30. Glücklich sein?
Huhu, weiter gehts <3 Ob Vivi wirklich so schlechte Absichten hat, wie ihr vermutet? Lest einfach selbst!
Viel Spaß ❤
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* Viviana *
Die Diskussion, in welchen Film wir gehen, findet ohne mich statt. Ich habe mich nochmal kurz auf die Terrasse zurückgezogen, rauche eine Kippe und starre in den Himmel. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich an Zlatan denke. Wann hört das endlich auf? Ich habe ihn gehen lassen und sollte glücklich damit sein, aber das bin ich nicht – nicht wirklich. Und das nervt mich extrem. Vor allem, weil das Netz voll davon ist, wie happy Zlatan im Moment wirkt und gemutmaßt wird, dass das nur mit einer neuen Frau an seiner Seite zusammenhängen kann. Ja toll, ich bin nicht glücklich und zu allem Überfluss hab ich jetzt diesen Pärchen-Abend an der Backe. Nachdenklich nehme ich den letzten Zug meiner Zigarette und frage mich, ob ich Zlatan je endgültig aus meinem Herzen streichen kann, ob er mir je egal sein wird, ob ich jemals wieder ohne ihn so glücklich sein kann, wie ich es damals war.
„Vivi? Wir wollen so langsam los", unterbricht Marco meinen Gedanken. Er steht dicht neben mir, ich schaue hoch und nicke. Aktuell ist mein Herz schwer, ich kann nicht so tun, als ginge es mir gut und in Kino-Laune bin ich erst recht nicht. Wortlos erhebe ich mich und folge den dreien in den Flur. „Willst du keine Schuhe anziehen, Süße?", fragt Clara mich verdutzt. Ich hatte total vergessen, dass ich meine Heels noch gar nicht anhabe. Seufzend suche ich sie aus dem Wirrwarr an Schuhen im Flur hervor, ziehe sie an. Als ich wieder in die Runde blicke, schauen mich alle so merkwürdig an. „Was?", meine ich ziemlich patzig. Das Geglotze geht mir echt auf die Eierstöcke. „Sicher, dass du Lust hat mitzukommen?", versucht Erika es freundlich zu verpacken. Meine Laune ist irgendwie von jetzt auf gleich unter den Nullpunkt gesunken und so erwidere ich: „Nee, um ehrlich zu sein, hab ich keinen Bock!" Clara atmet hörbar aus und giftet mich böse an: „Wieso musst du jetzt wieder so scheiße drauf sein? Sei doch einmal nicht so stur!"
Komischerweise mischt sich Marco ein, bevor wir uns wirklich streiten können: „Also ich hab auch nicht so Lust auf Kino, ich hab im Moment nur Hunger. Vielleicht gehen wir einfach was Essen und schauen dann mal?" Verblüfft sehe ich ihn an, er lächelt mir aufmunternd zu und ich bin mit einem Mal versöhnlich gestimmt – diese Stimmungsschwankungen sind mehr als nervig. „Finde ich gut, was sagt ihr Zwei?", wendet sich nun Erika an Clara und mich. Ich zucke gleichgültig mit den Schultern, wofür ich einen strengen Blick von Clara ernte. „Ja, lasst es uns so machen. Sonst kommen wir hier ja nie weg", nörgelt diese und ich sage einfach nix dazu. Mir ist echt alles egal. Solange ich nicht dazu gezwungen werde zu lächeln und so zu tun, als wäre ich glücklich. „Na dann los!", sagt Erika und öffnet die Haustür.
Draußen stehen sowohl Eriks als auch Marcos Auto. Ich entscheide innerhalb von Sekundenbruchteilen, dass ich lieber bei Marco mitfahre, als mir dieses Geturtel von meiner besten Freundin und Erika freiwillig anzutun. Dementsprechend steuere ich zielsicher Marcos Wagen an, nachdem ich die Haustür abgeschlossen habe. Herr Reus guckt zwar ein wenig irritiert, kommentiert das aber nicht und öffnet mir die Beifahrertür. Ganz Gentleman heute. Claras gezischte Beschwerden ignoriere ich gekonnt und steige einfach ein. Ich kann es ihr aber auch echt nicht recht machen – sie wollte doch, dass ich mich mit Marco treffe – also was ist jetzt ihr Problem? Marco dreht im Auto die Anlage leiser, was ich ein bisschen schade finde, denn vermutlich erwartet er jetzt, dass wir uns unterhalten werden, was nicht mein Plan war.
Wir fahren bereits einige Minuten, als er plötzlich etwas erwähnt, wovon mir schlecht wird: „Sei nicht sauer, dass alle behaupten Zlatan hätte 'ne Neue und dich als verheulte Verlassene darstellen, das geht vorbei." Mir wird heiß und kalt, meine Nackenhaare stellen sich auf und ich stammle: „W-Wie bitte? Wie werde ich dargestellt?" Er schaut mich kurz an, ich muss ziemlich dämlich aussehen. „Na der Artikel vorhin. Mach dir nichts draus. Das hört bald auf." Während seiner Worte habe ich die Luft angehalten. Was für ein Artikel? Wovon redet der da? „Welcher Artikel?", entfährt es mir, ich klinge eiskalt, weil ich gerade richtig wütend werde. Und das will ich ihm keinesfalls zeigen. Marco zieht sein Handy hervor und reicht es mir.
Schnell überfliege ich den Artikel, schlucke schwer bei dem Foto, das von mir veröffentlicht wurde und starre anschließend aus dem Fenster. Die Tränen, die mir in die Augen schießen, sind mir peinlich und ich bin stinksauer. Meine Wangen glühen vor Zorn und ich kämpfe mit mir, um nicht die Fassung zu verlieren. Dieser Dreck, den die da hingeschmiert haben ist lächerlich. Das Foto gleicht einer Beleidigung und ich sehe da wirklich nicht sonderlich vorteilhaft aus. Die Sehnsucht nach Zlatan in meinem Herzen wird immer weiter weggeschoben und es füllt sich mit Zorn an, mit Hass, bis es beinahe platzt. Der Abend ist gelaufen. Bis auf hochprozentige Drinks und sinnlose Gespräche ist bei mir heute nichts mehr drin. Mich als traurige Verlassene hinzustellen ist eine Frechheit! Ja, ich bin nicht happy, aber ich laufe Zlatan nicht hinterher, so wie es da geschrieben steht! Diese Falschaussagen kratzen an meinem Ego und ich muss mich zurückhalten, um nicht auszuflippen. Marco ist schlau genug, um den Mund zu halten. Vermutlich weiß er, dass ich sonst nicht wirklich freundlich wäre.
Als er den Wagen geparkt hat, steige ich wortlos aus, zünde mir eine Zigarette an und starre meine Schuhe an. Leckt mich doch alle an meinem zuckersüßen Arsch! Ihr denkt, ihr wisst, was in mir vorgeht? Ihr denkt, ihr könnt das der ganzen Welt erzählen? Na wartet! Ihr könnt was erleben! Ich gebe euch was, worüber ihr schreiben könnt! Ihr werdet euch noch wundern! Trotzig trete ich die Zigarette aus und stolziere hinter den anderen hinterer. Die Nase trage ich absichtlich unnötig weit oben, die Welt denkt doch schließlich eh, ich sei arrogant, eingebildet und geldgeil. Bitte, ich bestätige eure Klischees nur zu gerne! Immer noch angefressen lasse ich mich im Restaurant neben Marco nieder, bestelle mir einen Drink und werde das Gefühl nicht los, dass die Leute uns anstarren. Es gibt in diesem Augenblick nur eins, was ich wirklich wollen würde – mich auf die Couch zurückziehen, mich mit Eis vollstopfen und irgendeine romantische Schnulze gucken, einen Berg Taschentücher vollheulen, mich selbst bemitleiden. Geht grade nicht, also halte ich dieses Drama jetzt hier aus. Der Appetit ist mir allerdings mehr als vergangen, nach diesem schrottigen Artikel. Deshalb stochere ich auch nur in meinem Essen herum, kann mich nicht überwinden an dem Tischgespräch tatsächlich teilzunehmen.
Dafür trinke ich eindeutig zu viel, der Alkohol fließt in einem Höllentempo durch meine Adern und mir wird ein wenig schwummrig. Irgendwann verlässt Erik das Lokal, um zu telefonieren und Clara verschwindet, um sich ihr ‚Näschen zu pudern'. In meiner Depriphase lehne ich mich an Marcos Schulter und jammere leise: „Ich will nach Hause." Er antwortet mir nicht, legt nur seinen Arm um meine Taille und lässt zu, dass ich mich an ihn schmiege. Auch wenn ich es nicht will, ich es nicht erklären kann – so geht es mir besser. Ich fühle mich nicht mehr so verloren, so ausgeliefert und angreifbar. An sein Parfum habe ich mich mittlerweile gewöhnt und mein Herz schlägt ungewöhnlich schnell, als meine Wange kurz seinen Hals berührt. All meinen intriganten Plänen zum Trotz verharre ich so, schließe die Augen und wünsche mir, dass ich einfach nach Hause gehen kann und nicht weiter einen auf sozial machen muss heute.
Clara räuspert sich übertrieben laut, als sie sich wieder an unseren Tisch setzt. „Stör ich?", fragt sie spitz, ihr scheint es nicht zu passen, dass Marco und ich so dasitzen. Wie gesagt, wie man's macht, ist es falsch. „Nein, nein, aber ich glaube, ich fahr Vivi jetzt nach Hause", entgegnet Marco ganz ruhig, auch wenn ihm ihre Tonlage nicht entgangen sein kann. „Na wenn du meinst", erwidert Clara viel zu bissig und zieht eine Schnute, was ich durch meine halboffenen Augen erkennen kann. Sie ist beleidigt, dass ich ihren ach so tollen Pärchenabend torpediere, aber ich kann wahrscheinlich eh nicht mehr geradeaus laufen – ich wäre keine Bereicherung. Ohne zu widersprechen, lasse ich Marco meine Rechnung mitbezahlen und wanke kurz darauf bei ihm untergehakt zu seinem Auto. Clara wirft mir immer wieder einen dieser vorwurfsvollen Mutti-Blicke zu, auf den ich nicht eingehe. „Soll ich wirklich nicht mitkommen?", will sie noch wissen, bevor ich die Wagentür zuziehen kann. „Nee, alles gut. Ich geh jetzt einfach ins Bett", lalle ich und lächle sie schief an. Sie scheint nicht sicher zu sein, ob sie meiner Aussage vertrauen kann, aber Marco macht eine beschwichtigende Handbewegung, sie fleht ihn fast an: „Pass bitte auf sie auf, im Moment macht sie nur Blödsinn." Netterweise lässt er das so stehen und steigt ebenfalls ein.
Auf der Fahrt schaue ich ins Schwarz der Nacht und zweifle schon wieder an meinem Vorhaben. Denn eigentlich bin ich kein schlechter Mensch, wirklich. Marco nimmt nach ein paar Minuten einfach meine linke Hand in seine, überrascht schaue ich ihn an, er sieht geradeaus, lächelt aber unmerklich dabei. Seine Wärme kriecht meinen Arm entlang und gelangt so direkt in mein Herz, in mein so wütendes und verrohtes Herz. Ich bin kein schlechter Mensch. Eigentlich will ich doch auch nur glücklich sein. Das ist doch alles, was ich will – so wie jeder andere auch. Ist das zu viel verlangt?
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Glücklich sein - ist manchmal gar nicht so leicht...
Den Aufmerksamen unter euch ist vlt was aufgefallen? Wenn ja, dann her mit euren Mutmaßungen ^^
Fühlt euch umarmt,
eure Mercy aka Floraly ❤
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