Kapitel 1 (Teil 3)
Talias Sicht:
Oh Gott, warum wackelt alles so sehr?! Durch das Ruckeln werde ich wach. Genervt setze ich mich auf. Moment...wieso liege ich in einem Bett? Was ist passiert? Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich in die Bar gegangen bin und ich meine Kräfte benutzt habe. Dann kam noch ein Mann in die Bar und...und...er war mein Partner! Das gleiche Tattoo. Selbes Muster, selbe Anordnung! Oh mein Gott! Ich muss zu ihm! Vorsichtig stehe ich auf und versuche nicht umzufallen. So wie sich das anfühlt, stürmt es wohl momentan heftig, aber das ist jetzt egal. Ich will ihn sehen. Wo ist er? Komm schon, Talia, denk nach!
"Hey du." Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. "Was machst du da? Leg dich wieder hin oder geh arbeiten. Der Wellengang ist zu stark, um jetzt einen Spaziergang zu machen."
"I-ich suche den Kapitän."
"Hm? Der muss bei solch einem Wetter auf der Kommandobrücke sein, um das Schiff zu manövrieren."
"Und wo ist die Brücke?"
"Immer weiter geradeaus, dann die Treppe hoch und am Ende des Ganges ist eine große Metalltür. Dort ist die Brücke. Wenn du mich entschuldigst, ich muss in den Maschinenraum, um einige Geräte neu auszurichten. Er geht an mir vorbei und lässt mich alleine auf den Flur zurück. Naja, dann werde ich eben der Wegbeschreibung folgen müssen.
Der Weg ist lang, aber bei so einem Schiff ist das auch nicht verwunderlich. Ich muss erstmal herausfinden, welchen Namen dieses Schiff überhaupt hat. Am Ende des oberen Flures bleibe ich vor einer riesigen Tür stehen, aber was nun? Soll ich klopfen oder einfach rein? Zum Glück wird mir die Entscheidung abgenommen als sich die Tür automatisch öffnet.
Doch anders als erwartet schenkt mir keiner Beachtung. Jeder konzentriert sich auf seine Arbeit. Entweder tippen sie gerade etwas auf den Konsolen oder den Monitoren rum, schreiben etwas auf oder rufen irgendwelche Daten durch den riesigen Raum. Ich will sie nicht ablenken und stören, weshalb ich so leise wie möglich eintrete. Der Raum ist in drei Ebenen untergliedert. Ich befinde mich im Mittleren. Im unteren Stockwerk befinden sich die Konsolen und Monitore. Sie zeigen verschiedene Dinge wie Radar, Wetter, Geschwindigkeit und so weiter an. Im Mittleren sitzen die Kartografen. Sie messen und datieren die Daten von Inseln, an denen wir vorbeifahren. Und oben, dort sitzt der Kapitän mit seinen Beratern, die die weitere Route besprechen.
"Du bist wach. Ich habe mir schon Sorgen gemacht."
Ich drehe mich langsam um und sehe den Kapitän dieses Schiffes. "Javier Elkante. D-du bist der Kapitän."
Er muss kurz auflachen. "Ja, der bin ich. Willkommen auf meinem Schiff. Der Conquistador."
Ich merke, wie mir wieder leicht schwindelig wird. "Oh oh, ganz ruhig. Hier setz dich." sanft drückt er mich auf einen Stuhl, der an der Wand steht. "Soll ich einen Arzt rufen?"
"N-nein geht schon. Es ist nur so...."
"Ich weiß. Beruhige dich erstmal."
Das sagt sich so leicht. Immerhin bin ich auf der Conquistador. 2345 m länge, zwölftmaster und eine Höhe von über 400 Metern. Auch dieses Schiff hat gigantische Schrauben an den Seiten, sodass es auch bei einer Flaute vorankommt.
"Geht's wieder? Komm mit, ich zeige dir erstmal deinen Platz."
"M-meinen Platz?“ Verwirrt stehe ich auf und lasse mich von ihm mitziehen. Er bringt mich zu den Kartografen, bei denen ein Platz frei ist. Sanft drückt er mich auf den Stuhl.
"Also hier sind die gemessenen Daten, die von den Sensoren am Schiff automatisch datiert werden. Allerdings zeichnen sie die Umrisse nicht mit und wir können bei heftigen Stürmen die Maschinen nicht bedienen und da kommst du ins Spiel. Du wirst die Inseln mit den gegebenen Daten zeichnen. Wenn du fertig bist, gibst du deine Karten an Stanley. Er wird sie auf ihre Genauigkeit bestimmen und dann schauen, ob wir sie einsetzen können. Verstanden?"
"Ja, Sir."
"Hahah, du musst mich nicht so nennen. Gewöhne dich erstmal ein und dann sehen wir weiter."
Er geht zu einer Gruppe anderer Männer und ich sehe mir die Daten an, um mich von all den unglaublichen Sachen abzulenken. Sie sind genauso, wie ich es in der Schule gelernt habe. Also dann mal ran an die Arbeit.
Etwas später:
"Und wie lange brauchten sie dafür?" fragt mich dieser Stanley, der die Karte runter nimmt, um mich ansehen zu können.
"Eine Stunde und zwölf Minuten."
"Beachtlich, einige brauchen dafür fast drei Stunden. Die Zeichnung ist soweit korrekt und ordnungsgemäß gemacht."
"Also werden sie sie bei sich im Register aufnehmen?"
"Nein."
"Was? Aber sie sagten doch noch gerade das..."
"Hör zu Kleines, das ist dein erster Tag, deswegen werde ich dich noch nicht voll schnauzen, aber du kannst nicht als Neuling erwarten, dass man sofort deine Karten einsetzt. Andere , die hier schon länger arbeiten und deren Karten genauso gut sind, haben es mehr verdient. Arbeite dich hoch und dann nehmen wir vielleicht ein paar deiner Karten." sagt er und gibt sie mir wieder.
"Und was mache ich jetzt mit der?"
"Beim nächsten Halt darf die Crew von Bord, um sich die Stadt anzusehen. Einige verdienen sich was dazu, indem sie ihre Karten verkaufen." Nun, wenn das so ist, ist es ja nicht ganz so tragisch. Ich setze mich wieder auf meinen Platz und schaue mir die nächsten Daten an. Doch plötzlich klopft mir jemand von hinten auf die Schulter.
"Es ist Schichtwechsel." sagt man mir. Verwundert sehe ich auf die Uhr. Stimmt ja, Anfänger dürfen in den ersten Tagen nicht so lange arbeiten. Ich nicke ihm zu und packe meine Sachen zusammen. Aber wo soll ich jetzt hin? "Junges Fräulein, folgen Sie mir." sagt mir auf einmal ein großgewachsener Typ mit monotoner Stimme und geht voraus. Ich weiß sowieso nicht wohin, also folge ich ihm. Vor einer riesigen Stahltür bleibt er stehen. "Hier werden sie ab sofort schlafen."
Mit diesen Worten lässt er mich allein stehen. Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe sofort ein riesiges Bett, das mittig an der Wand steht. Daneben sind ein paar Schränke. Was jedoch das Auffälligste ist, ist der schwarz glänzende Boden. Ich traue mich nun ganz ins Zimmer und lege erstmal meine Sachen aufs Bett. Ich drehe mich um und weite geschockt meine Augen, als ich eine Wand, die komplett aus Glas besteht, sehe. Man sieht die Wellen, wie sie übers Meer gleiten und die grauen Wolken, die auf einen neuen Sturm hindeuten. Wahnsinn! Der schwarze Schreibtisch mit all den Unterlagen ist mir erst gar nicht aufgefallen. Was das alles ist? "Handelsverträge, Routenpläne? Was soll ich damit?" frage ich mich selbst und lege es wieder hin.
Lieber will ich die Aussicht genießen. Beim Anblick des Meeres und beim Hören seiner rauen Stimme fängt mein Herz an, schneller zu schlagen und ich spüre, wie die Kraft in mir stärker wird.
Am liebsten würde ich einen neuen Kurs einschlagen, um die nächste neue Insel zu entdecken. Ich weiß das es welche gibt. Der Westen ist noch nahezu unentdeckt. Man vermutet, dass es dort einst ein riesiges Land gab. Die Menschen aus der alten Zeit nannten es Amerika. Doch nun ist es verschwunden und kein anderes Schiff hat es bisher entdeckt. Vielleicht wurde es von den Wassermassen verschluckt. Aber ich bin eher der Meinung, dass dieser Kontinent in zwei Großteile zerbrach und eine riesige Lücke bildete. Die Schiffe haben diese Inseln nie gesehen, weil sie durch eine riesige Schneise gefahren sind.
Wenn ich nur Javier überzeugen könnte, in den Nordwesten zu fahren, dann könnten wir vielleicht einen Teil dieses Landes finden und vielleicht schaffe ich es auch meine Kräfte vollkommen auszubilden. Mit ihnen werde ich garantiert Erfolg haben!
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