Allison's Sicht

"Wow, du siehst wirklich toll aus!"

Skeptisch wegen Clair's begeisterten Worte, blicke ich in den Spiegel vor mir, während sie den Pinsel, mit dem sie mich gerade noch apuderte  beiseite legt.

Mir gefällt was ich sehe, der schwarze Spitzenbody und die damit verbundenen Strümpfe bilden einen ziemlichen harten Kontrast zu den ebenfalls dunklen Falschlederhandschuhen, welche mir bis zum Ellenbogen reichen. Der Schleier sowie der durchsichtige Stoff darüber runden mein heutiges Outfit ab. Wenn das nicht auffällig ist, dann weiß ich auch nicht.

Obwohl ich zufrieden mit dieser Wahl bin, will sich meine Laune nicht verbessern.

Es ist jetzt fast eine ganze  Woche her seit der Auseinandersetztung zwischen Liam und mir. Seitdem haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Lediglich einen kurzen Nachrichtenaustausch in dem er mich fragte, ob heute alles wie vereinbart bleibt gab es.

Ich mag stur sein, aber diesmal liegt der Fehler nun wirklich nicht bei mir. Er war es, der direkt laut wurde und  anschließend auch noch die Flucht ergriff, weil ich ihm meine bedenken über ein Baby offenbart habe. Wir hätten uns hinsetzen und in Ruhe darüber reden müssen, doch dazu war er nicht in der Lage, also ist es mein Recht eine Entschuldigung von ihm zu erwarten.

"Ja, das ist ganz schön."

"Ganz schön? Alli mit diesem Outfit übertriffst du das Motto um Längen!"

Dass meine Freundin sich so überschwänglich freut geht an meine Nerven. Sie weiß, dass zwischen Liam und mir aktuell Funkstille herrscht, den Grund dafür kennt sie allerdings nicht. Genauso wenig weiß sie von meiner bestätigten Schwangerschaft. Shame on me, aber ich weiß wie Clair's Reaktion ausfallen würde, nämlich nicht minder glücklich wie die meines Freundes. Genauso wie er würde sie fest davon ausgehen, dass ich dieses Kind bekommen werde und würde sich deshalb gedanklich schon ausmalen wie wir fröhlich lachend Babykleidung kaufen.

So sehr ich mir das wünschen würde, die Realität ist eine andere. Noch immer weiß ich trotz des Gespräches mit Jake nicht, was ich will.

Flashback

"Ich bin schwanger."

Sofort ruckt der Kopf meines besten Freundes in meine Richtung.

"Bist du ähm.. bist du sicher?"

Seufzend wende auch meinen Kopf in seine Richtung.

"Ziemlich. Wir haben einen Test gemacht und der war positiv."

"Wir bedeutet Liam weiß davon?"

Ein Kopfnicken bestätigt seine Frage woraufhin er sich aufsetzt und seufzend seine Nasenwurzel kneift.

"Deshalb ist er abgehauen. Du bist dir unsicher."

Etwas perplex setze ich mich in den Schneidersitz auf und schnappe mir ein Kissen, welches ich auf meine Beine platziere, um nervös daran rumzuzupfen.

Es ist erschreckend wie gut Jake mich kennt. Anstatt davon auszugehen, dass vielleicht Liam Zweifel hätte, weiß er, dass ich diejenige bin, die diese Sache völlig verunsichert und überfordert.

"Ich bin ein furchtbarer Mensch."

Wenn ich moch Tränen übrig hätte, würde ich auf der Stelle wieder anfangen zu weinen, aber die Anstrengung, welche mit der Diskussion vorher einherging hat mich müde gemacht.

"Unsinn. Ich finde das alles andere als verwerfliche. Auch wenn ich glaube, dass du manchmal eilfertig handelst, ist das keine Entscheidung die man eben mal so einfach treffen sollte, vor allem nicht, wenn du erst heute davon erfahren hast. Ich gehe keinerlei Zweifel daran, dass ihr das Beide meistern würdet, dennoch habe ich nicht das Recht dir reinzureden."

Froh darüber, dass Jake mich nicht als herzlos empfindet, bringe ich ein mildes lächeln zustande. Dieses verschwinden jedoch so schnell, wie es erschienen ist.

"Wenn.. also sollte ich mit dagegen entscheiden, wird Liam sich von mir trennen. Jake.." meine Stimme bricht und Tränen, von denen ich dachte, sie wären längst versiegt, laufen mir über die Wangen. "Ich weiß nicht, ob ich das verkraften würde."

Ohne etwas zu sagen, legt Jake seine starken arme um meinen Körper und zieht mich an seine Brust. So verharren wir einige Augenblicke, bis er letztendlich doch die Stille in diesem Raum durchbricht.

"Ich glaube nicht, dass er das so meinte. Er war sicher nur genauso überfordert wie du. Schlaf jetzt, morgen sieht die Sache sicher anders aus."

Ich lege mich in das Bett, welches ohne Liam viel zu groß wirkt und lass mich von Jake zudecken. Nachdem er mir  über den Kopf gestrichen hat, erhebt er sich und geht auf die Zimmertür zu. Dort bleibt er noch einmal stehen und dreht sich zu mir herum.

"Egal wie du dich entscheidest, ich bin da!"

Mit einem ehrlichen Lächeln bedanke ich mich für seine Unterstützung. Gerade weil Jake noch nie jemand war, der große Gefühle zeigte - was sich an zahlreichen Affären oder One night Stands zeigt - weiß ich seine Worte umso mehr zu schätzen.

Am nächsten Morgen sah die Welt nicht besser aus und auch jetzt tut sie das nicht.

Ich versuchte sogar meine Schwangerschaft zu vergessen - total unsinnig, ich weiß - und stürzte mich in die Arbeit. Es verging kein Tag an dem ich nicht an irgendwelchen Songs arbeitete oder im Studio war. Öffentliche Auftritte hatte ich bis auf den heutigen zum Glück nicht.

"Bist du denn gar nicht aufgeregt?"

Ich schüttel mit dem Kopf während ich in meine schwarze/weiß gestreiften Higheels schlüpfe.

"Nein, wieso auch? Ich lauf dort über einen roten Teppich und esse anschließend zu Abend. That's it."

Obwohl meine Worte von einem nahezu gelangweiltem Schulterzucken bekleitet werden, ist dies nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich habe ich gar keine Zeit nervös zu sein. Viel zu viel anderes geht mir durch den Kopf.

"Ja, aber du sitzt in einem Raum mit den größten Stars und wahren Hollywood-Größen. Wie kann dir das egal sein?" Völlig unverständlich schüttelt meine beste Freundin ihren Kopf, sodass ihr blondes Haar hin und her wedelt.

"Das sind auch nur Menschen."

Ich verlasse mein Ankleidezimmer, nachdem ich Haar und Make Up noch einmal geprüft habe und begebe mich nach unten. Liam müsste gleich hier eintreffen, um mich abzuholen.

Am liebsten würde ich mich mit einer Tüte Nachos auf das Sofa verkrümmeln, aber das geht nicht.

Die Met Gala ist eine, wenn nicht sogar die wichtigste Einnahmequelle für das 'Costume Institute' des Metropolitan Museum of Art. Das ist der Einzige kuratierten Bereich des Museums, der seine Aktivitäten selbst finanzieren muss. Deshalb sind die Einnahmen, die durch Gäste welche ein Ticket für sage und schreibe 30.000 US-Dollar - ganze Tische kosten dabei in etwa 275.000 US-Dollar - bezahlt haben auch so wichtig.

Außerdem bietet der rote Teppich Designer und Designerinnnen die perfekte Gelegenheit, ihre Kreationen einem weltweiten Publikum vorzuführen.

Ich weiß nicht wieso ich auf der Gästeliste stehe, aber ich will nicht undankbar wirken und nehme deswegen diese Einladung an.

Es ist mein erster Besuch auf dieser Veranstaltung, dennoch tat ich mich mit dem diesjährigen Motto; Camp 'Notes on Fashion' nicht schwer. Ganz im Gegensatz zu anderen. Anders als für einige erwartet hat dieses Motto nichts mit dem eigentlichen Campen draußen in der Natur zu tun, sondern  'camp' im Sinne von übertrieben steht für theatralisch. Wie Clair schon festgestellt hat, passt mein gewähltes Outfit nahezu perfekt zu dem heutigen Abend. Mein wissen, welches ich durch meinen alternativen Berufswunsch habe, hat mir bei der Wahl geholfen.

Bevor wir den Eingangsbereich erreichen, hindert mich Clair am weitegehen.

"Es ist wegen Liam, oder?"

Mit gerunzelter Stirn und zusammengezogen Augenbrauen blicke ich in das besorgte Gesicht meiner besten Freundin.

"Tu nicht so Alli. Dein Verhalten, du bist total ruhig und wenn du was sagst, dann in diesem unerträglich mürrischen Ton. Du siehst ihn ja gleich, könnt ihr euch nicht einfach vetragen? Zu streiten, weil er dir sagt, dass du ordentlicher werden sollst, finde ich echt übertrieben."

"Das hast du ihr also erzählt?"

Unsere Köpfe drehen sich abrupt in die Richtung aus der die gereizte Frage kommt.

Liam steht in einem extravaganten Smoking neben Jake - der mich Entschuldigend ansieht - und ist sichtlich wütend über das was er gerade mitbekommen hat.

Mit dieser Veraussetzung kann der Gala-Abend ja nur ein voller Erfolg werden. 

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Hey ihr Lieben. (:

Ein Kapitel in dem nicht sehr viel passiert, aber wir haben einen kleinen Rückblick zum Gespräch mit Jake. Findet ihr er hat richtig reagiert, oder hättet ihr euch gewünscht, er hätte ihr etwas anderes erzählt?

Wie gefällt euch Allison's Outfit? Ich habe lange gesucht, ehe mit dem hier zufriedene war. Ich weiß, dass bei Kleidung die Meinungen auseinander gehen und das ist auch vollkommen in Ordnung. (:

Liam hat also mit gehört, dass Alli was ihren Streit betrifft gelogen hat. Dass er davon nicht begeistert ist, dürfte klar sein, aber wie wird er reagieren, was glaubt ihr?

Schreibt mir das sehr gern! (: