissen. Bildete ich mir das nur ein oder klang eine leichte Anklage in seiner Stimme mit? Ich hoffte ich hatte ihm mit den Dates keinen Irrwicht ins Ohr gesetzt.

"Weg", war die einsilbige Antwort. Sie stand auf. "Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich bin müde. Gute Nacht." Und sie verschwand auf der Treppe zum Schlafsaal. Noch die ganze Nacht diskutierten wir, was Lia zu verbergen hatte, denn das da etwas war, war offensichtlich. Eins konnten wir zum Schluss jedoch ausschließen. So abgerissen wie sie aussah, war sie garantiert nicht auf einem Date gewesen. Da wir nicht weiter kamen, beschlossen wir gleich morgen zu Dumbledore zu gehen und ihm von unseren Sorgen erzählen. Schließlich wusste er immer ganz genau, was im Schloss los war.

Der nächste Tag war ein Samstag und da Lia gestern Nacht so müde war, würde sie auf jeden Fall nicht vor dem Mittagessen aufstehen. Also hatten wir genug Zeit unserem lieben Schulleiter einen kleinen Besuch abzustatten. Gleich nach dem Frühstück standen wir vor Dumbledores Bürotür und klopften. Als wir den Raum betraten, sah er überrascht auf.

"Mr. Potter, Mr. Black, Mr. Lupin. Was für eine Überraschung. Normalerweise machen sie um alle Büros in dieser Schule einen großen Bogen. Setzten sie sich doch. Was verschafft mir die unerwartete Ehre?"

"Nun Sir", begann ich, "es geht um Lily."

"Was ist mit Ms. Evans?", fragte er neugierig. Ich war mir ziemlich sicher das, obwohl er neugierig wirkte, er ganz genau wusste worauf ich hinaus wollte.

"Sie verhält sich komisch."

"In wie fern?"

"Sie schleicht sich nachts raus um sich mit irgendwem zu treffen und wenn sie wieder kommt sieht sie geschafft aus, sie spricht so gut wie gar nicht mehr, sie distanziert sich immer mehr von uns. Als sie einmal zusammengebrochen ist hat sie eine Aufgabe erwähnte die sie aber nicht tun will aber machen muss. Als ich sie darauf ansprach, hat sie es abgestritten und ist stink wütend davon gerauscht", erzählte ich ihm alles. Ich sah einmal zu meinen Freunden hinüber, ob ich was vergessen hatte, doch sie nickten bloß zustimmend und schweigen.

„Ist davor denn etwas vorgefallen was die Reaktion rechtfertigen würde?", fragte Dumbleodre.

Ich sah zu James hinüber, doch der schüttelte bloß den Kopf.

„Nein Sir, nichts."

"Mr. Black, ich kann ihre Sorge bezüglich Ihrer Schwester verstehen, doch ich bin mir sicher, dass Ms. Evans einen guten Grund hatte Ihnen nichts zu sagen. Sie wird es schon tun, wenn sie bereit dazu ist."

"Aber wir machen uns ernsthaft Sorgen um sie. Nicht nur, weil sie sich komisch verhält, sie isst auch so gut wie gar nichts mehr."

"Nun, zufälligerweise weiß ich was mit Ms. Evans los ist. Ich werde mit ihr reden", versprach der Schulleiter.

"Was ist denn mit ihr los?", fragte James neugierig.

"Nun, dass Mr. Potter kann und werde ich Ihnen nicht sagen. Es ist besser, wenn Sie nichts davon wissen. Es wäre sogar besser wenn Sie vergessen das ich Bescheid weiß. Und nun würde ich Sie bitten zu gehen. Ich muss noch einmal ins Ministerium, der Minister möchte etwas mit mir besprechen."

"Aber Professor,...", protestierte James, doch Dumbledore schnitt ihm das Wort ab.

"Nein, Mr. Potter. Ich werde Ihnen nichts sagen und ich würde Ihnen auch raten nicht weiter nach Antworten zu suchen. Manche Fragen bleiben besser ungeklärt. Und nun gehen Sie, bitte." Also gingen wir, doch wir grübelten die ganze Zeit darüber nach, warum Lia sich so verändert hatte und warum Dumbledore uns nichts gesagt hatte. War es etwa so gefährlich, dass sie es uns nicht mir rein ziehen wollten oder gab es etwa einen ganz anderen Grund? Und wenn es wirklich so gefährlich war, warum war Lia dann ganz auf sich alleine gestellt?

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