Torn
Wir Menschen haben in unangenehmen Situationen zwei Instinkte; Kampf oder Flucht.
Indem Moment als ich Liam und Cheryl in einer eindeutigen Pose auf seinem Bett vorgefunden habe, wollte ich nur noch weg.
Raus aus diesem Zimmer. Raus aus diesem Haus. Raus aus diesem beschissenen Albtraum, der verdammt nochmal keiner ist.
Der Fluchtinstinkt setzte ein und so verließ ich den Raum, ohne etwas zu sagen. Ohne auf seine Rufe zu achten.
Ich bin froh, dass ich meinen Wagen in der Zeit wo Liam und ich im Urlaub waren, hier geparkt habe, denn die Nacht vor dem Abflug habe ich hier verbracht.
Wir haben die Jungs aus dem Wohnzimmer verbannt und es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht, um den Film Tarzan anzusehen, denn auch wenn ich mich nicht wirklich für Filme - egal welches Genre - begeistern kann, habe ich mich der Ablenkung wegen dazu überreden lassen.
Die Ablenkung hatte ich wegen des Fluges nötig. Es war nicht mein erster, dennoch bin ich jemand, der sich vor jedem bevorstehenden Flug verrückt macht.
Wir haben uns gekampelt, weil ich mal wieder meine Klappe nicht halten konnte und gefragt habe, wie es sein kann, dass Tarzan sein Leben in einem Urwald verbringt, ihm jedoch nie ein einziges Haar in Kinnnähe gewachsen ist. Liam sagte, dass es bereits der zweite Diseneyfilm sei, den ich ihn versaut habe, woraufhin er mich in das Polster drückte und mich in meine Seiten piesakte. Das ganze entwickelte sich in eine wilde Kissenschlacht, anschließend mit einem mindestens genauso wilden Kuss und endete mit Sex in dem Bett..
Allein der Gedanke daran, dass die beiden gerade dabei waren in diesem Bett - indem ich so oft eingeschlafen und aufgewacht bin, indem Liam und ich miteinander Sex hatten - miteinander zu schlafen.. es ekelt mich so sehr an, dass ich mich zurückhalten muss, nicht rechts ranzufahren, auszusteigen und mir die Seele aus dem Leib zu kotzen.
Liam's Erkärungsversuche habe ich ignoriert. Diese Bilder bedürfen keinerlei Erklärung.
Flashback
Voller Euphorie laufe ich die Treppen und Liam's Zimmer nach oben. Ich kann es kaum erwarten ihm davon zu erzählen, dass keine geringere als Cardi B höchstpersönlich mit mir zusammen arbeiten will.
Genau wie die der Rest der Truppe, weiß er, wie gut ich mir das vorstellen konnte, von selbst aber nie angefragt hätte, einfach weil ich viel zu viel Angst vor einer Absage hätte. Da konnten die Jungs noch so oft auf mich einreden.
Umso stolzer bin ich, dass es Cardi B war, die mich nach einer Collaboration fragte.
Oben angekommen öffne ich die Tür ohne vorher anzuklopfen, immerhin verbrachte ich viel Zeit hier und fühlte mich ehrlich gesagt schon Zuhause, weshalb ich es nicht für nötig hielt mich bemerkbar zu machen.
Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als ich realisiere was hier gerade passiert.
Liam liegt auf dem Bett und auf ihm seine halbnackte Ex-Freundin.
Einen Moment lang schloss ich meine Augen, in der Hoffnung, das Bild wäre ein anderes, wenn ich sie wieder öffnen würde. Dem war nicht so.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der ich dort stand und mit dem Szenario vor mir gequält wurde, dabei waren es nur Sekunden die verstrichen sind, ehe ich dieses Zimmer verließ und die Treppen nach unten rannte.
Unten angekommen nehme ich mir meinen Autoschlüssel aus der Schale, die im Flur auf einer weiß lackierten Kommode steht und will danach nach meinen Koffer schnappen, als nach meinem Handgelenk gegriffen wird.
"Shorty warte, lass es mich erklären, das ist anders.."
..als es aussah. Das ist wohl der bekannteste Satz in solch einer Situation. Der Satz, der alles rechtfertigen und retten soll.
Seine restlichen Worte gehen an mir vorbei, viel zu laut ist das Rauschen in meinen Ohren, verursacht durch Adrenalin.
Ich lege meine Hand auf seine und löse sie von meinem Gelenk.
Am liebsten würde ich mich von ihm losreißen, ihn anschreien, aber die Realität ist eine andere. Ich fühle mich schwach, beinahe ausgelaugt. So als hätte ich Tagelang nicht geschlafen.
Sein Griff wird fester, sodass ich keine Chance habe, dieser Situation zu entfliehen und das obwohl ich nur noch hier raus will.
"Lass mich los!"
Obwohl ich mich so entkräftet fühle, klingt meine Stimme stärker als erwartet.
"Shorty.." –"Nenn mich nicht so!"
Liam atmet hörbar aus, bevor er zu einer neuen Erklärung ansetzt.
"Allison, du wirst jetzt nicht gehen, ohne dir die Erklärung dazu angehört zu haben."
In diesem Moment kommt Cheryl - zu ihrem Glück angezogen - die Treppe herunter.
Sie ist noch dabei die restlichen Knöpfe ihres Mantels zu schließen. Mein Blick gleitet von ihrer Gestalt in das Gesicht von Liam.
"Ich brauche keine Erklärung."
Mit diesen Worten, reiß ich mich jetzt tatsächlich von ihm los und öffne die Haustür.
Noch einmal greift er nach meinem Arm und hält mich so davon ab diesen Orten zu verlassen.
"Liam, wenn sie gehen will, lass sie gehen. "
Cheryl kommt neben Liam zum stehen und wagt es tatsächlich mir gespielt mitleidig ins Gesicht zu grinsen.
In diesem Moment setzt ein Schalter in mir um und die Müdigkeit weicht dem Gefühl; Hass.
Ohne es wirklich mitzubekommen, landet meine Faust in ihrem sonst so makellosem Gesicht.
Durch ihren Aufschrei werden nun auch die Jungs auf das Geschehen im Eingangsbereich Aufmerksamkeit.
"Was ist hier los, shit Cheryl, du blutest." Niall ist es dem es ausfällt und darauffolgend den Flur verlässt. Mit einem Küchentuch, welches er sofort Cheryl reicht, kommt er wieder.
Während ich meine schmerzende Hand schüttel und anschließend nach meinem Koffer greifen, sieht Harry prüfend zwischen uns dreien hin und her.
Nicht darauf eingehend verlasse ich die Villa.
"Allison, jetzt warte verdammt nochmal,.." –"Du hast sie betrogen?"
Liam, der sich aus seiner Starre befreit zu haben scheint, will mir folgen, wird aber durch Harry's Frage die beinahe schon einer Festellung gleicht, davon abgehalten.
"Ich habe sie nicht.."
Weiteres höre ich durch das zuknallen meines Kofferaums nicht.
Aber das ist auch nicht nötig, denn ich weiß auch so wie sein Satz geendet währe.
Er hat mich nicht betrogen und im Prinzip mag das auch stimmen, immerhin habe ich durch mein auftauchen verhindert, dass es zu dem kommen konnte, wonach es aussah. Allerdings fängt fremdgehen für mich in Kopf an. Liam war bereit sich darauf einzulassen und da fängt der Betrug für mich an.
Nachdem mein Koffer verstaut ist, setzte ich mich ermattet, doch noch immer voll mit Adrenalin auf den Fahrersitz. Als ich die Tür schließen will, wird diese von Harry aufgehalten.
"Alli vielleicht solltest du in diesem Zustand nicht fahren."
Unverständlich blicke ich in die Grünen Augen des Engländers.
"Ist schon gut, Harry."
Ich schlage entgegen seines Willens dir Autotür zu und fahre aus der Einfahrt, noch bevor Liam mein Fahrzeug ereicht.
Flashback Ende
In der Hoffnung auf Jake zu treffen, um mich in seine Arme werfen zu können, führt mich mein Weg nachhause.
Dort angekommen wird diese zu Nichte gemacht als ich nicht auf meinen besten Freund treffe, dafür aber einen Zettel in der Küche vorfinde.
Herzlich willkommen zurück, Mon Amour
Kurz verzieht sich mein linker Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln, als ich die Kritzelei, die wohl ein Herz darstellen soll, neben meinem Kosenamen sehe.
Wenn du das liest, bin ich leider in der Kanzlei. Wir sehen uns heute Abend. Bis dahin habe ich dir eine kleine Aufmerksamkeit da gelassen, du findest sie im Kühlschrank. Guten Appetit und schön, dass du wieder da bist.
Mit einem traurigen Lächeln lege ich den Zettel zurück auf die mamorierte Arbeitsplatte, ehe ich den Kühlschrank öffne und eine ganze Packung Dunkin' Donuts vorfinde.
Normalerweise hätte ich mir den Karton geschnappt und mich an die Theke gesetzt um mir nacheinander eines dieser köstlichen Dinger schmecken zu lassen. Nebenbei hätte ich wohl an einem Glas Milch geschlürft.
Stattdessen aber schließe ich mit einem flauen Gefühl in der Magengegend den Kühlschrank und schleppe mich nach oben in mein Zimmer.
Dass ich dort seine Klamotten, die vom letzten Mal noch immer auf dem Boden zu einem Wäscheberg gehäuft liegen vorfinde, verschlimmert das Gefühl jedoch nur.
Es ist komisch, doch erst als ich unser erstes gemeinsames Foto auf der Ablage erblicke scheine ich zu realisieren was gerade passiert ist.
Es ist vorbei.
Nicht weil er mich betrogen hat. Das hätte ich toleriert, nicht ohne Schmerz, nicht ohne Gespräche, nicht ohne Zeit, die Wunde heilen zu lassen. Sondern weil es seine Ex-Freundin war mit der er mich betrogen hat.
Eine Frau, für die er Gefühle hatte, oder offenbar noch hat.
Das ist was schmerzt. Es tut verdammt weh. So sehr, dass ich lieber einen gebrochenen Arm als ein gebrochenes Herz hätte.
Erst jetzt, wo ich diesen abscheulichen Schmerz spüre, wird mir klar, wie sehr ich Liam liebe.
Es war meine Mom, die mir einst erzählte, dass je mehr Liebe du spüren kannst, desto mehr Schmerz kannst du auch wahrnehmen.
Und es stimmt, denn erst der Verlust zeigt dir, wie sehr du etwas geliebt hast.
Ich hätte so ziemlich alles für diesen Mann getan. Ich dachte wirklich, dass wir eine gemeinsame Zukunft miteinander haben würden. Liam war die Person mit der ich mir alt werden vorstellen konnte.
In Filmen würde sich die Protagonistin jetzt das Bild schnappen und es gegen die Wand schmeißen, aber die Wahrheit ist, dass dazu zu schwach bin.
Ich fühle mich benutzt, trotzdem habe ich bisher keine Träne vergossen. Diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht geben. Vielleicht bin ich aber selbst zum weine zu müde.
Ich reiße meinen Blick von unserem Bild und die damit verbundene Erinnerung, um ins angrenzende Badezimmer zu verschwinden.
Doch selbst hier erinnert mich alles an Liam, denn auch er hat viel Zeit hier verbracht und so ist es kein Wunder, dass sich Hygieneartikel von ihm hier befinden.
Ich drehe das kalte Wasser, welches ich über meine Arme hab laufen lassen ab und blicke in den Spiegel vor mir.
Wieder schießt mir der Moment von Liam und Cheryl in den Kopf. Ich kündige meinen Augen zusammen. Meine Hände krallen sich in das Porzellan des Waschbeckens. Doch es nützt alles nichts, die Bilder verschwinden nicht und es hört auch nicht auf weh zu tun.
Ich muss hier raus.
Ich verlasse das Bad und auch mein Schlafzimmer, nur um mich kurz darauf vor Jake's Vorratsschrank wiederzufinden. Ich nehme eine Flasche heraus und ohne darauf zu achten, um was es sich handelt, öffne ich sie und nehme einen kräftigen Schluck. Den ekelhafte Geschmack ignoriere ich, erkenne aber, dass es sich um irgendeinen russischen Vodka handeln muss.
Mit der Flasche und einem gebrochenen Herzen verlasse ich das Haus.
__
Hey ihr Lieben. (:
Ich will unbedingt eure Meinung zu diesem Kapitel wissen. Ihr wisst, ich freue mich immer über Kommentare, aber diesmal bin ich wirklich gespannt was ihr zu sagen habt.
Diese Stellen in Geschichten sind die, die die ich am wenigsten mag, einfach, weil ich mich in gut geschriebene Geschichten so gut reinversetzen kann, dass ich das Gefühl habe live dabei zu sein und zu wissen, wir es wirklich war, aber nichts tun zu können, macht mich an diesen Stellen immer fertig. Vielleicht können einige nachvollziehen was ich meine. :D
Ich habe euch noch ein Video beigefügt. Einfach so, um die Stimmung vielleicht noch passender zu machen.
Ich weiß ja, dass Cheryl sich nicht gerade beliebt gemacht hat, aber findet ihr, dass Allison angemessen reagiert hat?
Schreibt mir sehr gern eure Meinung. (:
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top