Schlacht am Morgarten

Kommen wir zum vermutlich glorreichsten Teil der schweizer Geschichte. Die Schlacht am Morgarten am 15. November 1315. Ein Ereignis, dass vielleicht nicht stattgefunden hat und vielleicht nicht so stattgefunden hat, wie wir es wissen.

Als erstes will ich dazu noch anmerken, dass der Hintergrund und die Vorgeschichte zu dieser Schlacht ausserordentlich kompliziert ist und ich verstehe es selbst nicht wirklich, aber ich werde mein bestes geben, es so gut wie möglich zu erklären.



Zu dieser Zeit befand sich die Schweiz unter der Kontrolle der Habsburger, was den Schweizern überhaupt nicht gefiel und es gab deshalb immer wieder Widerstand. 1291 besiegelten die drei Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden (Heute die beiden Halbkantone Nidwalden und Obwalden) den Bundesbrief von 1291, bei dem sie sich gegenseitig Hilfe bei einem Konflikt versprachen.

Die Habsburger wollten vor allem den Gotthardpass kontrollieren, da es eine sehr lukrative Verbindungsroute nach Italien war, mit dem sie eine Menge Geld machen könnten. Das Heilige Römische Reich wurde damals von König/Kaiser Heinrich VII. von Luxemburg regiert, der den Eidgenossen gestattete, mehr oder weniger selbstständig zu bleiben und den Habsburgern einen Riegel vorschob, was ihre Ambitionen in der Schweiz anging.

Allerdings kam es zu Grenzkonflikten zwischen Schwyz und dem Kloster Einsiedeln, dass direkt unter der Kontrolle von Habsburg stand. Diese züchteten eine Menge Vieh, um es zu exportieren und drangen in Schwyzer Gebiet vor, um auch dort Weideland für das Vieh zu benutzen, während die Schwyzer in das Gebiet vom Kloster vordrangen, um dort Getreide anbauen zu können.

Heinrich VII. starb 1313 und es gab zwei Nachfolger, aufgrund einer Doppelwahl, bei der beide zum Sieger erklärt wurden. Ludwig von Bayern und Friedrich der Schöne oder Friedrich I. aus Habsburg.

Während dieses Chaos abging hatte das Kloster Einsiedeln, die Schwyzer, nach einem weiteren Grenzzwischenfall, beim Bischof von Konstanz verklagt, der daraufhin über die Schwyzer den Kirchbann verhängte. Entrüstet über diese Entscheidung, überfielen die Schwyzer, geführt von Werner Stauffacher, das Kloster und plünderten und schändeten es. Entrüstet darüber, verhängte der Bischof den Kirchbann auch über Uri und Unterwalden.

Da es zwischen Ludwig von Bayern und Friedrich I. zum Konflikt über die Herrschaft kam, unterstützten die Eidgenossen Ludwig, in der Hoffnung, dass dieser den Kirchbann wieder rückgängig machen würde, sobald er gewonnen hatte.



Friedrich I. befahl 1315 seinem Bruder, Herzog Leopold I. von Habsburg, gegen die Eidgenossen vorzugehen und dieser versammelte eine Armee von 8'000 Mann in Zug, um von dort einen Feldzug gegen Schwyz zu beginnen, während eine zweite Armee mit 6'000 Mann von Westen Richtung Unterwalden marschierte.

Die Eidgenossen hatten dem nur 2'000 Mann entgegenzusetzen, die von Werner Stauffacher kommandiert wurden. Sie versperrten die meisten Routen, die nach Schwyz führten und liessen die Stadtmauern von Arth mit Frauen und Kindern besetzen, die eine Menge Wachfeuer anzündeten, um den Eindruck zu erwecken, die gesamte Armee würde sich in der Stadt befinden. Leopold fiel darauf herein und plante stattdessen, auf einer anderen Route am Ägerisee entlang zu marschieren, den Hauptort Schwyz anzugreifen und dann Arth in den Rücken zu fallen. Ausserdem liess er einige Scheinangriffe durchführen, um die Eidgenossen zu verwirren.


Leopolds Armee bestand Grossteils aus Rittern und Adeligen auf Pferden, mit dazugezogenem Fussvolk als Infanterie. Damals gab es eine Regelung, dass Ritter nur gegen andere Ritter kämpfen dürfen. Dabei stellten sich beide Armeen jeweils gegenüber der anderen auf und dann begannen sie den Kampf auf ein vereinbartes Signal. Die Kämpfe konnten auch unterbrochen werden, um Verwundete zu bergen.

Die habsburgischen Ritter marschierten gegen Bauern und Söldner, aber keine anderen Ritter, weshalb sie nicht glaubten, dass sie überhaupt kämpfen würden, da die Eidgenossen dies gar nicht tun dürften, sondern sie lediglich einschüchtern würden und dass das ganze nur eine Strafaktion werden würde. Würde Jemand kämpfen, dann wäre dass das Fussvolk, dass die Ritter mitgenommen hatten. Die Eidgenossen kannten diese Regelung entweder nicht oder sie war ihnen scheissegal, weshalb Leopolds Armee von der Einstellung her bereits mit einem Nachteil in den Kampf marschierte. Ausserdem gab es sehr wohl Adelige, die auf der Seite der Eidgenossen kämpften, aber die Habsburger sahen die Eidgenossen nur als barbarisches Bauernvolk an und wussten das nicht.

Am 15. November marschierte Leopolds Armee an der östlichen Seite des Ägerisees, welches der einzige Weg nach Schwyz war, der nicht befestigt wurde. Ob das Absicht der Eidgenossen war oder nicht, kann man nicht genau sagen, vielleicht fehlte ihnen einfach die Zeit dazu.

Auf ihrer rechten Seite befand sich der See und eine Sumpflandschaft, auf ihrer linken ein steiler Hang. Der Weg, den sie benutzten, war gerade mal breit genug für zwei Pferde, weshalb die Kolonne mehrere Kilometer lang war. Die Kavallerie, mit den Rittern und Adeligen war vorne, während die Infanterie dahinter marschierte. Von den Eidgenossen war weit und breit nichts zu sehen und die Habsburger nahmen an, sie hätten den Feind durch ihr Auftreten eingeschüchtert.

Doch dann stiessen sie auf eine Barrikade, die den Weg versperrte und sie mussten anhalten. Die Barrikade musste entfernt werden, bevor sie ihren Weg fortsetzen konnten. Allerdings wussten die Truppen weiter hinten nicht, dass die Truppen an der Spitze angehalten hatten und liefen weiter, weshalb die Armee in sich zusammengeschoben wurde, bevor die hinteren Truppen endlich herausfanden, dass sie stehen bleiben sollten. Aber es war bereits passiert und die Truppen waren so sehr ineinandergeschoben, dass sie sich kaum noch bewegen konnten.

Auf diesen Moment hatten die Eidgenossen gewartet, die nun auf einmal aus dem Wald auf der Anhöhe auftauchten und die Habsburger komplett überrumpelten. Sie warfen Steine und Baumstämme auf die Habsburger hinunter, die nicht reagieren konnten. Weitere Eidgenossen tauchten bei einer Stelle auf, wo sie von der Infanterie der Habsburger gesehen werden konnten und diese zogen sich zurück, da sie befürchteten, dass sich weitere Eidgenossen noch im Wald befanden und sie angreifen würden.

Als die Eidgenossen sahen, dass sich der hintere Teil der habsurger Streitmacht zurückzog, gingen sie in den Angriff über und stürmten den Hang hinunter auf die feindliche Kavallerie zu. Diese versuchten, sich zur Verteidigung zu formieren, aber sie hatten zu wenig Platz und die Pferde konnten deshalb nur stationär an Ort und Stelle bleiben, was ihren mobilen Vorteil komplett zunichte machte.

Die Eidgenossen benutzten Hellebarden, womit sie gegenüber den Habsburgern einen Reichweitevorteil hatten und brachen durch die feindliche Verteidigung hindurch. Sie konnten die Ritter mit ihren Waffen erreichen, während diese nichts tun konnten, um die Eidgenossen ihrerseits anzugreifen. Sie konnten auch nicht an die Eidgenossen herankommen, da sie sich erstens, auf ihren Pferden befanden und dazu hätten absteigen müssen, was im Moment nicht die beste Idee war, und zweitens, weil die Hellebarden sie gleichzeitig auf Distanz hielten und daran hinderten, in den Nahkampf zu gehen. Zahlreiche Ritter wurden ohne Probleme niedergemacht. Panik brach aus und einige Habsburger versuchten sich in den See zu retten, was im November und in einer Ritterrüstung generell eine sehr schlechte Idee ist. Leopold flüchtete und ritt mit den anderen Rittern, die ihm noch folgen konnten, über die eigene Infanterie, um von den Eidgenossen wegzukommen.

Am Ende der Schlacht waren 2'000 Habsburger tot, darunter viele Ritter und Adelige. Die eidgenössischen Verluste sind nicht genau gegeben, aber eine Quelle gab 12 Tote an. Sie waren jedenfalls gering.


Ein Bauernvolk hatte in seiner ersten Schlacht eine feindliche Armee zu einem Viertel vernichtet und in die Flucht geschlagen, während die eigenen Verluste lächerlich klein waren. Die zweite Armee zog sich zurück, als sie von der Niederlage erfuhren und als die Eidgenossen ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten.
Die Schlacht am Morgarten ist ein Musterbeispiel, wie man einen völlig überlegenen Gegner mithilfe des Geländes aller Vorteile beraubt und vernichtend schlägt und steht bis Heute für den schweizer Freiheitskampf gegen feindliche Länder, um unsere Freiheit zu verteidigen.

Gleichzeitig läutete die Schlacht auch das Ende der Kavallerie und der Beginn der Infanterie als Hauptwaffe in der zukünftigen Kriegsführung ein, was sich in weiteren Kriegen, zum Beispiel in den Burgunderkriegen ebenfalls zeigen würde.

Mit dieser Schlacht wurde ausserdem die jahrhundertlange Fehde mit Habsburg gestartet, die erst ungefähr 200 Jahre später enden würde, auch wenn es hier und da, zum Beispiel während den Burgunderkriegen, zu Friedensverträgen und sogar Bündnissen kam, weshalb einige habsburgische Truppen bei einigen dieser Schlachten dabei waren.

Ausserdem zeigte die Schlacht auch gleich, was normalerweise das Ergebnis in einer Schlacht sein würde, bei der die Schweizer beteiligt waren. Enorm hohe Verluste auf der Gegenseite, meistens mehrere Tausend, während sich auf der Seite der Schweizer die Verluste auf einige Dutzend oder Hundert beliefen.


Wie viel von dem nun wirklich so passiert ist, ist nicht völlig gesichert. Was man garantiert weiss, ist, dass die Habsburger unter Leopold in einem überfallartigen Angriff 1'500 bis 2'000 Tote zu verzeichnen hatten, wobei viele Adlige ums Leben kamen, deren Tode überliefert sind. Der Grossteil vom Rest ist nicht wirklich gesichert. So auch der Standort der Schlacht und wie die Schlacht selbst stattfand. Archäologisch ist das Schlachtfeld nicht überliefert, was manchmal als Beweis genannt wird, dass die Schlacht nicht stattfand oder jedenfalls nicht dort, wo wir es glauben, aber dabei wird ignoriert, dass auch grössere Schlachten aus dem Mittelalter generell nur selten Archäologisch festgehalten wurden.

Kurz nach der Schlacht erneuerten Uri, Schwyz und Unterwalden ihren Verteidigungsvertrag und mit der Zeit schlossen sich immer mehr Gebiete dem Bund an, womit die Eidgenossenschaft mehr und mehr wuchs.


15.11.20

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