Kapitel 1 (Teil 2)

Talias Sicht:

Ich weiß es ist unhöflich einfach so zu gehen, aber mein Traum hängt daran. Zum Glück ist Dock zwei nicht weit.

Von Weitem erkenne ich die riesigen Segel und Masten eines Schiffes. Sie überragen jedes Hausdach und scheinen sogar den Himmel zu berühren, als wenn sie es nicht anders kennen. Das schwere metallische Arbeiten der Maschinen übertönt dabei das Rauschen des Meeres und das Geschrei der Möwen. Wahrscheinlich werden gerade Inspektionen und Wartungen durchgeführt.

Nur noch eine Ecke! Geschockt bleibe ich stehen, als ich den kolossalen Fünfmaster erblicke. Die Raskas Fem. 957,3 Meter Länge, mit elf riesigen Schiffsschrauben am unteren, 346 Meter breiten Heck. Zudem sollte sie mit Mast bis zu 609 Meter hoch sein. Ich habe viel über dieses Schiff gelesen. Es kann seine Form so verändern, dass es zu einem Eisbrecher wird. Besonders für die bis jetzt eher wenig erkundeten Gebiete im Osten und Westen ist das praktisch.

Leider kann ich erst weiter über dieses Schiff schwärmen, wenn ich drauf bin. Ich suche mir einen der hochrangigen Mitglieder aus, die unten am Dock stehen und mit aufpassen. Als mir einer in Uniform auffällt, gehe ich zu ihm.

Komm schon, du schaffst das! Einfach hingehen und fragen.

"E-entschuldigung."
Der Mann, der ein Klemmbrett mit Listen hat, dreht sich verwirrt zu mir, zieht eine Augenbraue nach oben, dreht sich wieder um und antwortet mit einem einfachen "Ja?".
"Ich wollte fragen, ob hier noch Arbeit vergeben wird. Mir wurde gesagt, dass..."
"Tut mir leid. Wir brauchen keine Leute mehr."
"W-was aber in den lokalen Nachrichten wurde doch gesagt, dass sie welche suchen."
"Schon, nur haben wir schon Leute gefunden und nun sind die Plätze besetzt."
"A-aber Sir, bitte, mein Zeugnis ist ausgezeichnet, meine Karten sind sauber gezeichnet, mit klaren Grenzen und Einheiten... "
"Das ist schön für sie, aber wir suchen keine Kartografen."
"Sir bitte, es ist..."
"Dein Traum? "Weißt du, wie oft ich das zu hören bekomme?"
"I-ich..."
"Okay hör zu. Solange du mich hier weiter störst und meine Arbeit behinderst muss ich dich des Docks verweisen. Du willst auf dieses Schiff? Dann versuch es in ein paar Jahren nochmal."

Ich weiß nicht warum, aber ich werde so wütend. Für ihn bin ich nur eine kleine nervige Göre. Ich merke gar nicht, dass meine Augen durch meine Kräfte anfangen, leicht zu leuchten. Durch eine kleine Spiegelung in dem Metall des Schiffes merke ich es erst. Sofort beruhige ich mich. "Vergessen Sie es." So schnell ich kann, gehe ich an ihm vorbei.
"Was zum..." Höre ich nur noch leicht geschockt. "Hey, warte Mädchen!" rief er plötzlich und ich fing wieder an zu rennen. Durch Straßen, kleine verwinkelte Gassen und einige Basars. Manchmal blieb ich irgendwo hängen, doch das war mir egal.

Nach zehn Minuten ohne Pause setzte ich mich in eine Bar. Da habe ich mal die Chance und werde abgelehnt. Auch das andere Schiff habe ich nicht gesehen. Vermutlich haben sie schon abgelegt. Wie konnte ich auch nur so naiv sein und denken, ich wäre die Einzige, die auf so ein Schiff will. Bestimmt standen viele schon beim Anbruch Schlange, um auf einen Platz zu hoffen. Ich glaube aber, der Typ wollte mich nun doch aufnehmen. Nur weil er einen Teil meiner Kraft gesehen hat. Pah! Niemals werde ich durch meine Kräfte auf so ein Schiff gelangen. Nein! Einzig und allein mein Können soll mich da hinbringen! Sonst wäre mir mein Traum nichts wert.

"Was darf es sein?"

Mein Blick schießt augenblicklich zu dem Barkeeper, der mit einem schwarz-roten Tuch das Glas gegen den Uhrzeigersinn putzt und mich mit gelangweilter Miene abwartend anschaut. "W-wasser."
Er geht und ich denke darüber nach, wie ich das meinen Eltern heute erklären soll. Sollte ich mich vielleicht auf ein Schiff schleichen? NEIN! Dann könnte man mich für immer ausschließen! "Das macht 1 Hayd." (Währungsform, in etwa mit 0,14 Cent vergleichbar) sagt er und genervt schmeiße ich ihm die Münzen auf den Tresen. Wenigsten geht er in eine obere Etage und lässt mich in Ruhe. Plötzlich fühle ich ein starkes Brennen am Unterarm. Mist als ich vorhin weggerannt bin, muss ich mich wohl verletzt haben. Ich sehe mich um und merke das keine anderen Menschen hier sind. Mit meiner Kraft bändige ich das Wasser, das sich in meinem Glas befindet, und lege es über meine Wunde. Zwar heilt es nicht aber es kühlt und reinigt die Verletzung etwas. Entspannt seufze ich auf. Das tut gut.

Plötzlich höre ich, wie jemand in die Bar kommt. Sofort bändige ich das Wasser zurück ins Glas. Leider hat es jetzt eine rote Farbe. "Das Getränk sieht nicht normal aus." sagt er und greift sich mein ehemaliges Getränk und kippt es in die Spüle, die sich hinter dem hohen Tresen befindet. Hoffentlich hat er nichts gemerkt. Völlig aufgewühlt spiele ich mit meinen verschwitzten Händen in meinem Schoß.
Doch dann umfasst der Fremde sanft mein Handgelenk. "Ganz ruhig. Ich will mir nur dein Tattoo ansehen."
Er dreht meinen Arm kurz, um sich jede Stelle genau einzuprägen. Genau in dem Moment, wo ich meinen Arm wegziehen will, stellt er sich hinter mich und drückt mich an seine Brust. "Endlich habe ich dich gefunden. Meine Partnerin fürs Leben."
Geschockt drehe ich mich um. Als wenn er es schon vermutet hätte, zeigt er mir sein Handgelenk. Und tatsächlich... Dasselbe Muster in derselben Anordnung. "D-du..."

"Beruhige dich, nicht das du mir gleich umfällst." sagt er belustigt. "Willst du vielleicht raus an die frische Luft?" fragt er und ich bringe nur ein Nicken zustande. "Lass und ein Stück gehen." Er nimmt meinen Rucksack und hilft mir mich auf den Beinen zu halten. In der Zeit wo wir gehen sagen wir nichts. Aber das ist auch gut. Ich habe nur über meine Ziele nachgedacht und nie überlegt was ich bei so einer Situation machen könnte.
" Setz dich." sagt er wieder liebevoll und drückt mich leicht auf eine Holzkiste. Gerade als er anfangen will zu reden, unterbricht ihn jemand. "Kapitän."
Moment, sagte er Kapitän?! Mein Blick schießt in die Höhe und sofort sticht mir ein dunkelgraues Silber ins Auge, bevor ich ohnmächtig werde.

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