Unerwartete Hilfe

So hatten nicht nur wir unser Glück gefunden, nein auch noch Dr. Suki und Sam, meine Oma und Samuel.
„Ach ja, ich musste ihn heute dringend anrufen!", dachte ich insgeheim, doch Colin wusste genau, an wen ich gerade dachte als ich mir den Professor betrachtete. „Du bist wie ein offenes Buch für mich!", sagte Colin und schnell kam noch ein „das musst du doch wissen!" hinterher.

Ja und ich wusste nur zu gut, wie er das gerade mir zu verstehen gab. Jetzt dachte er nämlich an seinen Dad, der noch immer apathisch in seinem Bett lag.
„Komm, wir sollten mal nach ihm sehen!" und das taten wir dann auch zugleich.
Die anderen kamen in kleinen Schritten hinterher, wollten uns ein wenig Privatsphäre mit der Familie gönnen, um dann in etwas mehr als zehn Minuten später selber in das Zimmer von Colins Dad und Mom zu kommen. Ich untersuchte ihn kurz, während ich nebenbei auch seine Mom durchcheckte.

Auch ihr ging es nicht unbedingt besser, sie achtete einfach zu wenig auf sich selbst.
„Du musst etwas essen und auch mehr trinken!" und schon reichte Colin ihr mitgebrachte Sandwiches und ein paar Flaschen ihres Lieblingswassers. Dann klopfte es: „Herein!" und schon standen der Professor und seine jungen angehenden Ärzte vor dem Bett von Colins Dad.

„Nun, worauf müssen wir bei diesem Patienten besonders achten?", wollte er wissen, als sich eine etwas mehr als einmetersiebzig große rothaarige junge Dame meldete, die ihr Gesicht hinter einer dicken schwarzen Brille verbarg.
„Nun bitte Mrs. Piercon!" und schon begann sie in einem Redeschwall Töne von sich zu geben, die richtig in meinem Ohr wehtaten.

Sie hielt eine krönende Rede von zu wenig Flüssigkeit im Körper und so weiter. „Dankeschön, das ist alles richtig, was sie hier gerade gesagt haben!" und führte weiter fort:

„Und jetzt dürfen sie ihn auch gern untersuchen!" und sie nahm ihr Stethoskop aus der Tasche und wärmte es ganz profimäßig zwischen ihren Händen an. Dann sprach sie ein paar beruhigende Worte.

Bei diesem Namen gingen bei mir alle Alarmglocken sofort an. Ich hatte den Namen schon einmal gehört, wusste aber nicht in welchem Zusammenhang. "Sollte das etwa die kleine Mary Piercon aus meinem Nachbarort sein?". Sie tat so als würde sie mich nicht kennen.

Das konnte ich in ihrem Kopf merken. Sie versuchte krampfhaft etwas vor mir zu verbergen. In meinem Kopf hämmerte es gewaltig: „Die sollten wir im Auge behalten!" und Alex, der inzwischen auch mit im Zimmer war, hatte mich verstanden.

„Nun gut, dann auf in das nächste Zimmer!", rief der Professor und die weiße Wolke setzte sich wie von 'Geisterhand geführt in Bewegung. „Braucht ihr mich jetzt noch noch hier?", wollte Colin wissen und als man das allgemein verneint, verabschiedete er sich höflich, gab mir noch einen Kuss und machte er sich auf in das Hotel, wo er schon dringend erwartet wurde.

Doch von wem? „Oh, mit euch haben wir überhaupt nicht gerechnet! Wie konntet ihr denn so schnell hier sein? Und ohne eine Antwort abzuwarten, dachte er noch: „Sicherlich ist da Magie mit im Spiel." Er hatte vergessen, dass beide seine Gedanken lesen konnten.

„Wir wollten euch beistehen. Ich habe das doch alles schon einmal erlebt! Kannst du uns nachher zum Professor bringen, bitte? Ich will ihn überraschen!". Erstaunt darüber nahm er sich erst einmal Zeit, um ihnen etwas zu essen herzurichten, um dann mit ihnen gemeinsam zu frühstücken.

„Und wie geht's den Babys?", wollten sie wissen. „Alles okay!". Mehr brachte er gerade nicht heraus, war noch immer geplättet, wie schnell sie plötzlich hier waren.
„Du weißt doch, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat..." und er brauchte den Satz gar nicht mehr beenden. Colin hatte mehr als nur verstanden. Und wo war denn nun Alex' Dad abgeblieben? Er hatte sich gekonnt im Hintergrund gehalten und beobachtete bisher nur. Doch das hatte nichts weiter zu bedeuten, dachten zumindest die meisten.

Dass er ihre Makel genau registrierte und durch ein selbst entwickeltes Gedankenraster laufen ließ, wussten nicht sehr viele.

Nachdem Colin und seine Gäste gemeinsam gefrühstückt hatten, machten sie sich erneut auf den Weg zum Professor.
Auf dem Weg dorthin begegneten wir einer Reihe von Patricias Patienten, die nacheinander freundlich grüßten, wussten sie doch wer er war.
Der Professor staunte nicht schlecht als er plötzlich jemand bekannten aus seiner Vergangenheit gegenüberstand:

„Wie kommst du denn hierher?", hörte man ihn fragen und sie antwortete: „Na, wie wohl? Ach übrigens, das ist mein Mann Samuel. Samuel, das ist Professor Mc Callum."

Als ich die beiden Namen hörte, musste ich einfach in das Zimmer des Professors rasen und konnte meinem Erstaunen kaum Ausdruck verleihen. „Was macht ihr denn hier?", wollte ich sofort wissen. „Ich dachte, wir sollten euch unterstützen".
Ich freute mich natürlich, dass sie meinen versteckten Hilferuf erkannt hatte und fiel ihr nun auch endlich um den Hals und natürlich auch Samuel. Nun trat auch noch Colins Dad in die Runde und gerade als ich sie vorstellen wollten, fielen sie sich um den Hals.

„Okay, man kennt sich bereits!" und ich musste mich arg zusammenreißen. Denn ich hätte das schon gern eher erfahren.
Aber so waren die Mc Phersons, einfach alle verschlossen wie eine Auster. „Und hab ihr schon etwas von Karen gehört?", wollten sie jetzt von mir wissen.
Ich hatte den Namen bisher nicht erwähnt, aber musste mich eh nicht mehr darüber wundern. Wir waren ja aus der gleichen Familie und hatten somit auch die gleichen Fähigkeiten.

„Nein, noch immer nichts. Langsam wird es aber mal Zeit!" und alle nickten. Dann ging sie mit dem Professor ins Zimmer von Colins Dad und Mum, berührte die Stirn von Colins Dad und er schlug die Augen auf, setzte sich auf und begann einen eigenartigen Text von sich zu geben.
Es klang wie ein Kauderwelsch aus Latein, Griechisch und auch noch Englisch.
„Oje, wer sollte das denn jetzt verstehen?" und sie wandte sich nun seiner Mum zu:

„Du musst nur genau hinhören und alles andere ausblenden, Kindchen! Versuche es doch einfach noch einmal! Ich habe alles aufgenommen und so könnt ihr es euch in Ruhe und Stück für Stück zu Gemüte führen!" und auch mein Doktorvater nickte seiner Frau zu.

Er hatte es schon verstanden, konzentrierte sich aber noch einmal darauf und filterte alles was englisch klang heraus. Dann setzte er es in Gedanken wieder zusammen. Nun tat das gleiche mit dem griechischen und zum Schluss mit dem lateinischen Redeschwall.

Dann sprach er alles hintereinander und so erfuhren wir, wo sich Karen befindet. „Ich wusste gar nicht, dass du solche Fähigkeiten hast!", rief ich ihm zu. „Tja, meine liebe Patricia, du weiß noch längst nicht alles über mich." und ich konnte mich nur wundern über eine derartige Fähigkeit.
Selbst meine Oma war wirklich nicht leicht in Erstaunen zu versetzen. Doch er hatte es gerade geschafft.

Und so hörten wir uns jetzt den Text genau an, den Samuel übersetzt und dann hintereinander gesprochen hatte.

„Wenn ihr wollt sie wiedersehen, dann lasst mich einfach gehen! Ich werd' euch geben keinen Grund, denn gleich läuft es hier noch rund!".

Das war ein netter Reim, doch was sollten wir damit anfangen? Da kam mir natürlich wieder der Zufall zu Hilfe.

Mrs. Piercon hatte diesen Reim schon einmal gehört und konnte sich erinnern, wo er denn immer genau gesprochen worden war. Es war so etwas wie bei uns „Verstecken spielen".
Und das tat man am liebsten im Park, dort wo wir die kleinen Elfen das allererste Mal gesehen haben.

„Das könnte auch eine Falle sein!", rief ich und erklärte nun allen, die mitkommen wollen, wie sie sich zu verhalten haben.
Besagten Ring trug ich ja bereits an meinem Finger und das Diadem hatte ich auch immer dabei. Beides konnten andere aber erst sehen, wenn ich es wirklich wollte. Sie mussten sich also ein wenig gedulden:

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