It's Partytime
20:45h
"Oh, hey Jacob, du wohnst auch in dieser Richtung?" Jacob stöpselte seine Kopfhörer aus und machte seinen mp3-Player aus. Ein rothaariges Mädchen sprach ihn an. An ihrer Seite ein dunkelblondes, schüchtern wirkendes Mädchen und ein braunhaariges Mädchen, das dem anderen Mädchen ziemlich ähnlich sah. "Hi Stephanie", begrüßte Jacob die Rothaarige. "Das sind Lara und Tanja", stellte Stephanie ihre Freundinnen vor. "Hi", grüßte Jacob höflich. Er sah auf die Anzeigetafel für die Straßenbahn. Noch 5 Minuten. "Ihr wohnt also auch hier in der Nähe?", fragte er. "Naja, nur wir zwei", erklärte Tanja, das braunhaarige Mädchen, "Stephie wohnt eigentlich woanders." Jacob nickte. "Seid ihr Geschwister?", fragte er Lara und Tanja. Sie lachten nickend. "Zweieiige Zwillinge", erklärte Lara. "Oh!"
Jacob hielt nervös noch weiteren Smalltalk mit den Mädchen. Immerhin verlief die Fahrt nicht langweilig. Er war etwas angespannt angesichts seiner ersten richtigen Party. Er war zuvor nie auf einer echten Party gewesen und freute sich deshalb irgendwie. Gleichzeitig fragte er sich, ob er reinpassen würde. Er war zwar kommunikativ, aber er war ungern derjenige, der das Gespräch anfing. Aber alles würde ihm wert sein, um auf dieser Party zu sein. Es war schwierig gewesen, seine Mutter davon zu überzeugen, auf die Party zu gehen. Am liebsten hätte sie wohl die Eltern der Gastgeberinnen und die Gastgeberinnen selber ins Kreuzverhör genommen. Paranoides Miststück, dachte er. Doch er konnte seine Mutter nicht hassen, egal wie fragil und gleichzeitig aufbrausend und paranoid sie war. Es war nicht immer so kompliziert gewesen, doch er hatte keine Lust mehr über sie nachzudenken.
Es dauerte etwas mehr als 25 Minuten, um schließlich zu Amanda zu gelangen. Schon von außen drang etwas Musik aus dem Haus. Wow, das ist ein hübsches Haus, dachte Jacob, fast eine Villa.
Sie gingen durch den Vorgarten zum Eingang. Stephie klingelte. Unmittelbar machte Amanda die Tür auf. "Heeey, schön, dass ihr da seid", grüßte sie und umarmte alle herzlich. Jacob erwiderte unbeholfen die Umarmung. Viele weibliche Freundinnen hatte er nie gehabt. "Hi", presste er hervor und bewunderte ihr Aussehen. Sie hatte ein rot-schwarzes Kleid an, das ihr gut stand. In ihren Haaren hatte sie Locken reingemacht. Sie sah gut aus. Einen Augenblick sahen sie sich in die Augen und es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Doch dann lief alles weiter. Stephie und ihre Freundjnnen schwirrten weg und Amanda zeigte ihm kurz die Tanzflächen, bevor sie von einer ihrer Freundinnen angesprochen wurde. André wiegte sich im Takt der Musik, seine Kopfhörer am Kopf und stand an eine Art DJ-Pult. Jacob fand die Bar an der einen Ecke der Wohnküche, wo ein asiatisch aussehendes Mädchen mit kinnlangen Haaren die Bar bediente. Jacob steuerte auf sie zu. Auch Alex und einige Jungs seiner Klasse standen dort gerade. "Ey Jacob ist da!", gröhlte Alex und schlug ihm spielerisch auf den Rücken. "Hey", grüßte er. Alex schien bereits angetrunken. Das Barmädchen lächelte. "Na, magst du was?", fragte sie. Jacob zuckte die Achseln. "Ein Bier wär gut." Das Mädchen machte ihm eins auf und gab ihm eine Flasche rüber. "Danke", sagte Jacob. Er trank einen Schluck. Wann war es das letzte Mal, als er Bier getrunken hatte? Oder eher das erste Mal? So viel Alkohol hatte Jacob auch wieder nicht getrunken. Bislang waren es nur ab und zu hier und da ein Bier. Besoffen war er noch nie.
Jacob schlenderte durch die Gegend. Langsam wurden es immer mehr Gäste. Jacob setzte sich auf die Couch und beobachtete das Geschehen. Erst einmal wollte er sich einen Überblick verschaffen.
21.30h
Thorben und Alex waren eigentlich schon seit einer halben Stunde da gewesen, doch hatte ich noch nicht die Möglichkeit gesehen, viel mit Thorben zu reden. Deshalb war ich froh, als ich ihn alleine in der Nähe der Veranda sah. Mit klopfendem Herzen ging ich auf ihn zu. "Hey Thorben", grüßte ich schüchtern und stellte mich mit meinem Glas Erdbeer-Margarita hin. "Oh, hey Mandy", grinste er. Er hatte mich Mandy genannt, aber dieses Lächeln rechtfertigte einfach alles. Verträumt lächelte ich, bis er lachte und sagte: "Alles okay? Du grinst mich grad so an!" Er piekte mir auf die Nasenspitze und ich wurde rot. "Hey!" Ich piekste ihn an die Seite und trank einen Schluck. Er lachte wieder. "Wie gefällt dir die Party?", fragte ich schließlich. Thorben hob einen Daumen hoch. "Ihr habt euch echt selbst übertroffen. Ich glaube, das könntet ihr wiederholen." Ich lachte. "Die Party ist doch noch längst nicht zu Ende!", rief ich. Er grinste. "Partys sind immer gut. Vor allem, wenn du dabei bist." Ich wurde rot und mein Herz machte einen Sprung.
"Schleimer!", rief jemand im Hintergrund. "Ich freue mich auch, dass du da bist", sagte ich und trank einen weiteren Schluck. Der Alkohol fing an zu wirken, ich fühlte mich warm und irgendwie ein wenig lockerer. Mein Cocktail schmeckte süß und ich musste aufpassen, nicht zu viel auf einmal zu trinken. Thorben grinste mich an und streckte leicht seine Hand aus."Lust zu tanzen?", fragte er. Ich strahlte. "Aber sicher!", antwortete ich, während in mir nur noch ein Satz durch den Kopf ging. Ich tanze mit Thorben! Ich tanze mit Thorben! Ich tanze mit Thorben!
21.48h
Es lief ein Lied von Avicii und wir bewegten uns auf die Tanzfläche. Einige tanzten auch, aber nicht allzu viele. Thorben und ich tanzten lachend und ausgelassen. Ich wusste nicht wann ich zuletzt so ausgelassen war. Er alberte herum und zog Grimassen, was ziemlich lustig war. Ab und zu nahm er meine Hand und drehte mich herum. Am liebsten wollte ich den ganzen Abend mit ihm tanzen.
"We are one, one's for sure. All united, I need you more..."
Er nahm meine eine Hand und legte sie auf seine Schulter. Ich spürte seine Hand auf meiner Hüfte. Er lächelte und sah mich an. Passierte das wirklich gerade? Ich war kurz davor, vor Glück zu schmelzen. Seine blaugrauen Augen drangen durch mich hindurch. Meine Haut prickelte.
"All my life I've been, I've been waiting for someone like you..."
Es schien Stunden zu dauern, als wir uns in die Augen schauten. Ich lächelte verlegen. Das Lied war vorbei und ein neues schnelles Lied begann. Er löste seinen Blick von mir und wirbelte mich wieder herum. Er grinste. "Tanzt du eigentlich, Amanda?", fragte er in mein Ohr. Ich nickte nur. "Dann pass mal auf, ich glaub, das hier ist Disco Fox", rief er und übernahm die Führung. Falls ich zuvor schon rot war, war ich nun ein knallrotes Feuerwehrauto. Wow, Amanda, schlechter Vergleich. Ich wusste gar nicht, dass er tanzen konnte. Was wusste ich sonst noch nicht von ihm? Plötzlich wirkte er mir mysteriöser, als ich bislang gedacht hatte. Ich war seine Kumpeline und wir kannten uns eigentlich einigermaßen. Aber ich wollte mehr über ihn wissen. Mit ihm tanzen, bis die Füße wehtun, mit ihm kuscheln und ihn... küssen. Das Verlangen, ihn zu küssen stieg mit jedem Moment. Er stand so nah vor mir. Er führte uns sicher im Takt vor und zurück, drehte mich herum. Und dieses Grinsen am Mundwinkel, das ich nicht ganz zu deuten wusste. Verschlagen. Geheimnisvoll. Doch ich konte nicht wissen, ob es okay war, ihn einfach zu küssen. Wir waren Freunde. Ich hatte Angst, etwas davon kaputt zu machen.
Wir tanzten eine ganze Weile noch. Es kamen sehr bunt gemischte Lieder, doch ich hätte bei jeder Musik dort mit Thorben getanzt.
Dann ging das Lied "D.A.N.C.E." zu Ende und ich fühlte eine leichte Enttäuschung, als er sich von mir löste. "Lass mich kurz mein Bier holen", sagte er und ging wieder zur Veranda.
Ich folgte ihn und nahm mein Glas, das ich daneben gestellt hatte. Ich schnüffelte daran und trank einen Schluck. "Angst Drogen reingemischt zu bekommen?", fragte er lachend. Ich zuckte mit den Achseln. "Geht so, ich glaub aber kaum, dass mich hier im Haus jemand zudröhnen wollen würde", erwiderte ich. Thorben lachte. "Du kannst mich als Bodyguard einstellen, du weißt ja, ich kann Karate!" Ich lachte. "Klar, wenn meine Kickboxfähigkeiten nicht ausreichen, komme ich gern darauf zurück."
Wir schlugen ein. Ich sah ihm in die Augen. Versank im Blaugrau. Bis mich jemand antippte. Ich schrak auf. Laurin stand da. Sie sah mich ernst an. "Ich glaube, Alice braucht uns", sagte sie ernst. Ihr Blick verriet Besorgnis und ich runzelte die Stirn. Gerade, als ich fragen wollte, deutete sie mit dem Blick in Richtung Küche. Ich folgte ihrem Blick und sah das seltsamste Spektakel überhaupt, als Alice sich an Alex schmiss und ihn plötzlich abknutschte.
22.36h
"Alice, du kannst mich nicht einfach ignorieren!", rief Stephanie und folgte Alice zur Bar. Sie kippte sich einen Tequila runter. "Weißt du was, Steph, momentan ist mir alles egal, okay? Ich bin dir nichts schuldig, also halt die Fresse!" Stephanie starrte Alice entsetzt an, doch für sie war es kaum noch wahrzunehmen. Sie füllte sich noch mehr Tequila ein. Henrietta griff nach ihrem Arm. "Ich glaube, du hattest genug", sagte sie. Alice riss sich los und kippte sich trotzdem den Tequila runter. Dann schwankte sie mit einer abfälligen Handbewegung an Stephanie gerichtet davon. Stephanie drehte sich um und lief davon, in ihrem Blick eine verletzte Besorgnis und Angst. "Laurin?", rief sie und wandte sich an eine von Alices Freundinnen, die gerade in der Nähe stand.
Alles vor ihr schien zu schaukeln. Es war, als wäre sie in einem Tunnel aus Licht und Geräuschen. Alice bemühte sich gerade zu gehen. Sie fühlte sich frei und irgendwie, als wäre sie ein schwebender Luftballon an einem winzigen Stück Schnur. "Alice?" Alex. Der beliebte Macho ihrer Klasse. Groß, breit gebaut, viele fanden ihn heiß. "Hey Aaaalex!", quiekte Alice langgezogen und kicherte albern. "Bist du suff?" "Is doch egal, oder?", lachte sie und hielt sich an seinem Arm fest. Sie kuschelte sich an ihn an. Er fühlte sich angenehm warm an und so bequem. Er zog sie näher ran. Alice kicherte nur weiter. "Kann..- du kannnnnss mir niiiischt vorma-vo-f-vormachn, biste auch suff!" Alex lachte. "Bisschen, aber nicht so sehr wie du", sagte er. Alice sah ihm prüfend ins Gesicht. "Wa- was los?", fragte er. "Weißt du...?", sagte Alice langsam und versuchte deutlich zu sprechen, "mir fällt ers..st jetzt auf... dasdu... dass... du voll grüne... Auen hass!" Kurz sahen sie sich in die Augen. Dann zog Alice seinen Nacken zu sich und presste ihre Lippen auf seine. Er küsste sie zurück und vertiefte den Kuss. Sein Kuss war feucht und er schmeckte nach Bier. Ihre Zungen trafen aufeinander.
Doch es fühlte sich nicht so an, wie sie es erwartet hatte. Es fühlte sich okay an, in seinen Armen zu sein und ihn zu küssen, doch es war so... anders...
Anders als...
Alice schüttelte den Gedanken fort, doch plötzlich wurde ihr klar, was sie da gerade machte. Alex fing an, sie näher heran zu ziehen und sie am Rücken zu streicheln. Es war... seltsam. Falsch. Etwas in ihr sagte, dass sie es eigentlich nicht wollte. Betrunken jemanden abzuknutschen und dann auch noch Alex... Es fühlte sich falsch und so fremd an. Und plötzlich kam es in ihr hoch.
Blitzschnell stieß sie ihn von ihr. Er protestierte leicht, doch sie lief schnell in die Richtung des Gäste-WCs. Ihr war übel. Sehr übel. Sie schmeckte es bereits in der Kehle. Es brannte. Sie versuchte es drinnen zu halten so gut es ging, doch sie konnte nicht.
Sie fiel auf den Boden, ihre Hand vor dem Mund haltend. "Alice!" War es Amanda, die nach ihr rief? Sie würgte. Sie fühlte, wie ihre Hand nass wurde.
Sie kotzte auf den Boden.
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