HMS Rawalpindi

In beiden Weltkriegen benutzten mehrere Parteien Hilfskreuzer. Unter anderem, weil sie nicht genug Kriegsschiffe für alle Aufgaben hatten oder weil Hilfskreuzer als ehemalige Fracht- und Passagierschiffe, sehr unauffällig aussahen und sich anderen Schiffen nähern konnten.

Ein solches Schiff war die Rawalpindi. 1925 von Harland and Wolff gebaut, war sie 15 Knoten schnell und konnte beinahe 600 Passagiere transportieren. Sie war nach einer britischen Garnison im heutigen Pakistan benannt.

Am 26. August 1939, also noch bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde das Schiff von der Admiralität eingezogen und bewaffnet. Sie erhielt sechs ältere 152mm und zwei 76mm Geschütze.

Das Kommando erhielt Kapitän Edward Coverley Kennedy, der bereits im Ersten Weltkrieg in der Royal Navy gekämpft und die Skagerrakschlacht nur knapp auf der HMS New Zealand verpasst hatte, da er krank gewesen war.
Als er das Kommando übernahm sagte er: "They've given me some fine guns ... and in this war, I'm going to use them" (Sie haben mir ein paar gute Waffen gegeben ... und in diesem Krieg werde ich sie benutzen.)

Sie wurde Teil der Northern Patrol und patrouillierte das Gebiet um Island. Am 19. Oktober entdeckte sie den deutschen Tanker Gonzenheim, der sich selbst versenkte, bevor sie geentert werden konnte.
Am 21. November schrieb Kennedy einen Brief, in dem er sagte: 'I am as content as it is possible to be' (Ich bin so zufrieden, wie es nur möglich ist.)

Am 23. November patrouillierte die Rawalpindi nordwestlich der Färöer, als sie um 15:30 Uhr ein unbekanntes Schiff sichtete. Zuerst wurde es für das deutsche Panzerschiff Deutschland gehalten, da dieses Schiff sich anscheinend in der Nähe aufhielt. Ein Schiff, dass der Rawalpindi um ein vielfaches überlegen wäre. Als Kennedy das Schiff durch sein Fernglas betrachtete, sagte er: "It's the Deutschland all right"

Doch in Wahrheit war es noch viel schlimmer. Denn ein zweites Schiff tauchte auf und dann wurden sie identifiziert. Es handelte sich um die beiden Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau (die gleichen Namen, wie die Grossen Kreuzer im Ersten Weltkrieg). Beide Schiffe waren für Schlachtschiff-Standarts mit neun 280mm Geschützen zwar eher schwach bewaffnet, aber zu sagen, dass die Rawalpindi am Arsch war, ist eine Untertreibung.

Die deutschen Schlachtschiffe waren doppelt so schnell, hatten die doppelte Verdrängung, eine viel stärkere Bewaffnung, waren stark gepanzert, während die Rawalpindi als ehemaliges Zivilschiff natürlich keine Panzerung hatte und wäre das noch nicht genug, sie waren ausserdem in der Überzahl.

Die deutschen Schlachtschiffe, die versuchten, in den Atlantik auszubrechen, um dort Frachtschiffe zu versenken, verlangten, dass die Rawalpindi anhielt. Kennedy verweigerte diese Anweisung allerdings und beschloss, den Kampf aufzunehmen. Er sagte: "We'll fight them both, they'll sink us, and that will be that. Good-bye" (Wir werden beide bekämpfen, sie werden uns versenken und das war's dann. Auf Wiedersehen.) Er liess sein Schiff beidrehen und auf eine Nebelbank zuhalten, um darin Schutz zu suchen und liess Nebeltonnen über Bord werfen, die Rauch erzeugen sollten, aber sie zündeten nicht. Scharnhorst und Gneisenau eröffneten das Feuer, während auf der Rawalpindi die Geschütze noch feuerbereit gemacht wurden.

Die Rawalpindi erwiderte das Feuer, wurde allerdings bereits von der dritten Salve getroffen, die ihre elektronischen Systeme zerstörte und die Munitionsaufzüge stoppte. Eine weitere Salve zerstörte die Brücke und den Funkraum. Trotz der überwältigenden Übermacht wehrte sich die Rawalpindi für 40 Minuten, bis ihr letztes Geschütz ausgeschaltet worden war und sie komplett in Flammen stand. Sie kenterte um 20:00 Uhr und 263 Besatzungsmitglieder, unter ihnen Kapitän Kennedy, gingen mit dem Schiff unter.

Scharnhorst und Gneisenau hielten an und nahmen Überlebende auf. Die Scharnhorst hatte einen Treffer eingesteckt, die Gneisenau war unbeschädigt. Die Rawalpindi hatte den Feindkontakt gemeldet gehabt und der Leichte Kreuzer HMS Newcastle tauchte auf, mit einem zweiten Leichten Kreuzer, der HMS Delhi, dicht gefolgt. Die Deutschen waren sich bewusst, dass die Briten ihre Position kannten und vermutlich Schlachtschiffe entsendet hatten, um sie zu stellen und beschlossen, die Operation abzubrechen. Sie zogen sich zurück, während die beiden Kreuzer ihnen für eine Weile folgten, aber dann den Sichtkontakt verloren.

Die Deutschen hatten ungefähr 30 Überlebende gerettet und ein britischer Hilfskreuzer zog am Tag darauf 11 weitere Besatzungsmitglieder der Rawalpindi aus dem Wasser. Mit ihrem selbstlosen Einsatz hatte der Hilfskreuzer dafür gesorgt, dass die beiden Schlachtschiffe ihre Mission abbrachen und damit vermutlich eine Menge Menschenleben gerettet. Kapitän Kennedy wurde postum 'Mentioned in Despatches', also im Bericht speziell hervorgehoben und Churchill hielt eine Rede vor dem Parlament, in der er die Rawalpindi lobte und sagte: "... deren glorreicher Kampf gegen eine überwältigende Überlegenheit den Respekt und die Ehre des House of Commons und der Nation verdient hat"


Dies war das erste Mal im Krieg, dass ein britischer Hilfskreuzer sich gegen einen völlig überlegenen Gegner stellte, aber es war nicht das letzte Mal. Ein anderer Zwischenfall hatte Anfangs November stattgefunden, den ich leider verpasst habe. Vielleicht schreibe ich einfach bald dazu, auch wenn es nicht zum Datum passt. Ich weiss nicht, ob ich beinahe ein Jahr warten kann, darüber zu schreiben.

23.11.20

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top