Und weg ist er - Teil 1

Der Schultag war endlich zu Ende gegangen. Als ich Charlies Haus erreicht hatte, brachte er mich zum Forks Coffee Shop, einem typisch amerikanischen Lokal. Die Bar war mit mehreren Holzfällern voll besetzt, und die Kellnerin wuselte schnell, aber nicht zu hastig herum. Charlie und ich saßen an einem Tisch am Fenster und warteten auf unsere Bestellung, ein Steak für Charlie und Kabeljau für mich, obwohl ich kein großer Fan von Fisch war - Charlie bestellte einfach für mich und ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu unterbrechen. Es war wahrscheinlich eines von Bellas Lieblingsgerichten, zumindest in Charlies Kopf.

Ja, genau. Stimmt. Fast hätte ich es wieder für eine Sekunde vergessen.

Ich starrte aus dem Fenster, stützte meinen Kopf mit einer Hand ab und dachte an Bella - die echte Bella. Ich beobachtete die Kiefern in der Ferne, die sich in der sanften Brise wiegten, und fragte mich, ob sie jetzt dort war, wo ich vorher war. Wo auch immer das war, ich kann mich nicht erinnern.

Das leise Geräusch von zwei Tellern, die auf den Tisch gestellt wurden, ließ meinen Kopf vom Fenster weg und in Richtung der Kellnerin schnellen. Auf ihrem Namensschild stand "Cora" in eleganter Schreibschrift. Sie war eine Frau von durchschnittlicher Größe, dunklem Teint und schwarzem, kurzem, lockigem Haar. Sie trug ein blaues Kellnerinnen-Outfit. Cora lächelte mit leichter Zärtlichkeit auf mich herab: "Ich kann gar nicht fassen, wie erwachsen du bist. Und so hinreißend."

Ich lächelte sie leicht verlegen an, bevor sich ein leicht schäbig aussehender Mann in den Fünfzigern unserem Tisch näherte. Erst jetzt wandte Charlie seinen Blick von seinem Steak ab, Gott sei Dank. Der Mann beugte sich über Coras Schulter und sah mich lächelnd an

"Erinnerste dich Honey? Ich war ein Jahr lang der Weihnachtsmann." - Ja, überhaupt nicht seltsam. Selbst wenn ich Bellas Erinnerungen hätte, glaube ich nicht, dass ich den Hippie in den Fünfzigern erkannt hätte. "Waylon, sie hat hier kein Weihnachten mehr gefeiert, seit sie vier war." grummelte Charlie und ich musste mir ein leichtes Kichern verkneifen. Jetzt fühlte es sich an wie etwas aus meiner eigenen Familie, jemand, der mich nur als Kind kannte, näherte sich meinem erwachsenen Ich und - oh. Ja - warte!

Familie?-

"Ich wette, ich habe trotzdem Eindruck gemacht." Waylon grinste schief und es war ein klares Zeichen, dass er es gut meinte. "Das tust du immer." Charlie seufzte und schnitt sein Steak an. "Lass das Mädchen ihren Kabeljau essen, Waylon." schimpfte Cora mit dem älteren Mann, während ich nur auf den noch nicht gegessenen Kabeljau mit ein paar Kartoffeln an der Seite starrte und beide Hände in meinen Schoß legte. Ich hatte überhaupt keinen Hunger - eigentlich war mir gerade der Appetit vergangen. Cora wandte sich mir lächelnd zu: "Wenn du fertig bist, bringe ich dir dein Lieblingsessen - Beerenkuchen. Weißt du noch? Dein Vater hat ihn immer noch. Jeden Donnerstag."

Nein, ich erinnere mich nicht. Offensichtlich. Trotzdem nickte ich der Frau mit einem dankbaren Lächeln zu, Beerenkuchen klang nach etwas, das ich wirklich genießen würde. Aber bis dahin muss dieser Kabeljau in meinen Magen, sonst habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Charlie bezahlen UND denken lasse, dass er etwas Falsches bestellt hat.

Während Cora wegging, scheuchte sie auch Waylon weg, der Charlie und mich nur angrinste, bevor er zu seinem eigenen Tisch schlenderte. Nun waren Vater und Tochter wieder allein. Ich starrte nachdenklich auf meinen Kabeljau - ‚Wie isst man dieses Ding?' Ich hatte noch nie Kabeljau gegessen. Die Seitenblicke von Charlie motivierten mich dazu, einfach in den Fisch zu schneiden, bevor er mich fragte, was los sei. Es war wieder still, und das Lachen einer in der Nähe sitzenden Familie unterstrich nur noch die unangenehme Aura am Tisch. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, was ich sagen sollte, bevor mir eine kleine Stimme zuzuflüstern schien: ‚Er isst jeden Abend hier...?'

"Also.... isst du jeden Abend hier?", fragte ich ihn ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, was mir auf magische Weise einfiel. "Einfacher als der Abwasch.", murmelte er und zuckte mit den Schultern. "Verständlich ... naja ..." 'vielleicht könnte ich kochen?' "Ich kann für uns kochen", schlug ich vor, ohne nachzudenken. So ein Mist. Warum musste ich das sagen, ich kann doch gar nicht so gut kochen!

Während ich innerlich extrem gestresst war und mich fast an dem Kabeljau verschluckte, starrte mich Charlie mit einem leicht verwirrten Blick an. Ich verschluckte mich an dem Fischstück und schluckte hörbar mit einem nervösen Lächeln. Es war mir peinlich.

"Naja... ich bin nicht wirklich gut darin, aber weißt du - es ist besser, als ständig viel Geld auszugeben, weißt du?" Ich erklärte mich schnell. Charlie starrte mich noch eine Sekunde lang an, bevor er leicht lächelte: "Na ja, auf jeden Fall besser als die Kochkünste deiner Mutter, würde ich sagen."

‚Sie ist wirklich schlecht im Kochen, ich habe die ganze Zeit gekocht.'

"Ja, ich habe die meiste Zeit zu Hause gekocht - in Phoenix, meine ich." Charlie kicherte darüber und ich konnte nicht anders, als mit ihm zu lachen. Sein Lächeln gab mir aus irgendeinem Grund ein angenehmes, warmes Gefühl. Wie eine Erleichterung, die mich überflutete.

"Wie war die Schule? Hast du jemanden getroffen?" Charlie fuhr zügig fort, und der Ton am Tisch hatte sich leicht zu etwas Unbeschwerterem verschoben. Das überraschte mich etwas, aber ich antwortete trotzdem: "Äh, ja. Ich habe ein paar Freunde gefunden, glaube ich. Und... Darf ich dich fragen - kennst du die Cullens?"

Sein Kopf schnellte nach oben, und etwas glänzte in seinen Augen. Ich konnte nicht sagen, was. "Reden die Leute wieder über sie?" War das Verärgerung in seiner Stimme? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er so sehr auf ihrer Seite war, aber das liegt wahrscheinlich an meinem schrecklichen Gedächtnis.

"Nicht wirklich... naja, ein bisschen vielleicht. Aber nichts Schlimmes! Warum? ... Reden die Leute viel über sie?" Es folgte eine kurze Pause. Charlie blickte von seinem Steak auf zu den Bäumen auf der anderen Straßenseite.

"Die Leute reden gerne über sie, nur weil sie neu hier sind. Wir haben Glück, dass wir einen Chirurgen wie Dr. Cullen in unserem kleinen Krankenhaus haben. Zum Glück wollte seine Frau in einer Kleinstadt leben. Ein Glück, dass seine Kinder nicht so sind wie viele der Höllenbrut hier... " Er runzelte die Stirn und schnaufte leicht. Ich lächelte ihm sanft zu und dieses warme Gefühl breitete sich wieder in meiner Brust aus.

"Dann haben wir wirklich Glück..." murmelte ich und Charlie schien es gehört zu haben. Sein Blick fiel wieder auf seinen Teller und leichte Verlegenheit stand ihm ins sonst so beherrschte Gesicht geschrieben.

"Ich mag einfach keine Engstirnigkeit", erklärte er schlicht. Ich grinste immer noch leicht und aß weiter meinen Kabeljau.

Ich auch nicht.

Nach dem schweigsamen Abendessen und dem köstlichen Beerenkuchen fuhren wir nach Hause. Charlie fragte mich sogar, warum ich an diesem Morgen nicht mit dem Auto gefahren sei, was mir sehr peinlich war. Daraufhin erzählte ich ihm eine weniger dramatische Geschichte als Jacob und dass ich bei diesem Jungen Unterricht nehmen würde. Charlie nickte nur, aber ich konnte sehen, dass er versuchte, ein Grinsen zu verbergen. Ich möchte gar nicht wissen, was er in diesem Moment dachte.

"Hi Jacob, was ist mit den Fahrstunden? Bist du immer noch bereit, mich zu unterrichten?" War das zu förmlich? Oder sogar zu neckisch? Das war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Irgendwann musste ich dem Werwolfjungen eine SMS schreiben, er war meine einzige Chance, mich beim Autofahren nicht zu blamieren. Bevor ich das alte Telefon auf das Bett werfen konnte, auf das ich mich hatte plumpsen lassen, klingelte es. Etwas erschrocken dachte ich zuerst, es sei Jacob, der mich plötzlich anrief, was bei näherem Nachdenken sehr unwahrscheinlich war.

Es war Renée. Ich nahm sofort den Hörer ab, da ich die Frau nicht warten lassen wollte.

"Hallo, Re- mom." Ich verfluchte mich innerlich.

"Bella! Hi Baby, ich wollte dich nur anrufen, nach deinem ersten Schultag und so... Heute war doch dein erster Schultag, oder? Oder bringe ich das schon wieder durcheinander?", flüsterte sie den letzten Teil vor sich hin und ich musste leicht kichern. Diese Frau war so.... herzlich. Das merkte ich sogar am Telefon.

"Ja, es war mein erster Schultag... aber es ist Schule, nichts Neues, überall dasselbe, oder? Sag mal, wie läuft's bei eurem Roadtrip? Wie geht's Phil und seinem Baseball?" Ich war aufrichtig neugierig.

"Ah- es ist toll! Wenn man so fährt, fühlt es sich an, als würdest du fliegen - wie Freiheit! Es ist großartig. Phil geht es auch gut, allerdings haben wir im Moment Probleme mit dem Motor. Er ist gerade dabei, ihn zu reparieren. Oh! Und wenn das Frühjahrstraining gut läuft, könnten wir für immer in Florida leben."

Plötzlich wurde sie von einer Roboterstimme unterbrochen: "Bitte werfen Sie 25 Cent ein, um fortzufahren." Ich erinnerte mich sofort an Renées Kampf mit der Technik und lachte leicht auf

"Mom, wo ist dein Handy?"

Man hörte, wie sie die Münzen in die Telefonzelle einwarf: "Ok, ich habe mein Netzkabel nicht verloren. Es ist weggelaufen. Schreiend! Ich stoße jetzt buchstäblich Technik ab." Ich lachte wieder.

"Also, erzähl mir mehr von deiner Schule, Baby. Wie sind die Leute so? Gibt es da irgendwelche süßen Jungs? Sind sie nett zu dir?"

Ich zögerte ein wenig, Bella im Film hatte starke Gefühle zu allem, besonders zu Edwards Verhalten. Verständlich, ich selbst war genervt - und ich kenne den verdammten Grund!

"Es war gut, ich habe ein paar nette Leute kennengelernt. Aber bei den Jungs weiß ich nicht so recht..." Ich brach ab, weil ich keine Lust hatte, mehr zu sagen. Meine Gedanken wanderten unwillkürlich zurück zu Edward. Sein Gesicht, so voller ... Abscheu.

'Arschloch'

~•~•~•~

~ Hallo ihr Lieben! Long time no read and I'm sorry for that! Aber nun geht es endlich ein stückchen weiter mit unserer Geschichte! Wie gefällt euch der erste Teil dieses Kapitels? Lasst gern ein Kommentar da, auch gern mit konstruktiver Kritik. Wir lesen uns dann die Tage wieder!
LG Jasi ~

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top