37. Er weiß es.
Huhu meine Lieben, weiter geht's! Viel Spaß! <3
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* Viviana *
Erst liefere ich Clara bei Erik ab, dann fahre ich selbst nach Hause. Immer noch klitschnass. Aber das war's wert. Dieser Kuss war es wert.
Wotan guckt ganz schön blöd, als ich tropfend zur Tür hereinkomme, ich schmeiße meine Sachen in die Waschmaschine und ziehe mich um. Die Zeit vergeht wie Kaugummi, ich starre immer wieder auf die Uhr, in der Hoffnung, dass Marco endlich hier auftaucht. Wie es möglich ist, dass ich dem Kerl so hörig bin, kann ich mir selbst nicht erklären, aber das will ich mittlerweile gar nicht mehr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelt es endlich, ich breche mir fast die Beine, als ich über die Couch springe und zur Tür flitze - ich hab so einen Schaden, unfassbar. Lächelnd öffne ich die Haustür, Marco grinst. Ich auch. "Hey", sagt er leise, ich werde jetzt auch noch rot. "Hey", erwidere ich fast schüchtern. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen. Kaum ist die Tür hinter ihm zugefallen, zieht er mich an sich und küsst mich. Er hat das vorhin scheinbar ernst gemeint, als er sagte, er würde da weitermachen wollen, wo wir aufgehört haben. Auch wenn es bescheuert ist, muss ich dabei grinsen. Das liegt an diesen Endorphinen, die mich ganz blöd im Kopf machen, sobald er sich mir nähert.
Umständlich gelangen wir ins Wohnzimmer, fallen aufs Sofa und knutschen weiter. „Hast du eine neue Handy?", nuschle ich dazwischen, bestätigend nickt er nur, zieht sein nigelnagelneues Telefon aus der Hosentasche und legt es auf den Wohnzimmertisch. Danach suchen seine Lippen wieder meine und ich seufze leise, als seine Küsse schließlich über meinen Hals wandern und bei mir eine warme Gänsehaut verursachen. Sehnsüchtig schiebe ich meine Hände unter sein Shirt, ziehe ihn enger an mich und flüstere irgendwann: „Marco, Stopp, nicht jetzt, nicht hier." Durchaus verwundert sieht er auf, zieht seine Hand zurück, die gerade unter meine Hotpants gerutscht ist und lächelt. „So zurückhaltend heute?", neckt er mich, ich beiße mir auf die Unterlippe, setze mich auf und entgegne: „Was erwartest du denn?" „Ach Vivi, ich erwarte gar nichts. Leg doch nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage", wispert er mir ins Ohr und küsst mich dann liebevoll erst auf die Schläfe, anschließend auf den Mund.
Mein Herzklopfen ist dabei so heftig, dass es mir schwerfällt, meine Atmung zu kontrollieren, nicht durchzudrehen. Marco begnügt sich vorerst damit, seine Hand unter mein Top gleiten zu lassen, mich in den nächsten intensiven Kuss zu verwickeln und das reicht auch schon, um mich willenlos und handlungsunfähig zu machen. Ich komme nicht dahinter, wie er das macht, aber da ich eh keinen klaren Gedanken fassen kann, schiebe ich diesen inneren Monolog von mir weg und lasse meine Fingerspitzen über seinen Bauch fahren. Ein Gefühl, das ich nie wieder missen möchte.
„Du hast mir gefehlt", raunt er mir zu, ich lächle und erwidere seine Aussage mit einem langen Kuss. Es gab bisher wenige Männer, die mich so gefesselt haben, die mein Herz so erobert haben wie Marco. Um ehrlich zu sein, gab es nur einen einzigen. Den Schweden. Dass Marco es gelungen ist, mich so empfinden zu lassen, kann ich nicht fassen. Etwas stürmischer als vorher küsse ich ihn, vergrabe meine Hände in seinen Haaren – dies Frisur sitzt danach definitiv nicht mehr. Gern geht er auf meine Offensive ein, nun rutscht seine Hand doch wieder unter meine Hotpants und ich halte ihn nicht auf, sondern küsse ihn intensiv auf den Mund.
Plötzlich räuspert sich jemand hinter uns. Erschrocken fahren wir auseinander, ich kreische auf: „Dad! Was machst du denn hier?" Thomas Tuchel, mein Stiefvater und Marcos Trainer steht hinter der Couch und blickt uns wenig begeistert an. Verfluchte Scheiße! Mit knallrotem Kopf setze ich mich auf, sortiere meine Haare, zupfe an meinen Klamotten herum und auch Marco guckt etwas betreten. „Was wird das, wenn's fertig ist?", will mein Dad brummend wissen, sein Blick wandert zwischen Marco und mir hin und her. „W-was machst du denn hier?", stoße ich hervor, er entgegnet knapp: „Urlaub vorbei. Ich wohne hier." Mittlerweile ist auch meine Mum hinter ihm aufgetaucht, bekommt große Augen, als sie Marco und mich sieht. Das ist so endpeinlich, ich möchte im Erdboden versinken. Dass ausgerechnet mein Dad uns beim Knutschen erwischt, ist wirklich nicht lustig.
Knurrend bringt dieser nun hervor: „Mitkommen!" Verwirrt entgegne ich: „Wer?" Genervt nörgelt er: „Na du, Fräulein! Sofort! Küche!" Mit hochgezogenen Schultern folge ich ihm in die Küche, meine Mutter folgt uns kopfschüttelnd. Fühlt sich an wie der Gang zum Schafott. Was kommt jetzt? Wird er mir das hier verbieten? Wird er mich anschreien? Er wirkt echt nicht sonderlich erfreut über diese Verbindung, die ich da eingegangen bin.
Unsicher lasse ich mich auf einen der Stühle im Esszimmer fallen, weil mein Dad hier bereits Halt gemacht und gar nicht erst in die Küche gegangen ist. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, er wandert Auf und Ab, fixiert mich zwischendurch immer wieder angespannt. Ich habe ja schon einmal einen seiner unüberhörbaren Wutanfälle ertragen müssen, falls das jetzt wieder so läuft, frage ich vorher lieber nach Ohropax. Sonst bin ich danach bestimmt taub.
Irgendwann fragt er mich betont ruhig, aber mit strengem Unterton: „Was soll das, Vivi? Was hast du dir dabei gedacht?" Verwundert gebe ich zurück: „Was soll was? Wie meinst du das? Ich hab euch keine Nachricht geschrieben, dass ich mich mit ihm treffe, aber ich hätte es euch schon noch gesagt, wenn es dabei geblieben wäre. Ist doch alles noch total frisch!" Einen Moment hält er inne, dann beginnt er wieder: „Und was genau soll das werden? Meine Spieler sind für deine Racheaktionen und Spielchen tabu! Das muss dir doch klar sein, dass ich das nicht toleriere! So geht das einfach nicht! Such dir einen anderen, mir egal, aber keinen aus meinem Team! Einen Kerl mit Liebeskummer kann ich zu Saisonbeginn wirklich nicht gebrauchen, vor allem, wenn meine eigene Stieftochter ihn nur benutzt und ihm anschließend das Herz gebrochen hat! Ich bin enttäuscht von dir, Viviana! Wirklich! Seit wann benimmst du dich so? Das passt gar nicht zu dir!"
Fassungslos starre ich ihn an, mir klappt wortwörtlich die Kinnlade runter, dass Marco im Türrahmen des Esszimmers erscheint, entgeht mir zwar nicht, aber ich sage nichts dazu. Zu den Vorwürfen meines Dads dagegen schon. Alleine wie er mir das Wort ‚Stieftochter' beinah vor die Füße gespuckt hat, geht schon zu weit! „Was?! Was mache ich? Unterstellst du mir gerade, dass ich mich nur deshalb mit Marco treffe, um Zlatan eins auszuwischen? Ich kann diese Scheiße nicht mehr hören! Wie ist es möglich, dass mir scheinbar niemand abnimmt, dass ich Marco einfach nur gern habe und Zeit mit ihm verbringen möchte?! Das mit Zlatan ist vorbei! Ich habe die Nase so gestrichen voll von dem Thema, von diesen unterschwelligen Anschuldigungen! Ich will mein Leben endlich wieder leben und weißt du was – Marco macht mich glücklich! Ich fühle mich wohl in seiner Nähe, bekomme Herzklopfen, wenn er meine Hand nimmt, mich nur ansieht und hyperventiliere fast, wenn er mich küsst, weil mein Herz so ausrastet! Da ist gar nix gespielt! Wieso denkst du so schlecht von mir? Wieso? Jetzt, wo es endlich jemanden gibt, der mich wieder lachen lässt, der es geschafft hat, dass ich die Welt nicht mehr in die Luft jagen will und ihr habt alle nix Besseres zu tun, als mir zu unterstellen, ich würde ihm nur wehtun wollen! Ich will ihm nicht wehtun, ich will ihn nicht verletzen! Ich will bei ihm sein! Was ist falsch daran?!", keife ich ungehalten los, mich macht es unfassbar wütend, dass niemand mehr daran zu glauben scheint, dass ich loslassen kann, dass ich noch in der Lage bin andere Emotionen zu empfinden, außer Hass, Zorn und Groll. Dass mir jetzt brennende Tränen über die Wangen rollen, nehme ich gar nicht richtig wahr, ich blicke meinen Dad trotzig an, der wirkt doch etwas geschockt über meinen Ausbruch. Marco hat sich wieder zurückgezogen, meine Mum setzt sich neben mich und nimmt meine Hand, die ich allerdings wieder wegziehe.
„Nur weil mein Herz gebrochen wurde, heißt das nicht, dass ich von jetzt an anderen Menschen nur noch Leid zufügen will", erkläre ich mit kratziger Stimme, der Kloß in meinem Hals wird immer größer. „Vor allem nicht Marco", füge ich gebrochen hinzu, in meiner Brust zieht es, weil mich das hier so verletzt, weil ich meine Rachepläne längst über Bord geworfen habe, mich auf dieses Gefühlschaos eingelassen habe, das Marco in mir auslöst. Ihm weh zu tun, ihn nur auszunutzen, klingt in meinen Ohren mittlerweile wie das Schäbigste, was vorstellbar ist. Er hat mich in sei Herz gelassen, weil er hinter meiner zickigen und launischen Fassade das gesehen hat, was ich früher mal war. Die Vivi, die sich nach Harmonie, Liebe und Geborgenheit sehnt. Nach jemanden, auf den ich mich verlassen kann, bei dem ich ich selbst sein kann. Und Marco ist dieser Jemand.
„Soll das heißen, das hier ist nicht Teil der Show, um Zlatan eifersüchtig zu machen?", murmelt mein Dad sichtlich beschämt. „Nein!", jammere ich, will aufspringen und mich an ihm vorbeidrängen, doch er hält mich am Arm zurück. Während er mir in mein verheultes Gesicht schaut, meine Mimik studiert, habe ich das Gefühl gleich zusammenzubrechen. Er sucht noch immer nach der Lüge, nach etwas, was ich ihm verschweige. Aber da ist nichts. Schließlich lockert er seinen Griff, streicht mir eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht und brummt: „Es tut mir leid, Vivi. Das war dumm von mir. Ich werde mich nicht mehr einmischen, solange eure Verbindung sich nicht negativ auf seine Leistung auswirkt, okay?" Stumm fixiere ich ihn. Zeitgleich bin ich erleichtert, aber auch enttäuscht. Kommt dieses Misstrauen wirklich von meinem vorangegangenen Verhalten? So wie bei Clara auch? Die witterte auch eine Verschwörung oder so. Schnell wische ich mir eine weitere Träne von der Wange, drehe mich um und stapfe zur Treppe, mir reicht das jetzt.
„Vivi, warte", ertönt da Marcos Stimme hinter mir, als ich die ersten beiden Treppenstufen bereits erklommen habe. Mit erhitzen Wangen und brennenden Augen wende ich mich zu ihm um. „Was? Willst du mir jetzt auch noch unterstellen, ich würde dich nur benutzen?", zische ich böse, ich bin aktuell sehr geladen. Kopfschüttelnd kommt Marco auf mich zu, als er vor mir steht, legt er seine Hand auf meine Wange und flüstert: „Nein, weil ich weiß, dass dem nicht so ist, weil ich es spüre." Ohne mich zu Wort kommen zu lassen, schlingt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich eng an sich. Wie automatisch schieben sich meine Hände in seinen Nacken und dann endlich küsst er mich. Es gleicht einer Erleichterung nach diesem Aufruhr, mein Körper entspannt sich und ich habe das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können. Marco weiß, dass ich es ehrlich mit ihm meine. Er weiß es.
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Nunja... So ganz kann man ihrem Dad und auch Clara das Misstrauen ja nicht verübeln... Trotzdem verletzt es Vivi jetzt, weil sie ja tatsächlich nichts Böses im Sinn hat.
Marco scheint sich davon nicht beeinflussen zu lasse, gut so ^^
Was sagt ihr zu Vivis Geständnis? Marco hat ja auch alles gehört <3
Hoffe, das kapitel, hat euch gefallen?
Knutscha,
eure Mercy aka Floraly <3
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