I'm Here For You
Reflexartig schling' ich meine Arme um meinen Oberkörper und fahre erschrocken herum.
Das glaub ich jetzt nicht.
"Lauerst du mir auf?" Anstatt mir eine Antwort auf meine Frage zu geben, stellt mir die Person vor mir eine Gegenfrage.
"Willst du nicht die Arme runter nehmen?" Mit hochgezogener Augenbraue blicke ich in das amüsierte Gesicht meines Gegenübers. "Ach komm schon Allison, da gibt es nichts was ich nicht schon gesehen hätte..oder berührt."
Am liebsten würde ich ihm seine Arroganz rausprügeln, aber zum einen will ich sein schönes Gesicht nicht verunstalten und zum anderen gefällt mir das bei ihm auf abstruse Art und Weise.
"Verschwinde!" Er denkt gar nicht dran, kommt sogar noch weiter auf mich zu. "Eigentlich wollte ich dir nur zu deinem Auftritt,.. der wirklich heiß war gratulieren.." Er nimmt eine meiner Haarsträhnen, die noch immer in leichten Wellen über meinen verschränkten Armen liegt, zwischen seine Finger. "..aber hätte ich gewusst, dass du dich bereits umziehst, dann hätte ich draußen gewartet."
Ich würde mich gern von seinem Blick lösen und seinen Berührungen entziehen, aber ich schaff es nicht. Er steht mittlerweile so nahe vor mir, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Stirn spüren kann.
"Lügner." Es ist nicht mehr als ein flüstern was mir über die Lippen kommt. Liam neigt fragend seinen Kopf zur Seite, wahrscheinlich weil er nicht so recht weiß worauf es bezogen ist. "Du hättest nicht draußen gewartet, wenn du gewusst hättest, dass ich mich bereits umziehe."
Jetzt scheint der Groschen gefallen zu sein, denn er antwortet mit einem Lachen. "Du hast Recht." Seine Hand gleitet an meine Wange. "Du hast mir gefehlt."
Plötzlich erwache ich aus meiner Trance, in der mich danke seiner Berührung befand und schlage seine Hand weg.
"Ach, hab ich das, ja? Und wieso hast du nicht mal auf meine 'Happy Birthday' Nachricht reagiert?"
Resigniert lässt er seine Hand an seine Seite fallen und fährt sich mit der anderen durch's Haar. "Ich war wütend auf dich und wollte mich wirklich von dir fernhalten, aber als ich vorhin dein Stimme im Gang erkannt habe, musste ich dich einfach sehen." Auf seinem bis dahin ernstem Gesicht zeichnet sich nun ein Schmunzeln ab. "Und das nicht nur, weil du man wieder in Schwierigkeiten warst."
"Ich war nicht in Schwierigkeiten!" Erwidere ich prompt. "Und überhaupt, was heißt hier 'DU warst wütend aus MICH'? Wenn hier jemand einen Grund hätte sauer zu sein, dann ja wohl ich!"
Erneut ändert sich Gesichtsausdruck, diesmal bilden sich dabei Falten zischen seinem Augenbrauen.
"Ich hab also keinen Grund, hm?" Das die Frage rhetorisch ist, merke ich daran, dass er mir keine Zeit zum Antworten lässt. Aber nur der Vollständigkeit halber, möchte ich hier erwähnen, dass meine Antwort 'nein' gewesen wäre. Er hat keinen Grund.
"Ich finde schon, denn immerhin warst du diejenige die sich mit einem anderen Mann getroffen hat,..das hast du doch oder?" Ich kann seinen durchdringenden Blick nicht standhalten und senke meinen Blick Richtung Füße. Auch wenn ich ihm absolut keine Rechenschaft schuldig bin, fühle ich mich genau das. Schuldig.
Liam schnaubt verächtlich auf. "Natürlich hast du. Hat es sich wenigstens gelohnt?"
"Das geht dich einen Scheißdreck an." Mit diesem Satz sehe ich auf und funkel ihn feindseelig an.
Plötzlich, ganz ohne Vorwarnung presst er seine Lippen auf meine. Ich war so perplex, dass ich mich nicht rühren konnte. Er massierte meine Lippen mit seinen in gleichmäßig rhythmischen Bewegungen und ohne, dass ich groß darüber nachdenke konnte, erwidere ich seinen Kuss.
Als er in den Kuss hinein grinst, erscheint sein selbstgefälliges Grinsen vor meinem inneren Auge und mir kommt die Frage auf, was genau ich hier mache.
Mit einer Hand - die andere liegt nach wie vor um meinen noch immer nackten Oberkörper - drück ich ihn von mir weg.
Er fährt sich mit seinem Daumen über seine Oberlippe und lächelt beinahe schon zufrieden "So gut kann es ja nicht gewesen sein, wenn du im nächsten Moment wieder an meinen Lippen hängst."
Obwohl ich weiß, dass er mich damit Provozieren, mich aus der Reserve locken will, kann ich nicht an mich halten.
"Wenn du wüsstest wie falsch du liegst. Es war gut. Sehr gut sogar." Mit meinem Gesicht komme ich seinem ganz nah und flüster meine nächsten Worte in sein Ohr.
"Es war der beste Sex, den ich je hatte."
Ich nehme meinen Kopf zurück und widererwarten hat Liam nur ein Schmunzeln für mich übrig.
"Du hast das Lügen nach wie vor nicht drauf, Allison."
Erneut berührt er mich einfach, indem er mir eine lange Haarsträhne hinter mein Ohr streicht. Bevor er seine Hand erneut an meine Wange legen kann, enziehe ich mich dieser und dreh' den Kopf zur Seite.
"Du glaubst also, dass ich lüge? Willst du vielleicht noch wissen, wie wir es getan haben? Also zuerst.."
Weiter komm ich nicht, denn wieder öffnet sich die Tür und unterbricht mich somit. Geschockt schau ich Liam an, obwohl mir bewusst ist, dass er - sollten wir jetzt erwischt werden - nichts dagegen unternehmen kann. Auch wenn wir eigentlich nichts 'verbotenes' tun, zumindest nicht, wenn man mal davon Absicht, dass Männer in diesem Raum nichts zu suchen haben, könnte das Bild was wir abgegeben für Außenstehende seltsam wirken, immerhin steh ich noch immer halbnackt vor Liam.
"Allison Liebes?"
Wenn ich nicht gerade schon erschrocken genug war, dann spätestens jetzt. Es wäre schlimm von irgendwem erwischt' zu werden, aber es wäre noch viel viel schlimmer von meiner Managerin erwischt zu werden.
Liam scheint es nicht im geringsten zu interessieren, dass wir eventuell auffliegen könnten. Natürlich nicht, er hat ja auch nichts zu verlieren. Dennoch wundert es mich, dass er ein Grinsen auf seinen Lippen hält. Er wird doch nicht..
Bevor ich den Gedanken zuende bringen konnte, macht er Anstalten sich sich zu bewegen.
Will er mich verarschen? Will er, dass wir erwischt werden, dass ich erwischt werde?
Schnell schnappe ich mit einer Hand seinem Arm und hält ihn so davon ab sich weiter auffällig zu bewegen. Sein Grinsen dabei geht mir tierisch auf den Keks.
"Uhm..ja?" Schaff ich es dann endlich zu antworten.
"Was dauert denn so lange?"
"Uhm.. der Body..er..uhm..hat..geklemmt!?"
Es klingt eher wie eine Frage, als wie eine Aussage, aber das scheint Kate nicht aufzufallen, denn sie reagiert gar nicht, sondern bietet mir stattdessen ihre Hilfe an und an dem klackern, dass sie mit ihren Pumps auf dem Boden verursacht, höre ich, dass sie auf die Trennwand zuläuft.
"NEIN!" Das war wohl etwas zu energisch, denn apprupt bleibt sie stehen. "Nein danke Kate, ich hab es, ich bin gleich da."
Jetzt kann ich nur hoffen, dass Kate nicht hier auf mich warten will. Noch macht sie jedenfalls nicht den Eindruck, als würde sie gehen wollen.
"Kate, könntest du mir vielleicht etwas zu essen vom Buffet besorgen?" "Aber wir sind doch gleich im Hotel?" "Schon, aber ich hab riesigen Hunger. Vielleicht eine Banane oder sowas?"
Das ist natürlich gelogen, ich in diesem Moment absolut keinen Hunger, aber irgendwie muss ich Kate aus diesem Raum bekommen.
Mit den Worten 'Na schön' verlässt sie tatsächlich den Umkleideraum und ich kann erleichtert aufatmen.
Allerdings nicht lang, denn als Liam sich zu mir runterbeugt, spannt sich mein Körper automatisch an, dass er dabei mit seinem Zeigefinger federleicht über meine nackte Schulter streift, macht es nicht besser.
"Was bist du denn so angespannt. Lassen wir doch deine Managerin wissen, dass du nicht so süß und unschuldig bist, wie sie denkt."
Die Art wie er mir ins Ohr haucht, hinterlässt eine Gänsehaut auf meinen gesamten Körper und dass obwohl diese Berührung nichts gefühlvolles an sich hat, sondern eher bedrohlich wirkt.
Als mir klar wurde was er da gerade gesagt hat und es in der Tat wie eine abgewandelte Form einer Drohung klingt, Stoß ich ihn erneut von mir weg.
"Was soll das? Was willst du noch von mir? Kannst du nicht einfach wieder verschwinden? Unsere Affäre, oder was auch immer es war, ist vorbei. Es war ganz nett, aber das war's auch. Ich brauche dich nicht mehr. "
Ich bin mir nicht sicher, aber in Liam's Augen flackert neben seinem kalten Blick etwas auf, dass wie Enttäuschung aussieht.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, dreht er sich um und verlässt den Raum mit einem lauten Türknall.
"Scheiße."
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Seit meinem kleinen Ausraster Liam gegenüber sind vier Wochen vergangen. Vier Wochen in denen ich dieses Szenario immer und immer wieder durchgehe und immer angewiderter von mir selbst werde.
Vier Wochen in denen ich versucht habe, alles was mit ihm zu tun hat aus dem Weg zu gehen. Ich ließ sogar meine Sozialen Medien, aus bedenken, etwas von ihm zu sehen.
Vier Wochen in denen ich versucht habe ihn und die Zeit die wir miteinander verbracht haben zu vergessen. Vielleicht war diese Zeit nicht besonders lang, dafür aber fühlte sie sich besonders intensiv an. Ich hab sie genossen und verfluchte es, dass sie mit ihm immer viel zu schnell verging. Ich war gern in seiner Nähe.
Nicht nur körperlich.
Die vielen Termine die sich rund um Interviews, Auftritte und die Erarbeitung meines neuen Albums drehten und die damit verbundenen Reisen, lenkten mich ab, doch in den ruhigen Minuten, vor allem wenn ich nachts wach in meinem Bett lag, kreisten meine Gedanken nur um eins.
Liam und wie wir auseinander gingen.
So auch jetzt. Obwohl die letzten Wochen ziemlich stressig waren und ich heute mal wieder Zuhause schlafen werde, komm ich nicht zur Ruhe. Auch die Sitcom, die gerade vor mir im Fernsehen läuft, lenkt mich nicht ab.
Dass ich vorhin ein Bild auf Instagram gesehen habe, dass Liam und einer blonden Frau gesehen habe, macht es nicht besser. Im Gegenteil. Es macht mich traurig und irgendwie auch wütend. Ich weiß, dass ich dazu kein Recht habe, immerhin hab ich die Sache beendet.
Warum hab ich so reagiert? Ich war schon gar nicht mehr sauer auf ihn wegen dieser Worte von ihm, die er wahrscheinlich wirklich nicht ernst gemeint hat und nur aus Wut zu mir sagte. Ich war einfach nur zu stur um nachzugeben. Wie immer.
Aber es hat ja nicht gereicht, dass ihr ihn abgewiesen habe, nein, ich musste ihm auch noch diese Sätze an den Kopf knallen.
Sätze die gelogener nicht sein konnten.
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Mein Morgen beginnt um 5:35 uhr, denn ich kann nicht mehr schlafen und bevor ich weiter unnötig im Bett liegen bleiben, steh ich lieber auf und mach mir meinen Karamellkaffee.
Als dieser fertig ist, setz ich mich mit der gefüllten Tasse an den Tresen und warte, bis der Inhalt etwas abgekühlt ist. Während dies geschieht, schweifen meine Gedanken wieder einmal ab.
Wer ist diese blonde Frau neben Liam auf seinem Instagrambild? Hat er sich anderweitig vergnügt? Würde er mit einer dahergelaufenen Frau die er vögelt ein Bild veröffentlichen? Wahrscheinlich nicht. Ist sie vielleicht gar keine die er NUR vögelt? Nein, sie passt gar nicht in sein Beuteschema. Obwohl, was weiß ich schon,nur weil sie blond ist und etwas kräftiger gebaut ist, heißt es ja nicht, dass Liam keine Interesse an dieser Frau zeigen könnte.
Mit einem mal, ist mir gar nicht mehr nach Kaffee zumute, denn mir wir wird schlecht bei dem Gedanken, dass Liam eine andere Frau auf diese Art anfassen könnte, wie er es bei mir tat.
Glücklicherweise reißt mich das Klingeln meines Handys aus meinen mehr als unangenehmen Gedanken. Ein Blick auf das Display verrät mir, dass es Clair ist.
Nach dem Summertime Ball ist sie zurück in ihre Wohnung gezogen. Sie fühlte sich besser und breit, außerdem wollte sie wider richtig arbeiten gehen in ihr Leben wie vorher leben. Nur eben ohne ihren
Ex-Freund.
Als sie ging, versicherte ich ihr, dass egal was sei, sie ich bei mir melden kann. In der Zeit wo sie bei uns wohnte, hat sich eine Freundschaft entwickelt und für die will ich so gut wie es mir möglich ist da sein.
So kam es, dass wir spärlichen Kontakt durch das Telefon hatten, denn aufgrund meines Jobs, ist es schwierig sich regelmäßig zu treffen. Clair schien damit zufrieden, was mir einmal mehr zeigte, dass sie eine wirklich gute Freundin ist.
Es ist nicht leicht, in diesem Geschäft Freundschaften zu pflegen, weshalb ich nie viele hatte. Jake ist da eine Ausnahme, ihn kannte ich immerhin schon, bevor meine Karriere los ging.
Nicht nur, dass man aufpassen muss, ob die Leute es ernst mit einem meinen und nicht nur des Geldes wegen mit einem befreundet sein wollen, sondern ist es auch gar nicht so leicht Freundschaften zu halten. Nicht jeder hat Verständnis dafür, dass ich nicht immer auf Abruf bereit stehen kann und der Kontakt oft nur über das Telefon erfolgt.
Verständnis das Clair aufzubringen scheint und ich bin wirklich froh darüber.
Dass sie mich jetzt um diese frühe Uhrzeit anruft, finde ich dennoch etwas merkwürdig. Immerhin ist es gerade mal dreiviertel 6, unter anderen Umständen würde ich an meinen heutigen freien Tag noch schlafen.
"Clair, was gibt?"
Nichts weiter als ein schniefen ist am anderen Ende der Leitung zu vernehmen.
"Clair, ist alles in Ordnung?" Frag ich deshalb mit etwas mehr Nachdruck. Doch auch darauf kommt keine eingehende Reaktion.
"Bist du Zuhause, Clair?"
"Ja."
"Ich bin sofort bei dir."
Damit lege ich auf und renne mit meinem Handy in der Hand in den Eingangsbereich, schnappe mir instinktiv meinen Haustür- sowie Autoschlüssel und tausche meine flauschigen Hausschuhe in Flip Flops, die hier schon länger herum liegen. Dass das wenig Sinn gemacht hat, wird mir erst klar, als ich bereits an meinem Wagen bin.
So schnell wie es der morgendliche Verkehr in New York zulässt, fahre ich zu Clair's Wohnung.
_
Dort angekommen Parke ich meinen Amarok an der Straße vor der Haustür und begebe mich selbiger um das Klingelschild mit dem Namen 'Bringston' zu drücken.
Kurz darauf ertönt das Summen, was mir Einlass in den engen Hausflur gewährt. Wie beim letzten Mal, schon riecht es nicht sehr angenehm, aber darauf achte ich jetzt nicht, denn ich will einfach nur wissen, was mit Clair ist.
An ihrer Wohnungstür angekommen klopfe ich dagegen, worauf sie sich öffnet und mir eine verheulte Clair gegenüber steht.
Sofort fällt sie mir in Arme. Ohne zu zögern, lege ich ebenfalls meine Arme um Clair und streichel ihr über den Rücken, um sie vielldicht so etwas zu beruhigen. Ihr bitterlichen weinen überfordert mich etwas, denn nach wie vor hab ich das Gefühl mit solchen Situationen nicht gut klarzukommen, aber ich will Clair eine gute Freundin sein, also reiß ich mich zusammen und gebe mir Mühe mir von meiner Unsicherheit nichts anmerken zu lassen.
"Lass uns erstmal ins Wohnzimmer gehen, hm?"
Clair nickt und lässt von mir ab. Ich schließe die Tür und folge ihr dann ins Wohnzimmer, auf die Couch, wo sich Clair in eine Wolldecke kuschelt.
Auf dem Boden liegen bereits unzählige Taschentücher und es scheint als ob hier schon länger nicht mehr aufgeräumt wurde. Das zumindest verraten die leeren Pappkartons in denen sich zuvor einmal Fingerfood befunden haben muss.
Ich nehme einen leeren Pizzakarton vom Sofa und lege ihn vorerst auf den Wohnzimmertisch, um mich auf das weiche Polsterung zu setzen.
"Tut mir leid, dass hier aussieht wie bei Rempels unter'm Sofa."
Dass es sich dabei eigentlich um das Sofa der 'Hempels' handelt sage ich ihr nicht, die Situation ist einfach unpassend.
"Schon okay, willst du mir vielleicht verraten was los ist?"
Aus tränennassen Augen sieht sie mich und mir bricht es beinahe das Herz ein Persönliches die mit mittlerweile wirklich viel bedeutet so zu sehen.
"Shhhhh..schon gut, du musst nichts sagen, wenn du nicht willst." Mit diesen Worten nehme ich sie erneut in den Arm, wo sie sich an meiner Schulter ausweinen kann.
Clair's Schluchtzen und Schniefen ist das einzige was im Wohnzimmer zu hören ist und obwohl ich gern die Ursache für ihren Breakdown wüsste, dränge ich sie nicht dazu mir zu sagen, was zu dem führte.
So liegt sie mir einfach im Arm und beruhigt sich zunehmend, während ich ihr durch das blonde Haar streichel.
Ich weiß nicht genau wie lange wir so da sitzen, aber irgendwann löst sich Clair aus meinen Armen und blickt auf.
Ihre Augen sind ganz rot und leicht geschwollen vom vielen weinen, allgemein wirkt sie ziemlich erschöpft.
"Ich glaube, ich bin schwanger."
Wow, ich hab mit vielem gerechnet, aber damit sicher nicht. Ich versuche mir meine Überraschung über ihren Verdacht nicht all' zu sehr anmerken zu lassen.
"Was meinst du mit 'du glaubst', wie kommst du denn darauf?"
"Sie dich doch mal um." Clair macht eine ausladendene Handbewegung in Richtung ihres Wohnzimmertisches. "Was glaubst du wer das alles gegessen hat? Ich hatte nicht etwa Besuch von den sieben Zwergen, nein, ich ganz allein hab das alles verdrückt."
Ich sehe mir die leer gegessen Verpackungen nocheinmal genauer an und zugegeben für eine Person, dazu noch für eine Frau erscheint selbst mir das ziemlich viel. Aber reicht das um an eine Schwangerschaft zu glauben? Genau das Frage ich auch Clair.
"Es ist nicht nur das Essen. Ich bin auch überfällig. Ich hätte schon letzte Woche meine Tage bekommen müssen. Und als mir heute Morgen übel wurde und ich mich übergeben musste, war ich mir fast sicher. Ich will nicht schwanger sein.
Nicht jetzt, ich hab doch niemanden.
Wie soll ich das nur Colton erklären? Ich bin doch gerade auf den Weg ihn zu vergessen. "
Wieder bricht sie in Tränen aus, sodass ich sie an mich drücke und die Prozedur von vorhin wiederhole.
"Ganz ruhig Clair, das muss überhaupt nichts bedeuten. Du hattest in den letzten Wochen viel Stress wegen deinem
Ex-Freund, vielleicht verspätet sich deshalb deine Periode."
"Und wasch isch mit dem vielen Eschen und der Übelkeit?"
Aufgrund dessen, dass ihr Worte durch das Schluchzen vom weinen unterbrochen werden, klingt ihre Frage unverständlicher als normal, dennoch hab ich sie verstanden.
"Naja, vielleicht kompensierst du den Stress mit essen und weil es zu viel war, musstest du dich übergeben. Es gibt sicher eine logische Erklärung für all' das und falls du wirklich schwanger sein solltest, bist du nicht allein."
Clair entzieht sich unserer Umarmung und schaut mir mit fragender Miene ins Gesicht.
"Wen hab ich denn hier? Mein Dad und meine Brüder leben in Kalifornien. Ich hab hier nur dich und du bist berühmt und kannst dich nicht mit solchen Problemen rumschlagen."
"Sag sowas nicht. Deine Probleme sind auch meine Probleme. Ja, vielleicht wird es schwer dich bei allem zu unterstützen, aber finanziell kann ich dir unter die Arme greifen. Nein, hör mir zu..ich werde so gut wie es mir möglich ist, für dich da sein. Wir gehen jetzt gleich los und holen ein Test aus der Apotheke, um ersteinmal Sicherheit zu haben, okay?"
Unsicher mustert sie mich. "Es tut mir leid, dass ich dich wahrscheinlich auch noch wegen skwadt geweckt habe." Kurz schau ich an mir runter und verstehe wie sie darauf kommt. Als Clair's Anruf kam, bin ich sofort los, ohne mich umzuziehen. Dementsprechend trage ich noch meinen grauen Jogginganzug aus Samt, den ich mir heute Morgen übergezogen habe, bevor ich mein Zimmer verlassen habe.
"Keine Sorge, du hast mich nicht geweckt, ich konnte sowieso nicht mehr schlafen und selbst wenn, wäre das okay gewesen. Los, geh dir was richtiges anziehen, ich räum' derweil die ganzen Verpackungen in den Müll."
"Nein Alli, das musst du nicht." "Jetzt geh schon." Liebevoll schiebe ich Clair in Richtung ihres Schlafzimmer und widme mit dann dem Chaos im Wohnzimmer.
Karton für Karton und Taschentuch für Taschentuch verschwinden in eine große Papiertüte, damit wir den Müll gleich mitnehmen können, um ihn zu entsorgen.
Nachdem ich noch das benutzte Glas von Clair abgewaschen und verträumt habe und die Decke ordentlich zusammengelegt auf das Sofa gelegt habe, kommt Clair auch schon fertig angezogen aus ihrem Zimmer.
Sie trägt eine weißte Jeans und dazu einen grauen Strickpulli in größe oversized. Ihre Haare trägt sie offen und es scheint mir, als hätte sie etwas Concealer aufgetragen, ihre Augen leuchten nicht mehr ganz so rot wie vor wenigen Minuten noch.
"Wenn du willst, kannst du dir Klamotten von mir leihen, falls.." -"Ach Quatsch, das geht schon. Ich fahre immerhin nicht zu einem Auftritt. Hast du alles?"
Nach ihrem bestätigten Nicken bewegen wir uns in den Flur, wo sie in flache
Uncle Boots schlüpft und ich in meine
Flip Flops, die ich vorhin hier ausgezogen habe.
Schnell schnapp ich mir noch die Abfalltüte und Clair sich ihren Schlüsselbund und schon verlassen wir ihre Wohnung.
_
Nachdem wir alles ordnungsgemäß entsorgt haben, sind wir zu mir ins Auto gestiegen und Richtung Innenstadt gefahren. Das Wetter ist ziemlich trüb und die kühle Brise verursacht, dass ich leicht zu frieren beginne, was aufgrund meines Outfits nicht verwunderlich ist. Da wir uns aber sowieso im Auto befinden, werde ich jetzt nicht anfangen mich darüber zu beschweren. Außerdem haben wir jetzt wichtigere Sachen zu klären, als die Tatsache, dass mir etwas kalt ist.
Ich parke meinen Wagen in einer Seitenstraße und schnalle mich ab. Bevor ich jedoch aussteige, bemerke ich, dass Clair noch immer angeschnallt und wie erstarrt auf dem Beifahrersitz sitzen bleibt.
Ich verstehe, sie hat Angst vor dem was auf sie zukommen könnte. Ich versteh das. Ich war noch zwar nie in dieser Situation, aber allein die Vorstellunge ist beängstigend.
"Hey..ich bin bei dir. Wir stehen das gemeinsam durch."
Nur zögerlich schnallt sie sich ab und steigt nun mit mir zusammen aus dem Auto.
In der Apotheke angekommen, wirkt Clair noch unsicherer. Sie tut mir wirlich leid, so ruhig kenn ich sie gar nicht.
Vor uns steht nur eine ältere Dame, die gerade ihr Rezept abgegeben hat, dass ihr nun von der Frau hinter dem Tresen gereicht wird.
Als wir an der Reihe sind, findet Clair wohl plötzlich die Hygieneartikel an der linken Regalwand viel interessanter als alles andere.
Ohne darauf einzugehen, trete ich nach vorne an den Tresen und begrüße die Dame vor mir.
"Wir bräuchten einen Schwangerschaftstest. Könnten sie uns einen mit sicherem Ergebnis empfehlen?"
Nachdem die Apothekerin mir mehrere Tests vor die Nase legte und mir die Vorteile von jedem einzelnen erklärt hat, entschied ich mich für die zwei verschiedene um ein möglich sicheres Ergebnis zu erzielen.
Ich bedank' mich bei der Mitarbeiterin und verlasse gemeinsam mit Clair das kleine Gebäude.
In meinem Auto angekommen, lege ich die Tüte mit den Tests auf die Rückbank, bevor ich mich anschnalle und mich auf den Rückweg zu Clair's Wohnung mach.
Mich wundert es selber fast, dass ich nicht angesprochen wurde. Auch wenn die Apothekerin mich mit diesem
'ich - kenn - dich' Blick ansah, so sprach sie mich nicht darauf an, sondern beriet mich kompetent, wie jeden anderes auch und das ist es, was ich will. Normal behandelt werden.
"Danke Alli."
Ich sehe kurz rüber zu Clair und konzentrier' mich danach wieder auf die Straße, die vor uns liegt.
"Gern, das ist doch selbst.." -"Nein, das ist eben nicht. Nicht nur, dass du sofort zu mir gefahren bist, du hast mein peinliches Geheule ausgehalten, mich ermutigt, meine Wohnung aufgeräumt und als wäre das nicht genug, hast du auch noch für mich gesprochen, als es um die Schwangerschaftstests ging und das obwohl du dadurch Schwierigkeiten bekommen könntest, oder? Ich mein, falls du erkannt wurdest..oh Gott, daran hab ich überhaupt nicht gedacht, was wenn dich zu jemand erkannt hat, oder dir Frau von der Apotheke die Information, dass du Schwangerschaftstest's gekauft hast, an die Presse weiter gibt. Es tut mir leid, ich hab nicht darüber.." - "Clair beruhig' dich. Also erstens hat die Mitarbeiterin schweigepflicht, sie darf so etwas an überhaupt niemanden weitergehen und falls doch, könnte ich sie verklagen. Ich hab gesagt, dass ich für dich da bin und ich halte mein Wort. Du musst da nicht alleine durch."
Aus ihrem 'es - tut - mir - leid -' Blick wird ein dankbar und sogar ein leichtes lächeln hübscht ihr blasses Gesicht auf.
"Danke, wirklich!"
_
Kaum haben wir die Wohnung betreten, stürmt Clair schon fast in ihre Küche und schenkt sich Wasser in ein Glas, dass sie beinahe in einem Zug leer trinkt.
"Ich will den Mist so schnell wir möglich hinter mich bringen." Antworten sie mir auf meinen fragenen Blick.
In der Zwischenzeit - Clair füllt Glas Numero Dos - öffne ich den ersten Test und lese mir den Beipackzettel durch.
Die ganzen Informationen die mir die Apothekenfrau gegeben hat, habe ich
- dank der angespannten Stimmung - bereits wieder vergessen.
"Am besten du machst beide Tests, dann haben wir doppelte Sicherheit." Ich reiche ihr die Verpackungen, mit denen sie ins Bad verschwindet und lehne mich derweil an die Anrichte in der Küche.
Auch mich macht diese Angelegenheit ganz schön nervös, immerhin geht es hier darum, ob Clair schwanger ist und wenn ja, wie sie damit umgehen möchte.
Sie meinte ja, dass sie jetzt nicht schwanger sein will, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ein vermeintliches Kind Abtreiben würde.
Ganz egal wie Clair sich entscheidet, ich steh' ihr bei und versuche ihr in dieser Zeit eine starke Unterstützung zu sein
Die Badezimmertür öffnet sich, sofort stoß ich mich von der Arbeitsplatte ab und laufe auf Clair zu, um sie in den Arm zu nehmen. Sofort schlingt sie ihrem Armen um meinen Körper. Langsam bewegen wir uns in Richtung des Sofas.
Die 5 Minuten die beide Tests brauchen um ein Ergebnis anzuzeigen, sind die längsten 5 Minuten die ich bisher erlebt habe. Gefühlt sitzen wir schon eine Stunde hier und warten darauf, nachsehen zu können wie viele Streifen sich gebildet haben.
Nachdem die 5 Minuten letztendlich um sind bewegt sich keiner von uns. Ich will Clair nicht vorgreifen, weshalb ich warte, bis sie bereits ist, sich das Ergebnis anzusehen.
"Kannst du vielleicht.." Unsicherheit und Unbehagen spiegelt sich in Clair's Blick wieder. "..ich kann jetzt nicht nachsehen, was wenn ich wirklich schwanger.." weiter kommt sie nicht, denn ihre Augen fülle sich bereits mit Tränen und ihre Verzweiflung scheint erneut überhand zunehmen. Ich greife nach ihren Händen, damit ich ihre Aufmerksamkeit bekomme.
"Egal wie die Tests ausfallen, du bist nicht allein. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden, okay?"
"Okay."
Ich nicke und und stehe dann auf, um ins Badezimmer zu laufen. Dort liegen die beiden Teststreifen in ihrer Verpackung auf der Waschmaschine. Ein Blick darauf verrät mir die Ergebnisse, die beide gleich und sehr eindeutig ausfallen. Um sicher zu gehen blinzel ich mehrmals, doch die Ergebnisse bleiben die selben.
Ich nehme die Tests in die Hand und verlasse das Bad, damit ich Clair nun auch endlich sagen und zeigen kann, was die Schwangerschaftstests ergeben haben.
"Du bist.."
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Hey ihr Lieben, hier ist (schon) das neue Kapitel. Ich weiß, es ist ziemlich mies an dieser Stelle einen Cut zu machen, aber umso gespannter seid ihr vielleicht das das nächste Kapitel. Vielleicht habt ihr ja auch schon eine Vermutung. :D
Was sagt ihr denn zum bisherigen Verlauf der Story? Oder was mich noch viel mehr interessiert, wie findet ihr, wie sich Allison Liam gegenüber verhält? Schreibt mir gern eure Meinung. (:
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