Love Whoever You Want To Love
"Er heißt.. Latisha und ist eigentlich eine Sie."
Beschämt blickt Clair zu Boden, während sie nervös ihre Finger zu kneten beginnt.
"Wow." Als ich bemerke wie seltsam diese Antwort klingen muss, setze ich eine Erklärung hinterher.
"Also versteh' mich nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen eine Gleichgeschlechtliche-Liebe, ich hab es nur nicht erwartet. Ich wusste nicht, dass du auch auf Frauen stehst." –"Mit 17 hab ich herausgefunden, dass ich mich auch von Frauen angezogen fühle. Ich wollte es erst selbst nicht wahrhaben, bis ich begriffen habe, dass man sich nicht zwischen Mann oder Frau entscheiden muss, denn man verliebt sich in den Menschen, nicht in das Geschlecht."
Da hat sie nicht ganz unrecht.
"Woher kennst du sie?" –"Sie kommt öfter ins Diner. Manchmal unterhalten wir uns. Ich weiß, dass sie eigentlich aus Brasilien kommt und deshalb die Bossa Nova liebt, ihr Lieblingskünstler ist Walter Wanderley und weil dieser Tanzstil droht unterzugehen, bringt sie es nun Kindern und Jugendlichen bei. Sie ist nicht nur intelligent, sondern auch super heiß." Schwärmt die Blonde von der, mir unbekannten Person. Trotzdem schwingt etwas Traurigkeit in ihrer Stimme mit.
"Klingt als wäre sie ganz nett,Warum fragst du sie nicht nach einem privaten Treffen?"
Clair streift sich seufzend die Strähnen, die sich aus ihrem unordentlichen Zopf gelöst haben, nach hinten.
"Ich glaube nicht, dass sie auch auf Frauen steht und wenn, dann sicher nicht auf welche wie mich."
Dass meine beste Freundin noch immer so von sich denkt, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Sie ist ein bildhübsches Mädchen. Natublondes mittellanges Haar, mandelförmige Augen die wie zwei Saphirblaue Kristalle leuchten. Unter ihren linken Augenbraue befindet sich eine kleine, kaum sichtbare Narbe. Ihr Stupsnase bildet die Mitte ihres ovalen Gesichts und schmale Lippen, welche sie mit ihrem breiten lächeln perfekt ausgleicht, sind oft mit einem leichten Gloss überzogen. Mit ihren knapp 1,70m überragt sie mich fast um einen Kopf.
Anders als ich wurde sie mit einem B-Körbchen und einem ausladenden Hintern gesegnet. Beides fällt bei mir kleiner aus, was mir im Teenageralter zu schaffen machte, stört mich jetzt keineswegs mehr.
Jetzt im Winter wirkt ihre sonst so warme olivfarbene Haut etwas blasser, als sie eigentlich ist. Der dunkle Rock, den sie heute trägt, steht in einem leichtem Kontrast zu ihrem hellgrauen Strickpullover, der auf einer Seite ihre Schulter freilegt.
Obwohl der Job als Bedienung nicht viel abwirft, achtet Clair stets auf ihr Äußeres. Sie will nicht, dass man ihr ansieht, dass sie nicht viel Geld besitzt. Die schönen Klamotten geben ihr Sicherheit. Zumindest glaubt sie das.
Ich wirke in einer weißen Bluse, die in einer grünen Jogginghose steckt, wie eine Ausgewilderte. Lediglich die Higheels und die Sonnenbrille, die ich draußen getragen habe, damit sie meine Augenringe vom wenigen Schlaf verdeckt, währten mein aktuelles Aussehen etwas auf.
Rundum kann man sagen, dass Clair Bringston eine äußerst attraktive Frau ist. Ja, sie scheint manchmal ziemlich durcheinander zu sein, wirkt auf andere vielleicht wie ein "dümmliches Püppchen", aber wenn man Clair kennt, merkt man sofort wie liebenswert sie ist. Ihr Herz ist groß und sie schreckt nicht davor zurück ihr Emotionen zu zeigen.
"Red' kein Unsinn, du bist toll und es wird Zeit, dass du genau das endlich in dein hübsches Köpfchen bekommst. Du musst ja nicht gleich mir der Tür ins Haus fallen. Lade sie auf einen Kaffee ein, oder besser auf einen Cocktail, dann wirst du auch ruhiger. Schau einfach was draus wird."
Quengelig sieht sie mich an, drückt sich dann eines der Sofakissen ins Gesicht und murmelt etwas unverständliches.
"Was wenn sie mir einen Korb gibt?" –"Dann gibt es da draußen jemand anderes für dich. Du hast schließlich doppelte Auswahl."
Meine Worte entlocken Clair ein schmunzeln. Das, oder aber ihre Gedanken, die sie in jenem Moment mit mir teilt.
"Oder ich rufe dich an und du verprügelst sie." Clair steht auf und begibt sich in die Küche. Kurz darauf ist das Klimpern von Glas zu hören.
"Das ist immernoch nicht witzig!" Stöhne ich genervt und lass mich mit geschlossenen Augen tiefer in das Polster sinken. Die vergangenen Tage waren Anstrengend und ich bin froh, wenigstens einen Abend Ruhe zu finden, denn auch die nächsten Wochen werden sehr turbulent.
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Und so kam es auch. Unzählige Songs, die im Studio aufgenommen wurden, diverse Videosdrehs, hier und da ein Interview, aber auch Promotion für mein neues Album musste gemacht werden.
Jetzt wo besagtes Album fertig ist, habe ich auch wieder mehr Zeit für private Dinge. Ich weiß gar nicht wie viele Stunden ich gemeinsam mit Dash - meinem Tonmeister im Tonstudio verbracht habe. Seine Finger müssen wund vom Abmischen sein.
Ich bin ihm und auch dem ganzen Team dankbar, dass sie gemeinsam mit mir an diesem Album gearbeitet haben. Da steckt so viel Herzblut drin und ich hoffe, dass genau das meine Fans erkennen.
Liam hat in wenigen Tagen auch Frei und wir haben beschlossen ein paar Tage Urlaub auf Caladesi Island zu machen. Einfach raus aus dem Alltagsstress. Keine Arbeit. Keine Medien. Keine Schlagzeilen. Nur Liam, ich und diese wunderschöne Insel.
Bevor ich jedoch ungestörte Zeit mit meinem Freund verbringen kann, habe auch ich noch ein Termin vor mir. Ein Interview in der 'Late Late Show' steht an. Zu diesem werde ich allerdings nicht allein gehen.
"Liam, würdest du mich bitte meine Arbeit in Ruhe verrichten lassen?" –"Du bist doch fertig." Nuschelt er von von hinten in meine Halsbeuge, währen seine Hände auf meinem Bauch verweilen.
"Hör auf, du lenkst mich ab." Lachend befreie ich mich aus Liam's Umarmung und widme mich wieder meinem Lippenstift, welcher dank meines Freundes leicht verschmiert ist.
"Neben dir sehe ich total underdressed aus." Liam betrachtet sich kritisch im großen Spiegel seines Ankleidezimmers.
"Quatsch, wir sehen toll zusammen aus." Ich umarme Liam von der Seite und betrachte uns im verspiegeltem Glas vor uns.
"Siehst du, deine dunkle Jeans passt perfekt zu meinem schwarzem Kunstleder-Rock." Ich entferne mich von ihm und gehe an der Kleiderstange seiner Jacken entlang.
"Hier zieh' die an." Ich reiche ihm lächelnd seine schwarze Bomberjacke. Während er sie sich überzieht, schlüpfe ich in meine hohen Overknees.
Weil wir beide bei James Cordan eingeladen sind, habe ich die vergangene Nacht bei Liam verbracht.
Gestern Abend haben wir uns zusammen aufs Sofa gekuschelt. Kein Vögeln. Nicht mal Sex. Einfach nur zusammen schlafen, im unschuldigsten Sinn des Wortes.
"Du hast recht, wir sehen gut zusammen aus." Mit seinen Worten zieht Liam mich in eine liebevolle Umarmung. Ich hebe den Kopf und lege meine Lippen auf seine. Sie schmecken nach sauren Weingummis und Tabak. Der Geruch seines Rasierwassers liegt in der Luft. Ich liebe wie sich sein Aftershave mit seinem eigenen Geruch vermischt.
Als seine Zunge leicht gegen meine Lippen stupst, öffne ich sie bereitwillig. Seine Hände liegen nach wie vor auf meinem unteren Rücken. Meine wandern an seinen Hinterkopf. Mit meinen Fingern streiche und durch sein frisch gewaschenes Haar.
Unsere Zungen bewegen sich langsam und feinfühlig. In diesem Kuss steckt soviel Gefühl, dass es mich überwältigt. Ohne, dass ich erklären kann warum oder etwas dagegen tun kann, löst sich eine einzelne Träne aus meinem Augenwinkel und rollt langsam mein Gesicht entlang.
Als wir uns voneinander lösen, sieht Liam mich besorgt an. "Ist alles okay?" Mit seiner Frage wischt er mir die Zähre von der Wange.
Nickend lächel ich, während weitere Tränen der Überwältigung meiner Gefühle folgen.
Vor Überforderung wisch ich ihm mit meinem Daumen meinen Lippenstift von seinen Lippen, bevor ich mich fest gegen seine Brust drücke.
"Ich liebe dich, Liam!"
Ich weiß nicht wieso mir diese Worte hier in Liam's Ankleidezimmer über die Lippen kommen. Wieso ich mir gerade jetzt so sicher bin, den Mann vor mir zu lieben. Ich weiß nur, dass ich es tue. Ich liebe ihn, weil er mich auf diese ganz bestimmte Weise ansieht. Ich liebe sein Lächeln, sein Lachen. Ich liebe seinen Geruch - nach dem Duschen, nach dem Sex, sogar nach dem Sport. Ich liebe seine Küsse - die stürmische, die ruhigen, die keuschen, ganz besonders die, mit denen er mich am Morgen weckt. Ich liebe diesen Glanz in seinen braunen Augen, wenn er sich für etwas begeistert, sich freut oder stolz auf etwas ist - das Feuer darin, wenn er erregt ist. Die Art und Weise wie er mich berührt und mich dadurch fühlen lässt. Ja, sogar seine Haarwachs-Macke liebe ich.
Liam nimmt meinen Kopf in seine Hände und hebt ihn nach oben, sodass ich ihn ansehen muss.
"Sag das nochmal!" Fordert er mich beinahe heiser auf, die Worte zu wiederholen.
"Ich liebe dich!"
__
Hey ihr Lieben, eigentlich wollte ich das hier Genannte bereits am Anfang erwähnen, damit ihr euch nicht wundert, jedoch mag es nicht unbedingt Kapitel mit einer Info zu beginnen.
Dieses Kapitel ist - wie ihr wahrscheinlich bemerkt habt - kürzer als die anderen. Das liegt zum Teil daran, dass ich das Interview in ein einzelnes Kapitel stecken möchte, damit ich dieser"Magischen"-Moment im Fokus steht und nicht irgendwie kaputt gemacht wird. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass ich mir selbst immer Druck gemacht habe, die 4000 Wörter Marke zu erreichen. Dieser Druck hat mir teilweise die Motivation am schreiben genommen, weil ich dieser "Erwartung" von mir selbst gerecht werden wollte. Ich finde es viel entspannter nicht darauf zu achten, aus wie vielen Wörtern ein Kapitel besteht.
Ich hoffe, dass es euch nicht stört, dass die Kapitel in Zukunft vielleicht etwas kürzer werden. Schreibt mir gern, wie ihr das findet.
Schreibt mir aber auch sehr gern, wie ihr dieses Kapitel im allgemeinen findet. Wie bereits erwähnt, bin ich keine große Romantikerin, weshalb mir solche Szene immer etwas schwer fallen. Umso gespannter bin ich, was ihr dazu sagt.
Ich weiß, einige von euch haben geglaubt/ gehofft, dass Clair sich in Jake verliebt hat, allerdings bin ich in Geschichten ein Fan von Überraschungen. Ich denke zumindest, dass niemand damit gerechnet hat in wen sich Clair tatsächlich verliebt haben könnte. Sagt mir mal, wie ihr das findet.
Ich freue mich wirklich, wenn ihr mir eure Meinung da lasst (:
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