Gandalf

Interview mit Gandalf, aufgenommen im Jahr 3021 D.Z., kurz vor seiner Abreise bei den Grauen Anfurten

Redaktion: Mae Govannen, Mithrandir! Oder Guten Morgen, Gandalf? Ich freue mich in jedem Fall, heute einige Geheimnisse lüften zu dürfen, bevor du Mittelerde für immer verlässt.

Gandalf: Die Freude ist ganz meinerseits. 

Du benutzt ja durchaus viele verschiedene Namen. Da durchzublicken ist schwierig. Willst du uns einen kleinen Überblick geben?

In den früheren Jahren meiner Existenz nannte man mich Olórin, aber seit ich Valinor verlassen habe, wird dieser Name nur noch selten für mich benutzt. Die Elben und Dúnedain nennen mich Mithrandir. Das ist Sindarin und bedeutet "Grauer Pilger". Im Süden nennt man mich Incánus.  Auch die Zwerge haben einen eigenen Namen für mich, der aber wie alle Namen auf Khuzdul lieber geheim gehalten werden sollte. Manche nennen mich einfach Weißer Reiter oder Gandalf Graurock. Gríma Schlangenzunge nennt mich Sturmkrähe und Láthspell, schlechte Nachricht.

Welchen Namen bevorzugst du?

Láthspell, schlechte Nachricht. *lacht* Nein. Mir gefällt Mithrandir sehr gut, ebenso wie mein zwergischer Name. Die meisten sagen einfach Gandalf, und so stelle ich mich auch vor, wenn ich jemanden kennenlerne. 

Du machst gerne Witze über Gríma Schlangenzunge, aber auch er ist nur ein Beispiel für die zahllosen Ratgeber*innen und König*innen, die deinen Rat in den Wind geschlagen und dich nicht ernst genommen haben. Dabei bist du ein Maia, manche nennen dich sogar den weisesten aller Maia. Stört es dich, wenn man deinen Rat nicht ernst nimmt? 

Ich führe es auf mein Erscheinungsbild zurück. Als etwas grantiger alter Mann, der sich in alle möglichen weltbewegenden Ereignisse einmischt, wirkt man leicht etwas exzentrisch. Es stört mich nicht. Niemand sollte irgendetwas tun, nur weil irgendein alter Mann das sagt. Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn ich mich als Maia hätte zu erkennen geben können, doch das war unmöglich. 

Warum? 

Es war wichtig, dass niemand wusste, dass die fünf Zauberer Maia sind. Die Freien Völker Mittelerdes hätten aufgehört, frei zu sein, und sich uns unterworfen. 

Wie alt bist du? 

Ich bin älter als die Zeit. In Mittelerde bin ich aber erst seit etwa zweitausend Jahren. 

Wieso bist du in Mittelerde?

Ich wurde gemeinsam mit den anderen Istari als Ausgesandter der Valar nach Mittelerde geschickt, um den Freien Völkern im Kampf gegen Sauron zu helfen.

Was ist das Beste daran, in Mittelerde zu sein? 

Natürlich das Langgrundblatt! *lacht* 

Was ist das Schlimmste daran, in Mittelerde zu sein?

Die Scherereien, die es einem bereitet, Zeit mit Peregrin Tuk zu verbringen.

In den Minen von Moria wurdest du in einen erbitterten Kampf mit einem Balrog verwickelt. Was waren deine Gedanken, als dir klar wurde, dass es darauf hinauslaufen würde, den Balrog zu konfrontieren?

*macht eine Pause, starrt eine Weile ins Leere* Ich fragte mich, welcher von ihnen es geschafft hatte, so lange in den Minen unbemerkt zu bleiben. Du musst dir vorstellen, ich kannte die Balrogs ja. Sie wurden ebenso wie ich von Ilúvatar geschaffen, und unsere Geschichten sind sich ziemlich ähnlich, zumindest bis zu dem Punkt, an dem sie sich Morgoth anschlossen. Ich wusste, gegen welche Balrogs ich im Kampf eine Chance hatte und gegen welche nicht. 

Bist du gestorben?

Ich bin aus dem Leben gerissen worden und wieder ins Leben zurückgekehrt. Ja, ich denke, ich bin gestorben. 

In deiner Konfrontation mit dem Balrog sagtest du, du seist ein Diener des Geheimen Feuers. Was ist das? 

Du stellst Fragen! Das Geheime Feuer ist das Feuer im Herzen der Welt. Alles, was ist, war und sein wird, ist nur, weil das Geheime Feuer ihm dazu verhilft. Es gibt kein "Sein" ohne das Geheime Feuer. 

Und die Flamme von Anor?

Dachtest du, diese Frage ist leichter? Anor bedeutet Sonne. Denk dir dazu, was du willst. Hast du keine einfachen Fragen mehr?

Doch. Wie oft hast du dir am Kronleuchter in Beutelsend den Kopf gestoßen?

Ich glaube, dass ich mich nicht an die Zahl erinnere, hängt damit zusammen, dass ich mir den Kopf gestoßen habe. 

In wenigen Tagen verlässt du Mittelerde. Deine Aufgabe hier ist erfüllt, und die Ringträger gehen nach Westen. Was möchtest du denjenigen, die in Mittelerde verbleiben, mitgeben, bevor du gehst?

Es kommt jetzt eine Zeit des Wiederaufbaus. Nicht alles davon wird leicht werden, es wird Kämpfe und Konflikte geben, Uneinigkeiten und allerhand Streit. Aber niemand mehr kämpft gegen das Gute Leben, niemand mehr kämpft gegen den Frieden an sich oder das Glück. 

Ihr seid keine Feinde mehr, egal wie groß eure Meinungsverschiedenheiten auch sein mögen. Behandelt euch mit Respekt, und euch wird gelingen, eine neue Ära des Friedens und der Glückseligkeit zu schaffen. 

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