13. Kapitel
Die Zeit verging wie im Flug für die Sechstklässler. Die Lehrer überschütteten sie mit Aufgaben, so dass sie fast ihre gesamte Freizeit in der Bibliothek verbrachten und über staubigen, alten Büchern hockten. Für die Rumtreiber wurde es allerdings noch anstrengender, da sie nebenbei noch eine Reihe an Streichen planen mussten um ihrem Ruf gerecht zu werden. Inzwischen war die vorletzte Oktoberwoche und endlich war wieder ein Hogsmead-Wochenende, das erste in diesem Jahr. Das wurde auch mal langsam Zeit, schließlich war in einer Woche Halloween und in der Großen Halle wurde eine Halloween-Party für alle Schüler ab dem vierten Schuljahr geschmissen und ich brauchte noch ein Kostüm. Naja, eigentlich brauchten alle noch ein Kostüm, doch das interessierte mich herzlich wenig. Mein Fokus lag auf MEINEM Kostüm. Seit am Montag der Aushang für den Ausflug am schwarzen Brett hing, sprachen alle Mädels (und auch ein paar Jungs) nur noch über ihre Kostüme und suchten ein Date für den Abend.
Ich muss zu meiner Schande gestehen das auch ich zu denen gehörte, die nur noch über ihr Kostüm sprachen. Doch im Gegensatz zu den anderen suchte ich keine Date. Es war doch ein Maskenball , da ging es doch darum nicht zu wissen wer unter der Maske war. Außerdem, warum mit irgend jemandem dort hin gehen und dann gezwungen sein seine Zeit mit ihm zu verbringen, auch wenn man am liebsten schreiend weg rennen würde? Ne, darauf hatte ich keinen Bock. Ich wollte den Abend lieber mit meinen Freunden verbringen. Vor denen konnte ich nämlich schreiend wegrennen, wenn es sein musste.
Endlich war es Samstag und wir konnten nach Hogsmead. Schon bei Sonnenaufgang stand ich auf und machte mich fertig, was an einem Wochenende äußerst untypisch für mich war. Danach stürmte ich in den Schlafsaal der Jungs, die noch seelenruhig in ihren Betten schlummerten.
"Alle raus aus den Federn, wir müssen bald los!" Alle vier schreckten auf und saßen kerzengerade in ihren Betten.
Ein Blick auf die Uhr genügte, um sie zu meinen erbittertsten Feinden zu machen.
"Boar Kit,", meckerte James, „hast du eigentlich schon mal auf die Uhr geguckt? Es ist noch viel zu früh!"
"Nein, ist es nicht", entschied ich. "Wenn wir nicht bald langsam los gehen kommen wir erst im Dorf an, wenn alle guten Kostüme schon vergriffen sind."
"Jetzt mach dir darüber nicht so nen Kopf", nuschelte Pad in sein Kissen. "Die Kostüme in XXXS werden schon nich vergriffen sein, also bekommst du schon noch dein Kostüm und wir lassen uns schon irgend etwas einfallen, schließlich sind wir die Marauder. James und ich gehen einfach als Quiddichleichen."
"Haha, sehr witzig", meinte ich trocken und verdrehte die Augen. "Du weist genau so gut wie ich, dass das nicht passieren wird, weil ihr gleich aufsteht und wir früh genug ins Dorf kommen." Die Jungs allerdings taten so, als hätten sie mich nicht gehört und stellten sich.
"Nun gut, ihr habt es nicht anders gewollt", flötete ich und mit diesen Worten schwang ich meinen Zauberstab. Über jedem der Betten erschien ein Eimer mit Eiswasser der sich über ihren Köpfen entleerte.
Mit einem Schrei saßen alle drei wieder kerzengerade jedoch nun hellwach in ihrem Bett.
"Na geht doch. Ich erwarte euch alle drei in fünf Minuten im Gemeinschaftsraum", sagte ich und verließ das Zimmer ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hörte die Jungs noch irgendetwas von Sklaventreiber und Katzenjagt murren, doch ich achtete nicht weiter darauf und schlug die Tür hinter mir zu.
Fünf Minuten später kamen tatsächlich drei nicht sehr ausgeschlafene Jungs in den Gemeinschaftsraum geschlurft und erdolchten mich mit ihren Blicken. Ich grinste sie nur zufrieden an, hakte mich bei Moony und Pad unter und zog sie hinter mir her.
Als wir mit dem Frühstück fertig waren, reihten wir uns als erstes in die Reiher der Schüler ein, die ins Dorf wollten. Ach, es war doch immer wieder schön zu sehen wie ein Plan aufging. Im Dorf angekommen zog ich die Jungs sofort zu einem passendem Geschäft. Die Kostüme der Jungs waren schnell gefunden. James würde als Inferi gehen, Pad als Dracula und Moony als Werwolf. Als ich hörte als was Moony gehen wollte konnte ich nicht anders. Ich fing an zu lachen. Es war einfach zu ironisch. Doch mit meinem Kostüm tat ich mich sehr schwer. Mit nichts war ich zufrieden. Das eine war zu lang und das andere zu kurz, das nächste war zu eng und das darauf zu weit, bei einem fand ich die Farbe zu grell und beim nächsten wieder zu matschig. Ich probierte alle möglichen an und sah, wie die Jungs mit jedem Kostüm ungeduldiger wurden. Schließlich hatte ich das perfekte Kostüm. Ich würde als Banshee gehen. Ich überlegte kurz ob ich es meinen drei Begleitern zeigen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Kurzerhand beschloss ich einfach weiter anzuprobieren, nur die Jungs zu ärgern.
Als ich schließlich in meinen normalen Klamotten aus der Umkleide trat, sahen mich die Jungs überrascht an.
"Und, wo ist das Kostüm?", fragte Pad verwunderte. Ich hatte sie nämlich gezwungen jedes einzelne Kostüm zu bewerten.
"Ich hab eins", antwortete ich ihm.
"Und welches ist es?", wollte Moony wissen.
"Keines das ihr gesehen habt."
"Verstehe ich das jetzt richtig, du hast und gefühlte hundert Kostüme bewerten lassen und ausgerechnet das Kostüm welches du kaufst dürfen wir nicht sehen?", hakte James noch mal nach und machte eine bittere Miene.
"Genau so ist es", bestätigte ich. Und zum zweiten Mal an diesem Tag erdolchten sie mich mit ihren Blicken. Mensch, was hatte ich ihnen denn heute angetan, dass sie mich ständig tot sehen wollen? Um sie wieder etwas milder zu Stimmen lud ich dann alle drei auf ein Butterbier ein.
Auf dem Weg zum Schloss liefen wir schweigend nebeneinander her. Nach kurzer Zeit jedoch, störte mich diese Stille gewaltig. Ich musste einfach was sagen, um die Stimmung wieder zu heben und ich befand, dass Pad das perfekte Opfer wäre.
"Also du Weiberheld, wer ist die arme Kleine die du auf der Party abschleppen wirst?"
"Die arme kleine gibt es nicht." Ich starrte ihn verwundert an.
"Wie jetzt? Kein Date?" Er verneinte. "Warum nicht? Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht?" Pad antwortete nicht sofort. Er runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippen, ganz so als überlege er wie er es am besten sagte.
"Das liegt daran, dass es mir zum ersten Mal in meinem Leben einmal nicht egal ist, was meine Familie von mir hält und ich es auch nicht darauf anlege ihr vor den Kopf zu stoßen", antwortete er schließlich. Ich sah ihn einen Moment sprachlos an. Dann verstand ich und viel ihm um den Hals. Er hatte seine Karriere als Weiberheld meinetwegen aufgegeben. Einen größeren Beweis wie viel ich ihm bedeutete, konnte er mir gar nicht geben.
Endlich war es soweit, heute war der 31. Oktober und das hieß heute würde die Halloween-Party steigen. Sie sollte um acht Uhr beginnen. Deshalb verabschiedete ich mich schon um drei Uhr von den Jungs, um mich fertig zu machen. Sie sahen mich nur verständnislos an.
"Du brauchst fünf Stunden um dich fertig zu machen?", fragte James ungläubig. Ich nickte und ließ alle drei sprachlos sitzen.
Um viertel vor acht war ich endlich fertig und betrachtete mein Meisterwerk im Spiegel. Mein Kostüm bestand aus einem blutroten Cocktailkleid. Darüber kam ein bodenlanger Netz-Überzug und darüber eine schwarze Weste mit Kragen. An den Ellenbogen waren noch Trompetenärmel aus dem selben Netzstoff befestigt. Dazu trug ich schwarze Pumps. Meine Haare färbte ich schwarz und lies sie mir in Locken über die linke Schulter fallen. Mein Gesicht schminkte ich weiß. Schwarze Lippen und smokey eyes rundeten das ganze noch ab. Zum Schluss färbte ich meine Augen rot und fertig war mein Kostüm.
Als ich in den Gemeinschaftsraum kam, warteten ein Werwolf, ein Inferi und ein Dracula schon auf mich, doch sie schienen mich nicht zu erkennen. Ach, was für eine Schande! Ich schlich mich von hinten an sie an.
"Ich hab euch doch gesagt, dass ich fünf Stunden brauchen werde um mich fertig zu machen." Alle drei fuhren erschrocken herum.
"Kitten, bist du es? Ich hab dich gar nich erkannt", fragte Moony.
"Ich bin's", erwiderte ich und lachte. „Aber das heißt wohl, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe."
„Ja das hast du, du siehst wirklich... wow", fing James an. Er war tatsächlich sprachlos.
„Dankeschön." Ich lächelte ihn strahlend an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Anschließend hakte mich bei Pad und ihm unter und zu viert verließen wir den Gemeinschaftsraum und gingen in Richtung Große Halle wo sich schon viele schaurige Gestalten herum trieben.
"Und, irgendwelche Pläne für heute Abend?", fragte James in die Runde. Moony verneinte, doch Pad und ich nickten eifrig und sagten wie aus einem Mund:"Zuckerhigh werden!" James und Remus sahen uns zweifelnd an.
"Warum denn auch nicht?", fragte ich. "Es ist Halloween. Da geht es doch um Süßigkeiten!" Pad stimmte mir eifrig zu. Die beiden anderen schüttelten noch mal den Kopf und ließen das Thema auf sich beruhen.
Die Halle sah großartig aus. Der Boden war komplett mit Nebel bedeckt, in den Ecken waren Spinnweben. Statt den schwebenden Kerzen gab es nun schwebende Kürbisse. Im Buffet sahen die normalsten Sachen nun richtig eklig aus (ein hoch auf die Hauselfen), überall schwebten Schüsseln voller Schokolade herum, die sich immer wieder von selbst auffüllte und dort wo normalerweise der Lehrertisch stand war nun eine Bühne aufgebaut, auf der die Knochenbrecher, eine berühmte Zaubererband spielte. Die Tanzfläche war schon gut gefüllt, als wir die Halle betraten. Moony und James holten uns was zu trinken und Pad und ich krallten uns erst einmal eine Schokoladenschüssel.
Selbst die Schokolade sah schaurig aus. Sie sah aus wie Augäpfel, abgeschnittene Finger und Zehen, hatte die Form von Fledermäusen,... Noch während wir auf der Suche nach einem freien Tisch waren, fingen an uns mit Schokolade voll zu stopfen. Es war kein Scherz, dass wir Zuckerhigh werden wollten. Schon nach kurzer Zeit wurde es Pad und mir allerdings zu langweilig.
"Komm tanzen!", meinte mein liebster Bruder. Ohne auf eine Antwort zu warten, griff er nach meiner Hand und zog er mich auf die Tanzfläche.
Es machte riesigen Spaß. Nach einigen Tänzen kamen wir wieder zurück zum Tisch.
"Lia, du tanzt großartig", meinte James, als wir uns wieder gesetzt hatten.
"Danke", erwiderte ich und fragte ihn keck, "Willst du auch tanzen oder bist du zu eingeschüchtert, nachdem du gesehen hast wie ich tanze?" James schnaubte empört
„Wovon träumst du Nachts?", fragte er.
„Nur von dir honey, das weißt du doch", erwiderte ich. Pad lachte einmal kurz auf. James ging nicht weiter darauf ein sondern zog mich einfach wieder in Richtung Tanzfläche.
Während wir tanzten, brannte sich die wärme seiner Hand durch meine Kleidung und jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so geborgen, wie in diesem Moment in dem ich in James Armen lag. Es kam mir so vor, als würde dieser Tanz ewig dauern. Ich schaute hoch in seine haselnussbraunen Augen und hatte das Gefühl in ihnen zu versinken und ich war mir sicher, dass es ihm genau so erging. Doch als das Lied endete und James sich von mir löste, war dieser Moment vorbei. Er blickte verlegen zur Seite und ich spürte leichtes Bedauern in mir hochkommen.
Einige Stunden, viele Tänze und Massen an Schokolade später war das Ziel Zuckerhigh so gut wie erreicht. Ich war schon sehr hibbelig von dem vielen Zucker, noch ein wenig mehr und ich würde anfangen auf und ab zu hüpfen. Doch so langsam musste ich wirklich, wirklich dringen auf Klo! Also verließ ich gezwungener maßen die Große Halle ohne vorher jemandem Bescheid zu sagen. Ich war schließlich keine drei Jahre mehr alt und würde mich nicht verlaufen und in die Toilette fallen. Doch als ich wieder auf dem Rückweg war, wünschte ich mir ich hätte jemandem gesagt wo ich hingehe.
Als ich gerade wieder in die Halle rein wollte, kamen fünf Typen auf mich zu, packte mich ohne Vorwarnung und zogen mich in eine Nische. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen gegen sie, doch sie ließen mich nicht los. Ich schrie so laut ich konnte, doch die Musik übertönte meine Schreie. Die Typen begannen an meinen Klamotten zu ziehen und wollten sie mir ausziehen. Das Netzkleid riss und wurde einfach zur Seite in die Dunkelheit geschmissen. Ich wollte erneut schreien, doch einer der Typen hielt mir den Mund zu. Ich biss ihm in die Hand und schrie wieder so laut ich konnte nach Hilfe, in der Hoffnung jemand würde mich hören. Sie wollten mich fest halten, doch ich wand mich in ihrem Griff und versuchte zu entkommen. Ich hatte es auch fast geschafft, doch dann zogen sie mich zurück und pressten mich an die Wand.
„Wenn du dich wehrst, macht es eh viel mehr Spaß", lachte eine dreckige Stimme an meinem Ohr. Als sich schließlich irgendwelche rauen Lippen grob auf meine pressten und ich den Geschmack von Alkohol schmeckte liefen mir vor Verzweiflung Tränen über die Wangen. Als die Typen das bemerkten fingen sie an zu lachen und machten nur mit noch größerer Freude weiter. Ihre Hände glitten meinen Körper hinauf und hinab und blieben schließlich auf meinen Brüsten liegen und drückten fest zu. Ekelhaft feuchte Küsse wurden meinen Hals hinunter platziert bis hin zu meinem Dekolletee und noch möglichst weit hinein. Mein Kleid wurde vom Saum bis zur Hüfte hin aufgerissen und eine Hand wanderte meinen Schenkel immer weiter hinauf.
Ein wimmern entrang sich mir und ich wollte am liebsten Sterben. Ich versuchte den Typen von mir weg zu stoßen, doch er war viel stärker als ich und presste mich mit seinem Körpergewicht gegen die Wand, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Auf einmal wurde der Typ von mir weggerissen und eine bedrohliche Stimme erklang hinter ihnen.
"Lasst eure dreckigen Finger von ihr oder ihr erlebst den nächsten Tag nicht mehr!" Es war James. Zu meiner Überraschung taten sie was er verlangte, doch nur um auf ihn los zu gehen alle gleichzeitig. Als sie sich auf ihn stürzten schrie ich entsetzt auf. Dem ersten schlug James seine Faust ins Gesicht, dem anderen mit dem Ellenbogen. Bei den anderen ging es so schnell, dass ich es nicht mitbekam. Als alle fünf ausgeschaltet hatte, kam James langsam und mit erhobenen Händen auf mich zu.
Ich fiel ihm um den Hals und brach weinend zusammen. Beruhigend strich er mir über den Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte zu.
"Komm, ich bring dich hier weg", flüsterte er schließlich. Ich konnte nur nicken also hob James mich im Brautstil hoch und trug mich weg. Ich bemerkte nicht einmal wo er mich hin trug. Das Gefühl von Sicherheit welches ich beim tanzen verspürt hatte war wieder da.
Ich schluchzte immer noch in sein Oberteil hinein. Irgendwann hörte ich ihn irgend etwas sagen, vermutlich ein Passwort, und merkte wie er mich eine Treppe hoch trug. Dann legte er mich auf ein Bett wollte gehen.
"Bitte bleib, ich kann jetzt einfach nicht alleine sein", nuschelte ich.
"Okay, ich bleibe bis du eingeschlafen bist." Er deckte mich zu, setzte sich auf den Bettrand und streichelte mir beruhigend über den Rücken. Es dauerte nicht lange, bis ich endlich eingeschlafen war.
Hey ihr Lieben!
Bilder zu den Halloweenkostümen findet ihr auf meiner Seite. Den Link findet ihr in meinem Profil.
Alles Liebe!
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