23. "Es tut mir leid."

Halluuuu ihr Süßen, gucken wir mal, wie Vivianas Abend noch ausgeht...

Viel Spaß mit dem Kapi!

------

* Viviana *

„Vivi? Gott, was zum Fick machst du da?!" Claras hysterische Stimme überschlägt sich fast und kurz darauf ergießt sich ein Schwall eiskalten Wassers über mein Gesicht. Erschrocken reiße ich die Augen auf und huste. „Mann, ey! Was machst du für 'ne Scheiße?! Komm, steh auf!", fordert sie streng und nimmt meine Hand. Es ist stockfinster und mir ist kalt. Aber sobald meine Sinne zurückkehren, merke ich, dass es etwas gibt, was mir viel mehr zu schaffen macht. Mir ist kotzübel.

Clara hockt neben mir und auch Erik steht auf dem Vordach und mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen, wie ich durch das schwache Licht aus meinem Zimmer erkennen kann. Mühsam rapple ich mich auf und mit Claras Hilfe klettere ich durch das Fenster zurück in mein Zimmer. Durch die Bewegung schwappt der Wodka gefährlich in meinem Magen umher und ich beginne zu würgen. „Shit, Erik, hilf mir mal, sonst reihert sie gleich alles voll!", kreischt Clara und zerrt mich ins Bad. Wie durch ein Wunder schafft sie es mich bis zum Klo zu schleifen, bevor ich mich übergeben muss.

Geduldig hält sie meine Haare zurück und streichelt meinen Rücken, solange bis es endlich vorbei ist. „Ach Schatz, musste das sein?", murmelt sie geistesabwesend und stellt mir ein Glas Wasser hin, nachdem ich mir den Mund abgewischt habe. Ich schaue sie mit Tränen in den Augen an. Ich kann dazu nichts sagen, es ist mir unangenehm und ich fühle mich schrecklich. So viel zu dem Thema, das Alkohol die weniger sichtbare Zerstörung sei. Von wegen! Sie tupft mir mit einem feuchten Lappen über die Stirn und meint: „Denkst du, du kannst dich hinlegen?" Erschöpft nicke ich und sie begleitet mich in mein Zimmer. Alles dreht sich und ich kann einfach nicht die Augen schließen. Erik ist verschwunden, ich danke ihm dafür, dass er nicht auch noch wie ein Sensationsreporter hier herumsteht und blöde Fragen stellt. Es ist auch so schon unerträglich genug.

„Was war denn los?", möchte Clara in sanftem Ton von mir wissen. „Zlatan", krächze ich und beginne wieder zu weinen. „Marco", schluchze ich dann noch und halte mir die Hände vors Gesicht. „Ach Schatz. Das muss aufhören. Du bringst dich noch um", seufzt sie und streicht mir übers Haar. Ich schlafe dann wohl doch ein, denn als ich die Augen wieder öffne ist es fürchterlich hell in meinem Zimmer und ich habe die Kopfschmerzen meines Lebens. Stöhnend drehe ich mich zur Seite und sehe, dass Clara mir eine Aspirin und ein Glas Wasser hingestellt hat. Lieb von ihr.

Es dauert eine Ewigkeit bis ich die Brausetablette aus ihrer Verpackung gepopelt habe und das Zischen ertönt. Es kostet mich zwar Überwindung, aber ich trinke das ganze Glas aus und klettere dann mit wackeligen Knien aus dem Bett. Es ist 13 Uhr und ich habe also schon den halben Tag verschlafen. Im Bad stelle ich mich unter die Dusche und unterdrücke mit aller Kraft die Übelkeit und den damit einhergehenden permanenten Gedanken, dass ich gleich kotzen muss. Die Aspirin wirkt langsam und ich schleppe mich nach unten.

Dort ernte ich nur einen strengen Blick meiner Mutter, die in der Küche steht und kocht. Der Geruch lässt mich sicherlich ganz grün werden und ich flüchte nach draußen. Erst jetzt merke ich, dass sowohl das Haus, als auch der Garten picobello aufgeräumt und sauber sind. Selbst der Grill glänzt, als wäre nie was gewesen. Verwirrt kratze ich mich am Hinterkopf. Also entweder gibt es die Heinzelmännchen wirklich oder irgendjemand anderes hat hier alles wieder hergerichtet. Ich hoffe wirklich, dass es nicht meine Mutter war. Das würde sie mir ewig vorhalten. Seufzend lege ich mich in einen der Liegestühle auf der Terrasse und versuche auf mein Leben klar zu kommen.

Wieso wirft mich das so aus der Bahn? Erst Zlatan und dann Marco? Ich verstehe mich selbst nicht und liege den Rest des Tages einfach nur rum. Mein Handy rühre ich nicht an und auch sonst will ich von der Welt heute nichts wissen. Ich habe einfach genug. Ich will in den Urlaub und nicht mehr hier sein. Ich habe wirklich mehr als genug. Mehr als ich noch bereit bin auszuhalten. Ich hab mich da selbst so tief in die Scheiße geritten, es muss doch auch anders gehen! Ohne irgendetwas gegessen zu haben gehe ich nach einigen Stunden wieder ins Bett.

Das nervtötende Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf. Oh Gott, bitte nicht. Claras Freudenschrei, der an mein Ohr dringt, lässt mich mein Handy fast panisch von mir werfen: „Wann wolltest du mir endlich von St. Tropez erzählen?! Oh Gott, das ist ja so geil! Thomas hat mich grad angerufen! In zwei Tagen geht es ja schon los! Wir müssen heute noch shoppen gehen! Unbedingt! Aaaahhh, das ist so cool! Ich freu mich so doll!" Ach verdammt, ich habe ja vergessen es ihr zu erzählen. Das ist komplett untergegangen in meinem alkoholgetränkten Selbstmitleid. „Äh ja, sorry. Von mir aus, dann gehen wir nachher noch shoppen", erwidere ich verschlafen. „Du hast jetzt nicht ernsthaft noch geschlafen?! Mein Gott, du Eule! Wir treffen uns einfach bei unserem Café um 15 Uhr. Bis dann!", quakt Clara ins Telefon und ich lege auf. Oh Mann, sie macht mich wahnsinnig mit ihrer Euphorie. Dieser verkackte Optimismus. Alles wird toll, alles genial. Blabla. Meine Laune ist schon mies, bevor ich aufstehe. Spitzen Start in den Tag, definitiv. Grummelnd gehe ich in die Küche und trinke erstmal Kaffee. Viel Kaffee. Mam und Dad sind nicht da, das ist mir nur Recht. Sonst löchern sie mich wieder nur mit blöden Fragen, wegen gestern. Geht sie doch nix an, also bitte.

Es klingelt. Och Manno, vielleicht stelle ich mich tot und tue so als wäre ich nicht da? Doch da ertönt die Klingel erneut. Seufzend erhebe ich mich und schlurfe zur Haustür. Meinen Kaffeebecher nehme ich mit, mein Lebenselixier kann ich nicht stehen lassen. Ohne durch den Spion zu blicken, öffne ich die Tür. Dumme Idee. Ganz dumm.

„Was willst du denn hier?", fauche ich und erinnere mich schlagartig daran, wie beschissen mein Spiegelbild mich gerade angesehen hatte. Verdammt. Ausgerechnet jetzt muss der hier auftauchen. „Hey, kann ich kurz reinkommen?" Ich schüttle den Kopf. „Nein! Was willst du überhaupt? Chantalle findet ohne dich doch sicher nicht mal den Weg aus deiner Wohnung mit ihrem Spatzenhirn!", erwidere ich mit einem fiesen Lächeln auf den Lippen. Marco. Wieso schon wieder? Geh einfach und lass mich in Frieden. Ihren scheiß Namen habe ich mit Absicht so blöd ausgesprochen, die Barbie verdient es nicht anders und er auch nicht! „Lass mich mal bitte rein. Ich wollte mit dir reden", bettelt er mich an. „Was sollen wir reden? Ausgerechnet wir zwei?", pampe ich ihn an und trinke einen Schluck Kaffee. „Bitte, Vivi", murmelt er und sieht mich lieb an. „Wenn's sein muss!", sage ich schnippisch und lasse ihn vorbei.

Nervös fährt sich Marco durch seine perfekt gestylten Haare. Hatte ich nicht schon erwähnt, dass ich aussehe wie ein Schreckgespenst? Wird mir gleich noch bewusster. Toll. Ich gehe wieder in die Küche und versuche wenigstens meine wirr abstehenden Haare in einem Dutt zu bändigen. Den Rest kann ich jetzt nicht ändern. Auch nicht meine peinliche Minion-Hot Pants oder mein grell pinkes Top, auf dem ‚Love is in the air' prankt. Mann, es sind halt Schlafklamotten, die müssen nicht toll aussehen – nur bequem sein! Außerdem hat Zlatan das nie gestört, der fand das sogar süß. Ich hatte meine Sachen eh nie lange an. Aber das ist ein ganz anderes Thema, ich schweife ab.

„Was willst du also?", will ich in gereiztem Tonfall von dem Superstar wissen. Superstar mit einer Schwäche für dumme Mädchen. Ich bin ja wohl auch dumm, die Formulierung passt also. Ich hab zwar Gehirn, aber was Männer betrifft bin ich eher so auf Chantalles Gesamtniveau. „Es tut mir leid", platzt es plötzlich aus ihm heraus. Irritiert blicke ich von meinem Kaffee auf. „Hä?" Mehr kriege ich nicht zustande. Es ist zu früh für solche Spielchen. „Das beim Grillen. Ich hätte sie nicht mitbringen sollen." Noch immer warte ich auf den Kerl, der hinter Marco hervorspringt und laut ‚versteckte Kamera!' brüllt. Will der mich verarschen, oder was? „Die Kleine war da und ich war schlichtweg irgendwie notgeil. Es tut mir leid." Aha. Na wenigstens ist er ehrlich. Ich zucke mit den Schultern. „Und wieso erzählst du mir das? Mir ist das doch egal", behaupte ich tapfer. Ist es mir nicht, wie ich sofort wieder merke. Gott, bin ich eine Pussy geworden. Schrecklich.

„Na du hast mir erst alles erzählt und ich hab nichts Besseres zu tun als die Ische dann mitzubringen. Ich hatte das Gefühl, dass da zwischen uns irgendwas passiert ist an dem Abend", versucht er weiter zu erklären. „Aha. Na sehr tiefgreifend kann das ja nicht gewesen sein, wenn du dich dann mit der Barbie vergnügen musstest", erwidere ich kalt und mein gekränkter Stolz erwacht vollends. Marco rauft sich schon wieder die Haare. So macht er seine ganze Arbeit auf seinem Kopf zunichte. Naja, ich lauf ja noch viel schlimmer rum, ich sollte lieber still sein. „Ich hatte nichts mit ihr, ehrlich!", stößt er hervor und sieht mich flehend an. „Du kannst doch flachlegen, wen du willst. Mir schnuppe", sage ich und weiß, dass meine Augen etwas anderes sagen. „Vivi, ich mag dich und ich wollte mich genau aus diesem Grund bei dir entschuldigen. Es ging dir ja wohl an dem Abend dann nicht so gut. Ich wollte das nicht", redet er weiter. Hat Erika also doch gepetzt! Na der kann was erleben! Das passt er ja wirklich perfekt zu meiner Quasselstrippe Clara! Ich werde hier sicher nicht nochmal einknicken und losheulen und ihm sagen, dass er mich mit Barbie verletzt hat! Davon träumt er wohl! „Das hatte nichts mit dir zu tun", behaupte ich und sehe an ihm vorbei. Lüge! Klar hatte es mit ihm zu tun, weil ich bescheuert bin und mich von der einen gescheiterten Romanze am liebsten gleich dem nächsten Blödmann an den Hals werfen würde, weil ich es ja scheinbar nicht ertrage allein zu sein! So erbärmlich bin ich mittlerweile.

Vorsichtig berührt er meinen Handrücken und sieht mir in die Augen. Kurz fesselt mich das, was ich sehe, dann besinne ich mich und ziehe meine Hand weg. „Egal, was du sagst – es tut mir leid und ich hoffe, dass du mir das glaubst." Ich spüre, wie seine Worte versuchen die Ketten um mein Herz zu sprengen, aber ich lasse das nicht zu. „Bist du fertig? Wenn ja, dann kannst du jetzt wieder gehen. Da draußen warten sicher noch ein paar Chantalles auf dich. Ciao", zische ich und deute zur Tür. Marco wirft mir einen flehenden Blick zu, den ich ignoriere und er verlässt dann mit hängenden Schultern mein Haus.

Wütend trommle ich mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Ich hätte ihm die Meinung geigen sollen. Wieso hab ich es nicht gemacht? Weil ich kurz abgelenkt war. Von seinen grünbraunen Augen und seinen Worten. Ich schüttle den Kopf und verdränge einfach die letzten zehn Minuten meines Lebens. Ist nie passiert und bedeutet gar nichts.

--------

Der Kerl muss sich aber auch ständig entschuldigen - so wird das nix mit den beiden... Ich hätte ihn ja gar nicht erst ins Haus gelassen - wozu gibts den Hund?! :D

Sagt er die Wahrheit? Was macht Vivi da jetzt draus?

Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Alles Liebe,
eure Mercy aka Floraly ❤

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top