Prolog

Daemons POV:

Settle Church, 08. Oktober 1996;

Ich gehe durch die Straßen von Settle Church und der eisige Wind peitscht mir ins Gesicht. Bei solchem Wetter bin ich eigentlich nicht gern unterwegs, aber heute hab ich keine Wahl. In nur wenigen Stunden wird meine geliebte Melody Swan ihr 21. Lebenjahr erreichen. Während andere Menschen diesen Tag ausgiebig feiern würden, werden wir weinend beieinander sitzen und Händchen halten. Hoffen. Denn das tun wir immer. In ein paar Stunden wird sie zum sechsten Mal 21 Jahre alt werden, nur um dann zu sterben. Denn das ist unser Fluch. Alles hat vor über dreihundert Jahren begonnen. Ich, damals noch ein achtzehnjähriger Junge, und sie, die ebenfalls achtzehnjährige Schönheit verliebten uns ineinander. Doch unserer Liebe sollte es nicht vergönnt sein glücklich zu werden. An meinem 21. Geburtstag hatte mich die Grippe heimgesucht. So sehr, dass ich noch am selben Abend verstarb und gerettet wurde. Von ihr. Von einer ihrer Tränen. Bis heute weiß ich nicht, wie es möglich sein konnte, aber das war es nunmal. Seit jenem Abend lastet dieser Fluch auf uns. Ich hänge seither in meinem 21. Lebensjahr fest, altere nicht. Und sie stirbt, sobald sie 21 wird. Das erste Mal war es grausam. Unerträglich. Doch etwa 53 Jahre später fand ich sie wieder- Lebendig. Glücklich. Anders.

Ihr Aussehen hatte sich verändert. Als wäre ihre Seele in einem neuen Körper. Ihr goldenes Haar war nun schwarz. Ihre Haut ebenfalls. Aber ihre Augen. Diese Augen würde ich unter Millionen von Augenpaaren wiedererkennen können. Strahlendes Grün, umrandet von einem goldenen Schimmer. Einfach perfekt. Sie veränderten sich nie. Und Melody erinnerte sich an all das, was wir erlebten. Auch beim 2. und 3. Mal war es so. Mittlerweile sind wir uns sicher, dass das alles für ewig weiter gehen wird. In weniger als sechs Stunden wird es soweit sein und wir werden uns verabschieden müssen. Mich grault es vor diesem Moment. Ich habe Angst, dass sie irgendwann nicht auftaucht. Habe Angst, dass sie mich irgendwann dafür hasst. Dafür, dass sie wegen der Liebe zu mir sterben muss und nie alt werden kann. Und ich würde sie verstehen. Ich hasse mich ja selbst dafür.

Nun stehe ich vor ihrer Tür und klopfe an. Ein Knarren ertönt, bevor eine Rothaarige mit perfekten Augen die Tür öffnet. Meine Melody. Ihr richtiger Name ist in diesem Leben Olivia Hold, aber sie will von mir nicht so genannt werden. Sie will Melody sein. Meine Melody. Dieses Leben hatten wir wirklich nicht viel Zeit zusammen. Nur 19 Monate. Aber jeder Moment war nahezu perfekt.

In ihren schönen Augen bilden sich Tränen, sobald sie mich zu Gesicht bekommt. Ich lege meine Arme um sie und ziehe ihren zierlichen, elfenbeinfarbenen Körper zart, aber fest an mich. Ich werde sie vermissen. Und wie ich das werde!

„Daemon! Wie gut, dass du hier bist!", ruft eine mir bekannte Stimme aus dem Wohnzimmer. Ihre beste Freundin Emma, mit der sie in dieser WG wohnt. „Ich glaube, deine kleine Freundin hätte mich sonst nicht mehr gehen lassen!", lacht sie weiter und schnappt sich ihre Lederjacke. Dann wirft sie einen Blick auf unsere ineinander verschlungene Körper und ihr Lachen macht einer besorgten Miene Platz. „Okay. Jetzt scheint sie ja dich zum Schmusen zu haben. Ist auch wirklich alles klar, Oli?" Ich lasse Melody frei und sie setzt sich ein gekonnt gelogenes Lächeln aufs Gesicht. „Klar, Emma. Geh ruhig und hab Spaß. Man heiratet nur einmal, nehme ich an." Jetzt lacht sie auch noch gespielt. Das sollte sie mir echt beibringen! „Klar! Peter ist doch umwerfend! Und du willst echt nicht mitkommen? Ich meine, meine Verlobungsfeier ist echt was Großes." Langsam zerbricht das gefälschte Lächeln meiner Freundin und ich versuche ihr zu helfen. „Wir möchten zusammen rein feiern.", gebe ich mit leicht zitternder Stimme wieder. Feiern? Na klar! Emma nimmt Melody in den Arm, bevor sie sich der Tür zuwendet und zwinkert. „Schon verstanden. Man wird ja auch nur einmal 21." Während Melody fast einen Hustenkrampf bekommt versuche ich möglichst ruhig zu wirken. „Pass auf dich auf! Mach ruhig Fehler, aber nur gute, verstehst du? Ich hab dich lieb, Emma. Du bist unglaublich toll! Oh, und viel Spaß!", flüstert ihr Melody zu. Es ist kaum hörbar, aber Emma sieht trotzdem gerührt aus. „Ich dich erst! Habt auch viel Spaß. Und alles Gute!" Mit einem kleinen Knall ist die Haustür zu und in dem Moment in dem sich Melody schluchzend in meine Arme wirft ist mir bewusst, dass sie ihre beste Freundin zum letzten Mal sah. Und auch ich sehe diese Version zum letzten Mal. Irgendwann treffen wir uns wieder und dann wird ein Schalter in ihrem Kopf umgedreht der auslöst, dass sie sich wieder an alle ihre Leben erinnern konnte. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Hier hätten wir dann erst mal den Prolog meiner neuen Geschichte :D. Ich hoffe sehr, dass ihr mit meiner Schreibweise zurecht kommt und euch meine Geschichte gefällt.

xoxo

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