~16~
Sehun schoss sofort auf, als es an der Tür klingelte, warf jedoch den beiden jüngsten einen drohenden Blick zu, der besagte, dass sie ja keinen Scheiß bauen sollten. Die kleineren rollten synchron mit den Augen und nickten im selben Rhythmus, was mich leise lachen ließ.
Mit einem Blick signalisierte er mir, mich an den Küchentisch zu setzten, als er beladen mit den Pizzen wieder auftauchte. Ich gab Luhan und Baekhyun ein Zeichen ebenfalls mit an den Tisch zu kommen, was sie sofort verstanden, allerdings keine Sekunde später saßen sie schon Kerzengerade am Tisch und funkelten den älteren mit großen Augen an.
In Sehuns Augen schien das Essen eine blanke Tragödie geworden zu sein, wohingegen ich mich wirklich prächtig amüsieren konnte. Luhan und Baekhyun versuchten verzweifelt ihre Pizzen mit den Händen zu essen, was sie am Ende aussehen ließ, als hätten sie mit ihren Händen in einer Blutlache gespielt und alles an sich abgewischt. Die beiden schienen Körperlich tatsächlich wesentlich älter als mental, da sie definitiv noch nicht die geübte Motorik hatten um mit den Händen zu essen. Sehun war jedes mal kurz vorm Feuer fassen, wenn Luhan oder Baekhyun ein Stück der Pizza hatten fallen gelassen. So schnell es ging versuchte ich den Schaden zu beseitigen und sah Sehun warnend an, wenn er etwas sagen wollte, zu meinem Überraschen hielt er sogar die Klappe und stemmte sich nicht dagegen.
Gemeinsam mit Luhan versuchte ich den Tisch abzuräumen, während Sehun Baekhyun vom Boden hob, der eingeschlafen und vom Stuhl gefallen war. Mit großen glitzernden roten Augen überreichte mir Luhan die Pappkartons der Pizzen, die ich in einem der Mülleimer schmiss.
„Ich mag dich." grinste Luhan und umarmte mich mit einem herzerweichenden Lächeln. Ich erwiederte die Umarmung. „Ich dich auch. Du bist nicht so grummelig wie dein Bruder." lachte ich und fuhr ihm mit einer Hand durch die samtig weichen Haare.
Wie versteinert ließ ich meine Hand ruhen, als der wenig kleinere auf einmal anfing zu schnurren. Ich ließ mir meine verstörte Reaktion nicht weiter anmerken und strich ihm weiter durchs Haar, erstarrte allerdings ein zweites mal, als ich an, halt mal, Katzenohren vorbei strich.
Als hätte Luhan gemerkt, das ich gesckockt war, löste er sich aus der Umarmung und brachte eilig die Becher zum Abwasch, die noch auf dem Tisch standen.
Sehun kam mit zerzausten Haaren und einem entnervten Gesicht wieder herunter und deutete Luhan nach oben zu gehen. Mit noch immer sichtbaren Katzenohren wünschte er mir grinsend eine gute Nacht und tappelte eifrig zu der Treppe und nach oben.
„Was sind Luhan und Baekhyun? Auch Dämonen?" wollte ich wissen, obwohl es mir an den roten Augen hätte klar sein sollen.
„An sich ja, aber eine Mischung aus zwei Rassen. Baekhyun ist eine Mischung aus Neko und Furie. Luhan dagegen Neko und Todesdämon." erzählte er mir beiläufig und ließ sich auf einem Stuhl fallen.
„Neko? Die kleinen Menschen mit Katzenohren aus Japan?" harkte ich nach. Das sollten Dämonen sein? Das ich nicht lache.
Sehun nickte. „Grade die sind die brutalsten Jäger unter den Tierdämonen. Im Gegensatz zu den anderen zerfetzten sie ihre Beute regelrecht und beißen sie nicht nur Tod." ließ er mich wissen und veränderte somit mein Bild von seinen Verwandten total.
Da Sehun und Luhan Geschwister waren und Sehun „reinrassig" und definitiv kein Neko war könnte er nur...
Er lachte. „Keine Sorge ich trachte nicht nach deinem Leben, zu mal es mir verboten ist ein Wesen von Oben oder Unten in Jenseits zu schicken, wie man es hier sagen würde. Außerdem kümmert sich mein Vater um all die losen Seelen, die keine Ruhe nach dem Tod geben. Ihr würdet das hier vielleicht genauer genommen als Sensenmann bezeichnen. Meine Mutter dagegen ist reinrassiger Neko. Meine Gene müssen sich wohl nur in die Richtung meines Vaters entwickelt haben, wo hingegen Luhan von beiden etwas ab bekommen hat." versuchte er mich zu besänftigen und erklärte mir seinen Familien Stammbaum. Theoretisch ging ich dann davon aus, dass Baekhyun sein Cousin mütterlicher Seite war.
„Mein Vater ist der einzige der hohen Dämonen, der keine Spur auf der Erde hinterlässt, da er sie mit den Seelen, die er von hier entfernt, wieder verwischt. Dein Vater allerdings is jeder Minute auf der Erde der Gefahr ausgesetzt von den Engeln hier auf der Erde entdeckt zu werden. Das wäre, grade wegen gewissen Sachen nicht grade ein recht freundliches Annyeonghaseyo mit Smalltalk und Kaffee." ließ er mich wissen und lachte über seine eigene dumme Bemerkung.
Gewisse Sache war definitiv auf mich bezogen, dass musste er mir nicht mal mit einem Blick deuten.
„Chuhan?" nannte Sehun mich beim Namen und sah mich wieder ernst an. „Jetzt da deine Fähigkeiten anfangen zu reifen und du halb Engel bist, strahlst grade du eine riesige Spur aus, die dir jederzeit mordlustige Engel an den Hals bringen kann, so wie der Bastard von Kalona." teilte er mir mit ernstem Blick und sorgenvoller Mine mit. „Dadurch, dass ich ein Todesdämon bin und mich ohne Spur bewege schaffe ich es grade so Luhan und Baekhyun hier abzudecken, so wie auch dich jetzt. Ich weiß du bist nicht so begeistert, hier bleiben zu müssen, aber ich habe deinem Vater mit meinem Leben geschworen dich zu finden und zu beschützen und das werde ich, selbst wenn du nie viel von mir halten wirst."
Sein Ton änderte sich nicht und machte mir somit wahnsinniger Weise klar, dass es soetwas wie Dämonen und Engel tatsächlich gab.
Nur waren verkehrter Weise die Dämonen die Guten und die Engel die Bösen.
Der komplette Himmel wünschte mir den Tod, nur damit sie weiter hin was tun würden? Dämonen auflauern und wohlmöglich töten würden, so wie sie es mit mir tun würden?
Ich streckte mich, bevor ich etwas Meinerseits dazu sagte.
„Das heißt für mich soviel, wie dass ich dir absofort den ganzen Tag am Arsch kleben muss, weil ich sonst sterbe, oder mich ein wahnsinniger ehmals Engel und jetzt Dämon für sich beansprucht." fasste ich für mich zusammen.
„Naja. Nicht ganz. Du musst mir schon am Arsch hängen, wie du es formuliert hast, allerdings musst du in diesem Gebäude bleiben, da ich hier meinen Abschirmhokuspokus dauerhaft halten kann, auch wenn ich weg bin, da sich das Gebäude ja wohl schlecht den ganzen Tag bewegt." erläuterte er es mir noch genauer und ließ mich verzweifelt seufzen. „Das heißt du hälst mich hier drinnen jetzt gefangen. Bis wann? Das Armageddon ausbricht?" wollte ich sarkastisch wissen.
Sehun lachte leise. „Nein nur so lange, bis einer der Todesdämonen,, vielleicht sogar mein Vater, kommt und uns nach Karamanglar mit nimmt."
„Karaman was?" hinterfragte ich und verzog ungläubig das Gesicht.
„Die Hauptstadt der Unterwelt, oder der Hölle." erklärte er mir und erhob sich von seinem Stuhl um zu der Sofalandschaft rüber zu laufen.
Ich folgte ihm und ließ mich auf dem selben Sessel nieder wie vorhin. Mein Blick schweifte zu den Panoramafenstern, Die Sonne war mittlerweile untergegangen und die Wolkenkratzer in den Straßen Seouls schienen Kilometer weit im dunkeln zu erleuchten.
„Was für ein Dämon ist mein Vater?" wollte ich gedankenversunken wissen und seufzte in die ferne starrend.
Sehun gab einen belustigten Laut von sich und schmiss sich auf das Sofa. „Dein Vater ist genau das, was die Menschen als Lucifer oder Teufel definieren würden. Keiner der anderen Dämonen hat aber jemals gesehen wie er sich verwandelt hat, angeblich soll es nur einmal gewesen sein, als er vor hunderten von Jahren Kalona wegsperrte."
Noch schlimmer konnte mein Leben sich doch jetzt nicht mehr ändern.
„Du willst mir jetzt also weiß machen, dass ich halb Engel und halb Teufel bin?" harkte ich ungläubig nach und zog kritisch eine Augenbraue hoch.
Der blonde nickte ohne das Gesicht zu verziehen oder einen Lacher von sich zu geben.
„Was für eine Stellung hat deine Familie? Also anscheinend bin ich Kronprinzessin der ganzen Hölle."
Ich überschlug die Beine und sah Sehun dabei zu, wie er an einem Kissen herum zog.
„Meine Familie steht gleich nach deiner auf dem Rang. Wenn du mich heiraten würdest, würden wir unsere Familien verbinden, somit würden unsere beiden Blutlinien an der Spitze weiterleben, da wir Dämonen quasi unsterblich sind." ließ er mich wissen und rollte sich mehr als nur unbequem auf dem Sofa zusammen.
Ich blieb auf dem Sessel und sah den Autos von oben weiter beim Fahren zu. Sehun friemelte an seinem Handy herum und lachte ab und an mal leise über die ein oder andere lustige Nachrich oder ein Bild
„Sehun?" sofort sah er von seinem Handy auf und zu mir, was mich innerlich lächeln ließ. „Ich bin müde." teilte ich ihm leise mit und blinzelte ein paar mal mit den Augen.
Sehun stand auf und wies mir mit seinem Blick, ihm zu folgen.
Ich trottete ihm durch die Wohnküche hinterher zu der Treppe und lief ihm nach oben hinter her zu einem Gang von dem fünf Türen abgingen.
„Die hintere, rechte ist deine, daneben ist mein Zimmer von dir gegenüber ist das Bad und daneben sind die Zimmer von Baek und Lu." erklärte er und lief zu der Tür meines Zimmers zu, um sie mir offen zu halten.
Ich lief an ihm vorbei in das Zimmer und sah mich um. Es war einfach eingerichtet. Ein Bett, Nachttisch mit Lämpchen, ein Schrank, eine Kommode und ein Schreibtisch mit Drehstuhl. Das Bett war feinsäuberlich bezogen wurden, was mich verwunderte, da Baekhyun doch vorhin so tollpatschig seine Pizza gehalten hatte.
„Er hat es nicht selber bezogen, dafür haben wir sowas wie Zaubersprüche, wie bei Harry Potter." beantwortete mir Sehun, als hätte er meine Gedanken gelesen.
„Kann ich sowas auch?" wollte ich wissen und drehte mich grinsend zu ihm. Er zuckte mit den Schultern. „Wenn es dir beigebracht wird und es in deinen Genen liegt schon." meinte er wenig überzeugend.
„In dem Schrank sind ein paar Sachen für dich, wo das Bad ist weißt du ja. Gute Nacht Chuhan." verabschiedete er sich.
Ich nickte ihm zu. „Gute Nacht Sehun. Und... Könntest du bitte ein Auge auf Lin haben und mich wissen lassen, falls du an die Info kommst, ob Kai wieder aufgewacht ist? Lin weiß schon wer er ist." bat ich ihn und biss mir von innen auf die Wange.
„Kai war der, den du im Krankenhaus besucht hast oder?" stellte er fragend fest. Wieder nickte ich. „Und du hast bestimmt nicht deine Großmutter besucht." stellte ich fest.
Sehun entwich ein Lächeln, diesmal nickte er. „Ich bin dir hinter her und sollte außerdem von meinem Vater aus noch einer Seele den richtigen Weg weisen." beichtete er ehrlich und verließ schließlich das Zimmer, ohne mir nun die Zusage gegeben zu haben, dass er für mich die Ohren offen hält.
Ich zog mich um, lief in das Bad wo bereits beschriftet mit meinem Namen Handtuch, Duschzeug und Zahnbürste mit Paste lag, als hätte Sehun vor langem schon geplant, dass er mich her holen würde, was ja auch eigentlich so war. Es war seltsam, dass mein Leben sich an einem Tag, innerhalb von 24 Stunden, um 180 Grad wendete und ich herausfand, dass ich nie ein Mensch war.
Als ich mit allem fertig war, ließ ich mich in das ungewohnt weiche Bett fallen und hatte nicht mal Zeit über irgendetwas nachzudenken, da meine Augen sofort zuvielen und mich in einen tiefen schlaf rissen.
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