Seegefecht vor dem Río de la Plata
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, begannen mehrere deutsche Kriegsschiffe, die sich bereits auf den Weiten des Ozeans befanden, mit dem Kreuzerkrieg. Eines dieser Schiffe war die Admiral Graf Spee, benannt nach dem Admiral aus dem Ersten Weltkrieg. Die Admiral Graf Spee oder auch einfach Graf Spee für kurz, war ein Schiff der Deutschland-Klasse, wobei die Klassifizierung hier und da war. Manchmal wird die Klasse als Panzerschiff bezeichnet, manchmal als Panzerkreuzer und während dem Krieg wurden die Schiffe zu Schweren Kreuzern umklassifiziert. Die Briten nannten sie Westentaschenschlachtschiffe (Pocket Battleships).
Der Grund für die Verwirrung, was die Klasse anging: Die Bewaffnung und andere Dinge, die mit der Konstruktion zu tun hatten. Mit sechs 280mm Geschützen in zwei Drillingstürmen als Haupt- und acht 150mm Geschützen als Sekundärbewaffnung war sie stärker bewaffnet, als jeder Kreuzer, aber viel schwächer, als jedes Schlachtschiff. Dazu besass sie noch zwei Vierlingstorpedowerfer. Ausserdem hatte sie nur eine Verdrängung von 10'000 Bruttoregistertonnen haben dürfen, weshalb das Schiff nur leicht gepanzert und geschweisst worden war, um das Gewichtlimit einhalten zu können.
Die Schiffe waren nach dem Prinzip gebaut worden, dass sie alles besiegen könnten, was schneller ist und schneller wären als alles, dass stärker ist. Normale Kreuzer wären dem Schiff unterlegen und Schlachtschiffe wären langsamer.
Dabei ignorierten die Personen, die die Klasse entwarfen, anscheinend, dass die Briten Schlachtkreuzer hatten, die genau für diese Arbeit entworfen worden waren und sowohl schneller, als auch viel stärker bewaffnet waren und somit die Deutschland-Klasse problemlos zur Seite wischen könnten.
Eines der drei Schiffe der Klasse war die Admiral Graf Spee. Sie war einige Wochen vor Kriegsbeginn ausgelaufen, um in Position zu sein, sobald der Krieg ausbrechen würde. Die Graf Spee war eine Zeit lang das Flaggschiff der Kriegsmarine gewesen und war eines der ersten Schiffe weltweit, dass mit einem Radar ausgerüstet war. Das Kommando hatte Kapitän Hans Langsdorff, der im Ersten Weltkrieg in der Marine gekämpft hatte und ausgezeichnet worden war. Geboren in einer religiösen Familie, wäre er ursprünglich mit grosser Wahrscheinlichkeit Priester geworden. Als seine Familie nach Düsseldorf zog, hatten sie aber spezielle Nachbarn. Und zwar die Familie von Graf Maximilian von Spee. Ja, genau. Der Admiral Maximilian von Spee aus dem Ersten Weltkrieg und Kommandant vom Ostasiengeschwader. Von seinem Nachbar inspiriert, trat Langsdorff der Marine bei. Nun kommandierte er das Schiff, das nach seinem Nachbarn und seiner Inspiration benannt worden war.
(Hans Langsdorff)
Das Schiff würde im Südatlantik operieren, während das Schwesterschiff Deutschland (später zu Lützow umgenannt) im Nordatlantik unterwegs war und hielt sich für drei Wochen bedeckt, da das Oberkommando erst noch abwägen wollte, wie ernst Grossbritannien es mit dem Krieg meinte. Am 20. September 1939 kam die Erlaubnis, feindliche Schiffe anzugreifen. Gefechte mit feindlichen Kriegsschiffen sollten vermieden werden.
In den nächsten Tagen brachte Langsdorff mehrere Frachtschiffe auf, hauptsächlich britische. Er hielt sich dabei akribisch an die Regeln des Kreuzerkrieges und liess die Besatzungen immer das Schiff verlassen, bevor er es versenkte. Die Besatzung nahm er dann entweder gefangen oder liess sie in den Rettungsbooten und sendete ein Signal, damit sie von Jemandem aufgesammelt wurden. Die Gefangenen liess er so behandeln, als wären sie Gäste. Er war bei seinen Gefangenen deshalb sehr beliebt. Genauso, wie bei seiner Besatzung, da er sich gerne unter sie mischte und sich nicht über sie stellte.
Er blieb dabei stehts in Bewegung, damit er nicht schnell gefunden werden konnte. Die Briten und Franzosen bildeten acht Einheiten, die die Graf Spee stellen sollten. Mitglieder davon waren die Flugzeugträger HMS Hermes, HMS Eagle, HMS Ark Royal und Béarn, der Schlachtkreuzer HMS Renown, die beiden französischen Schlachtschiffe (und die französische Antwort auf die Deutschland-Klasse) Dunkerque und Strasbourg und 16 Kreuzer. Die Person, die die Bemühungen leitete, die Graf Spee aufzuspüren. Winston Churchill, erneut Erster Lord der Admiralität.
Die Graf Spee besass zwei Wasserflugzeuge, die sie zur Aufklärung benutzte, aber der häufige Gebrauch und die Bedingungen auf dem Meer sorgten dafür, dass die Flugzeuge sich schnell abnutzten. Ab und zu stellte die Besatzung einen falschen dritten Geschützturm und einen zweiten Schornstein auf, um andere Schiffe zu verwirren. Ausserdem benutzten sie eine französische Flagge, mit der sie sich mindestens einmal einem Frachter nähern konnten, da dieser darauf hereinfiel und zu spät bemerkte, dass es ein deutsches Schiff war.
Mehrere der Schiffe, die Langsdorff aufbrachte, konnten erfolgreich eine RRR-Meldung senden, was signalisiert, dass man von einem feindlichen Schiff angegriffen wird. Somit fand man die momentane Position des Panzerschiffes heraus und musste herausfinden, wo es als nächstes hinfahren würde. Nach einem dieser Signale folgte einmal eine grossgelegte Suchaktion, bei der die Graf Spee zwar nicht gefunden wurde, dafür aber fünf deutsche Frachtschiffe, die nun die Briten ihrerseits aufbrachten.
Die Graf Spee wurde vom Versorgungsschiff Altmark unterstützt, die immer wieder einige Gefangene übernahm und sie versorgte, unter anderem mit Diesel. Die Graf Spee fuhr nähmlich mit einer Dieselanlage, was eher ungewöhnlich war. Die Graf Spee drang auch einmal in den Indischen Ozean vor, um die alliierten Streitkräfte zu verwirren und drehte dann wieder um, in den Südatlantik. (Im Indischen Ozean bildete die HMAS Sydney mit der HMAS Australia das Geschwader, dass nach der Graf Spee suchte. Hätte ein ganz interessantes Gefecht werden können.)
Bis Dezember hatte das Panzerschiff neun Frachter versenkt. Danach erhielt Langsdorff Geheimdienstnachrichten, nach denen sich beim Río de la Plata ein Frachtkonvoi bildete. Da die Maschinenanlage aufgrund der langen Benutzung langsam nachliess, wollte er nach Deutschland zurückkehren. Aber vorhin wollte er diesen Konvoi angreifen. Zum einen, weil es reiche Beute war, zum anderen, weil er vermutete, dass dieser Konvoi vermutlich eine schwache Eskorte haben würde. Langsdorff hatte zwar die Anweisung, Gefechte zu vermeiden, aber einem Seemann aus dem Ersten Weltkrieg ging dieser Befehl ein bisschen gegen den Strich. Er hatte ein Kriegsschiff, also wollte er es auch zum Kämpfen benutzen. Mit einer schwachen Eskorte eines Konvois könnte er ohne grosse Probleme fertig werden. Die Wasserflugzeuge waren mittlerweile ausgefallen, weshalb er sie nicht mehr benutzen konnte. Unterwegs nach Südamerika liess er einmal in der Nacht eine Scheinwerferübung durchführen, die von einem norwegischen Frachter entdeckt wurde, der diese Sichtung weitermeldete.
Am frühen Morgen des 13. Dezembers 1939 befand sich die Admiral Graf Spee beim Río de la Plata, als Rauchschwaden gesichtet wurden. Das Panzerschiff näherte sich diesen und entdeckte drei Schiffe. Sie wurden als zwei Frachter und ein Hilfskreuzer identifiziert und Langsdorff machte sich zum Kampf bereit. Dann wurden die Schiffe als ein Leichter Kreuzer und zwei Zerstörer identifiziert. Aufgrund der überlegenen Feuerkraft beschloss Langsdorff, den Kampf trotzdem aufzunehmen. Um 06:18 Uhr eröffnete die Graf Spee das Feuer. Erst danach wurden die feindlichen Schiffe korrekt identifiziert. Ein Schwerer Kreuzer und zwei Leichte Kreuzer. Ohne es zu wissen, war Langsdorff mitten in eine Falle getappt und in das vor Südamerika operierende britische Kreuzergeschwader Force G hineingelaufen.
Force G bestand aus den zwei Schweren Kreuzern HMS Cumberland und HMS Exeter, sowie den Leichten Kreuzern HMS Ajax und HMS Achilles, die der Neuseeland-Division angehörte. (Das Schiff wird manchmal HMNZS Achilles genannt, aber die Royal New Zealand Navy wurde erst nach diesem Gefecht gebildet.) Die Cumberland gehörte zur County-Klasse und war somit mit acht 20.3cm Geschützen bewaffnet. Die Exeter gehörte zur York-Klasse und hatte nur sechs Geschütze des selben Kalibers. Ajax und Achilles waren Schiffe der Leander-Klasse mit acht 15.2cm Geschützen. Zusammen hätten die Schiffe eine überwältigende Übermacht gegenüber der Graf Spee, aber die Cumberland wurde zu einer Überholung zu den Falklandinseln entlassen, womit das stärkste Schiff des Geschwaders nun abwesend war. Allerdings stand sie zum Abruf bereit, falls sie benötigt werden würde.
(HMS Exeter)
(HMS Achilles)
Kommandant von Force G war Commodore Henry Harwood und vermutlich der schlimmste Gegner, auf den Langsdorff hätte stossen können. Dieser war nähmlich genau der Typ gewesen, der die britischen Strategien entwickelt hatte, wie man sich einem Schiff der Deutschland-Klasse stellen sollte. Er kannte sich mit dem Schifftyp aus. Er hatte korrekt vorausgesehen, dass Langsdorff sich als nächstes zum Río de la Plata begeben würde und hatte sich mit seinen drei Kreuzern dort hinbegeben, um das Westentaschenschlachtschiff zu stellen. Und er hatte recht gehabt. Gut für ihn, weniger gut für sein Geschwader. Diese hatten nähmlich nur noch einen schwach bewaffneten Schweren und zwei schwach bewaffnete Leichte Kreuzer, womit die Graf Spee einen Vorteil bezüglich der Feuerkraft hatte. Obwohl die Briten drei zu eins überlegen waren, hiess dies noch lange nicht, dass sie in diesem Gefecht überlegen waren. Aber sie hatten einen Vorteil. Harwoods Strategie. Dieser liess seine Schiffe aufteilen. Die Exeter würde von einer Seite angreifen, Ajax und Achilles von der anderen. Die Graf Spee müsste entweder ihre Feuerkraft halbieren oder die Angreifer auf einer Seite ignorieren.
(Henry Harwood (links) und Eugene Millington-Drake (rechts))
Langsdorff hatte sich in ein Dilemma gesteuert. Aufgrund der Fehlidentifikationen befand er sich nun in einem Gefecht, dass er nicht abbrechen konnte, da er langsamer war, als die britischen Schiffe. Ausserdem hatte die Royal Navy eine solch massive Überlegenheit, was Kriegsschiffe anging, dass es den gesamten Verlust des Kreuzergeschwaders wert gewesen wäre, wenn sie dafür die Graf Spee schwer genug beschädigt hätten, dass sie dann entweder nicht nach Deutschland zurückkehren oder kein weiteres Gefecht mit der Royal Navy gewinnen könnte.
Die Briten näherten sich von Süden und teilten sich auf. Die Exeter drehte nach Nordwest, während Ajax und Achilles nach Nordost drehten. Langsdorff versuchte währenddessen näher an sie heranzukommen, da er hoffte, dass die Briten ihre Schiffe nicht so schnell beschleunigen könnten. Mit diesem Manöver brachte er die Graf Spee aber auch in die Feuerreichweite der Briten. Er hätte die Distanz grösser halten können und es so den Briten schwieriger gemacht, anzugreifen.
Kurz nachdem die Graf Spee das Feuer eröffnet hatte, erwiderten die Briten den Beschuss, wobei der Kapitän auf der Exeter den Feuerleitoffizier Richard Jennings kontaktierte und sagte: "That's the fucking Scheer! Open fire at her!" (Die Admiral Scheer war das dritte Schiff der Deutschland-Klasse, sie verwechselten das Schiff) Die Graf Spee schoss sehr gut und schon in der dritten Salve fielen die Granaten praktisch neben die Exeter, auf die sie sich konzentrierte. Um 06:23 Uhr explodierte eine Granate direkt neben dem Schiff, deren Splitter die Torpedobesatzung tötete und das Flugzeug zerstörte, dass die Exeter gerade starten wollte, um das Gefecht aus der Luft überwachen zu können. Drei Minuten später landete eine Granate auf Turm B und setzte ihn ausser Gefecht, wobei Trümmerteile die gesamte Brückenbesatzung bis auf den Kapitän und zwei andere Besatzungsmitglieder tötete. (Harwood befand sich auf der Ajax, die sein Flaggschiff war.) Die Steuermodule und Kommunikationswege zum Heck waren zerstört worden, weshalb das Schiff nur noch gesteuert werden konnte, indem man eine Kette von Besatzungsmitgliedern aufstellte, die Befehle nach hinten weiterriefen. Die schweren Schäden hatten unter anderem auch damit zu tun, dass die Graf Spee mit hochexplosiven Granaten kämpfte, die um einiges mehr Sprengkraft haben, als panzerbrechende Granaten.
Ajax und Achilles kreuzten währenddessen das T der Graf Spee, weshalb diese ihre Feuerkraft nun aufteilen musste. Ajay startete ihr Flugzeug um 06:37 Uhr. Die Exeter feuerte zwei Steuerbordtorpedos, die beide verfehlten und drehte um 06:38 Uhr nach Steuerbord, um ihre Backbordtorpedos feuern zu können. Sie erhielt zwei weitere Treffer, von denen einer Brände verursachte und der andere traf Turm A, womit ihr nur noch das Heckgeschütz blieb. Feuerleitoffizier Jennings stieg auf dieses drauf und schrie Anweisungen zur Besatzung hinein, während das Schiff 7° Schlagseite nach Steuerbord hatte, geflutet wurde und mit einem Kompass von einem ihrer Boote gesteuert wurde.
Trotzdem hatte die Exeter ihre Arbeit erledigt. Sie hatte mit einer ihrer Granaten die Dieselölreinigungsanlage getroffen. Die Graf Spee hatte nur noch für einen Tag Treibstoff. Sie war verloren. Langsdorff befahl das Schiff nach Westen, um sie in einen neutralen Hafen in Südamerika zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt waren zwei Drittel ihrer schweren Flugabwehrgeschütze und ein Sekundärgeschütz getroffen worden. Das Schiff legte Rauch und begab sich auf einen Parallelkurs mit der Exeter, die ebenfalls nach Westen gedreht hatte und immer noch mit ihrem letzten Geschützturm feuerte. Die Graf Spee drehte um 07:16 in Richtung der Exeter, dicht gefolgt von den Leichten Kreuzern, die sie vom Schweren Kreuzer ablenkten.
(Achilles, von der Ajax fotographiert.)
Das Heckgeschütz der Exeter fiel dann ebenfalls aus und Kapitän Bell sagte: "I'm going to ram the --------. It will be the end of us but it will sink him too" Schlussendlich entschied er sich gegen das Manöver und die Exeter setzte sich nach Süden ab. Langsdorff hätte die Gelegenheit nutzen können, die Exeter endgültig auszuschalten und zu versenken, aber der Beschuss der Leichten Kreuzer brachte ihn dazu, erneut Rauch zu legen und abzudrehen. Langsdorff war generell nicht der perfekte Kommandant, um dieses Gefecht zu führen. Er hatte Erfahrung mit Torpedobooten und Zerstörern, weshalb er häufig den Kurs ändern liess, was zwar half, den britischen Beschuss zu vermeiden, aber auch seinen eigenen Schiessleistungen schadete.
(Die Beschädigungen der Exeter)
Ajax und Achilles waren nun nördlich der Graf Spee auf Parallelkurs gegangen und feuerten Breitseiten. Um 07:24 Uhr feuerte die Ajax Torpedos ab. Eine Minute später traf eine Granate den oberen hinteren Geschützturm der Ajax, was diesen ausschaltete und den anderen blockierte. Die beiden Leichten Kreuzer fielen zurück und begaben sich jeweils zu Steuerbord und Backbord der Graf Spee in Beobachtungsstellung. Harwood hatte vor, in der Nacht und im Schutze der Dunkelheit einen weiteren Angriff durchzuführen. Beide Kreuzer wurden ab und zu beschossen, weil sie sich versehentlich in Feuerreichweite begeben hatten und zogen sich dann jeweils in einem Rauchvorhang zurück. Der Kapitän der Achilles schrieb später: "To this day I do not know why the Admiral Graf Spee did not dispose of us in the Ajax and the Achilles as soon as she had finished with the Exeter" (Bis Heute weiss ich nicht, wieso die Admiral Graf Spee uns nicht in der Ajax und der Achilles erledigt hat, nachdem sie mit der Exeter fertig war)
Die Graf Spee traf auf ein Frachtschiff und befahl nach einem Warnschuss, dass es anhalten und evakuiert werden sollte. Langsdorff wollte damit erreichen, dass die britischen Kreuzer anhielten und die Besatzung aufnehmen würden, während er entkommen konnte. Aber der Frachter weigerte sich und Langsdorff liess ihn entkommen. Die Graf Spee lief nun in den Río de la Plata, um nach Montevideo zu gelangen. Da es mehrere mögliche Ausfahrten gab, verfolgte nur die Achilles das Panzerschiff weiter, während die Ajax zurückblieb, um zu verhindern, dass dieses einfach umdrehte und durch eine andere Ausfahrt zu entkommen versuchte.
Kurz nach Mitternacht erreichte die Graf Spee Montevideo in Uruguay und ging vor Anker. Uruguay war zwar offiziell neutral, hatte aber gute Beziehungen zu Grossbritannien und profitierte von dessen Frachtern. Langsdorff wollte erreichen, dass die Graf Spee für zwei Wochen bleiben dürfe, um Reparaturen durchführen zu dürfen. Nach Regelungen, dürfe sie nur 24 Stunden bleiben und der britische Diplomat Eugen Millington-Drake wollte, dass sie sofort wieder auslief. Als er sich mit London besprach und herausfand, dass nur die Ajax und die Achilles in der Nähe waren, um das Schiff zu stellen, forderte er zwar weiterhin das Auslaufen, liess aber selbst alle 24 Stunden ein britisches Schiff den Hafen verlassen. Ebenfalls laut Regelungen durfte ein Kriegsschiff den Hafen erst 24 Stunden nach dem Auslaufen eines feindlichen Schiffes verlassen. So behielt er die Graf Spee im Hafen, ohne seine öffentliche Meinung plötzlich geändert zu haben.
(Die Graf Spee in Montevideo)
Am späten Abend des 14. Dezembers erreichte die Cumberland Ajax und Achilles, um sie zu verstärken. Der Schwere Kreuzer hatte am Vortag eine verstümmelte Nachricht erhalten, die ein Gefecht andeutete und hatte in einem Gewaltmarsch 1'000 Meilen in 34 Stunden zurückgelegt. Sie war vollständig einsatzbereit und hatte vollständige Munitionsvorräte. Ajax und Achilles hatten eine Menge Munition verschossen, genauso, die die Graf Spee, die zwei Drittel ihrer Munition verbraucht hatte und damit kaum noch genug Munition für ein weiteres Gefecht hatte. Die Exter war währenddessen unterwegs zu den Falklandinseln, um dort Reparaturen durchzuführen, nachdem der Kommandant Harwood gemeldet hatte, dass er nur ein 20.3cm und ein 10.2cm Geschütz zur Verfügung hatte und dieser sie entliess.
(HMS Cumberland)
Insgesamt waren 108 Menschen beim Gefecht ums Leben gekommen. 61 davon auf der Exeter, 36 auf der Graf Spee, 7 auf der Ajax und 4 auf der Achilles. Die Exeter hatte sieben Hauptkalibertreffer eingesteckt. Die Graf Spee war ungefähr zenh Mal so viel getroffen worden, hatte aber wegen ihrer Grösse und den kleineren Kalibern ihrer Gegner diese grösstenteils wegstecken können. In Mentovideo angekommen, liess Langsdorff die Gefangenen, die er noch an Bord hatte, frei. Es stellte sich heraus, dass die Reparatur der Dieselölreinigungsanlage nicht möglich war, womit das Schiff niemals nach Deutschland kommen würde, selbst, wenn sie sich irgendwie durch die drei Kreuzer hindurchkämpfen könnte. Diese erwarteten währenddessen Verstärkung durch Force H, bestehend aus dem Flugzeugträger Ark Royal, dem Schlachtkreuzer Renown, zwei Schweren und einem Leichten Kreuzer, die sie am 19. Dezember erreichen würden. Bis dahin machten die drei Kreuzer eine Menge Rauch, um den Eindruck erscheinen zu lassen, als wären diese Schiffe bereits beim Río de la Plata, was auch die Medien fleissig berichteten.
(Die Beerdigung der toten deutschen Seeleute. Langsdorff salutiert als einziger mit dem Seemann-Salut, während die anderen den Nazi-Salut machen.)
Langsdorff besprach sich mit dem Oberkommando und erhielt mehrere Optionen, aber die Internierung in Uruguay sollte definitiv vermieden werden. Also beschloss er, die Graf Spee selbst zu versenken, da er keine weiteren Menschenleben für einen sinnlosen Kampf riskieren wollte. Am 17. Dezember verliess das Schiff den Hafen, während sich eine Menschenmenge versammelt hatte, in der Hoffnung, eine Seeschlacht sehen zu können. Der Grossteil der Besatzung befand sich allerdings schon nicht mehr an Bord und die übrigen wurden per Motorboot vom Schiff gebracht, inklusive Langsdorff, der an Bord hatte bleiben wollen. Das Schiff sank in flachen Gewässern und sorgte für eine Menge Reaktionen. Hitler war ausser sich, dass Langsdorff nicht in den Tod gesegelt war und auch viele internationale Zeitungen berichteten über den feigen deutschen Kapitän. Ausserdem war es für die deutsche Propaganda sehr peinlich, weil sie berichtet hatten, die Graf Spee hätte Exeter versenkt und Ajax und Achilles schwer beschädigt und plötzlich wurde das Schiff von der eigenen Besatzung versenkt.
Die Besatzung wurde nach Brasilien gebracht und dort interniert. Kapitän Langsdorff, der mit seinem Schiff hatte untergehen wollen, wie Admiral Graf Spee es bei den Falklandinseln getan hatte, beschloss, die deutsche Ehre wieder herzustellen und erschoss sich am 19. Dezember, um seinem Schiff zu folgen. Die Medienangriffe auf ihn wurden gleich wieder eingestellt und er wurde mit vollen militärischen Ehren begraben, wobei auch britische Offiziere und ehemalige Gefangene anwesend waren. Langsdorff ging als äusserst ehrenhafter Kapitän in die Geschichte ein und dieser Platz steht ihm definitiv zu.
Die Altmark versuchte sich alleine nach Deutschland durchzuschlagen, wurde aber in norwegischen Gewässern von einigen britischen Zerstörern aufgebracht, die die Gefangenen befreiten und damit vermutlich die deutsche Invasion Norwegens auslösten.
Das Seegefecht vor dem Río de la Plata war das erste richtige Seegefecht im Zweiten Weltkrieg und ist sehr interessant. Es ist schon ein bisschen ironisch, dass Admiral Graf Spee in beiden Weltkriegen im Südatlantik untergegangen ist, dass der Kapitän des Schiffes den Admiral gekannt hatte und dass Winston Churchill beide Male der Typ war, der die Jagd nach den Deutschen organisierte. Dann kam es beide Male zum Gefecht, während das stärkste britische Schiff nicht dabei war.
Das Ereignis wurde 1956 verfilmt. Achilles und Cumberland spielten sich selbst, Ajax, Exeter und Graf Spee von anderen britischen, beziehungsweise amerikanischen Kreuzern. Das Gefecht wurde Jahrelang in Scarborough mit Modellen nachgestellt. Eine kanadische Stadt, die während dem Krieg gebaut wurde, wurde nach der Ajax benannt und zahlreiche Strassen sind nach Besatzungsmitgliedern der drei britischen Kreuzerbesatzungen benannt. Die Hauptstrasse wurde nach Harwood genannt und auch eine kleine Strasse erhielt den Namen von Langsdorff.
Es war ausserdem das erste Mal, dass die moderne Flagge von Neuseeland in einer Schlacht benutzt worden war. Die Achilles hatte sie während dem Gefecht am Masten.
Mögen die Besatzungsmitglieder der Schiffe in Frieden ruhen. Mein Respekt an Langsdorff und Harwood.
13.12.20
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