Rückblick 07
10 Jahre zuvor
***
Ich sitze auf der Toilette und starre die zwei Streifen auf dem Schwangerschaftstest an.
Scheiße! Wann und wie ist das passiert?
Als Owen abends nach Hause kommt, sitze ich im Pyjama am Tisch und schiebe den Test zwischen meinen Händen hin und her.
Er legt seinen Mantel ab und fragt besorgt, wie es mir geht – als er heute Morgen das Haus verlassen hat, hing ich über der Toilette und habe mich übergeben.
Schweigend schiebe ich ihm den Test entgegen.
Ich hatte Angst vor seiner Reaktion.
Er hat gerade erst bei seinem Vater in der Firma Fuß gefasst. Wir waren Anfang 20, und es soll doch jetzt alles losgehen und nicht schon vorbei sein.
Owen schaut auf den Test und versucht zu verstehen, was ich ihm gerade zeige – ich beobachte ihn genau. Sein Hemd sitzt eng an seinem drahtigen Körper, die blonden Haare sind zurückgegelt, sein Gesicht ist immer glattrasiert, und er achtet penibel auf sein Aussehen. Sport, gesunde Ernährung und Vitamin-D-Baden sind seine Lieblingsbeschäftigungen.
Langsam sickert in ihm das Verständnis durch und sein Gesicht beginnt zu strahlen. »Vivi!« ruft er erfreut auf. Hebt mich von meinem Stuhl hoch und dreht mich im Kreis, um mich danach innig zu küssen, seine Hände auf meinen Bauch zu legen und mich mit seinen perfekten weißen Zähnen anzustrahlen.
Mit der Reaktion habe ich nicht gerechnet. Ich bin irritiert, aber komme nicht um ein Lächeln herum.
»Wow! Das wird großartig! Vivi, du hast mich gerade zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht!« Seine Stimme überschlägt sich fast, er fährt mir durch meine Haare. Küsst mein Gesicht und seine Freude steckt mich an.
»Lass uns heiraten!« platzt es aus ihm heraus. Mir fällt fast die Kinnlade auf den Tisch und ich starre ihn mehr als irritiert an.
Wir sind erst seit drei Monaten zusammen. Mir geht das alles eigentlich zu schnell, auch dass er darauf bestand, dass ich direkt zu ihm ziehe. Aber wenn Owen sich freut, dann steckt das jeden an.
Aber heiraten?
»Vivi, Babe. Ich weiß, das geht schnell. Aber es passt doch alles. Und wenn der kleine Fratz erst auf der Welt ist, wäre ein richtiges Zuhause und eine richtige Familie doch schön. Davon habe ich schon immer geträumt! Eine richtig große Familie mit Haus und Garten und vielen Kindern.«
Er schiebt mir mein Pyjamaoberteil hoch und küsst meinen Bauch.
»Denk drüber nach und ich nehme mir jetzt erstmal Zeit, dich zu überzeugen.« Owen zieht sein Hemd aus, hebt mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer.
Ich schlinge meine Beine um seine Hüften und lache erleichtert, dass Owen sich so sehr freut.
Er legt mich sanft aufs Bett, zieht mir meinen Pyjama aus und küsst mich sanft, während er seine Hose auszieht, sich auf mich legt und in mich eindringt.
Ich liege unter ihm, halte mich an seinen Schultern fest, während er in einem eingespielten Rhythmus in mich stößt, bis er kommt, schnaufend von mir runterrollt und mich verliebt anlächelt.
»Du bist einfach perfekt, Vivi. Gott, Babe. Ich lege dir die Welt zu Füßen.« raunt er und küsst meine Schultern, steht auf und zieht sich grinsend seine Jogginghose an.
Ich stehe auf, gehe ins Badezimmer und mache mich sauber. Mein Spiegelbild schaut mich gelangweilt an.
Ja, vielleicht hatte ich mir mein Leben ein wenig anders vorgestellt. Aber mein Studium war nicht gut gelaufen. Ich jobbe mal hier, mal da und mit der Kunst läuft es auch nicht. Auch nach New York zurück ging es für mich nicht. Meine Freundinnen haben sich auf der Welt verteilt und inzwischen andere Ziele.
Aber Owens Traum hört sich doch solide an und warum eigentlich nicht? Er ist ein wirklich toller Mensch, auf den alle zählen können.
Du hast ein Problem? Owen ist da. Immer.
Er behandelt mich, seit wir zusammen sind, wie eine Prinzessin, nimmt mich überall hin mit und schwärmt von mir, als sei ich die einzige und erste Frau, die er je gesehen hat.
Natürlich schmeichelt mir das und ich würde gerne mindestens die Hälfte für ihn empfinden. Ich dachte, das kommt mit der Zeit und vielleicht kommt es jetzt, wo ich sein Baby in meinem Bauch habe.
Mir wird übel und ich muss mich wieder übergeben.
»Babe? Alles okay?« Owen steht in der Tür und schaut sorgenvoll zu mir runter.
»Ich hab schon meiner Mutter Bescheid gegeben, sie hat eine wunderbare Frauenärztin. Da können wir morgen direkt hin. Ich habe mir freigenommen. Mein Dad versteht das.«
Owens Familie ist das, was man ein Rudel nennt. Sie leben alle nahe beieinander, sehen sich täglich, erzählen sich alles und sind untrennbar. Natürlich wünscht er sich das für sein Leben auch.
Es war unglaublich. Wir hatten die Chance, sobald das Baby da wäre, das Haus neben seinen Eltern zu bekommen. Die Hochzeit war angesetzt und er kümmert sich rührend um mich.
Jeden Abend kommt er nach Hause, begrüßt meinen Bauch und dann mich, trägt mich ins Schlafzimmer, fickt mich und plant mit mir das Haus, die Einrichtung, das Babyzimmer und die Hochzeit.
Ich habe noch nie einen glücklicheren Menschen gesehen und das hat mich angesteckt.
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