3. Kapitel
Montag, 11:52 Uhr
Nachdem auch Mathe und Geschichte hinter mir liegen, ich weiß dass ich innerhalb einer Woche einen Fachtext über Napoleon schreiben soll, und Alice in der vierten Stunde, in der sie einen Kurs in der Theatergruppe hatte, Daemon kennen und lieben gelernt hat, sitze ich nun mit meinen drei Freunden beim Mittagessen. Mary und Aly unterhalten sich angeregt über den gutaussehenden Lehrer, der gerade an der Essensschlange steht. Meine beste Freundin findet ihn nach eigener Aussage "echt zum anbeißen". Von jedem Tisch werden ihm neugierige oder verführerische Blicke zugeworfen. Selbst die Jungen finden ihn klasse. Nur Luke scheint nicht im Daemon - Broke - Fieber zu sein. Oh, und ich. Natürlich.
"Soll ich dir helfen?", fragt mein blondes Gegenüber wissend nach. Die ganze Zeit über bin ich schon am googeln nach guten Ideen für den Fachtext, an dem ich meine ganze Freizeit über sitzen werde. Mein belegtes Käsebrötchen vor mir habe ich nicht gegessen, noch nicht einmal dir kleinen Gürkchen habe ich entfernt, so vertieft bin ich in den ganzen Kram. "Es geht um Napoleon, danke für den Versuch aber wir wissen beide, dass du den Geschichtsunterricht am liebsten streichen würdest.", bemerke ich, leicht verzweifelt. "Vielleicht, aber ich hab einen Computer und Drucker und sehr viele Marker.", gibt er lachend zu bedenken. Und das stimmt, er hat all dieses Zeug, was super zum recherchieren wäre, während mein Laptop vor ein paar Wochen den Geist aufgegeben hatte. Mum braucht ihren selbst rund um die Uhr, und Juna auch, allerdings nicht zum arbeiten, sondern zum skypen mit irgendwelchen Jungs aus ihrer Stufe. "Kann ich um sechs zu dir kommen?", frage ich deshalb nach. Mit einem Computer würde das alles viel schneller gehen und bestimmt auch mehr Spaß machen, als mit dicken Wälzern. Luke lächelt glücklich. Seine blauen Augen strahlen. Er mochte es schon immer, Zeit mit mir zu verbringen. Auch wenn wir nur zusammen lernten. "Klar. Dann haben wir ein Date."
Ich will gerade etwas erwidern, als ich von Mary angestubst werde. "Isst du das noch?" Oh verdammt. Schnell stecke ich das Handy weg und reiche ihr die kleinen Gurkenscheiben. Sie schaut traurig drein. "Tut mir ja leid, aber ich hab seit gestern Abend nichts mehr gegessen."
Doch Mary ist längst wieder in das Gespräch mit Aly vertieft, und ich beiße in das Brötchen. Mein Blick haftet sich wie von selbst auf den Tisch, an dem sich eben Daemon nieder gelassen hatte. Ab der nächsten Stunde würde er offiziell mein Lehrer im Englischunterricht sein. Ein wirklich, wirklich gut aussehender Lehrer. In diesem blauen Hemd, das vorhin durch die Jacke nicht zu erkennen war, scheinen seine wahnsinnig hellen Augen bis hier her zu strahlen. Warte, warum sieht er mir denn in die Augen? Warum schaut er überhaupt zu mir? Hat er mich etwa bemerkt? Bestimmt komme ich rüber wie ein Stalker. Meine Wangen müssen knallrot sein, doch ich kann nicht weg sehen. Er hebt seine Hand an das Kinn und beginnt zu lächeln. Verdammt süß zu lächeln. Mehr als nur süß. Ich glaube ich verliebe mich gerade in dieses Lächeln. Kann man sich in ein Lächeln verlieben? Ich blinzle und sehe schnell weg, zu Luke, der mich mit verschränkten Armen betrachtet. Das hier ist alles komisch, viel zu komisch. Bevor ich es mir anders überlegen kann oder Luke irgendwas dummes von sich gibt, packe ich mein halbes Brötchen ein und hänge mir die Tasche um. Ohne auf meine Freunde zu hören laufe ich zum Ausgang der Cafeteria und schnappe im Flur erst einmal nach Luft. Was ist denn nur los mit mir? So verhalte ich mich nie. Wenn das im Unterricht genauso schlimm wird, werde ich sterben vor Pein. Mit meinen Fingern taste ich mein heißes Gesicht ab, und falle fast in Ohnmacht. Vor mir steht Hayden Thorn. Mein Exfreund. Wir waren beinahe ein Jahr zusammen, bevor ich mich vor einem Monat von ihm trennte. Er hatte mich betrogen, zwei mal, mit Elain Garder, einer hübschen Brunette mit langen Beinen, mit der er nun zusammen ist. Schmunzelnd fährt er sich durch das dunkle Haar, warum auch immer, und will dann mit Reden anfangen. Ich hebe die Hand und komme ihm zuvor. "Nicht. Sprich mich bloß nicht an.", warne ich ihn und gehe, nun vollkommen genervt, Richtung Ausgangstür. Doch er stellt sich mir in den Weg, greift sogar nach meinem Arm, als ich an ihm vorbei laufen will. "Wir müssen reden.", beteuert er und ich zwinge mich dazu, ihm in die braunen Augen zu sehen. Augen, die ich einmal geliebt habe. "Nichts müssen wir, du musst zur Seite gehen, weil ich dich sonst umbringen werde."
Wieso war er überhaupt wieder hier, wollte er nicht nach Kanada ziehen, oder Australien oder so? Oder am besten direkt auf den Mond?
Hayden, alias Arschloch, beißt sich kurz auf die Unterlippe, die ich tausende Male geküsst habe. Gott, er war mein verfluchter erster Kuss. Ich hasse ihn wirklich. "Lass uns reden.", sagt er nur, als wäre das hier alles ein albernen Scherz. Sein Griff um meinen Arm wurde immer schmerzlicher. Das hier war alles, aber definitiv kein blöder Scherz. "Lass mich los.", sage ich böse, doch er denkt nicht mal daran. Ich will gerade mit der anderen Hand ausholen, als etwas neben mir seine Aufmerksamkeit erregt.
Mein Blick schweift hinüber und mein Atem stockt. Daemon sieht nicht nur gut aus, sondern angsteinflößend.
"Wenn ich sie gehört habe, hast du es auch, mann. Lass ihren Arm los."
Heute nur sehr kurz und mega klischeehaft, aber verzeiht mir bitte 😂❤ Oben seht ihr ein Bild von Mary.
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