Krasseste Magier-Hexe ever (POV: Ondo)

Nach dem Vorfall mit Antonio hatte ich erstmal den Heulkrampf meines Lebens. Ambal brauchte gut eine Stunde, bis sie mich so weit beruhigt hatte, dass ich wieder richtig atmen konnte.

Dann schauten wir zum Runterkommen erstmal 'Das Schweigen der Lämmer'. So bei der Hälfte des Films musste ich wohl weggepennt sein, da das nächste, an das ich mich aktiv erinnern konnte, war, dass das Flugzeug in den Landeanflug ging und Ambal und ich von unseren Sitzen fielen.

Wir versuchten mehrmals, wieder in unsere Sitze zurück zu kommen, scheiterten aber. Als das Flugzeug dann endlich auf dem Boden aufsetzte, lag Ambal 3 Reihen weiter vorn unter den Füßen von einem Typen mit langen, fettigen Haaren, Hakennase und einer schwarzen Robe, der mir verdächtig bekannt vorkam. Ich lag eine Reihe weiter hinten unter dem Sitz.

Eine gefühlte Ewigkeit später hatten Ambal und ich es dann auch mal auf die Reihe gekriegt, das Flugzeug zu verlassen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, mich wieder unter dem Sitz heraus zu zerren, weil es der war, auf dem Diiter saß. Diiter machte nicht die geringsten Anstalten, seinen Fettarsch vom Sitz zu heben, also musste Ambal wie eine Bekloppte an meinem Arm ruppen, um mich zu befreien. Es grenzte an ein Wunder, dass mein Arm noch an mir dran hing und nur ein kleines bisschen wehtat.

"Was machen wir denn jetzt?" fragte Ambal, als wir dann den Flughafen betreten hatten. Der hier schien noch größer als der zu Hause zu sein. Wieso im Namen aller Erndnussbauern auf dem Planeten Mars brauchte es so riesige Gebäude, damit ein paar Flugzeuge starten und landen konnten?!

Ich hatte auch nicht wirklich eine Ahnung, was wir jetzt machen mussten. Zu allererst brauchten wir aber unsere Rusäcke zurück. Auch wenn ich jetzt keinen Duschkopf und Ambal keine Pfeilsammlung mehr hatte, brauchten wir die Dinger. Da war schließlich unser ganzes Zeug drin. "Also...wie kriegen wir jetzt unsere Rucksäcke zurück?", fragte Ambal leicht verwirrt. "Weiß ich auch nicht... warte mal... den kenn ich doch!" ich zeigte ganz aufgeregt auf einen Typen, der gerade an uns vorbeigelaufen war. Das war doch Till Schweiger! Ich packte Ambals Arm und raste ihm wie eine wesentlich coolere Version von Sonic hinterher. Wenn Till Schweiger nicht wusste, was man an einem Flughafen in den USA zu tun hatte, dann wusste es keiner.

"Ey! Ondo, was soll das?!" plärrte Ambal, als ich sie beim Rennen ausversehen gegen einen Mülleimer schleuderte. "Weniger fragen, mehr Till Schweiger hinterherrennen!" gab ich zurück und zerrte Ambal weiter.

Als mir nach ein paar Minuten sprinten in Rekordtempo allmählich die Luft ausging und ich mal wieder verlernte, wie ein normaler Mensch zu atmen, hielt Till Schweiger an, und zwar vor einem runden Fließband, auf dem allerhand Koffer, Taschen und Rucksäcke im Kreis fuhren. Das musste sowas wie das, wo wir in Deutschland unsere Rucksäcke abgegeben hatten, sein.

"Und was sollen wir jetzt bei diesem Kofferkarussell?" fragte Ambal, die mal wieder nichts gecheckt hatte. Ich beugte mich nach vorne und stützte mich auf meine Knie, um besser atmen zu können. "Na unsere Rucksäcke wiederholen, du angebissene Quarkschnitte!" keuchte ich. Ambal atmete auch etwas komisch, war aber nicht so nah an einem Asthmaanfall wie ich. Ich sollte mal mehr Sport machen.

"Achso! Na das hätte ich mir auch denken können... sag mal, wie lange willst du deine Lunge noch auskotzen?" Meine idiotische Freundin in der gelben Jacke sah mich mitleidig an. "Vielleicht gehst du mal unsere Rucksäcke holen... bestimmt geht's mir besser, wenn ich was esse. Ich bin am verhungern!" von epischen Sprinteinlagen wie der gerade eben bekam ich jedes mal riesigen Hunger. Eine Portion von unserem feinsten Gourmet-Auflauf würde das Monsterloch in meinem Magen sicher füllen können.

"Okay, ich schnapp mir unsere Rucksäcke!" viel zu fröhlich hüpfte Ambal in Richtung Kofferkarussell davon. Auf ihrem Weg dort hin rempelte sie einen Haufen Leute an und warf ein paar Kinder um. Ich hätte ja gelacht, wenn meine Lunge sich nicht vor wenigen Minuten spontan dazu entschieden hätte, einfach mal zu sterben. Wenig später kam Ambal mit unseren überfüllten Rucksäcken wieder zu mir gehopst. Zum Essen blieb mir aber keine Zeit.

Eine Frau, wahrscheinlich die Mutter von einem der Kinder, die Ondo über den Haufen gesprungen hatte, zeigte gerade auf uns und wenige Sekunden später rasten ein paar Typen von der Flughafenpolizei auf uns zu. Ambal schien die Flughafencops auch bemerkt zu haben. Sie warf mir meinen Rucksack zu und ich wurde fast umgerissen. Schnell schmiss ich mir den Rucksack auf den Rücken und setzte zur nächsten epischen Sprinteinlage an.

Ambal und ich waren viel schneller als die Flughafencops, weil es uns scheißegal war, wenn wir alles über den Haufen rannten. Die Cops waren beschäftigter damit, niemanden umzuschmeißen, als uns zu verfolgen, also hatten wir sie schon nach ein paar Minuten abgehängt.

Jetzt gab meine Lunge endgültig den Löffel ab. Ich brach röchelnd neben einem hässlichen Baum zusammen. Diesmal sah Ambal auch aus, als würde sie gleich ihre Lunge ausspucken. Nachdem Ambal wieder fast normal atmete und ich wenigstens wieder etwas Luft bekam, begann Ambal, in meinem Rucksack nach der Brotbüchse mit dem Auflauf zu kramen. "Scheiße!" kam es nach ein paar Minuten von ihr.

"Was ist denn jetzt schon wieder los?" fragte ich. Ich hoffte, dass die Cops nicht wieder da waren. Aber dieses Mal würde ich nicht wieder rennen. Dieses Mal würden wir genug Zeit haben, unsere Umhänge über uns zu werfen und uns zu tarnen.

"Deine Brotbüchse ist weg... ich glaub, wir haben sie irgendwo hier verloren." antwortete Ambal. Ungefähr drei Sekunden lang war ich erleichtert. Dann war ich angepisst, weil meine Brotbüchse weg war. Ich hatte verdammt noch mal Hunger! Und Ambal, dieser Marillenknödel, hatte es nicht für notwendig gehalten, sich was zu Essen mitzunehmen. "Scheiße!" fluchte ich, "Was machen denn jetzt?" atmen konnte ich zwar wieder, aber was brachte mir das bitte, wenn ich jetzt verhungern musste?

"Bevor wir losgeflogen sind, waren wir doch bei so ner Tante, die uns unseren Flug gesagt hat... solche gibt's hier bestimmt auch! Wir suchen einfach eine und fragen, ob deine Brotbüchse gefunden wurde!" zum Glück hatte Ambal so ein gutes Gedächtnis. In diesem Moment hätte ich sie knutschen können, auch wenn sie schrecklichen Mundgeruch hatte.

Voller Motivation sprang Ambal auf und zog mich hinter sich her. Natürlich hatten wir mal wieder absolut keinen Plan, wo wir jetzt hinmussten. Till Schweiger hatten wir endgültig aus den Augen verloren, also konnten wir nicht mal mehr ihm hinterherlaufen. Schöne Scheiße. Und weil wir jetzt ja in Amerika waren, konnten wir auch keinen mehr fragen, wo wir hinmussten.

So irrten Ambal und ich also eine ganze Weile in dem riesigen Flughafen umher und wunderten uns gute hundert mal, warum zum Arsch er so riesig sein musste. Irgendwann kamen wir dann mehr oder weniger zufällig an so einem komischen Häuschen mit so einer Tante drin an. Was wir sagen wollten, wenn wir eine gefunden hatten, hatten wir uns auch nicht überlegt.

"Öh Ambal...? Was heißt denn Brotbüchse?" fragte ich. Wenn ich das Wort für Brotbüchse wusste, würde ich mir den Rest schon irgendwie zusammenraten. Das hoffte ich zumindest. "Na Brotbüchse, was denn sonst du Schimmelpfennig?" antwortete Ambal. "Danke, du bist genial!" mit diesen Worten sprang ich fröhlich auf das Häuschen zu und knallte fast dagegen.

"Ähm... good day... me is Ondo and sie is Ambal... we verloren Brotbüchse. Have a people see Brotbüchse?" Stotterte ich. Stolz dreht ich mich zu Ambal um und reckte beide Daumen in die Höhe. Englisch sprechen war viel einfacher als ich gedacht hatte.

Die Frau in dem Häuschen guckte mich nur blöd an. Sprach sie vielleicht gar kein Englisch? Andere Sprachen konnte ich aber gar nicht... "Sorry, what did you say?" sagte sie dann. Es klang schon ziemlich englisch, was die Tante da plapperte, aber verstehen konnte ich es nicht. Ich drehte mich wieder zu Ambal und winkte sie zu mir.

"Was hat sie gesagt?" fragte ich. Ambal zuckte nur mit den Achseln. "Keine Ahnung, woher soll ich denn das wissen?" gab sie zurück. "Na was Brotbüchse heißt wusstest du doch auch!" ich drehte mich noch mal kurz zu der Frau im Häuschen und lächelte sie an, um wenigstens so zu tun, als wüsste ich, was sie von mir wollte.

"Sie hat Sorry gesagt... bestimmt tut's ihr leid, dass deine Brotbüchse weg ist!" rief Ambal, nachdem sie eine halbe Minute intensiv nachgedacht hatte. Ich fiel ihr vor Freude um den Hals. "Ambal  du bist echt ein Genie! Was würde ich nur ohne dich tun?" rief ich. Ambal kratzte sich  verlegen am Kopf. "Wahrscheinlich würdest du noch hinter dem bescheuerten Baum hocken." antwortete sie. Ich drehte mich wieder zu der Frau um.

"Yes... ähm... we auch sorry, but Brotbüchse! You see Brotbüchse?" Diesmal versuchte ich, pantomimisch eine Brotbüchse darzustellen. Als ich sie fragte, ob sie die Brotbüchse gesehen hatte, zeigte ich auf sie und tat dann so, als würde ich mich nach irgendwas umsehen. Jetzt war ich mir sicher, dass sie mich verstanden haben musste. "Honey, I don't understand you." sagte die Frau mitleidig.

Ich drehte mich wieder zu Ambal. "Ich glaube, sie hat keine Ahnung, wo unsere Brotbüchse ist." stellte ich fest. Dann kam mir eine Idee. Eine so krasse Idee, dass es mich wunderte, dass ich sie noch nicht eher gehabt hatte. "AMBAL! ICH KANN DOCH ZAUBERN!" brüllte ich so laut, dass es vermutlich jeder im ganzen Flughafen hören konnte. "Na und?" Ambal guckte verwirrt. "Ich mache irgendeinen Zauber, damit wir verstehen, was sie sagt!" rief ich.

In Ambals Augen konnte man sehen, wie in ihrem Kopf eine Glühbirne anging und dann explodierte. "JA! DU BIST NOCH VIEL SCHLAUER ALS ICH ONDO!" brüllte sie. "Einigen wir uns auf gleich schlau." gab ich mit einem Lächeln zurück. Dann drehte ich mich extra langsam wieder zu der Frau um, damit ich noch etwas Zeit hatte, darüber nachzudenken, wie der Zauber, den ich brauchte, überhaupt ging. Als ich mich fertig umgedreht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich es nicht wusste.

Ich entschied mich dazu, einfach im Bibi-Bloxberg-Style irgendwas zusammen zu reimen und zu hoffen, dass es was werden würde. Ich überlegte mir also kurz den Reim, der in meinem Kopf am besten klang, hob dann beschwörend die Händenüber den Kopf, setzte ein zaubererhaftes Gesicht auf, und begann, meinen definitiv echten Zauber zu sprechen: "Ambal ist dämlich und ich bin fröhlich, wir können jetzt Englisch! Hex Hex!" ich wedelte mit den Händen, um die Magie ein bisschen anzuregen.

Zu meiner Überraschung passierte tatsächlich was. Eine Wolke von gräulichem glitzerndem Nebel flog der Frau mitten ins Gesicht. Sie hustete kurz. Ich drehte mich mit triumphalem Grinsen zu Ambal um und wollte mit ihr abklatschen, wir verfehlten aber wiedermal unsere Hände und hauten uns gegenseitig ins Gesicht. Wieder wandte ich mich der Frau zu. Nach den paar Sekunde, die dass High Five gedauert hatte, sollte die Magie fertig eingewirkt sein. Und da der Zauber ja dafür gesorgt hatte, dass wir jetzt Englisch konnten, musste ich mir auch nicht mehr die Mühe machen, was ich sagen wollte auf Englisch rüberzubringen.

"Wir haben unsere Brotbüchse verloren. Wissen Sie vielleicht, wo die hin sein könnte?" fragte ich also ganz normal auf Deutsch. Diesmal sah die Frau sogar aus, als hätte sie mich verstanden. "Nein, ich weiß nichts von einer Brotbüchse." sagte sie. Der Zauber hatte zwar funktioniert und wir konnten sie verstehen, aber jetzt klang die Frau wie Mickey Mouse, die Helium eingeatmet hatte. "Scheiße! Jetzt klingt sie wie Mickey Mouse!" fluchte ich. "Wie bitte?" Reagierte die Mickey Mouse Stimme empört auf meine Feststellung. "Boar Ondo was hast du jetzt wieder gemacht?!" regte Ambal sich auf. "Ich weiß es auch nicht! Ich versuch einfach, das wieder hinzukriegen..." gab ich verzweifelt zurück.

Wenn der Bibi Bloxberg Zauberspruch vorhin funktioniert hatte, dann musste es auch jetzt gehen, ich dachte mir also wieder einen Reim aus, hob die Hände über den Kopf, schüttelte sie kräftig und sagte: "Mickey Mouse ist Mist, diese Frau klingt so nicht! Hex Hex!" wieder schwebte der glitzernde Rauch in das Gesicht der Frau. Ich wartete wieder ein paar Sekunden, bevor ich die Frau, die jetzt einen ordentlich verwirrten Blick drauf hatte, ansprach. "Können Sie mich verstehen?" fragte ich.

"Hör zu, wenn ich dir bei irgendwas helfen kann, dann sag es mir bitte, aber wenn du nur meine Zeit verschwenden willst, dann lasse ich dich hier rauswerfen und deine Freundin gleich mit!" antwortete sie genervt. Was sie gesagt hatte, war mir scheißegal. Ich freute mich viel zu sehr, dass sie nicht mehr wie Mickey Mouse klang, um ihr überhaupt zuzuhören.

Vor Freude umarmten Ambal und ich uns und hüpften eine Runde im Kreis. "DU KANNST WIRKLICH ZAUBERN!" schrie Ambal. "ICH KANN WIRKLICH ZAUBERN!" brüllte ich. So ging es ein paar Minuten weiter. Irgendwann tauchten dann wieder die Flughafencops auf. Ambal und ich hatten sie gar nicht kommen hören. Die Typen mussten sich wirklich meisterhaft angeschlichen haben.

Einer packte mich, der Andere griff sich Ambal. Die beiden Typen schleppten uns zum Ausgang des Flughafens und schmissen uns raus. So waren wir wenigstens an der Passkontrolle vorbeigekommen, ohne dass jemand merken konnte, dass wir gar keine Pässe hatten. Die hatten wir zu Hause vergessen. Außerdem waren die Teile eh abgelaufen, also konnten wir nicht viel mit ihnen anfangen.

Jetzt wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, dass wir in New York waren! Wir hatten es verdammt noch mal geschafft! Eigentlich gingen Ambals und meine Pläne nie auf! Wir waren wirklich in New York! Naja, zumindest fast. Der Flughafen lag etwas außerhalb.

Dieses Problem war aber schnell gelöst. Ambal und ich schmuggelten uns einfach in einen sowieso schon überfüllten Bus und fuhren in die Stadt.

Dort angekommen war das erste, was wir von der Stadt sahen, irgend so ein Weirdo mit einem Besen und einer Kehrschaufel, der pfeifend auf der Straße herumlief. Auf der Kehrschaufel hockte ein Haufen Kaninchen. Ambal und ich beachteten den Typen nicht weiter und machten uns erstmal daran, unsere Umgebung zu erkunden.

Das taten wir, indem wir einfach völlig random irgendwo hinlatschten. Nach einer Weile kamen wir in einer Art Wald mitten in der Stadt an. Wir liefen ein Stück in den Wald rein und erreichten eine Lichtung. Es sah nicht aus, als würde der Wald in der Nähe enden.

Ein Wald mitten in der Stadt! Was es nicht alles in den USA gab... New York war noch viel beeindruckender, als ich erwartet hatte, und dabei war uns noch nicht ein einziger Avenger über den Weg gelaufen oder geflogen.

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