17. "Auf dieses Drecksleben!"
Hey meine Lieben, ihr wollt doch sicher wissen, wie es weiter geht... Dann lest es selbst :)
Viel Spaß mit dem Kapitel! : *
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* Viviana*
Diese Scheiße nervt mich so unfassbar. Wie erwartet, konnte ich mich nicht vor der Wochenendverarsche drücken. Meine Mutter hat mich ernsthaft in ein arschteures Kleid gesteckt, das nur so schreit: Seht her! Ich habs nötig, dass mir alle auf die Titten glotzen, weil mich ja sonst keiner beachtet. Oh Mann ey, so demütigend. So hart demütigend. Prinzipiell liebe ich das Kleid, wirklich. Figurbetont, dunkelblau, fast schwarz, lange Schleppe und schulterfrei. Heiß. Definitiv, aber irgendwie will ich gar nicht so sehr auffallen. Doch mit dem Teil ist mir die Aufmerksamkeit aller gewiss - yay. Nicht. Genervt zupfe ich an meinem Kleid herum, hoffentlich fällt da nix raus. Dann wird's auch noch peinlich.
Clara bewundert immer noch den teuren Fummel, den ich trage und jammert, dass sie hofft, dass Erik sie trotzdem hübsch findet. Ach, was soll ich bitte dazu sagen? Natürlich sieht sie toll aus, aber ich bin gerade ehrlich gesagt mit mir selbst beschäftigt. Die letzten Tage habe ich damit verbracht, mir zu überlegen, wie ich Zlatan möglichst viele Schmerzen zufügen könnte. Körperlich und seelisch. So was richtig Gutes ist mir leider noch nicht eingefallen. Kurz bevor wir vom Chauffeur eingesammelt werden, recherchiere ich schnell nochmal Zlatans aktuelles Liebesleben. Hmmm. Nichts konkretes. Mist. Dann muss ich eben improvisieren, das kann ich zwar nur mäßig gut - aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Wir fahren mit zwei Wagen; Marco, Thomas und ich in dem einen und Erika und Clara in dem zweiten. Mit erhobenem Haupt schreite ich später auf den Eingang zu. Die Fotografen freuen sich einen Ast, weil ich brav in der Mitte von Marco und Thomas für die Fotos posiere und mich sogar zu einem aufgesetzten Lächeln hinreißen lasse. Bereits draußen sehe ich Zlatan das erste Mal seit unserer "zweiten Trennung" wieder. Er bemerkt mich nicht, worüber ich sehr dankbar bin, denn mein armes Herz schlägt mir auch ohne Blickkontakt schon bis zum Hals.
Als wir hineingehen, hake ich mich wie selbstverständlich bei Marco unter und setze ein einigermaßes entspanntes Lächeln auf. Der Blödsinn hier geht mir zwar massiv gegen den Strich, aber ich schaffe das. Ohne zu sterben. Ich schaffe das. Wenn ich mir das nur immer wieder sage, wird es schon irgendwann auch stimmen. Muss ja. Zu meinem Glück sitzt the God Zlatan am Nebentisch und ich muss ihn nicht permanent ansehen. Ich spüre, wie er mich fixiert, ich drehe mich abichtlich weg und grinse Marco an. Sorry Schätzchen, aber du bist gerade dazu auserkoren worden, Zlatan eifersüchtig zu machen. Marco ist verwirrt, lächelt aber zaghaft zurück. Ich beginne mit ihm über sinnloses Zeug zu reden und berühre ihn unnötig oft am Unterarm und lächle ihm zu. Selbst Clara schaut mich an, als würde sie gerade ein Pferd vor einer Apotheke kotzen sehen - was ka bekanntlich niemals möglich wäre. Zlatans Blick durchbohrt mich regelrecht, doch ich ignoriere das. Die Veranstaltung plätschert so vor sich hin und ich rette mich mit Wein über die Langeweile. Nach fast zwei Stunden ist wieder die 'wir - latschen - sinnlos - durch - den - Saal - und - unterhalten - uns - Zeit' angebrochen. Absichtlich halte ich mich am Rand und beobachte das Geschehen. Wie aus dem Nichts dringt Zlatans Stimme an mein Ohr. Er steht dicht hinter mir und ich unterdrücke einen Aufschrei, weil ich mich tatsächlich so erschrocken habe.
"Ist das dein Ernst?", brummt er und ich bekomme schon wieder Gänsehaut. Langsam drehe ich mich um und blicke ihn finster an. "Was genau denn, Herr Ibrahimovic?" Er hasst es, wenn ich ihn so nenne. "Der blonde Idiot da drüben?" Ich lächle ihn eiskalt an und meine: "Marco? Also falls du den meinst, das ist kein Idiot. Im Bett ist er übriges auch spitze." Ich kann sehen, wie Zlatan beginnt wütend zu werden. Tja, ist nicht so geil, ne? So abserviert zu werden. "Als ob er dir irgendetws geben kann, was du brauchst", knurrt er mit einem zornigen Glimmn in den Augen. Die Anweisungen meines Unterleibs, mich an seinen Hals zu werfen, ignoriere ich und schenke ihm nur ein mitleidiges Lächeln. "Also mir fehlt es an Nichts. Danke der Nachfrage", flöte ich und drehe mich wieder um. Da packt Zlatan mich an der Taille und wirbelt mich herum. "Verarsch mich nicht, Vivi! Was soll die Scheiße?!" Na das ist doch der Zlatan, den ich sehen wollte. Eifersüchtig bis zum geht nicht mehr. Innerlich klopfe ich mir auf die Schulter. "Lass sie los!", blafft da auf einmal Marco, sein Unterton ist aggressiv und bedrohlich. Uh, hey - das wird ja tatsächlich noch interessant hier. "Misch dich da nicht ein!", motzt Zlatan ihn an. Er hält mich immer noch fest und ich schaue amüsiert zwischen beiden hin und her. Kloppen die sich jetzt gleich meinetwegen? "Finger weg, oder es knallt!", warnt Blondie ihn, was Zlatan mit einem bösen Blick abtut. Marco ist einen Schritt auf Zlatan zugegangen und sie starren sich wütend an. Die wissen aber schon noch, dass ich dazwischen stehe oder? "Was willst du von mir, du Witzfigur?", schnaubt Zlatan und zieht mich eng an sich. Was riecht der eigentlich schon wieder so gut? So eine Frechheit! "Ich glaube nicht, dass Viviana das will - lass sie los!", erwidert Marco wieder. Der ist ja richtig mutig. Ich an seiner Stelle hätte echt die Hosen voll, Zlatan kann aber auch so schrecklich einschüchternd wirken. Da versucht Marco mich am Handgelenk zu sich zu ziehen, dann geht alles ganz schnell. Zlatan lässt mich zwar los, holt aber aus, bevor Marcos Gesicht zermatscht wird von Zlatans großer Faust, hänge ich mich instinktiv an dessen Arm und kreische wie am Spieß: "Zlatan! Nein!" Verdutzt hält er inne, sieht mich an. Sein harter Blick wird weich als sich unsere Blicke treffen. Langsam lässt er den Arm sinken. Marco starrt uns fassungslos an. Und dann explodiere ich doch. Ich halte es nicht mehr aus, dieses Theater kann ich nicht ertragen.
"Bist du eigentlich total bekloppt?! Du hast mich stehen lassen und für dich entschieden, dass du dich mit anderen triffst! Damit war's das für mich! Was soll also bitte jetzt dieses Theater? Wie im Kindergarten!", keife ich ihn wutentbrannt an. Mittlerweile hat auch der noch so schwerhörigste Gast mitbekommen, dass hier grade was passiert. Zlatan sieht mich etwas überrascht an. "Viviana, so meinte ich das nicht. Ich-", setzt er beinahe kleinlaut an. Das hör ich mir jetzt nicht an! Ich lass mich nicht belabern! "Das hast du nicht so gemeint? Wie denn bitte sonst?! Ich bin keins von diesen Mädchen, für die das okay ist, eine von vielen zu sein! Das solltest du wissen! Verdammte Scheiße, du hast mir so weh getan und hast es wahrscheinlich nicht mal mitbekommen! Das passt zu dir! Es geht immer nur um dich! Aber nur so als kurze Info: um mich brauchst du dich nicht mehr bemühen, du Arschloch! Du widerliches Arschloch! Du hast mein ganzes scheiß Leben kaputt gemacht! Also halt dich da endlich raus und trampel nicht noch auf den Scherben rum!" Meine ganze Wut, meinen ganzen Frust schreie ich mir aus dem Leib. Als er ernsthaft versucht mich wieder an sich zu ziehen, klatsche ich ihm so heftig mit der flachen Hand ins Gesicht, wie ich nur kann. Okay, jetzt ist es endgültig die peinlichste Aktion, die ich je gebracht habe. Aber das ist mir gerade so übelst egal. Sollen doch ruhig alle wissen, dass der Kerl mir mein Herz aus der Brust gerissen und es dann in Schnipseln verbrannt hat! Es macht keinen Unterschied mehr! Zlatan kennt mich zwar schon lang, doch so bin ich in seiner Gegenwart nie ausgeflippt. Nie. Ich werfe ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu und verlasse dann den Saal. Aber mit Stolz und ohne hochgezogene Schultern, denn es geht mir besser.
Ich konnte ihm wenigstens zeigen, was er mir angetan hat. Das sollte er wenigstens wissen. Und leiden. Denn ich weiß, das wird er. Egal wie lose die Bindung für ihn an mich mittlerweile ist, das wird ihm zusetzen. Die Tatsache, dass ich seinetwegen so gelitten habe und dass ich ihn dafür so sehr hasse. Auch wenn Hass nicht wirklich das Gefühl beschreibt. Was weiß ich denn? Ich habe ihn geliebt, er hat mich enttäuscht, ich bin wütend. Vielleicht ist es Hass, vielleicht auch irgendetwas Undefinierbares. Muss man denn immer alles konkret benennen? Nein. Muss man nicht. Ich zumindest nicht.
"Vivi? Alles klar?" Clara. Ich stehe vorm Hinterausgang und versuche das Zittern meines Körpers unter Kontrolle zu bekommen. Wie benommen sehe sie an. "Ja", sage ich leise. Ich habe keine Tränen mehr übrig. Kurz danach sehe ich, wie Marco versucht Zlatan zurückzuhalten durch die Tür des Hinterausgangs zu gehen. Doch Zlatan ist nicht aufzuhalten. Er ist halt ein Hüne, ist nun mal so. Perplex starre ich ihn an, warte auf eine Reaktion. Zlatan spricht tatsächlich Französich, was mein Herz fast aussetzen lässt. Meist haben wir Englisch gesprochen, außer in ganz bestimmten Situationen. Wenn er mir sagte, dass er mich liebt, dass ich die Frau seines Lebens bin oder nach dem Sex. Dann strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, gab mir einen langen, liebevollen Kuss und flüsterte mir auf Französisch ins Ohr, dass er nie wieder eine Frau so sehr lieben könnte wie mich.
"Viviana, es tut mir leid. Ich weiß, das ist dir jetzt egal, doch ich wollte, dass du es weißt. Ich kann dich nicht so gehen lassen, ohne dir das zu sagen. Ich habe versucht den Schmerz zu betäuben. Den Schmerz darüber, dass ich dich verloren habe. Ich bereue es, nicht mehr um dich gekämpft zu haben und, dass ich so feige war. Ich kann dich nicht vergessen. Ich wollte, dass du das weißt." Seine Worte reißen heftig an den Ketten um mein schwaches Herz. Wäre mein Leben ein Rosamunde-Pilcher-Film, könnte ich ihm verzeihen, wir würden uns versöhnen und uns doch noch kriegen - allen Widersprüchen zum Trotz. Doch ich kann nicht. "Du hast es kaputt gemacht, Zlatan. Wahrscheinlich für immer", antworte ich ihm kraftlos, weiche seinem Blick aus und steige in den Wagen ein, der hinter mir steht. Denn mein verdammtes Leben ist kein Rosamunde-Pilcher-Liebesdrama. Es ist höchstens nur ein verdammtes Drama, ohne Happy End. Zum Kotzen.
Clara, Marco und auch Erik steigen ebenfalls ein und der Wagen fährt los. Zlatan steht da mit hängenden Schultern und ich muss dann doch die Tränen zurückhalten. Das ist so ein verdammter Dreck! "Was ist das für eine Scheiße", seufzt Clara leise und legt ihren Arm um mich. Traurig lehne ich mich an ihre Schulter und ignoriere Marcos und Eriks irritierte Blicke. Nachdem wir bei Thomas' Haus angekommen sind, fragt Erik das, was vermutlich nicht nur er, sondern auch Marco brennend interessiert. "Was hat er zu dir gesagt?", will er wissen, während ich uns Wodka eingieße. Ich schweige und sehe Clara an, dann nicke ich unmerklich. "Es tut ihm leid und dass er sie vermisst. Im Großen und Ganzen war es das", erklärt Clara und drückt den beiden Jungs die Gläser in die Hand. "Auf dieses Drecksleben!", proste ich ihnen kampfeslustig zu. Ich habe beschlossen, nicht einen auf Vogel Strauß zu machen, sondern meinem Schicksal den Mittelfinger zu zeigen und weiterzuleben. Egal wie. Alle gucken zwar verwirrt und vermutlich überlegen gerade alle drei, ob sie die Klapse anrufen sollen, heben aber dennoch ihre Gläser und wir stoßen an. Zu mir selbst sage ich innerlich, das Leben geht weiter. Immer. Irgendwie.
Wir trinken und schweigen. Aber ich halte diese Stille nicht aus und kurz darauf plärrt RAF CAMORA aus den Boxen. So lala, das passt doch. Ist mein Leben auch nie. Herzlichen Glückwunsch. Es muss merkwürdig aussehen, wie ich in diesem unglaublich teuren Kleid in unserem Wohnzimmer stehe, mich im Beat der Musik bewege, den Text mitgröhle und mein Wodkaglas dabei immer wieder gen Himmel recke. Doch es hilft. Also was soll's. Marco sitzt auf der Couch und beobachtet mich dabei. Als mir nach dem vierten Mal leicht schwindelig wird - zu viel Gröhlen, Wodka und Emotionen- sinke ich auf die Couch neben ihn. Erika und Clara haben es sich auf der Terrasse bequem gemacht und ich glaube, die haben da grad echt angefangen haben zu knutschen. Die beiden haben ja anscheinend echt die Ruhe weg. Aber ich kann es ihnen schlecht verbieten, auch wenn ich es gerade irgendwie unpassend finde. Wie gesagt, mich fragt ja eh keiner.
"Ich wusste nicht, dass das so ernst war zwischen euch", murmelt Marco. Ich bin erschöpft von dem Abend, bin dankbar, dass er mir keinen blöden Spruch drückt und lehne mich an seine Schulter. "Ja, aber das war's. So ist das halt - außer bei Rosamunde Pilcher." Er grinst: "Bitte? Außer bei Rosamunde Pilcher?" Jaja, jetzt tut er so, als würde er die nicht kennen - insgeheim hängt er dann aber vor der Glotze, will nicht gestört werden und behauptet wahrscheinlich bei seinen Jungs, dass er sich 'nen Porno reinzieht. Aber ist schon okay, ich würde es auch für mich behalten - es ist halt endpeinlich. Ich fange an zu lachen und gluckse dann nur: "Vergiss es. Ist nicht wichtig." Sein Arm liegt auf der Lehne hinter mir, überraschenderweise stört es mich gerade nicht. "Auf dieses Drecksleben", sagt er schmunzelnd und wir stoßen an. Na, da hat er ja doch was verstanden.
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Manchmal ist eben auch das ein Lebensmotto... Lieber scheiße tanzen, als dumm rumstehen. Es gibt Zeiten, da hilft nix anderes.
Vivis Ausraster hat ihr wohl gut getan, doch sie wird es ihrer Umwelt deshalb vermutlich jetzt nicht leichter machen - sie ist ja trotzdem noch so angespannt und verletzt.
Wird sie es schaffen, ihre große Liebe Zlatan wirklich zu vergessen und weiterleben? Hat Marco das Durchhaltevermögen, um zu warten und ihr die Zeit geben, die sie braucht? Gibt Zlatan auf?
Sagt mir, was ihr denkt! Hat euch das Kapitel gefallen?!
Bussi,
Eure Mercy aka Floraly❤
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