History Of The Past

"..wir müssen reden."

Diese drei Worte verpassen mir einen Stich. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass Gespräche die so anfangen nie angenehm werden.

Ich setzt mich in den Schneidersitz und leg' mir ein Kissen auf den Schoß, an dem ich vor Nervosität imaginäre Fussel abfummel.

Liam setzt sich an die Kante meines Bettes. Ich kann seinen Blick auf mir spüren, sag aber nichts. Immerhin will er reden.

"Allison.." schweigen.

Schnaubend fährt er sich durch's Haar. Sein Blick ist Richtung Boden gerichtet, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich legt. Immer noch am Kissen fummelnd, schau ich ihn diesmal an.

"Was da passiert ist.." -"Ist Vergangenheit. Bis heute, hab ich nicht mal daran gedacht."

Das ist die Wahrheit. Das ganze ist sechs Jahre her. Ja, danach hatte ich Albträume und hielt Abstand von Jungs, aber ich habe mit der Zeit gelernt, dass nicht alle Jungs
- später Männer - so sind wie Luan.

Ich war jung und total naiv. Um nicht zu sagen unfassbar dumm.

Vielleicht hätte er mich in Ruhe gelassen, wenn er gewusst hätte, wie alt ich wirklich war, nämlich 15 und somit Minderjährig. Aber genau das wollte ich in diesem Moment nicht. Er gefiel mir und es schmeichelte mir, dass ein älterer Junge Interesse an mir hatte. Sicherlich wäre jedem klar gewesen, was für 'Interesse' er hatte, mir aber nicht. Anfangs zumindest nicht. Das wurde mir erst klar, als er mich in dieses Zimmer zog.

Ungefähr ein Jahr später lernte ich Logan kennen. Er ging auf dieselbe Jahrgangsstufe wie ich. Logan gehörte zur Offensive Line im Footballteam unserer High School. Ich lernte ihn kennen, weil ich mich schon früh für Football begeistern konnte und deshalb oft beim Training Zuschauerin war. 

Irgendwann sprach er mich an und wir kamen ins Gespräche. Wir haben uns auf ein Treffen geeinigt und ab da führte eins zum anderen.

Diese Beziehung war meine Erste. Sie hielt nicht unbedingt lange. Etwa ein dreiviertel Jahr, dann betrog er mich mit einem der Cheerleader. Man könnte jetzt annehmen, dass ich mir die Augen aus dem Kopf geheult habe, oder unglücklich war, aber nein. Ich fand es widerlich Klischeehaft, aber mir ging es nicht schlecht durch diese Trennung. Vielleicht habe ich ihn einfach nicht so gemocht, wie ich mir versucht habe einzureden.

Vielleicht aber auch, weil ich den Grund für seinen - angeblichen - Ausrutscher wusste.

Sex.

Denn den gab es zwischen uns nicht. Ich wollte mir sicher sein. Wollte, dass es zu etwas besonderem wird. Wollte, dass es mit jemandem ist, dem ich huntertprozentig vertrauen kann.

Das hatte aber nichts mit der Sache zu tun, denn schon da war mir bewusst, dass man zwei Möglichkeiten hat.

Die Vergangenheit kann unangenehm sein, aber man läuft entweder davon, oder man lernt aus ihr.

Ich hab mich für Option zwei entschieden.

Als ich 18 war, zog ich mit Jake nach Paris. Dort verbrachten wir gut ein Jahr. Jake kannte dort einen großartigen Anwalt von dem er lernen wollte und für mich hieß es, rein in die Modebranche. Naja fast. Ich arbeitete in einer kleinen Nähherei, für zugegeben wenig Geld, das reichte gerade so, um die Miete mit bezahlen zu können, deshalb suchte ich mir einen Nebenjob als Kellnerin. Beides waren nur Alternativen, denn am liebsten wollte ich schon da mit meiner Musik Geld verdienen.

Wir kamen, kurz nach meinem 19. Geburtstag zurück nach New York und in nur wenigen Stunden machte New York etwas mit mir, die Stadt erweckte Möglichkeiten. Hoffnung brach aus.

Nachdem ich meiner Familie einen mehr oder weniger - eher weniger - ausführlichen Bericht über unsere Ankunft gab, ging ich in meine lieblings Mall. Nicht etwa um zu shoppen, nein, ich wollte an meinen Stammplatz. Das Piano.

Genauso gut hätte ich an meinem, Zuhause spielen können, aber der entschiedene Unterschied war, dass dort keiner war, der sie hörte. Ich aber wollte, dass sie gehört wird.

Dass sie an diesem Tag ausgerechnet von einer der besten Managerinen gehört wird, war mir natürlich nicht mal im Ansatz klar.

Es hat ewig gedauert, ehe ich begriff, dass das der Beginn einer ungewissen Karriere ist.

Nur vier Monate danach lernte ich
Cody kennen. Es war auf einem Event, auf dem so ziemlich alle 'Pretty Little Liars' Darsteller anwesend waren. Unter ihnen auch einige andere diverse Schauspieler, Musiker und eben auch Youngstars, zu denen unter anderem ich gehörte.

Wir verstanden uns von Anfang an ziemlich gut. Auf der Aftershowparty hatten wir eine Menge Spaß. Wir unterhielten uns, tanzten und lachten vor allem viel gemeinsam.

Nur einen Monat später waren wir ein Paar. Die Beziehung zu Cody hielt um einiges länger als mit Logan und war auch um einiges intensiver. Anfang hielten wir es - so gut es eben ging - geheim. Wir wollten die Zeit genießen und nicht schon von Anfang an mit all den Medien konfrontiert werden. Uns war bewusst, dass das nicht ewig gut geht. Irgendwann tauchten Bilder auf und leugnen war schier unmöglich, also gingen wir ab da offen damit um.

Dass nicht jeder auf das war wir hatten gut zu sprechen war, war uns bewusst, aber dass einige - vor allem weibliche Fans - derartigen Hass für mich empfinden werden, hätte ich nicht gedacht.

Anfangs war das ziemlich schwer. Ich war jung, meine Karriere noch frisch und ich das erste Mal mit derartigen Aussagen, teilweise Drohungen konfrontiert worden. 

Cody stand mir immer bei und auch Jake und meine Familie sprachen mir immer wieder aufs neue Mut zu. Ich habe gelernt damit umzugehen, dennoch gibt es auch heute noch Momente, an denen ich Zweifel.
An meinem Können. Meinem Talent. Meinen Entscheidungen. An mir.

Auch diese Beziehung hielt nicht sehr lang, aber lang genug, um mein erstes Mal mit ihm zu erleben. Wie so oft im Leben, lief es anders als man es sich vorstellt, oder in meinem Fall, wünscht. 

Wir waren bei ihm in Los Angeles, aufgrund unserer verschiedenen Wohnorte, mussten wir, wann immer Zeit war, hin und her jetten.

Nach dem Abendessen - dass es gab, nachdem ich bei ihm ankam - kuschelten wir uns in sein Bett und schauten 'The Thing'. Ich weiß nur noch, dass es um irgendwelche Wissenschaftler ging die von einer außerirdischen Lebensform bedroht werden, die als sogenannte Formwandler in der Lage ist, jede Gestalt von Lebewesen anzunehmen. Die Meiste Zeit verbrachte ich nämlich an Cody's Brust gekrallt.

Als ich mir zum gefühlten hundertsten Male die Augen zu hielt, stoppte er den Film. Er wollte gerade - weshalb auch immer - aufstehen und das Bett verlassen, aber aus einem inneren Impuls heraus, hielt ich Cody am Arm zurück.

Unsere Blicke trafen sich und verankerten sich ineinander. Solange, bis er auf mich zu kam und mich zärtlich, fast schon vorsichtig, küsste.

Ich ließ mich nach hinten in die Matratze fallen, sodass er über mir zum liegen kam. Eins führte zum anderen. Immer wieder vergewisserte Cody sich mit Blicken, ob das war er tat okay für mich wäre.
Das war es. Ich weiß nicht, wieso ich diesen Moment als richtig empfand, aber es war so.

Ich war praktisch völlig unerfahren, was das alles anging. Theoretisch war ich bestens aufgeklärt. Es hat schon was gutes, wenn man jemanden kennt, der gerne und viel Sex hat. Jake.

Zärtlich erkundete Cody meinen Körper. Ich überließ ihm die Oberhand, schließlich war er der Erfahrenere. Immer wieder spürte ich kleine Küsse auf meinem nackten Körper. Seine Hände wanderten ebenfalls auf und ab. Soviel neue Erfahrung, soviel schöne Gefühle.

Hier und da konnte ich mir ein aufkeuchen nicht verkneifen, aber das wollte ich auch gar nicht. Er sollte wissen, das mir seine Berührungen gefielen. Dass es mir Lust breitete.

Im 'Strudel der Erregung' bekam ich gar nicht mit, wie er mit seinen Lippen immer weiter Richtung Süden glitt, erst als ich seinen Atem auf meiner Scham spürte, fand ich den Weg zurück, viel jedoch sofort wieder hinein, als seine Zunge meine Mitte verwöhnte. Das nächste was ich spüren konnte, war sein Finger,..dann der zweite.

Der Strudel wirbelte immer schneller, doch bevor er seinen Mittelpunkt erreichen konnte, entzog sich Cody aus mir und fischte etwas aus seinem Nachtschränkchen. Unsicher sah er zu mir, bis ich ihm die silberne Verpackung abnahm.

So selbstsicher, wie in diesem Moment, möglich, öffnete ich die Verpackung. Nicht mehr ganz so selbstsicher, streifte ich ihm das Kondom über. Als er deshalb kurz aufkeuchte, musste ich schmunzeln.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, könnte ich über meinen Stolz jemandem ein Kondom übergestreift zu haben, den Kopf schütteln. Andere sind Stolz auf sich, weil sie etwas geleistet haben. Beispielsweise haben sie etwas nahezu unmögliches geschafft. Und ich? Ich war stolz darauf einem Mann ein Kondom überzuziehen. Bravo. Mögen mir drei Mexikaner eine Fanfare spielen.

Bevor es zum eigentlichen 'Akt' kam, fragte mich Cody diesmal mit Worten, ob ich wirklich sicher sei. Das war ich.

Ich will ehrlich sein, anfangs war es ziemlich unangenehm und nur deshalb gleichzeitig schön, weil es mit Cody war. Einem Menschen für den ich Gefühle hatte und dem ich vertraute. Er war so zärtlich und versuchte es mir so angenehm wie möglich zu machen.

Nachdem ich mich langsam an dieses ungewohnte Gefühl gewöhnt habe, wurde es angenehmer. Mit jedem Stoß fühlte es sich besser an.

Immer wieder küssten wir uns zwischendurch und er säuselte mir Worte zu, die jede Frau in diesem Moment gern hören wollte.

Als Cody's Atem immer lauter, fast schon zu einem schnaufen wurde und er sich kurz darauf heftig anspannte, wusste ich, dass dies sein Höhepunkt war.

Der Gedanke, dass ich es war, die ihn dazu brachte, die ihm diese Lust brachte war zu viel. Wieder verlor ich mich in einen Strudel, dieser allerdings ging über in eine Flut. Eine Flut der ich nicht entkommen konnte und auch gar nicht wollte. Zu gut fühlte es sich an. Mein erster Orgasmus.

Nachdem zweiten und dritten Mal allerdings wusste ich, dass es bessere Orgasmen, als den beim berühmten ersten Mal gibt.

Aus meinen Erinnerungen werde ich geholt, als Liam mit einem Schnaufen vom Bett aufsteht. Mir den Rücken zugewandt, fährt er sich angestrengt durch sein ohnehin schon wirres Haar.

"Findest du nicht, dass du mir davon hättest erzählen müssen bevor..?"

Bitte was? Was hätte ich denn sagen sollen? 'Hey Liam, hör mal, bevor wir gleich miteinander vögeln, muss ich die etwas aus meiner Vergangenheit erzählen, die ich schon längst hinter mir gelassen habe..'
Ich hatte in diesen Moment sicherlich anderes im Kopf als das.

Liam hat sich während des Satzes zu mir umgedreht.

"Wozu? Hätte es was geändert, wenn du es vorher gewusst hättest?"

Er setzt sich wie zuvor auf meine Bettkante.

"Ich hätte mich darauf einstellen können..irgendwie. Wohlmöglich hätte ich dann nicht.." - "Mit mir gevögelt?"

Vernichtend sieht er mich an.

"Tz..gevögelt. Bei dir klingt es immer so abwertend."

Verwirrt über seine Worte, runzel' ich die Stirn.

"Abwertend?"

"Ja, abwertend, als ob..wir nur unseren Hunger stillen würden."

Aber tun wir nicht genau das? Unseren Hunger stillen? Unserem Verlangen nachgeben?

"Gut, wie nennst du es?"

Mittlerweile ist Liam wieder einmal  aufgestanden und tigert jetzt in meinen Zimmer auf und ab. Aufgebrachten bleibt er nach meiner Frage stehen und schaut mich an.

"Wir haben Sex. Unfassbar guten, wenn du mich fragst. Hätten wir nur gevögelt, wären mir deine Bedürfnisse egal gewesen, wie bei.."

Abrupt stoppt er.

Ich weiß, wie der Satz geendet hätte und unterbrech' unseren Blickkontakt. Ich will nicht daran denken, dass Liam auch mit anderen schlief. Für einige sogar Gefühle hatte. Anders als das bei uns der Fall ist.

"Allison.."

Liam setzt sich zu mir und greift nach meiner Hand, die immer noch an dem Kissen rumzupft. Automatisch blick' ich auf.

"..es tut mir leid, was dir passiert ist und hätte ich gewusst, dass..ich hätte dich damals auf der Toilette doch nie so überfallen."

Mit seinem Daumen streichelt er über meinen Handrücken. Ein kleiner Schauer durchfährt mich bei seinen Berührungen.

"Aber ich wollte das doch. Ich wollte es genau SO. Gut, vielleicht war der Ort und das ganze drumherum fragwürdig, aber der Sex war gut so wie er war. Und es wurde von Mal zu Mal besser. Mit dir hatte ich den besten Sex. Ich hab' vielleicht nicht soviele Vergleiche, aber du kannst mir glauben, dass ich während wir vögel..Sex hatten, hab ich sicher nicht an das, was vor sechs Jahren passiert ist gedacht. Nicht eine Sekunde. Eigentlich konnte ich an gar nichts denken, weil.."

Meine restlichen Worte gehen in einem Kuss von Liam unter. Es ist ein kurzer kraftvoller Kuss, mit dem er mich zum schweigen bringt.

Als er sich wieder zurück zieht, treffen sich unsere Blicke. Ich bin wie hypnotisiert, wenn ich so intensiv in diese braunen Augen sehe. Ich dachte immer, nur warme Butter kann so weich sein. Doch meine Knie sind viel weicher, wenn ich in seine Augen sehe. In diesen Moment wird mir eins klar, wenn ich in diese Augen schaue, sehe ich genau das, was ich sehen will. 

Ich weiß nicht wie lange wir so da sitzen, bevor es diesmal ich bin, die den ohnehin geringen Abstand zwischen uns schließt. Meine Hand in seinem Nacken, zieh ich ihn zu mir und lege meine Lippen auf seine.
Erst zaghaft, dann fordernd.

_

"Allison, wach auf.."

Ein grobes rütteln an meiner Schulter lässt mich die Augen öffnen. Nur langsam erkenne ich die Person. Schilfgrüne Augen sehen mich an. Das blonde Haare fällt ihr über die Schulter, als sie sich zu mir runterbeugt.

"Endlich,..deine Managerin steht unten und will.."

Sofort bin ich wach und setzt mich ruckartig auf, um auf aus dem Bett zu springen. Schnell Streif ich mir einen Morgenmantel über, denn mehr als ein Höschen trage ich nicht.

"..dich sprechen."

Schnell versuch' ich noch irgendwie das Vogelnest auf meinem Kopf zu richten. Vergebens. Sie stehen in allen Richtungen ab.

"Scheint ja wieder eine angenehme Nacht gewesen zu sein. Obwohl 'befriedigend' wohl eindeutig besser passt, wenn ich mir das hier ansehe."

Clair's geflüsterten Worte und ihr kichern danach, veranlassen mich dazu, mich zu ihr umzudrehen.

Sie scannt gerade mit ihren Augen den Boden ab. Die Klamotten die Liam und ich gestern trugen liegen vor dem Bett verteilt.

Nachdem der Kuss schnell harscher wurde, war uns beiden klar, worauf das hinauslaufen wird. Endlich hatte er mir diese Kugeln entfernt und mir dann das gegeben, was ich brauchte. Was ich von ihm brauche. Seine Nähe.

Bevor es jedoch dazu kam, unterbrach Liam das ganze. Kurz hatte ich die Sorge, dass er plötzlich Berührungsängste entwickelt hat. Er streichelte mir über die Wange und sah mich. In seinem Blick lag so viel liebevolles, dass mir ganz warm um's Herz wurde. Ein Gefühl, dass ich länger nicht mehr hatte.

"Ich will, dass du mir sagst, wenn du etwas nicht willst!"

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er nahezu alles mit mir anstellen könnte, solange er nur bei mir wäre.

Stattdessen antwortete ich mit einem Kopfnicken. Ich war nicht fähig zu sprechen, denn wieder zog er mich in seinen Bann.

Ich wusste, dass das nicht sein darf.
Dass das nicht passieren darf, aber..

"Wow, so wie du schaust, war es mehr als das."

Verwirrt schau' ich zu Clair, die nach wie vor vor dem Bett steht und mich amüsiert angrinst. Mein Blick gleitet auf die Person, die sich von alldem hier nicht stören lässt und schlummernd in meinem Bett liegt.

Verdammt..wenn Kate ihn hier..in meinem Bett..ich muss sofort runter.

Während ich beinahe fluchtartig das Zimmer verlasse, binde ich mir im Lauf' die Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen.

Als ich unten ankomme, wartet Kate bereits ungeduldig in der größen Eingangshalle.

Sie sieht Mal wieder wie aus dem Ei gepellt aus, in ihrem dunklen Anzug. Statt einer Hose, trägt sie heute einen knielangen Rock. Ich kann mich nicht daran erinnern, Kate je ungestylt gesehen zu haben. Alles sitzt immer perfekt. Haare, Make Up, sogar die Kleidung sieht immer aus wie frisch gebügelt.

Bevor ich unten angekommen bin, blickt sie auf.

"Guten Morgen Kate, was machst du denn hier, ich dachte, ich hätte erst heute Nachmittag einen Termin?"

Meine Managerin mustert mich kritisch von oben bis unten. In ihrem Blick liegt Verwunderung.

"Guten Morgen? Wir haben bereits kurz vor 12 Uhr, Liebes."

Oh. Das erklärt auch, wieso Clair - die etwas unschlüssig neben mir steht - schon angezogen ist. Normalerweise ist sie es, die gerne mal etwas länger schläft.

"Bist du etwa erst jetzt aus dem Bett gekommen? Das erklärt auch, wieso ich dich auf deinem Telefon nicht erreichen konnte und ich persönlich hier her kommen muss. Und das erklärt auch wieso nicht du mir die Tür aufgemacht hast, sondern Miss Bringston. "

"Sie können mich ruhig Clair nennen, so alt bin ich noch nicht."

"Nein danke, ich bevorzuge es Leute die nicht zu meinen Kreisen gehören zu siezen. Das ist keine Frage des Alters."

Clair's kichern verstummt, bei den ziemlich kühlen Worten von Kate.

"Kate, würdest du bitte etwas netter mit meinem Gast umgehen?"

Entschuldigend seh' ich Clair an.

"Dass ich es nicht gut heißen kann, dass du fremde Leute auf deinem Anwesen gastieren lässt, brauch ich wohl nicht zu erwähnen."

Ein genervtes Seufzen entfährt mir und ich verdreh die Augen bei den Worten meiner Managerin.

"Clair ist nicht fremd, wir sind Freunde."

"Freunde? In diesem Geschäft sollte man vorsichtig mit diesem Wort sein. Naja, wie dem auch sei, du bist also tatsächlich erst  durch mein erscheinen aufgestanden?"

Ich hätte vermutlich tatsächlich noch länger geschlafen, wenn Clair mich nicht geweckt hätte. Ich will nicht sagen, dass die Nacht kurz war, aber..doch, eigentlich will ich genau dass sagen.

Nachdem Liam und ich uns
'miteinander vereinigt' haben, gingen wir duschen, nur um uns anschließend ins Bett zu legen, aber schlafen konnten wir beide nicht. Für Liam schien das Thema noch immer noch nicht ganz vom Tisch und das, obwohl er nur kurz vorher gemerkt haben müsste, wie sehr ich den Sex mit ihm genieße.

~ (Flashback)

[...] "Habt ihr dieses Schwein angezeigt?" Erschöpft, aber nicht müde genug um einschlafen zu können, liege ich in Liam's armen. Haut berührt Haut, denn bis auf Unterwäsche tragen wir nichts, auch auf einen BH habe ich verzichtet. Wir kennen unsere Körper inzwischen ziemlich gut, außerdem ist es angenehmer.

"Jake wollte, aber ich war dagegen." Bevor Liam etwas erwidern kann, sprechen ich schon weiter. "Hätte ich ihn angezeigt, dann hätten meine Eltern davon erfahren. Es ist mir egal, ob sie gewusst hätten, dass ich mit Jake auf einer Party, statt bei ihm Zuhause bin, obwohl allein schon das hätte für risigen Ärger gesorgt, aber sie hätten sich nur Sorgen gemacht und das wollte ich ihnen ersparen. Meine Mum hätte nur völlig übertrieben reagiert und bei Dad wäre ich mir sicher gewesen, dass sein Temperament mit ihm durchgegangen wäre."

Eine Falte bildet sich zwischen seiner Stirn, als er diese zusammenzieht.

"Deine Eltern wissen nichts von dem Abend? Aber.." -"Nichts aber, es ist besser so. Können wir das Thema jetzt endlich hinter uns lassen?"

Liam schien damit nicht zufrieden zu sein, beließ es aber dabei und nickt. Ich kuschelt mich tiefer in Liam Arme und genieße es ihn bei mir zu haben. Vielleicht mehr als ich es sollte.

"Was ist mit deinem Ex - Freund, weiß er..ich mein, mit ihm hattest du dein.."
-"Erstes Mal, ja.."

Ich kann nicht anders als an Liam's Brust zu schmunzeln. Zum einen, weil wir ja eigentlich gerade ebend dieses Thema für beendet beschlossen haben um zum anderen, weil es ihm sichtlich schwer fällt auszusprechen, dass ich mit Cody meine erste sexuelle Erfahrung gemacht habe.  

Er ist doch sonst nicht so um Worte verlegen. Liegt es vielleicht daran, dass er, ebenso wie ich, den Gedanken nicht mag, dass wir mit anderen Personen intim waren?

"..aber nein, Cody weiß nichts davon. Wie ich sagte, dass Thema war nach wenigen Monaten vom Tisch, also sah ich keinen Grund, ihm davon zu erzählen. Ich hatte Jake mit dem ich reden konnte. Er, Clair und du seid die Einzigen, die davon wissen." 

Kurz sagt keiner von uns beiden etwas.
Ich zeichne mit meinem Finger die verschiedensten Formen auf Liam's Oberkörper. Lächelnd bemerke ich, wie sich eine leichte Gänsehaut auf seiner Brust bildet.

"Warum habt ihr euch getrennt? Ihr saht  auf gemeinsamen Bildern immer Glücklich aus und plötzlich sah man überall von der Trennung und Gerüchte gab es ja genug."

Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie sich die Presse damals förmlich auf uns geworfen hat. Gerüchte machten die Runde. Er betrog mich. Ich ihn. Das alles war nur PR. Ich nutzte ihn nur für meine Karriere aus.

"Nichts von dem ist wahr. Ich hab Cody wirklich gemocht. Ich war verliebt in ihn, aber es hat nicht für eine gemeinsame Zukunft gereicht."

Liam räuspert sich und positioniert sich etwas um.

"Und sah er das genauso? Seitdem hat man nicht mehr viel von ihm gehört."

Das stimmt, nach unserer Trennung und das mitsichbringende gewusel drumherum wurde es still um Cody.

"Wir haben darüber gesprochen und entschieden, dass eine Trennung das beste für beide Seiten wäre."

Wieso interessiert es ihn wie Cody der Trennung gegenüberstand? Das ist über ein Jahr her.

"Und jetzt, seid ihr Freunde oder sowas?"

Ich halt in meiner Bewegung inne und hebe meinen Kopf, um Liam mit hochgezogener Augenbraue ansehen zu können.

"Wäre das denn ein Problem?"

Ganz leicht verängen sich seine Augen und seine Denkfalte an der Stirn kommt wieder zum Vorschein.

"Allerdings, er ist dein Exfreund ich wüsste nicht, wieso ihr noch Kontakt haben solltet. Ich hab ja auch keinen zu meinen Verflossenen."

Wow, dass er gerne mal die Oberhand hat, wusste ich, aber dass er so besitzergreifend sein kann, verwundert mich etwas.

"Allison?"

"Uhm..nein. Nein, wir haben keinen Kontakt."

Ein zufriedenes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. 

"Gut."

Liam zieht mich noch näher zu sich heran und vergräbt seine Nase in meinen Haaren.

Kurz darauf spüre ich seinen gleichmäßigen Atem neben mir.

Sollte es mir gefallen, dass es ihn stören würde, wenn ich zu Cody, meinem
Ex -Freund Kontakt hätte? Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass er mehr Interesse an mir hat?

Mach dich nicht lächerlich Allison, er will sein Spielzeug einfach nicht teilen, das ist alles.

Mit weiteren Gedanken rund um die Person, die gerade leise vor sich hinschlummert, schlafe auch ich irgendwann ein. Doch der fade Beigeschmack bleibt.

(Flashback Ende)

"Uhm..ja, ich saß noch ziemlich lang an einem neuen Song."

Das stimmt natürlich nicht, aber ich kann ihr wohl kaum den wahren Grund für mein langes Aufbleiben sagen. So richtig zu glauben, scheint Kate mir nicht, denn ihr ich bleibt skeptisch 

"Dein Eifer in allen Ehren, aber der Song muss warten müssen. Ich habe mich heute Morgen mit dem Management von
One Direction in Verbindung gesetzt."

Mit einem Mal werde ich ziemlich nervös. Sie werden doch nichts rausgefunden haben, oder? Ich versuch' mir nichts anmerken zu lassen und warte bis Kate weiter spricht.

"Simon hatte eine großartige Idee wie wir die Medien und auch die Fans endlich etwas ruhiger stellen können, denn noch immer geht man von einer geheimen Liebelei zwischen Mr. Payne und dir aus."

Wenn sie wüsste, das besagter Mann gerade oben in meinem Bett schläft.

"One Direction hat gerade ihren neusten Song aufgenommen und fangen in zwei Tagen mit der Videoaufnahme an."

Ja, davon hat Liam mir erzählt. Harry und Louis haben an diesem Song mitgeschrieben.

"Das ist schön, aber was hab ich damit zu tun?"

Kate zwinkert ein paar mal schnell hintereinander, so als wäre es völlig klar, was sie mir damit sagen will.

"Du stellst vielleicht Fragen. Du wirst eine Rolle darin Spielen."

Clair neben mir quietscht freudig auf. Gleichzeitig blicken Kate und Ich verwundert zu ihr und sie verstummt räuspernd.

"W..was meinst du damit, ich werde eine Rolle darin spielen?"

Theatralisch seufzt meine Managerin auf.

"Wo steht dir nur der Kopf? Sie brauchten noch eine Darstellerin. Simon und ich empfinden es für Sinnvoll, wenn du das sein wirst. Bei einer Zusammenarbeit mit One Direction würden einige der Fragen beantwortet werden, die durch das Interview von Jon aufkamen."

Damit könnte sie Recht haben, denn zu meinem Glück, hat dieser Penner nicht das erzählt, was er gesehen hat, sondern nur diese dämliche Andeutung gemacht. Eine Frage bleibt jedoch.

"Wird sich dann nicht die Frage stellen, wieso ausgerechnet ich in diesem Video zu sehen bin?"

"Mach dir keine Sorgen Liebes, wir haben alles durchdacht. Die Antwort ist verständlich und simpel. Du hast die Jungs auf den VMA's wieder getroffen, deshalb bestand Kontakt zwischen euch. Als es hieß, dass sie jemand weibliches für ihr Musikvideo brauchen, dachten sie an dich, weil du in derselben Stadt wohnst und sie so nicht extra jemanden arrangieren müssten."

Das klingt in der Tat logisch.

"Dein Termin heute Mittag bleibt, die restlichen habe ich aufgrund des Drehs absagen müssen. Es waren sowieso nur kleinere Interviews, nichts relevantes."

Für Kate zählt mal wieder nur der Profit den sie aus allem schlagen kann. Kleinere Interviews bedeutet weniger Aufmerksamkeit, also gelten sie für Kate als unrelevant.

Immernoch überrumpelt von dieser Information nicke ich geistesabwesend.

"Sehr schön, alles weitere besprechen wir dann zu einem späteren Zeitpunkt, ich muss erstmal weiter."

Kate zieht ihre Tasche noch einmal strafer und nickt Clair distanziert zu
"Miss Bringston."

"Auf Wiedersehen Mrs. Hills." Clair bemüht sich nett zu bleiben, allerdings würde selbst ein Blinder sehen, dass ihr Lächel nicht echt ist. Wer kann es ihr nach Kate's auftreten verübeln.

Ich bringe Kate noch zur Tür, um mich dort von ihr zu verabschieden.

"Gut Liebes, wir sehen uns dann später am vereinbarten Treffpunkt. Sei doch bitte pünktlich."

Bevor ich antworten kann werde ich von einer Männerstimme gerufen und diese stammt nicht von Jake.

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Hey ihr Lieben, ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Lasst mir sehr gern eure Meinungen da. ☺️

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