Seeschlacht vor Kap Engaño

Als es dunkel wurde, befahl Admiral Kurita die Center Force wieder herum und fuhrt erneut auf die San-Bernardino-Strasse zu. Die dritte Flotte war nun weg, was den Weg zur Landungszone frei machte. Kurita wusste das allerdings nicht und erwartete einen Empfang, den zum gleichen Zeitpunkt Admiral Nishimura im Süden erhielt. Aber zu seiner Überraschung wurden seine Schiffe nicht von Torpedos oder Geschützfeuer getroffen. Er schien nicht entdeckt worden zu sein.

Mit dieser Annahme lag er allerdings völlig falsch. Die dritte Flotte beobachtete die Center Force noch mit Flugzeugen und diese sahen, wie die Center Force wieder umdrehte. Diese Meldung gaben sie natürlich an die Flotte weiter, die nicht darauf reagierte.

Der Grund dazu: Halsey schlief. Er hatte sich, um für die bevorstehende Schlacht am nächsten Tag möglichst ausgeruht zu sein, früh hingelegt. Seine Untergebenen erhielten die Info, dass die Center Force umdrehte und reagierten unterschiedlich darauf.

Konteradmiral Bogan, dem die Flugzeuge gehörten, die gesichtet hatten, dass die Center Force umdrehte, kontaktierte das Flaggschiff, um die Sichtung erneut und persönlich zu melden, wurde aber von einem von Halseys Staboffizieren abgetan, der antwortete: "Ja, ja, wir haben diese Information"

Admiral Lee, der die Schlachtschiffe kommandierte, war völlig davon überzeugt, dass die Nordgruppe ein Köder wäre, um sie von der Center Force abzulenken und signalisierte dies dem Flaggschiff deutlich, da sie etwas unternehmen mussten. Seine Warnung wurde ohne Berücksichtigung beiseite gefegt.

Admiral Mitscher wurde von zwei seiner Untergebenen geweckt, die aus den erhaltenen Informationen ebenfalls herausgelesen hatten, dass Kurita auf die San-Bernardino-Strasse unterwegs sei. Als er die beiden fragte, ob Halsey diese Informationen hätte und sie dies bejahten, sagte er, wenn Halsey seine Meinung wissen wolle, würde er es ihn wissen lassen und legte sich ebenfalls wieder schlafen.

Niemand hielt solch eine Info anscheinend für wichtig genug, um Halsey aufzuwecken, denn dies ist nicht passiert. Sie befanden sich im Krieg und ein Feind in der Nähe hatte gerade etwas getan, auf das man reagieren musste und niemand kam auf die Idee, den Oberbefehlshaber aufzuwecken. What the Fuck?

Nicht nur wurde die Kursänderung der Center Force komplett ignoriert, es kam auch Niemand auf die Idee, die siebte Flotte oder sonst irgendjemanden darüber zu informieren, dass diese gewaltige Kriegsschiffformation direkt auf die Landungsflotte zukam, was ja eigentlich die logische Schlussfolgerung sein sollte, wenn man deswegen selbst nichts unternimmt.

Ich bin mir nicht völlig sicher, ob Halsey zum Zeitpunkt des Berichtes über die Umkehr der Center Force bereits schlief, da es unterschiedliche Quellenangaben gibt, aber ich gehe jetzt Mal davon aus. Aber selbst wenn, am nächsten Morgen wurde er sicherlich über alles informiert, dass in der Nacht passiert ist, was bedeutet, dass er die Warnung zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ignorierte. Falls dies nicht der Fall war und Halsey nichts darüber erfuhr, stelle ich mir die ernsthafte Frage, was mit der Informationsstruktur falsch war, wenn sie eine solch wichtige Meldung nicht weitergeben konnte.

Bei dieser gab es anscheinend auch so ernsthafte Mängel, denn Admiral Kinkaid sendete um ca. 04:00 Uhr des 25. eine Nachricht an Halsey, wo TF 34 sei, um sicherzugehen, dass diese die San-Bernardino-Strasse bewachte. Diese Nachricht lag ungefähr 2,5 Stunden irgendwo in der Gegend herum, bevor Halsey sie endlich erhielt, wo sie ihn sehr verwirrte, da es seiner Meinung nach Kinkaids Aufgabe war, die San-Bernardino-Strasse zu sichern, da er selbst schliesslich fort war.

Halsey entwickelte währenddessen einen Schlachtplan, um gegen Ozawa vorzugehen. Er plante, seine Schlachtschiffe mit voller Geschwindigkeit voraus zu schicken, während er die feindlichen Träger mit Flugzeugen angriff. Die Schlachtschiffe würden dann der beschädigten Feindflotte den finalen Schlag versetzen.

(Admiral Ozawa)

Ozawa sendete die meisten seiner Flugzeuge Halsey entgegen, 75, um genau zu sein, die chancenlos niedergemacht wurden und keinen Schaden verursachen konnten.Die wenigen Flugzeuge, die überlebten, flogen weiter, um auf den Philippinen zu landen.

Da hagelten auf einmal zahlreiche Notrufe herein. Die Center Force war auf eine kleine Einheit gestossen, die chancenlos unterlegen war und zu langsam war, um erfolgreich entkommen zu können. Tausende Menschenleben dieser Einheit und der Landungsflotte, die sich dahinter befand, standen auf dem Spiel.

Kinkaid befand sich mit seinen Schiffen noch bei der Surigao-Strasse und war damit zu weit weg, um rechtzeitig zu Hilfe zu eilen, ausserdem hatten viele seiner Schiffe eine Menge Munition verschossen.

Ein Notruf lautete: "My situation is critical. Fast battleships and support by air strikes may be able to keep enemy from destroying CVES (Geleitträger) and entering Leyte."
(Meine Situation ist kritisch. Schnelle Schlachtschiffe und Unterstützung durch Luftangriffe können den Feind möglicherweise davon abhalten, CVEs zu zerstörern und in Leyte einzudringen.)

In einem anderen Notruf ging es um Kinkaids Munitionmangel bei seinen Schlachtschiffen, der zwar übertrieben war, aber Halsey konnte das nicht wissen.

Halsey sah sich die Notrufe an, die bedeuteten, dass im Süden gerade eine Menge seiner Landsleute abgeschlachtet wurden und warf sie vermutlich aus dem Fenster, denn er ignorierte sie komplett. Es war ihm scheissegal, dass da gerade andere Menschen seinetwegen starben, er wollte diese Flugzeugträger versenken und da die Schiffe zu Kinkaid gehörten und dieser die Landungsflotte beschützen sollte, sollte dieser sich doch selbst darum kümmern.

Zwar schockierte ihn die Plötzlichkeit dieser Notrufe und der Munitionsmangel von Kinkaids Schlachtschiffen beunruhigte ihn, aber er sah es immer noch nicht als Grund, umzudrehen. Er nahm die Situation überhaupt nicht ernst.

In dieser Zeit befahl er die ersten Luftangriffe auf die Nordgruppe und die ca. 30 Flugzeuge, die die Japaner noch übrighatten, wurden dabei ebenfalls abgeschossen. Der Träger Zuikaku, der letzte Träger, der bei Pearl Harbor dabei gewesen war, wurde versenkt. Genauso wurden die Leichten Träger Zuiho und Chitose versenkt, zusammen mit dem Zerstörer Akizuki. Der Leichte Träger Chiyoda und der Leichte Kreuzer Tama wurden durch Treffer manövrierunfähig.

(Zuikaku)

(Die Zuikaku, in der Mitte und ein anderer Träger rechts, eventuell Zuiho, werden aus der Luft bombardiert.)

(Die Besatzung der sinkenden Zuikaku salutiert, als die Flagge vom Masten gesenkt wird.)

Nimitz in Hawaii bekam die ganzen Notrufe ebenfalls mit und fragte sich nach einer Weile, wo sich TF 34 befand, da diese die feindliche Streitmacht, die im Moment auf die Landungszone zusegelte, hätte ausschalten müssen, wenn sie von Norden aus kam.

Also sendete er eine Nachricht an Halsey.
"TURKEY TROTS TO WATER GG FROM CINCPAC ACTION COM THIRD FLEET INFO COMINCH CTF SEVENTY-SEVEN X WHERE IS RPT WHERE IS TASK FORCE THIRTY FOUR RR THE WORLD WONDERS."

Die vier Worte vor dem GG und die drei Worte nach dem RR sind x-beliebig gewählt und hatten nichts mit der Nachricht zu tun. Da in der menschlichen Kommunikation wichtige Teile einer Botschaft meistens am Anfang oder am Ende eines Satzes waren, setzten die Amerikaner in ihren Funksprüchen irgendwelchen Unsinn dorthin, damit die Japaner sich beim Versuch es zu Entschlüsseln dabei die Zähne ausbeissen konnten. Der erste Satz ist, von wem die Nachricht kommt und an wen sie gehen sollte. Danach folgte die Frage. WHERE IS RPT (repeat) WHERE IS TASK FORCE THIRTY FOUR

Die Teile vor dem GG, respektive nach dem RR, wurden dann, sobald die Funksprüche entschlüsselt waren, weggelassen. Der Funker auf der New Jersey, Halseys Flaggschiff, versaute es allerdings und bekam das RR entweder nicht mit, weshalb er den Satz danach nicht wegliess oder er dachte, es würde zum Rest des Funkspruches passen und behielt es deshalb dabei.

Als Halsey dann die Nachricht in den Händen hielt, hiess es deshalb: WHERE IS RPT WHERE IS TASK FORCE THIRTY FOUR THE WORLD WONDERS.

Da in der US Navy die Funksprüche generell sehr strikt waren, war so ein Anhang am Schluss sehr ungewöhnlich und Halsey verstand es so, dass sein Chef und Freund ihn gerade aufs übelste beleidigt hatte, woraufhin er einen Nervenzusammenbruch auf der Brücke hatte und von seinem Stabchef zusammengeschrien werden musste, um mit der Jammerei aufzuhören. Während einer ganze Stunde lang machte er weiterhin nichts und behauptete, er würde Treibstoff auffüllen. Danach entschloss er sich endlich dazu, etwas zu unternehmen. Er befahl seinen Schlachtschiffen, dass sie umdrehen sollten. Und das tat er in dem Moment, in dem sie in Schussweite der japanischen Flotte kamen.

Doch anstelle sie auf der Stelle in den Süden zu schicken, verschwendete Halsey 2,5 Stunden damit, die begleitenden Zerstörer mit Treibstoff zu füllen, während Admiral Lee mit seinen Schlachtschiffen vorstossen wollte, aber Halsey liess ihn nicht voransegeln.

Um 16:22 Uhr, zu einem Zeitpunkt, bei dem die Schlacht im Süden seit Stunden vorbei war, beschloss Halsey, zwei Schlachtschiffe mit drei Kreuzern und acht Zerstörern vorauszuschicken. Wäre diese Streitmacht auf die Center Force gestossen, wäre sie dieser völlig unterlegen gewesen und hätte dabei schwere Verluste erleiden können.

Zusätzlich dazu schickte er vier Kreuzer mit neun Zerstörern nach Norden, damit diese anstelle den Schlachtschiffen den Überresten der Nordgruppe den Todesstoss versetzen konnten. Sie versenkten dabei den letzten Träger, die Chiyoda und den Zerstörer Hatsuzuki. Als Ozawa, der sich bereits zurückzog, von dieser relativ schwachen Streitmacht erfuhr, schickte er seine beiden Schlachtschiffe Ise und Hyuga zurück in den Süden, um sie anzugreifen. Die beiden Schlachtschiffe waren zwar noch aus dem Ersten Weltkrieg und hatten bei der Umbauung zu Hybrid-Flugzeugträgern zwei ihrer Geschütztürme verloren, aber sie besassen immer noch eine Menge Feuerkraft, die den amerikanischen Kreuzern und Zerstörern hätte gefährlich werden können.

(Ise)

Glücklicherweise für die Amerikaner konnten die beiden Schlachtschiffe sie nicht finden.

Also wechselte Halsey von einem Idioten, der seine Flotte nicht aufteilte und deshalb eine Menge Leben riskierte, zu einem Idioten, der seine Flotte in kleine Gruppen aufteilte und in Gefahrenzonen schickte, in denen sich überlegene japanische Streitkräfte befanden und so noch mehr Leben riskierte.

Das U-Boot USS Jallao versenkte dann noch den Leichten Kreuzer Tama, der bereits beschädigt war. Dies war der letzte Verlust der Nordgruppe, während die restlichen Schiffe entkamen.

Ich will ganz ehrlich sein, ich kann Halsey wegen all seinen Fehlern in der See- und Luftschlacht im Golf von Leyte nicht ausstehen, aber er tut mir trotzdem etwas leid, wegen der The World Wonders Nachricht. Es war ein Missverständnis und bei Missverständnissen wie bei diesem bekomme ich Mitleid mit der betroffenen Person. Andererseits hatte er es auch ein wenig verdient. Er erhielt einen Notruf nach dem anderen und ignorierte sie und diese fehlerhafte Nachricht sorgte dafür, dass er endlich etwas tat, auch wenn es eine Ewigkeit dauerte und am Schluss eher eine Geste war, als eine wirkliche Aktion. Die Nachricht und der Nervenzusammenbruch waren ausserdem, soviel ich weiss, die einzige Konsequenz seiner schrecklichen Entscheidungen, was ich sehr bedauerlich und Scheisse finde. Wieso passierte sonst nichts? Die Erklärung dazu wird später folgen.


25.10.20

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