31. Herzklopfen

Hey hey meine Süßen, heute gibt es das erste brandneue Kapitel! Ich hoffe, es gefällt euch! Viel Spaß! <3

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* Marco *

Als ich vor Thomas' Haus parke, ist Vivi schon halb eingeschlafen. Kurzerhand steige ich aus, öffne die Beifahrertür und hebe sie hoch, um sie zur Haustür zu tragen. Aber genau in dem Moment wird sie wach und jammert: „Nicht! Lass mich runter!" Schnell folge ich ihrer Bitte, dann steht sie wackelig vor mir, schaut mich mit glasigen Augen an. Es ist einer dieser Momente, in denen sie sie es nicht mehr schafft ihre Fassade aufrecht zu erhalten, vielleicht bemüht sie sich auch nicht mehr, ich weiß es nicht. Im schwachen Schein des Bewegungsmelders glitzern die Tränen, die sich in ihren Augen sammeln. Ich hasse es, wenn sie weint. Ich ertrage das nicht. Egal, wie eklig sie manchmal zu mir ist, wie viel Kraft sie investiert, damit alle glauben, sie sei wirklich so unausstehlich, ich habe mittlerweile begriffen, dass sie das nur tut, um sich zu schützen. Weil sie überhaupt nicht mehr weiß, wo sie hingehört, seit mit Zlatan Schluss ist. Dann auch noch als lächerlich in der Presse dargestellt zu werden, setzt ihr noch mehr zu. Dabei versucht sie doch krampfhaft, genau das nicht zu sein, ihm nicht hinterherzulaufen. In einem unaufmerksamen Moment hat Clara so etwas verlauten lassen, daher weiß ich das.

Traurig blickt sie mich an, ich weiß nicht genau, was ich tun soll. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich eigentlich vorhatte, wenn sie mich so anschaut. So verloren. „Marco, wieso tut das so weh?", flüstert sie plötzlich, ich schlucke schwer, weil sie mir mit einem Mal wieder so leid tut. Das alles hat sie nicht verdient. Klar, sie macht sich das Leben manchmal selbst schwer, aber sie weiß es nicht besser. Für sie ist böse Sprüche rauszuposaunen, sich zu betrinken und alle von sich wegzustoßen, die einzige Möglichkeit, nicht zu zerbrechen, nicht aufzugeben. Sie kann nicht anders.

Vorsichtig lege ich meine linke Hand auf ihre Wange, sehe sie einen Augenblick lang schweigend an. „Es muss nicht mehr weh tun. Lass los", entgegne ich dann leise, sie schlägt die Augen nieder, schwankt leicht, dass ich befürchte, sie könnte gleich fallen durch den Alkohol, der schon wieder durch ihren Körper gepumpt wird. „Ich versuche es doch. Die ganze Zeit. Ich hab ihn gehen lassen, aber es tut immer noch so weh", gibt sie mit belegter Stimme zurück, tippt sich gegen das Brustbein und fügt hinzu: „Hier drin. Da geht jedes Mal aufs Neue was kaputt, wenn ich daran erinnert werde, wenn ich lesen muss, wie glücklich er ist, wenn sie mich wie eine Irre hinstellen. Ich bin nicht irre, ich hab ihn geliebt und deshalb will ich auch, dass er glücklich wird, aber ich will das auch! Ich will auch glücklich sein!" Die Spur von Verzweiflung in ihrer Stimme entgeht mir nicht und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Ausgerechnet mir schüttet sie jetzt ihr Herz aus? Ibrahimovic wollte mir vor Wochen noch die Nase brechen, sie hat mich immer wieder von sich weggestoßen – seinetwegen. „Ich will das nicht mehr!", schluchzt sie und dreht sich von mir weg, unrhythmisch beginnen ihre Schultern zu zucken, sie kann sich der Traurigkeit nicht mehr erwehren.

„Vivi", murmle ich unsicher, gehe wieder einen Schritt auf sie zu, lege einen Arm von hinten um ihre Taille und ziehe sie an mich. Von ihr kommt keine Gegenwehr, sie wendet sich zu mir, lehnt sich an mich und schnieft: „Wieso können sie mich nicht endlich damit in Frieden lassen? Wieso?" Planlos umarme ich sie nun richtig, drücke sie eng an mich und suche nach irgendetwas in meinem Kopf, was ihr helfen könnte, aber da ist nichts. Nichts, was ihr helfen würde. „Jetzt ist Clara schon wieder sauer auf mich", seufzt sie dann, darüber muss ich trotz der unpassenden Situation leider lachen. „Marco!", mault sie, schaut auf und wirft mir einen grimmigen Blick zu. „Sorry, ich wollte nicht lachen!", gluckse ich, ich kann nichts dagegen tun, „Sie ist nicht sauer. Naja, vielleicht doch, aber ihr vertragt euch doch wieder." Immer noch bedrückt sieht sie mich an und meint dann: „Wieso hast du mir eigentlich noch kein Rattengift in meinen Kaffee gemischt, so scheiße, wie ich immer zu dir bin?" Verdutzt ziehe ich die Augenbraun hoch. Wieso plötzlich so ehrlich und vor allem so selbst reflektierend? Als sie meine Reaktion bemerkt, ergänzt sie ein bisschen beschämt: „Ja, ich weiß, ich kann 'ne unfassbare Zicke sein. Richtig bösartig. Tut mir leid." Dazu fällt mir nix ein, wie genau haben wir diesen Schritt gemacht? Dass sie sich ausnahmsweise mal bei mir entschuldigt und nicht umgekehrt? „Ich, äh", setze ich an, da legt sie ihren rechten Zeigefinger auf meine Lippen und wispert: „Wenn du mir jetzt nur sagen willst, dass du es doch schon überlegt hast, behalt es für dich."

Schmunzelnd ziehe ich ihre Hand vorsichtig weg, schüttle den Kopf. „Weil ich dich mag, Vivi. Immer noch." Regelrecht erstaunt guckt sie mich an, scheint zu überlegen, ob ich sie veralbern will, dann rutscht ihr raus: „Mich? Ich dachte immer, du willst mich nur flachlegen!" Peinlich berührt kratze ich mich im Nacken, wende kurz den Blick ab und gestehe dann: „Naja, könnte sein, dass das am Anfang so war. Aber das ist schon eine ganze Weile her. Seitdem ertrage ich dich ohne diesen Hintergedanken." „Du wolltest echt nur mit mir ins Bett!", quietscht sie, wirkt aber nicht verärgert, auf ihren Lippen breitet sich sogar ein kleines Lächeln aus. Schulterzuckend stehe ich vor ihr und weiß gar nicht, wie ich mit dieser Ehrlichkeit umgehen soll, die wir da an den Tag legen. „Du Marco?", nuschelt sie da verlegen, fragend sehe ich sie wieder an. „Was denn?", will ich wissen. Bilde ich mir ein, dass sie gerade rot geworden ist? „Wehe du lachst!", warnt sie mich, ich wehre ab: „Nein, jetzt sag schon!" Erst beißt sie sich einmal auf die Unterlippe, was ich zu gerne bei ihr sehe, dann hebt sie den Kopf und gibt zu: „Ich mag dich auch."

Jetzt bin ich derjenige, der rot wird und mein Kopf schwirrt leicht, weil sie es zum ersten Mal ausspricht. Das, was ich mir schon so lange erhoffe. Keine Ahnung, wieso ich bereit bin diesem Moment kaputtzumachen, vielleicht bin ich einfach zu neugierig, denn ich spreche es schon aus, ehe ich es zu Ende gedacht habe: „Eher so wie einen Kumpel oder mehr?" „Hättest du es nicht einfach hinnehmen können?", nörgelt sie leise, ich hebe ihr Kinn leicht an, damit sie meinem Blick nicht mehr ausweichen kann und wiederhole: „Wie einen Kumpel? Oder was meinst du?" „Seit wann stellst du so dämliche Fragen?", entgegnet sie grinsend, ich bin noch nicht schlauer als vorher, weshalb ich meinen ganzen Mut zusammennehme und mich weiter vorbeuge. „Dürfen deine Kumpels das?", raune ich ihr zu, kurz bevor sich unsere Lippen treffen.

Anstatt mir eine zu scheuern, weil ich schon wieder die Dreistigkeit besitze, sie zu küssen – erwidert sie meine Annäherung. Sehr zärtlich und vorsichtig, dass meine Knie ganz weich werden, weil mein Herz so schnell schlägt. Während dieses Kuss schmiegt sie sich an mich, ihre Wärme benebelt mein Hirn, ich kann nicht mehr denken und wünsche mir, dass sie endlich kapiert, was ich wirklich will – sie. Nur sie, schon so lang. Nicht nur fürs Bett, obwohl mich ihr Körper wirklich anmacht. Ich will, dass sie meinetwegen wieder lachen kann, dass sie aufhört sich selbst und ihre Umwelt zu bestrafen, weil ihr das Herz gebrochen wurde. Ich wünsche mir, dass sie sich in mich verliebt.

Ihre Fingerspitzen streifen über mein Shirt, sie macht keine Anstalten sich von mir zu lösen und so stehen wir in der Auffahrt vorm Haus ihres Stiefvaters, der ausgerechnet mein Trainer sein muss und knutschen. Sachen gibt's, die gibt's gar nicht.

Schließlich müssen wir beide mal tief Luft holen und schauen uns danach in die Augen. Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meine Frage – die sie aber auch nicht vergessen zu haben scheint, da sie dann zögernd hervorbringt: „Nein, das dürfen nur Männer, bei denen ich Herzklopfen bekomme."

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Uuuuhhhh <3 Nähern sich die beiden endlich an? Ganz friedlich und ehrlich? Es scheint so :)

Gefällt euch diese Entwicklung? Wie könnte es jetzt weitergehen?

Hat euch das Kapitel gefallen?

Alles Liebe,

eure Mercy aka Floraly <3

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