Gabriele Pignatellis Werkstattbuch
Das ist das Werkstattbuch des Gabriele Pignatelli (*1893, †1980)
1918, 24. November
Der Krieg ist vorbei. Ich habe meinen Eltern erklärt, dass ich nicht länger als Bauer arbeiten will. Vor sechs Jahren ist mein Onkel beim grossen Schiffsunglück der Titanic gestorben. Er war ein Ingenieur von Fahrzeugen, unterwegs zum grossen Autobauer Henry Ford. Ich will einen eigenen Handel mit Automobilen aufbauen. Darin sehe ich meine Zukunft. Ich eröffne hier mein Werkstattbuch.
Ich habe auch gleich meinen ersten Sammlerwagen kaufen können: Einen alten Rolls-Royce Silver Ghost von 1907.
1923, 25. Juni
Mein Handel mit Automobilen wächst. Welch eine schöne Technik wir hier haben. Ich gründe eine Werkstatt, damit die Automobilisten zu mir kommen können, wenn die Maschinen Probleme machen. Ich mache das auch für meinen Sohn. Ich darf in Taranto eine Tankstelle übernehmen. Ich freue mich auf das Festland, obwohl es mich ein wenig schmerzt, Catania zu verlassen. Meine Familie wird immer in Sizilien sein.
1924, 10. September
Ich habe in Apulien ein eigenes Grundstück gekauft. Das Kaff heisst Copertino. Dort werde ich eine neue Tankstelle mit Werkstatt eröffnen. Wir werden noch in diesem Jahr umziehen. Ich lasse eine schöne Halle bauen, damit ich meine Autos darin unterbringen kann.
1925, 14. Oktober
Zum Glück bin ich auf das Festland gezogen. Seit diesem Jahr liegen sich die Familien von Catania und Palermo in den Haaren. Ich bin froh, hier mein eigenes Geschäft zu haben. Ich möchte immer weniger mit den schmutzigen Geschäften auf Sizilien zu tun haben.
1926, 15. März
Genau zwanzig Jahre ist es nun her, dass ein einflussreicher Industrieller aus Mailand sich einen nie produzierten Rolls-Royce hat liefern lassen. Der 40/50 hp mit Jahrgang 1906 ist gemäss seiner Aussage in beinah fabrikneuem Zustand. Der alt gewordene Gauner Lorenzo Rossi aus Mailand hat mich angerufen. Er will mir den Wagen verkaufen. Es ist einer der ersten Silver Ghosts überhaupt. Angeblich wurden damals nur drei Stück gebaut. Rossis Wagen könnte ein vierter sein, von welchem niemand etwas wusste. Die Sache ist interessant und der Preis stimmt. Rossi will zehntausend Pfund für den Wagen. Ich werde nach Mailand reisen und mir den Rolls-Royce anschauen.
1926, 18. März
Der Silver Ghost ist ein Schmuckstück, das ich unbedingt haben muss, obwohl ich einen solchen ja schon besitze. Rossi hat nicht übertrieben. Das originale Automobil wurde ihm durch die Herren Rolls und Royce persönlich geliefert, kurz nach der London Motor Show im Jahre 1906. Seitdem steht er bei Rossi in einer Scheune. Ich habe mich erkundigt, die Chassis Nummer 60543 des Wagens existiert nicht, er wurde scheinbar nie gebaut und doch steht er heute in tadellosem Zustand vor mir.
Das Automobil wird nächste Woche abgeholt und in unser Lager geliefert. Ich werde persönlich dabei sein. Ein sehr schöner Fund, dieser einzigartige Wagen. Ich schreibe Sir Henry Royce noch diese Woche einen Brief.
1928, 6. Mai
Fritz von Opel, ein Enkel des Autobauers Adam Opel, hat mir heute ein wirklich einzigartiges Auto gebracht. Es ist ein Raketenauto. Ich bin überwältigt von der Leistung dieses Rennwagens. Die Zukunft hat begonnen.
1931, 3. Januar
Ich konnte an einen sehr noblen und teuren Luxuswagen aus Deutschland herankommen und habe mich nicht bitten lassen. Es ist ein Maybach DS8 Zeppelin von 1930. Der Wagen lässt sich offen fahren. Ich freue mich auf den Sommer.
1932, 5. Januar
Der grüne 31er Minerva Typ AL Rollston Cabriolet, der mir heute geliefert wurde, ist ein sehr nobler und komfortabler Wagen. Wie schade, dass wir auf unruhige Zeiten zugehen.
1934, 18. August
Gestern habe ich in Monaco vier Wagen für meine Sammlung gekauft. Mein lieber Freund André Citroën hat mir zwei Einzelstücke liefern lassen. Er will sie vor dem drohenden Krieg und seinem Bankrott schützen. Welch ein Jammer, dass mein Freund keinen Erfolg hat. Er baut so schöne Autos. Beide Wagen sind moderne Fahrzeuge mit acht Zylindern. André nennt sie 22CV.
Die zwei anderen Fahrzeuge sind Voisin C27. Auch sie werden damit vor den drohenden Unruhen beschützt. Zwei herrliche Fahrzeuge, die ich bisher nicht kannte. Autos der Luxusklasse. Das Cabriolet ist von Giuseppe Figoni entworfen, das Coupé von André Noël. Ursprünglich wäre das Cabriolet für den Schah von Persien gedacht gewesen. Er wird es nicht vermissen.
1935, 13. Januar
Die Halle in Copertino ist nicht länger sicher. Die Zeiten sind schwierig geworden. Ich konnte in der Nähe von Alberobello Land kaufen, auf welchem sich ein natürliches Höhlensystem befindet. Wir bauen es als Tarnung zu einem Steinbruch mit Stollen aus. Wir werden unsere Fahrzeuge dorthin verlegen. Wahrscheinlich wird es wieder Krieg geben.
1935, 2. Mai
Für Autosammler wie mich ist es eine gute Zeit. Reiche Menschen wollen ihre Schätze in Sicherheit bringen. Heute hat mir ein Industrieller aus Deutschland seinen Mercedes 500 K Roadster gebracht. Der rote Wagen ist aus dem letzten Jahr und fährt hervorragend.
1938, 5. April
Mein lieber Freund aus Palermo hat mit mir Kontakt aufgenommen. Ein Mitglied der Familie, das in Amerika Karriere gemacht hat, will seinen gepanzerten Cadillac loswerden. Er bietet mir die grün-schwarze Limousine mit Rechtslenkung an. Der Wagen hat Jahrgang 1928 und Panzerglas als Scheiben. Al Capone habe sich schon einen neuen gekauft, sagt der Duce.
Im gleichen Deal komme ich zu einem Frontenac Rennwagen von 1921. Der Wagen hat die Indy 500 von damals gewonnen, mit einem jungen Rennfahrer namens Tommy Milton am Steuer. Gebaut wurde der Wagen von einem ehemaligen Rennfahrer mit Namen Louis Chevrolet. Der selbe Mann baut heute hervorragende Autos. Der Wagen ist gleich alt wie mein Sohn Giuseppe. Ich muss ihn haben.
1938, 6. April
Es geht Schlag auf Schlag. Heute ist ein Lastwagen aus Deutschland eingetroffen. Er hat mir wiederum zwei Fahrzeuge von Privatpersonen gebracht.
Aus Hamburg: Einen Hispano-Suiza J12 Berline in schwarz und weiss. Der Viertürer ohne B-Säule hat Jahrgang 1934.
Aus Freiburg: Einen weissen 36er Duesenberg SJ als Cabriolet, mit Kompressormotor.
Ich soll die Wagen aufbewahren. Dafür wurde ich sogar noch bezahlt.
1938, 8. August
Meine Männer haben mir einen Jaguar SS100 gebracht. Der silberne Wagen mit der Chassis Nummer 39049 hat einen 3,5 Liter Motor. Er werde gesucht, heisst es. Nun denn, da ist er nicht der erste, schauen wir gut zu ihm, er ist hier sicher.
1939, 3. Mai
Horch, der Autobauer aus Ingolstadt, hat ein erstaunliches Fahrzeug gebaut. Es heisst 830BL, ist ein Cabriolet und hat einen kraftvollen V8 Motor. Ich musste einfach so einen Wagen haben. Er steht seit heute bei mir.
Mit der gleichen Lieferung habe ich auch einen Delage 138 D8 erhalten. Das Cabriolet-Coupé aus dem Jahr 1938 ist schwarz und trug französische Kennzeichen.
1939, 12. Dezember
Alfa Romeo hatte sich wohl die Zeit für ihren neuen Wagen anders vorgestellt. Das Auto trägt die umständliche Bezeichnung 6C 2500 SS Typo 256. Diese Bezeichnung ist wegen den Buchstaben SS nicht gerade beliebt. Das elegante Coupé aber ist ein Hit. Ich nehme es sehr gerne in meine Sammlung auf.
1940, 5. April
Heute haben mich zwei Rennfahrer aus Frankreich kontaktiert. Sie sind mit einem seltenen Bugatti unterwegs nach Süditalien. Signore Bugatti möchte den Wagen bei uns einlagern um ihn vor möglichen Schäden durch den Krieg zu schützen. Giuseppe meint, wir sollen uns den Wagen auf jeden Fall ansehen. Sie nennen ihn "La Voiture Noire". Ich bin etwas skeptisch.
1940, 10. April
Welch eine Ehre für mich. Zwei der grossartigsten Rennfahrer unserer Zeit sind heute eingetroffen. Und sie haben einen Wagen mitgebracht. Einen schwarzen Bugatti 57 Atlantic mit der Nummer 57435. Schade bloss, dass wir den Wagen verstecken müssen. Ich würde ihn gerne fahren.
1945, 30. Januar
Das sind harte Zeiten. Der Krieg hat uns alle verändert und ich hoffe, bei Gott, er möge bald vorüber sein. Meine Kontakte aus dem Norden haben mir mehrere Lastwagen angekündigt, beladen mit Ware von unschätzbarem Wert, Kulturgut, das wir vor ihrer Zerstörung retten müssen. Die Wagen sind bereits über die Grenze, in Italien. Gott möge der guten Seele des Offiziers, der das ermöglicht hat, gnädig sein.
1945, 3. Oktober
Gott sei Dank, der Krieg ist vorbei. Nun geht es langsam darum, die zerstörten Städte wieder aufzubauen. Die Amerikaner haben viel Material zurückgelassen. Ich konnte mir einen fast neuen Willys Jeep ergattern. Er dient mir als stille Erinnerung an diese schlimme Zeit. Im gleichen Deal gab es auch noch einen etwas ramponierten, aber fahrtauglichen 44er VW-Kübelwagen Typ82 der Wehrmacht. Den werde ich so belassen, wie er ist. Ich weiss nicht, ob der Name Volkswagen in der Zukunft Erfolg haben wird. Schlechte Erinnerungen haften an ihm.
1948, 4. Juli
Heute stand plötzlich ein Mann mit einem grossen offenen Mercedes Tourenwagen vor mir. Er stellte sich als Franz Lazek vor. Er wollte mir den Wagen seines ehemaligen Vorgesetzten, des SS-Offiziers, welcher damals beim Deal mit der Kunst und dem Gold ums Leben kam, übergeben. Es handelt sich um einen weissen Mercedes 560 K/W29 aus dem Jahr 1936.
1948, 18. August
Heute habe ich einen Wagen verkauft. Es ist der Rolls-Royce Silver Ghost mit der Nummer 60551 und dem Kennzeichen AX 201. Der Wagen ist seit dreissig Jahren in meinem Besitz und geht nun zurück an die Firma. Vom anderen Rolls-Royce weiss immer noch niemand, das soll auch so bleiben.
1950, 30. März
Heute konnte ich einen grossen Deal abschliessen. Aus einem privaten Museum konnte ich drei Rolls-Royce kaufen. Einen dunkelblauen Silver Ghost als Piccadilly Coupé mit Jahrgang 1922, einen schwarzen Phantom III von 1937 und einen 48-er Silver Wraith Cabriolet in Blue-Metallic. Der Verkäufer brauchte das Geld dringend.
1950, 10. September
Heute konnte ich einen Jaguar in Empfang nehmen. Der Mark IV ist aus dem Jahr 1948, eine Cabrio-Limousine. Sie nennen es Drophead, ein lustiger Name für ein Auto. Der schöne Wagen ist in rot und schwarz lackiert, sieht sehr edel aus.
1951, 20. Juli
Ich habe meinem Sohn heute, zu seinem 30. Geburtstag, unsere Geschäfte erklärt. Es ist Zeit, dass er unsere Geschäfte übernimmt. Die Sammlung meiner Fahrzeuge werde ich ihm später zeigen. Giuseppe weiss nun, wem die vielen Autos in unseren Lagerhallen gehören.
1952, 2. September
Mein Sohn Giuseppe hat geheiratet. Seine Frau, Maria Caruso aus Palermo, stammt aus guter Familie. Nun ist der Bruch mit meiner Vergangenheit endgültig. Ein Pignatelli ist nicht mit einer Caruso verwandt. Das geht nicht, meine Verwandtschaft ist da sehr strikt. Wir sind in Apulien glücklich, ich vermisse Sizilien nicht mehr.
1952, 15. Dezember
Heute hatte ich Besuch aus Russland. Wassilij Stalin, Joseph Stalins verwöhnter Sohn, lässt mir seinen Wagen liefern. Er sei nicht zufrieden damit. Welch ein Narr er doch ist. Der Wagen, ein Rennauto der deutschen Auto-Union, ist herrlich. Ich nehme den Autowelo Typ 650 von 1940 gerne in meine Sammlung.
1953, 7. Mai
Wir sind Grosseltern. Maria und Giuseppe haben einen Sohn. Sie nennen ihn Enzo - wie meinen Freund Ferrari. Das wird ihn freuen, wenn ich es ihm erzähle.
1954, 2. August
Heute habe ich einen weissen Jaguar Sportwagen erhalten, einen XK 120 DHC mit beigem Lederinterieur. Das ist ein sehr schönes Auto. Im Gegenzug konnte ich den Jaguar-Werken etwas behilflich sein. Ich fühle mich wie Clemente Biondetti.
1955, 12. Februar
Diana Dors ist zweifelsohne eine tolle Schauspielerin. Lange fuhr sie auch einen aufregenden Wagen, der nun heute bei mir steht. Ein Delahaye 175S Saoutchik Roadster von 1949. Das Unikat ist türkisblau und hat die Chassis Nummer 815023.
1955, 8. Oktober
Man hat mir soeben einen fabrikneuen Mercedes 300 SL W198 gebracht. Davon seien nur 29 gebaut worden, sagte mir der Fahrer, der sich als Mitarbeiter von Mercedes vorstellte. Er wollte Geld. Natürlich habe ich dem Mann für seinen Dienst und für seine Verschwiegenheit etwas bezahlt. Der Flügeltür-Sportwagen ist aus Aluminium hergestellt und hat einen Sechszylinder Motor.
1955, 23. Dezember
Kurz vor Weihnachten findet ein schwarzer Citroën Traction, ein 11CV, zu mir. Der schöne Wagen kommt aus Südfrankreich und hat Jahrgang 53. Ich vermisse meinen Freund André.
1956, 2. Juli
Von Lancia gibt es neu eine V6-Limousine mit dem schönen Namen Aurelia. Hätte ich eine Tochter, sie hiesse so. Kein Wunder, musste ich sofort einen solchen Wagen haben. Meine Aurelia ist schwarz. Zusätzlich konnte ich auch noch einen grünen B24 Aurelia Spider aus dem letzten Jahr kaufen. Es sind also beinah Zwillinge.
1957, 5. November
Ich habe mit einem Amerikaner aus Texas, einem Soldaten aus dem Krieg, Kontakt aufgenommen. Er besitzt einen Horch aus dem Jahre 1953. Es ist der Wagen, welcher damals für Richard Bruhn gebaut wurde. Ich werde den Wagen bald in meiner Sammlung haben. Ein schönes Stück, und wahrscheinlich der letzte Horch überhaupt.
1958, 15. Februar
Ich habe einen neuen Mercedes 180 Ponton erhalten. Dieser Wagen wird mir als Repräsentationsfahrzeug dienen. Er strahlt Macht und Einfluss aus. Der Wagen gefällt Maria sehr. Ich werde ihn ihr schenken.
1958, 21. April
Ein fast neuer 57er Chevrolet Bel-Air Coupé mit einem kräftigen modernen V8-Motor ist seit heute Teil meiner Sammlung. Die Amerikaner wissen, wie man bequeme Autos von heute bauen muss. Der Wagen hatte, passend zu seinem Erbauer, Schweizer Kennzeichen.
1958, 4. Oktober
Mein erster Ferrari. Ich bin schon so lange ein Fan. Enzo ist ein lieber Kerl und baut so tolle Sportwagen. Endlich aber komme ich an ein solches Fahrzeug heran. Es ist ein 250 GT der Serie 1. Der Wagen ist weiss und läuft sagenhaft schnell.
1958, 18. Oktober
Ein dunkelblauer Jaguar XK 150 FHC mit einem 3,8 Liter-Motor steht seit heute bei mir. Das ist ein sehr eleganter Sportwagen.
1959, 19. April
Die Volkswagenwerke sind wohl das Beste, was uns aus der Kriegszeit aus Deutschland geblieben ist. Diese Automobile treffen den Zeitgeist und werden eine grosse Zukunft haben. Ich konnte heute zwei Wagen entgegennehmen, beide direkt aus Wolfsburg. Einen Typ 1, Brezelkäfer der ersten Serie in grau, Jahrgang 1947 und einen hellblauen Typ 14, einen Karmann Ghia, fabrikneu.
1960, 20. Februar
Ich konnte die erste DS19 von Citroën kaufen. Ein Stück mehr, das mich an meinen Freund André erinnert. Der Wagen ist in Zitronengelb lackiert und aus dem Jahr 1955. Man hat mir den Wagen heute gebracht.
1960, 2. März
Wir haben ein Auto in Pink. Es ist ein Mercedes 300SL Roadster von 1957, mit Rädern von Rudge. Original war er einmal silbrig mit rotem Interieur. Aber Natalie Wood, die amerikanische Schauspielerin, hat ihn auf Pink umlackieren lassen. Schande und Freude zugleich, es ist ein tolles Auto. Sie ist auch eine tolle Frau.
1960, 7. August
Die Porschevertretung in Mailand steckt in Schwierigkeiten. Sie mussten sich schnell von einigen Fahrzeugen trennen, heisse Ware. Ich habe zwei interessante Wagen übernommen: Einen offenen 550A von 1956 in silber, James Dean hatte so einen ähnlichen. Dann noch einen weissen 356 Speedster von 1959. Porsche baut schöne Rennwagen.
1961, 5. Mai
Endlich wieder einmal einen Ferrari. Es ist ein eher untypisches Auto, gebaut für den amerikanischen Markt. Der 250GT SWB nennt sich California Spider und ist ein offenes Coupé.
1961, 2. Juni
Ich konnte in Nardò ein Grundstück kaufen. Giuseppe und Maria können dort wohnen und bleiben. Die Villa Pineta ist perfekt, auch für ihre Kinder. Zudem hat es schon eine Scheune und einen Olivenhain. Ich werde wohl wieder Bauer werden. Ich möchte auf dem Grundstück Hallen errichten, damit wir die Fahrzeuge von Alberobello zu uns nehmen können.
1961, 15. Juli
Gerade rechtzeitig zum Umzug erreicht mich ein Alfa Romeo Giulietta Spider. Das rote Cabrio ist fast neu, nur wenige Kilometer gefahren. Er war mit deutschen Kennzeichen unterwegs.
1962, 13. November
Ich habe ein Auto aus England erhalten. Es ist ein fabrikneuer grüner Aston Martin DB4 GT. Der Wagen werde vermisst, heisst es. Wir werden ihn gut aufbewahren.
1962, 4. April
Enrico Piaggio aus Pontedera hat uns Italienern die Vespa geschenkt. Mit der Ape hat er auch ein wahres Arbeitsgerät entwickelt. Er ist ein begnadeter Ingenieur. Ich habe mir heute ein Ape Pentaro gekauft. Das ist ein modernes, multifunktionales Landwirtschaftsgerät für die Zukunft.
1962, 3. Juni
Ein Ferrari ist immer ein Grund zur Feier. Diesmal ist es ein roter 250 GTO. Das ist ein herrlicher Wagen. Er hat Italien nie verlassen.
1962, 18. November
Die VW-Werke in Wolfsburg liefern neu einen Kleinbus mit 23 Fenstern. Sie nennen ihn "Samba". Der kleine Typ2, wie er offiziell heisst, ist rot und weiss und bietet für neun Personen Platz. Er wurde mir heute geliefert.
1963, 2. Februar
Ich habe einen modernen Lancia Flamina Sport 3C gekauft. Es ist ein Sportwagen von Zagato. Der silbrige Wagen hat herrliche Fahreigenschaften.
1964, 7. Oktober
Ferruccio Lamborghini, der Traktorenbauer, ist schon ein verrückter Kerl. Bloss weil er sich mit dem alten Enzo Ferrari nicht versteht, beginnt er nun auch mit der Sportwagenproduktion. Wir Italiener können einfach keine Beleidigungen akzeptieren. Sein 350GT aber ist eine echte Konkurrenz für Enzo, der sollte sich vor den neuen Wagen aus Bologna in Acht nehmen. Ich erhielt einen roten 350GT mit Kennzeichen BO 515334 geschenkt. Danke, Ferruccio, mein Freund!
1965, 3. Januar
Man bringt einen roten Jaguar E-Type aus dem letzten Jahr zu mir. Der Wagen hat einen 4,2 Liter Motor und war bisher in Österreich angemeldet.
1965, 5. Mai
Wir haben einen weiteren Filmstar in der Sammlung. Nach dem Erfolg des Films "Goldfinger" vom letzten Jahr, konnte ich den sagenhaften Aston Martin DB5 mit drehbarem Nummernschild kaufen. Das Auto ist heute eingetroffen. Ich habe einen Plan in Nardò. Es sollen neue Hallen entstehen, das wird grossartig.
1966, 2. Juni
Wieder einmal findet ein Citroën den Weg zu mir. Die neue DS21 als Cabriolet von Chapron. Die elegante Dame trägt Bordeaux. Die französischen Kennzeichen haben wir entsorgt.
1966, 4. Juli
Ich konnte an einen neuen Alfa Romeo Spider gelangen. Das rote Sportcabrio macht richtig Spass.
1966, 12. Dezember
Man hat mir einen silbergrauen Jensen Interceptor Mk1 gebracht. Das ist Leistung pur. Ein sehr kraftvoller Wagen.
1967, 10. März
Von einer Ford-Garage aus Bologna konnte ich aus der Konkursmasse drei schöne amerikanische Ford übernehmen. Einen offenen Mustang von 1965 in metallic-grün, einen Thunderbird Coupé von 1964 in metallic-blue und einen roten Thunderbird Cabriolet von 1955. Alle drei sind mit V8-Motoren ausgestattet und sehr gut gepflegt.
1967, 25. Juni
Ich habe mir einen süssen kleinen Fiat 500 gekauft. Er ist dunkelblau und hat beige Ledersitze. Für Alberobello und Lecce ist das der richtige Wagen.
1968, 7. Juli
Heute hat man mir einen grünen VW 1600 gebracht. Er hatte Kennzeichen aus der Schweiz. Der Wagen ist fast neu, Jahrgang 67. Interessante Form, so mit Schrägheck.
1968, 12. August
Es ist Zeit, einem weiteren grossen Namen der italienischen Autoindustrie Ehre zu gebühren. Ich konnte den alten Alifieri kurz kennenlernen, habe aber heute mit Ettore Maserati verhandelt. Seit vielen Jahren bauen sie schöne und schnelle Sportwagen in Modena – irgendwie scheint der Norden dafür geeignet zu sein. Ettore und ich wollen dreissig Jahre Maserati in die Sammlung bringen: 1947 – einen goldenen 1500 GT A6. 1957 – einen schwarzen 3500 GT (mein persönlicher Favorit). 1967 – einen grünen, offenen Spider mit der Bezeichnung Ghibli. Drei Maserati, welche meine Sammlung bereichern.
1968, 4. November
Ich habe meinem Freund Ferruccio einen Lamborghini Miura P400 in gold-metallic abgekauft. Der Wagen hat einen starken V12-Motor.
Im Gegenzug habe ich noch ein 1967 von Bertone gezeichnetes Concept Car erhalten. Fürst Rainer und Fürstin Grazia Patrizia sind ihn gefahren, in Monaco. Der Wagen hat grosse Flügeltüren aus Glas, bietet 4 Plätze mit nur 2 Türen, ist ein Unikat und nennt sich Marzal.
1972, 8. Juni
Mein lange verstorbener Freund André hätte seine Freude daran. Heute habe ich einen von Bertone entworfenen und unter Hilfe von Marcello Ganidni gezeichneten Prototyp erhalten. Es ist ein schickes Coupé auf Basis des einfachen GS. Sie nennen ihn "GS Camargue". Ein echter Citroën, mit Visionen.
1973, 5. Oktober
Für einmal habe ich einen Citroën gekauft. Die neue DS23 Pallas ist eine Wucht. Sie hat sogar lenkbare Scheinwerfer. Der Wagen ist métallic-grün. Er gleitet dahin, sanft wie ein Schiff auf leichten Wellen. Auf unseren schlechten Strassen hier im Süden ein Segen.
1974, 15. August
Endlich mal ein vernünftiger Wagen aus Apulien! Franco Sbarro aus Lecce baut gute Wagen, auf der Basis anderer Hersteller. Ich durfte heute einen neuen Stash in elegantem Schwarz entgegen nehmen. Der Rennwagen hat 3 Sitze! Einzigartig.
1975, 20. Mai
Ich habe mir heute von Enzo "Il Drago" einen neuen Ferrari gekauft. Mein Sohn war dagegen, aber ich musste den Wagen einfach haben. Es ist ein 308 GTB mit einem V8 Motor. Er fährt sich wie ein richtiger Sportwagen. Ich liebe ihn.
1975, 30. Juni
Heute konnten wir endlich die neuen Hallen einweihen. Sie sind schön geworden. Ich durfte mit meinem Ferrari einige Runden auf der Piste drehen. Giuseppe und ich können nun beginnen, unsere Schätze aus der Höhle zu holen. Endlich werde ich sie meinem Sohn zeigen können. Es ist Zeit.
1975, 5. Oktober
Ich bin alt geworden. Giuseppe hat mir berichtet, die Kalabresen wollen an unsere Fahrzeuge. Das macht mir Sorgen. Wir haben unser Geheimnis so lange wohlbehütet. Ich schenke mein Werkstattbuch Maria. Dort sucht es bestimmt niemand. Giuseppe, es tut mir leid, dir und deiner wunderbaren Frau diese Bürde übergeben zu müssen. Was für ein Narr ich doch bin.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top