20. "Das kann doch nicht alles gewesen sein..."
Hallöchen meine Lieben, ich warne euch schon mal vor - das heute ist das Ergebnis, wenn ich stundenlang Xavier Naidoo höre - also Taschentücher raus! :D
Die üblichen Witzeleien fallen heute wegen Naidoo-Wetter aus - hoffe, ihr mögt es trotzdem!
Viel Spaß mit dem Kapitel! <3
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* Marco *
Vivi sieht heute Abend atemberaubend aus; der kurze Plisseerock, das enge Top, der unordentliche Dutt. Sie wirkt gut gelaunt und entspannt. Immer wieder verzaubert sie alle mit ihrem Lächeln. Ich sehe sie an und kann nicht glauben, dass sie vermutlich immer noch an Zlatan denkt. Jede verdammte Sekunde.
Ich kenne keine Frau, die mich je so in ihren Bann gezogen hat. Und sie will mich nicht. Zumindest behauptet sie das. Doch der Kuss hat eine andere Sprache gesprochen - der meiner Entschuldigung. Sie wehrte sich nur kurz und ergab sich dann doch ihrem eigenen Willen. Sie war genauso überwältigt wie ich von dem, was mit uns passierte, als wir uns küssten. So sehr sehne ich mich nach einer Wiederholung, nicht so eine wie an Eriks Party. Sondern eine, bei der wir beide alles, jede Sekunde, jeden Atemzug als das Beste erleben können, was je geschah. Bei vollem Bewusstsein, ohne die verzerrende Wirkung des Alkohols auf unser Erinnerungsvermögen.
Verträumt beobachte ich sie weiter und versuche zu verstehen, wieso diese wunderschöne Frau mich so fasziniert und sich selbst scheinbar manchmal so verabscheut. Denn so wirkt sie auf mich, wenn sie die Kratzbürste raushängen lässt, wenn sie unnahbar und unausstehlich zu sein versucht. Ihre Seele muss kämpfen, ihrem Körper sieht man die Belastung mittlerweile an. Ich bemerke, dass ihre verführerischen Kurven weniger voll sind. Ihr Körper zahlt den Preis für ihren Schmerz.
Nach einiger Zeit treffen sich unsere Blicke das erste Mal. Sie hält inne, ihre Lippen umspielt ein kleines Lächeln, dann dreht sie sich wieder weg und mein Herz geht in diesem Moment auf. Die untergehende Sonne taucht ihre Haut in einen goldenen Schimmer, ich lechze danach, ihr näher zu sein, als ich es momentan kann.
Ihr gebrochenes Herz verschlingt nicht ihre strahlende Aura, ihre unglaubliche Schönheit. Gerne möchte ich die Scherben aufsammeln und ihr helfen sie wieder zusammen zu setzen. Aber es ist bestimmt zu früh. Viviana entscheidet selbst, wen sie in ihr Leben lässt. Wer ihr nah sein darf. Im Augenblick ist das nur Clara. Nur sie weiß ansatzweise, wie es Vivi wirklich geht. Doch Clara lässt sich nicht dazu hinreißen etwas auszuplaudern. Sie hüllt sich in Schweigen, wenn ich sie nach Viviana frage. Nur einmal meinte sie: „Sie lässt sich nicht brechen. Nicht noch einmal. Wenn du geduldig bist, sieht sie dich vielleicht eines Tages. Doch wann das sein wird, weiß niemand."
Claras Worte hängen mir seit diesem Tag hinterher. Ich habe nicht vor Viviana zu brechen. Ich glaube, dass sie das auch nie wieder zulassen wird. Sich brechen lassen. Sich so aufgeben, wegen eines einzigen Menschen. Es verunsichert mich, so über sie zu denken. Meine eigenen Gedanken machen mir bewusst, wie gering meine Chancen bei ihr sind. Denn es ist nur möglich sich brechen zu lassen, über seinen eigenen Schatten zu springen und bedingungslos zu lieben, wen man jemandem so sehr vertraut und sich diesem Menschen so hingibt, dass man ihm sein Innerstes, seine Seele offenlegt. Ich zweifle selbst daran, ob Viviana das jemals wieder kann.
Mit dem Pfeil in der Brust und ihrem gebrochenen Herzen wurde ihre Seele durchlöchert, ihr Vertrauen enttäuscht und sie gebrochen. Als ich bemerkte, wie sie Zlatan ansah, zersprang beinah mein eigenes Herz. So viel Wehmut stand in ihren Augen, so viele verlorene Träume und Sehnsüchte. In diesem Moment wusste ich, es würde lange dauern – vielleicht wird sie nie so weit sein, um wieder jemanden an sich heranzulassen. Das mit ihr und Ibrahimovic war ernst gewesen, sehr ernst. Sie hatte ihn nicht aufgeben wollen, sie hatte ihn geliebt.
Mein Herz zieht sich kurz zusammen, als ich sehe, wie Vivi lachend neben Erik steht und sich scheinbar köstlich über etwas amüsiert.
Lache für mich, sieh mich und gib mir eine Chance - krampfhaft kreisen diese Gedanken durch meinen Kopf. Ich wende meinen Blick nicht von ihr ab, ich kann nicht. Zu sehr bin ich gefangen von dem, was sie mit meinem Herzen macht. Am Anfang hat sie nur meinen Jagdinstinkt ausgelöst, gepaart mit dem Wunsch, sie dazu zu bringen, mich zu mögen. Doch mein Jagdinstinkt ist der Sehnsucht gewichen. Diese Frau ist echt, verbietet es aber jedem, dies zu erkennen. Nur schwer greifbare Sekunden blitzte ihr wahres Ich gelegentlich auf und daran halte ich mich fest. Ich bin dabei mein Herz an diese Frau zu verlieren, dabei sieht sie mich nicht einmal.
Seufzend trinke ich einen Schluck Bier und versuche an etwas anderes zu denken, als an diese Frau. Ich starre auf den Rasen vor mir und mein Blick wird unscharf. Jemand setzt sich neben mich auf die Hollywoodschaukel. Verwunderr sehe ich hoch und erstarre fast. Vivianas Lächeln durchfährt mich wie ein siedend heißer Schauer. „Hi", murmelt sie und lehnt sich zurück, wodurch die Schaukel leicht zu wippen beginnt.
„Hi", entgegne ich zögerlich und schaue sie an. Wieder wird sie von dem warmen Orangerot der untergehenden Sonne geküsst und ich halte den Atem an. Wie kann sie mir nur so den Atem rauben? Sie blickt mich an und zieht eine Augenbraue hoch. „Was ist? Soll ich dich alleine lassen?", fragt sie belustigt. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf und kann mich gerade noch zurückhalten, um sie nicht anzuflehen, nicht zu gehen.
„Wie geht es dir?" In ihren Augen flackert kurz die bekannte Wut auf, sie zieht die Luft scharf ein und erwidert dann: „Kannst du aufhören, mich das immer zu fragen? Schaffst du das?" Verdutzt gucke ich sie an. „Wieso?" „Du kennst die Antwort doch. Da brauchst du mich nicht jedes Mal fragen!", faucht sie mich an und ihre Augen funkeln nun tatsächlich vor Zorn. „Entschuldige", nuschle ich und schaffe es nicht, ihrem Blick nicht auszuweichen. „Ach hör auf dich zu entschuldigen. Ich will nur nicht ständig gefragt werden. Das ist alles, okay?", sagt sie wesentlich freundlicher. Dann fällt ihre sorgsam aufgebaute Fassade für einen Moment in sich zusammen. Sie schaut in den Himmel, trinkt einen Schluck und spricht so leise, dass ich Mühe habe sie zu verstehen:
„Es tut weh, jeden verdammten Tag. Manchmal mehr, manchmal weniger. Vergessen tut weh, es zerreißt mein Herz immer wieder. Ich will das nicht, aber es bringt mich um den Verstand. Es tut einfach so weh. Egal was ich auch mache. Egal wie viel Mühe ich mir gebe, nichts mehr zu fühlen. In mir ist so viel Wut, ich kann gar nicht so laut schreien, um das loszuwerden. Und dann fragen immer alle ständig, wie es mir geht. Es geht mir beschissen. Ich will das nicht immer wieder sagen müssen. Aber ich will auch nicht mehr so tun müssen, als wäre wieder alles in Ordnung. Diese Lügen machen es nur noch schwerer. Ich will diese Show nicht, sie ändert doch auch nichts an der Situation, außer dass es den anderen dann besser geht, weil sie aufhören können sich zu sorgen. Es gibt keinen Grund sich Sorgen zu machen. Ich schaffe das auch alleine, wirklich. Also bitte – frag mich das nicht mehr." Schweigend habe ich ihr zugehört und werde jetzt überrollt von der Tatsache, dass sie vermutlich das erste Mal, seitdem sich unsere Wege kreuzten, absolut ehrlich ist und zugibt, dass auch sie fühlt, leidet und verletzlich ist.
Jetzt traue ich mich nicht, irgendetwas zu erwidern. Ich sehe, wie sie sich mit dem Handrücken über die Wangen fährt und weiß, dass sie weint.
Das Risiko, dass sie mich hasserfüllt von sich stößt ist groß, dennoch rutsche ich näher an sie heran, lege meinen Arm um ihre Schultern und versuche ihr so zu sagen, dass es okay ist. Wider meinen Erwartungen lehnt sie sich an mich und vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals. Ihre Nähe brennt wie Feuer auf meiner Haut. Vorsichtig schiebt sie eine Hand auf meinen Bauch und schnieft. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass eine Frau mich so aus der Fassung bringt. Das ist unglaublich. Mein Herz rast wie von Sinnen in meiner Brust und ich wage es nicht, mich zu rühren – aus Angst, Viviana könnte sich wieder in den gekränkten Schatten verwandeln, der keinen Menschen sehen lässt, wie es wirklich um ihn steht.
Ihr Schmerz ist noch da und ich weiß nicht, weshalb sie ausgerechnet jetzt mich daran teilhaben lässt und mir diese Nähe gewährt. Sie kuschelt sich an mich, ihre Hand verkrampft sich auf meinem Bauch, ihre Finger klammern sich an den Stoff meines Shirts, diese Berührung lässt meinen Atem stocken. Ihr entfährt ein leises Schluchzen und sie presst ihr Gesicht noch drängender an mich. Ich ertrage es kaum, dennoch ziehe ich sie enger an mich und halte es stumm aus. Meine Finger gleiten über die warme Haut ihres Arms, sie zuckt kurz zusammen, als sich meine Hand auf ihre Taille legt. Mein Daumen streicht unablässig über die wenigen Zentimeter ihrer nackten Haut, die ihr hochgerutschtes Top freigibt. Sie ist wieder still, bleibt aber so an mich geschmiegt sitzen.
Irgendwann löst sie ihre Hand von meinem Shirt und sucht mit ihren Fingern vorsichtig meine freie linke Hand, die auf meinem Oberschenkel liegt. Ihre Fingerspitzen gleiten langsam unter meine Hand, sodass ich sie umdrehe. Erst fahren ihre Finger in Kreisen über meine Handinnenfläche, dann verschränken sich ihre Finger mit meinen. Ich sehe verwirrt auf sie herab, doch sie schaut mich nicht an. Sie blickt auf unsere Hände und schweigt. Dieser Moment lässt mein Herz vor Glückseligkeit und Sehnsucht fast platzen. Ich weiß nicht, wie das geschehen ist, dass sie mir so nah sein will – doch ich hinterfrage es nicht, ich will nur diesen vollkommenen Augenblick in mich aufnehmen und mich für immer daran erinnern können.
Da hebt sie den Kopf, sieht mich an. Ihre Wangen sind an manchen Stellen noch nass, ihre Schminke ist leicht verwischt – doch sie ist trotzdem bildschön. Schnell wischt sie sich mit der Hand unter den Augen entlang und beißt sich dann unsicher auf die Unterlippe. Ich kann sie nur sprachlos betrachten und versuchen mir jedes Detail ihrer Einzigartigkeit einzuprägen. „Danke", flüstert sie und ich hänge an ihren makellosen Lippen. Ich weiß, dass ich nichts antworten muss. Weder erwartet sie eine Antwort, noch will sie eine. Ihre vorhin noch so von Zorn geprägten Augen leuchten in den letzten Sonnenstrahlen.
Erst als es stockfinster um uns herum ist und die ersten Fackeln im Garten aufgestellt werden, regt sie sich in meinem Arm. Ich bete, dass sie jetzt nicht geht und mich danach wieder wie Luft behandelt. Viviana enttäuscht mich, schiebt meinen Arm von sich herunter und meint leise: „Ich verschwinde. Schönen Abend noch." Dann steht sie auf und taucht zwischen den anderen unter, die sich angeregt unterhalten und scheinbar nichts von ihrem Moment der Ehrlichkeit, ihrer Sehnsucht nach Zuneigung bemerkt haben. Regungslos schaue ich ihr hinterher. Doch in mir bäumt sich der Wunsch auf, dass es das nicht gewesen sein kann – sein darf.
Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden, laufe ich in die Richtung, in die sie verschwunden ist. Ich sehe, wie sie vor dem Haus am Gartenzaun lehnt und scheinbar in den glitzernden Sternenhimmel blickt. In dieser Nacht verhängt kein Wolkenfetzen das Schwarz über uns.
Sie sieht sich nicht um, als ich das Tor öffne und mich ihr nähere. Ich stelle mich dicht hinter sie, sie legt den Kopf in den Nacken und lässt sich nach hinten sinken. Ihr Rücken berührt meine Brust, ich mache noch einen kleinen Schritt auf sie zu und überbrücke die noch bestehende Distanz zwischen uns. Ungerührt schaut sie weiter gen Himmel als ich meine Arme von hinten um ihre Taille lege und mein Kinn auf ihrer Schulter abstütze. Ihre warmen Hände ruhen kurz darauf auf meinen Unterarmen und sie schmiegt sich an mich. Wortlos genieße ich ihre Nähe, ihren warmen Körper an meinem.
„Das kann doch nicht alles sein, was das verdammte Universum mit mir vorhatte, oder?", murmelt sie. Ich überwinde meine Furcht vor ihrer Zurückweisung, drehe den Kopf zur Seite, meine Lippen streifen die weiche Haut ihres Halses. „Nein, sicher nicht", gebe ich gedankenverloren zurück und küsse sie zärtlich auf den Hals. Sicher nicht.
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So, ich hoffe wirklich niemand ist auf halber Strecke im Kitsch versunken... Es überkam mich einfach, deshalb heute mal so.
Wie schätzt ihr das ein - haben die beiden wirklich eine Chance zueinander zu finden, trotz Vivis gebrochenem Herzen?
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen - auch ohne Lacher ?!
Alles Liebe,
eure Mercy aka Floraly ❤
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