2. Eisig
Huhu meine Lieben, hier gleich das zweite überarbeitete Kapitel 😍 Viel Spaß dabei!❤
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* Viviana *
Wir sitzen gut gelaunt im Restaurant und machen uns über unser Essen her. Thomas hat uns alle eingeladen.
Es gibt keinen wirklichen Anlass. Er meinte vorher zu mir: "Manchmal muss man das Leben einfach feiern, Vivi. Solange man es kann."
So philosophisch hätte ich ihn gar nicht eingeschätzt, aber Unrecht hat er sicher nicht. Clara geht bei uns sowieso Ein und Aus, deshalb ist sie mit dabei. Weder Thomas noch meine Mum stören sich daran. Clara und ich sind eh unzertrennlich. Meine Mutter hat das vor Jahren einsehen müssen und hat sich damit abgefunden.
Meist ist sie sogar ganz froh, wenn Clara da ist, dann kann ich sie weniger nerven mit irgendwas. Manchmal bin ich nämlich eine schreckliche Nervensäge. Sei es die unbeantwortete Frage, was wir kochen werden oder wann wir irgendwo ankommen. Ich frage so lange, bis meine Mutter mich entweder rausschmeißt unter Androhung körperlicher Schmerzen oder sie mich einfach ignoriert. Meist wählt sie allerdings die erste Version. Darüber amüsiert sich Thomas jedes Mal köstlich.
Meine Mam ist ein paar Jährchen älter als er, was selbst mich zu Beginn irritiert hat. Er könnte rein theoretisch wirklich mein biologischer Vater sein, doch dann wäre er wirklich unglaublich jung gewesen. Auch meine Mam war noch ziemlich jung gewesen, als sie mich bekam. Ich bin 26 und weder Mann noch Kind stehen für mich zur Debatte. Von Männern hab ich gehörig die Schnauze voll. Mein Exfreund war ein überbezahlter Börsenheini. Wie ich es ein halbes Jahr lang mit dem ausgehalten hab, kann ich heute niemandem mehr erklären. Seit zwei Monaten ist Schluss und ich bin froh darüber. Es war mehr als überfällig gewesen. Er hat mich nur noch genervt. Er war so eifersüchtig gewesen. Immer. Am Anfang war das ja irgendwie süß. Aber als er in den letzten Monaten anfing, mir sogar eine Szene im Supermarkt zu machen, wenn der Verkäufer mich auch nur anlächelte, wurde mir das zu blöd! Und er hat mir permanent misstraut. So funktioniert eine gesunde Beziehung für mich nicht. Auch, wenn es sowieso keine gesunde Beziehung war - aber das ist ein anderes Thema.
Clara und ich teilen uns gerade den Nachtisch, als hinter mir eine Stimmer ertönt: "Thomas, hi. Du auch hier?" Ich sehe nicht auf.
Ich kenne die Stimme nicht. Kann mir also egal sein, wer meinen Dad davon abhält sein Glas Wein auszutrinken. Meine Mutter muss heute fahren. Tja, jeder ist mal dran.
"Marco, hallo! Ich wusste ja gar nicht, dass ihr auch hierher geht." "Joa, manchmal", antwortet die fremde Stimme. "Ähm", es folgt ein kurzer Blick in die Runde von Thomas,
"Setzt euch doch, wenn ihr möchtet. Wir haben aber schon gegessen." Daaad? Was wird das jetzt? Genervt drehe ich mich nun doch um.
Vor mir steht der blonde Kerl von gerade eben. Der, der so geglotzt hat. Na klasse. Er lächelt mich unsicher an.
Ich drehe mich einfach wieder um und widme mich meinem Tiramisu. "Wir wollen nicht stören, Chef", sagt der Heini zum Glück. "Nein, nein! Setzt euch!", protestiert mein Dad, was mir gar nicht gefällt. Plötzlich werden mir nacheinander Hände entgegengestreckt. Ich lasse mich zu einem aufgesetzten Lächeln hinreißen. "Jungs, das ist meine Frau Valeria, ihre Tochter Viviana und Vivis beste Freundin Clara", stellt Thomas uns vor.
Drei junge Männer setzen sich zu uns. Marco, Ousmane und Erik. Clara macht einen auf dramatischen Augenaufschlag und ich beobachte die drei während ich meinen Rosé austrinke. Ich glaub, ich brauche noch ein Glas, der Abend entwickelt sich gerade in die falsche Richtung.
"Wir wussten gar nicht, dass du... ", setzt der eine an. Dad grinst. "Jaja, schon klar. Ihr müsst doch nicht immer alles gleich wissen, oder? Nun wisst ihr's ja. Und so wie ich euch Tratschtanten kenne, weiß es der Rest noch vorm Training morgen." Die Jungs grinsen zurück.
Marco, so heißt Blondie glaube ich, starrt mich schon wieder so an. Hab ich was im Gesicht? Oder wieso guckt der so?
Ich gieße mir Wein nach, die Jungs geben ihre Bestellungen auf.
Mir ist langweilig, seitdem sie hier sind. Alles dreht sich nur noch um Fußball. Selbst meine Mutter und Clara, beide nicht unbedingt die größten Fußballkenner, diskutieren über ach so spannende Themen mit Thomas und den Spielern.
Trotz allem guckt der Typ mich an. Immer wieder. Vielleicht sollte ich einfach mal fragen, ob ihm meine Nase nicht passt. Aber wenn ich mir seine so ansehe, das wäre schon sehr frech von ihm. "Oder Vivi, findest du doch auch?", fragt Clara mich plötzlich."Wat? Wat find ich wie?" Upps, da kam der Berliner in mir durch. Zwar nur ansatzweise, aber hoppla. "Na, dass es schrecklich ist, wenn sich manche Fans so schlecht benehmen und damit den Fußball in ein schlechtes Licht rücken." Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Finde ich das so? Hab ich nie drüber nachgedacht."
Thomas lacht: "Entschuldigt Jungs, Vivi hält nicht all zu viel von Fußball." "Na und? Du kannst von Glück reden, dass du so ein super Stiefvater bist, sonst hätte ich dich bei der Info, dass du Fußballtrainer bist, gleich wieder rausgeekelt", erwidere ich trocken. Schüchternes Lachen an unseren Tischen. Ach ja. Was bin ich heute doch wieder für eine Stimmungskanone.
"Wofür interessierst du dich so?" Wow, es kann sprechen, denke ich belustigt. Marco sieht mich erwartungsvoll an. "Nicht für Fußball." "Ähm ja, das hab ich verstanden. Was denn dann?", hakt er nach. "Ich fotografiere viel und bin viel draußen unterwegs mit meinem Hund." "Oh, du hast einen Hund? Cool. Was für einen denn?", will er auch noch wissen. Muss ich jetzt ernsthaft dieses Gespräch mit ihm führen? "Deutscher Schäferhund. Sehr bissig. Männer mag er ganz besonders nicht." Innerlich lache ich mich halbtot über den Gesichtsausdruck des jungen Mannes mir gegenüber. "Mich mag er", erklärt Thomas. "Du gehörst zur Familie. Ich habe ihm das untersagt, dich zu beißen", meine ich spöttisch. "Äh ahja. Na wie auch immer. Ich mag ihn so oder so", murmelt Thomas darauf.
Ich schweige und hoffe, dass das Thema Smalltalk jetzt erledigt ist. Leider Nein. "Du fotografierst? Was denn so?" "Alles mögliche." Ich gebe ihm keine Chance an meine Antworten anzuknüpfen. Doch genau das will ich ja auch vermeiden. "Treibst du Sport?" Meine Güte, hat er es immer noch nicht kapiert? "Ja", knurre ich genervt. "Und was?" Ich geh laufen, manchmal auch ein bisschen Krafttraining." "Aha."
Oh, er wird langsam müde sich mit mir zu unterhalten, sehr gut! "Lebst du schon lange in Dortmund?" Mann, wann hört das auf?!
"Seit ein paar Jahren", gebe ich knapp zurück. "Magst du Dortmund?" "Geht so. Gibt schönere Städte." Finde ich wirklich. "Ich bin ja hier aufgewachsen." "Ach was?", frage ich gespielt interessiert. Er ignoriert meinen Unterton. "Ja, meine ganze Familie lebt hier. Das ist echt schön." "Ahja. Das freut mich für dich", flöte ich übertrieben heuchlerisch.
Die anderen unterhalten sich mittlerweile über irgendetwas anderes und ich kämpfe noch mit diesem hartnäckigen Dortmunder Jung.
"Hast du nen Freund?" Oha, jetzt wird er aber frech oder? "Wieso?", will ich jetzt wissen. "Nur 'ne Frage." "Frag doch Thomas mal, der gibt dir da sicher gern ne Auskunft", schlage ich mit einem frechen Grinsen vor. Blondie läuft rot an bis in die Haarspitzen. "Tschuldigung, falls ich was Falsches gesagt hab", murmelt er betreten. Gott, wann merkt er endlich, dass ich mich nicht unterhalten will? "Hat sie nicht, Marco", meldet sich da mein Stiefvater zu Wort. Böse funkle ich Thomas an. Wieso mischt er sich jetzt auch noch ein?
"Danke, Dad. Ist sehr lieb von dir, dass du für mich antwortest", zische ich mit einem minimal giftigen Unterton. Thomas grinst und redet weiter mit den anderen.
Ich bin echt erleichtert als die drei auch endlich aufgegessen haben. Fahren wir dann vielleicht so langsam endlich mal nach Hause? Marcos Gesellschaft ödet mich an. Wir haben keine Gesprächsthemen, er gibt aber den Versuch trotzdem nicht auf. Von dem mittlerweile vierten Glas Wein ist mir leicht schwummrig geworden.
"Vivi? Kommst du mit?", quakt Clara in mein Ohr. Was hab ich jetzt wieder verpasst? "Wohin?", teste ich vorsichtig an. "Die Jungs wollen uns uns eine coole Bar zeigen. Also kommst du mit?" "Haben die morgen kein Training oder so?" "Ab 12 Uhr", mischt sich Thomas schon wieder ein.
Das wird zu einer richtigen Unart von ihm! "Äh, ja. Von mir aus. Wir haben ja sonst nix vor", gebe ich nach. "Cool", strahlt Clara mich an. Okay, der Abend ist endgültig im Arsch. Ich hatte mich auf eine gemütliche Runde Netflix gefreut , daraus wird jetzt nichts mehr. Sche....äh...schade.
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*Marco *
Ausgerechnet Thomas treffen wir beim Italiener. Thomas in Begleitung von drei Frauen. Als er die Situation aufklärt, bin ich ein zweites Mal geplättet. Es stimmt also. Ist ja verrückt. Es dauert lang bis sich die junge Frau zu mir umdreht. Doch der Moment ist viel zu kurz, um ihr in die Augen zu schauen. Ich freue mich, als Thomas uns bittet dass wir uns dazusetzen. Ous und Erik haben nichts dagegen. Seine Stieftochter, Viviana heißt sie also, taxiert uns mit gleichgültigen Blicken. Mein Versuch mit ihr ins Gespräch zu kommen, verläuft eher im Sande. Eriks Vorschlag gefällt mir trotzdem noch was trinken zu gehen mit den beiden Mädels. Vielleicht taut Viviana dann ein wenig auf?
Ihr Blick ist übrigens tatsächlich eiskalt. Sie lässt sich nicht zu einem ehrlich gemeinten Lächeln erweichen. Ich frage mich, weshalb sie so abweisend ist. Ich habe ihr doch gar nichts getan. Sie mag Fußball nicht? Das schockiert mich dann doch ganz schön. Wie kann man Fußball nicht lieben? Naja. Selbst Viviana kann man bestimmt vom Gegenteil überzeugen. Irgendwann. Es dauert noch ein Weilchen bis wir uns zu fünft auf den Weg machen. Vivianas Freundin Clara ist fröhlich und plappert ununterbrochen. Viviana schweigt und quält mich mit eisigen Blicken.
In der Bar bleibt es bei diesem Szenario. Clara hat Spaß, Viviana langweilt sich scheinbar mit uns. Ich sehe wie sie an die Bar geht und prompt angequatscht wird. Doch auch der Typ erhält eine Abfuhr. Die Frau beeindruckt man anscheinend nicht so schnell.
Mir fällt auf, dass sie ziemlich viel trinkt und auch immer unsicherer auf den Beinen ist. Clara flirtet mit Erik, Ous und ich haben es aufgegeben Viviana in unsere Gespräche einzubinden und unterhalten uns ohne ihre Beteiligung. Irgendwann steht Viviana auf und wankt zum Klo. Ich finde es schade, dass sie so drauf ist. Meine Hoffnungen, sie würde auftauen, wurden definitiv nicht erfüllt. Ous erhebt sich und verschwindet ebenfalls mal kurz.
Plötzlich sehe ich Vivianas definierte Beine vor mir, ein Wunder, dass sie mit ihren Schuhen überhaupt noch laufen kann, denke ich. Sie will an mir vorbei und sich wieder neben mich auf die kleine Couch setzen. Beim Versuch an mir vorbeizukommen, verliert sie das Gleichgewicht, rudert mit den Armen und landet unsanft auf meinem Schoß.
Aua, meine Eier - Rührei triffts jetzt wohl eher. Mit schmerzerfüllten Gesicht sehe ich sie an.
Sie grinst. Sie grinst? Was geht denn jetzt ab? Den ganzen Abend straft sie uns mit ihrer Schweigsamkeit und einem bösen Blick und jetzt , nachdem sie crushed eggs produziert hat, grinst sie?
"Sorry", nuschelt sie verlegen."Hmmm, schon okay", murmle ich. "Ich bin übrigens Vivi." "Marco, hi", entgegne ich lächelnd. Sie sitzt wohlgemerkt noch auf meinem Schoß, während unserer beginnenden Unterhaltung.
"Der ohne Lappen?", fragt sie. Ich schaue sie überrascht an. "Bitte was?", frage ich sie irritiert. "Du bist doch der ohne Führerschein oder? Hat Clara gesagt!", sagt sie mir schmunzelnd. Ich spüre wie ich rot anlaufe. "Ja, also mittlerweile hab ich den gemacht", gebe ich peinlich berührt zu. "Aber Autofahren kannste?" "Ja." "Ich hab einen Volvo V70", erklärt sie stolz. Ich schmunzle, schwärmt sie jetzt gleich wirklich von ihrer Karre? "Hat Thomas mir geschenkt. Mein Traumauto!" Dabei strahlt sie. "Das war aber nett von ihm." Was soll ich dazu sagen? Wahrscheinlich erinnert sie sich morgen eh an kein einziges Wort mehr, welches wir gewechselt haben. "Er ist der Beste. Nur sein Job nervt."
Ich fange an zu lachen. "Du weißt schon, dass wir alle bei Thomas in der Mannschaft spielen?!", erinnere ich sie. "Ja, ich bin ja nicht blöd. Höchstens ein bisschen betrunken!", kommt es von ihr. "Und wir sind auch alle blöd, weil wir Fußballspielen?", necke ich sie grinsend.
Sie grinst zurück und tippt mir gegen die Nasenspitze. "Du bist eigentlich ganz süß, aber ja, als Fußballer bist du prinzipiell schon durchs Raster gefallen- sorry." Gespielt beleidigt schmolle ich und sehe sie mit meinem besten Hundeblick an. "Das ist ganz schön diskriminierend!", jammere ich. "Keine Ahnung, dafür bin ich dann doch zu betrunken! Könntest du mich jetzt netterweise wieder runter lassen? Ich will nicht das Objekt deiner nächsten feuchten Träume werden", bittet sie mich dann. Umständlich rutscht sie von meinem Schoß herunter und tippt etwas auf ihrem Handy.
"Clara, ich will ins Bett!", ruft sie ihrer Freundin dann zu. Ich fange an zu lachen. Sie wirft mir einen verwirrten Blick zu. "Das klang irgendwie falsch, Viviana!", gluckse ich belustigt. "Achja?" Sie zuckt mit den Schultern. "Claaaraaa! Hör auf den armen Kerl verrückt zu machen, ich will jetzt gehen!", meckert sie und wedelt mit einer Hand vor deren Gesicht herum. Clara rollt mit den Augen , steht aber auf. "Na dann komm, du Nervensäge!", seufzt sie. "Ich kann nicht", antwortet Viviana nun etwas bedrückt. "Hä?" "Clara mir ist schwindelig." Clara fängt an zu lachen. "Du bist betrunken, Schatz! Na los, steh auf!"
Bevor Viviana Bekanntschaft mit dem kleinen Tisch vor ihr macht, stehe ich kurzerhand auf und helfe ihr hoch. "Ähm, danke", nuschelt sie. "Könntest du mir nen Gefallen tun, Marco?", bittet mich Clara nun. "Was denn?" "Bringst du sie raus, ich fall sonst nur auf die Fresse mit ihr", schmunzelt sie. "Klar, kein Problem."
Also begleite ich Vivi nach draußen, als wir stehen bleiben, lehnt sie sich gegen mich und seufzt: "Dieser verdammte Alkohol." "War ein bisschen viel, ne?", necke ich sie. "Wie kommst du da bloß drauf?", fragt sie lachend. Sie spricht für ihren Zustand erstaunlich klar und sieht mich auch noch direkt an. Nur ihr Blick ist nicht mehr so eisig. Er ist warmherzig, freundlich und aufgeschlossen.
Ich setze die beiden ins Taxi, bevor Viviana ihre Tür schließt, sagt sie: "Danke, Marco. Bis bald." "Ja, bis dann. Kommt gut heim", erwidere ich lächelnd.
Die Taxe fährt los, ich stehe noch kurz am Straßenrand und blicke ihr hinterher. In Vivi schlummert ein zauberhaftes süßes Ding, doch sie tut alles dafür, um das zu verbergen. Doch ich habe es ganz kurz zu Gesicht bekommen und es hat mich gefesselt.
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Uiuiui, verguckt sich Marco etwa in Vivi?!
Vivi scheint ja doch nicht nur so ein Biest zu sein, ne?
Hoffe, das 2. Kapitel hat euch gefallen : *
Freue mich auf eure Rückmeldungen 😊
Fühlt euch umarmt,
eure Mercy aka Floraly ❤
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