Im Gespräch mit lu_49_ny
Der Frühling wurde längst von der Hitze des Sommers abgelöst und dennoch umspielt ein leichter Duft, der an diese bunte Jahreszeit erinnert, das Kaffeehaus. Ja, es wird wohl der Geruch nach frischem Regen, fein gemahlene Rosenblüten und einem Hauch Erde sein. Als das Glöckchen des Kaffeehaus klingelt, springen wir sofort auf und erwarten unseren längst ersehnten Gast mit offenen Armen und einem heissen Getränk. Es handelt sich um niemand anderen als lu_49_ny . Mit stolzem Gesicht führen wir sie an die grosse Wand neben dem Bücherregal und zeigen ihr das vergoldete Schildchen, das wir frisch angefertigt haben. In verschnörkelter Schrift steht darauf geschrieben: lu_49_ny - 1. Platz des Frühlingserwachen-Wettbewerbs". Es ist für uns eine grosse Ehre, nun mit ihr ein Gespräch übers Schreiben und ihre Projekte führen zu dürfen. Aber hört selbst:
Erzähl uns - wie bist du zum Schreiben gekommen? Wann hast du es für dich entdeckt?
Ich habe es schon immer geliebt, Bücher zu lesen und mir auch eigene Geschichten auszudenken. Schon als kleines Kind habe ich das gemacht, ein bisschen so wie Lola aus den Büchern von Isabel Abedi, wenn ich nicht einschlafen konnte. Irgendwann war das Denken dann nicht mehr genug und ich habe angefangen, meine Ideen aufzuschreiben, manchmal nur als Skizzen oder Stichpunkte, manchmal ausformuliert.
Du schreibst inbesondere Kurzgeschichten. Was inspiriert dich dazu? Was ist das Spannende an diesem Genre?
Meine Kurzgeschichten basieren meisten auf spontanen Einfällen oder Ideen. Die Geschichte, die ich bei dem Wettbewerb eingereicht habe, habe ich beispielsweise in wenigen Stunden geschrieben, da bin ich nur einem Ideenfluss gefolgt. Kurzgeschichten haben den Vorteil, dass es tausend Möglichkeiten gibt, sie aufzuziehen. Man kann Charaktere ausgestalten und eher auf diese eingehen, oder man kann seinen Personen nicht einmal Namen geben. Man ist komplett frei und muss auch für Sci-Fi- oder Fantasygeschichten kein komplexes Universum entwerfen, Andeutungen reichen. Außerdem regen einen Kurzgeschichten oft viel mehr zum Nachdenken an, als geschlossene, ausführliche Romane es manchmal tun.
Was macht für dich eine gute Geschichte aus?
Oh, eine gute Geschichte macht sehr viel aus. Wichtig für mich sind Charaktere, die realistisch und tiefgründig sind, also einen wirklichen Inhalt mit sich bringen. Oberflächliche Charaktere langweilen mich schnell. Mir gefällt es auch sehr, wenn das Umfeld der Charaktere gut durchdacht ist, z. B. die Familie oder die Welt, in der die Handlung stattfindet. Natürlich ist es super, wenn die Geschichte einen fesselt. Dafür muss sie für mich gar nicht so spannend sein, sollte aber interessant bleiben. Ich lese gerne Bücher, die in einem angenehmen Schreibstil verfasst worden sind. Wenn ich jeden Satz zweimal lesen muss, um den Sinn zu verstehen, wird der Lesefluss unterbrochen und ich kann die Geschichte nicht mehr so genießen.
Was hälst du von der Aussage, dass man nur durchs Lesen das Schreiben erlernen kann?
Ich denke, das Lesen hilft einem dabei, seinen Schreibstil zu finden und generell zu lernen, mit Wörtern umzugehen. Die eigene Sprache wird flüssiger und man bekommt auch ein Gefühl dafür, wie man bestimmte Szenen schreiben kann. Zudem helfen Bücher oft, sich eigene Geschichten auszudenken, da man vielleicht Ideen entwickelt, also dienen sie als Inspiration. Aber ich glaube nicht, dass man viel lesen muss, um gut schreiben zu können. So gibt es auch Menschen, die von Haus aus super formulieren können. Zudem gibt es andere Wege, um Inspiration zu finden, z. B. im Alltag, durch Erzählungen oder auf Reisen. Aber mir persönlich helfen Bücher sehr, ich weiß, dass mein Schreibstil ohne Lektüre viel verschraubter und unverständlicher wäre.
Was sind denn deine Lieblingsbücher? Wieso haben sie dich so gefesselt?
Ich habe viel zu viele Lieblingsbücher, um sie hier alle aufzählen zu können. Im Bereich Fantasy liebe ich die „Mythos Academy"-Bücher, da ich generell alles mit Mythologie verschlinge. Super finde ich auch die „Obsidian"-Reihe, hier vor allem wegen des Humors und der Charaktere, die ich wahnsinnig toll finde. Im Bereich Liebesromane finde ich die Bücher von Bianca Iosivoni und Jamie Shaw fantastisch. „Mein Sommer auf dem Mond" von Adriana Popescu finde ich wunderschön und besonders, hier werden so wichtige Themen für junge Erwachsene angesprochen. Ganz aktuell liebe ich die „Beautiful Liars"-Trilogie, weil hier trotz aller Probleme immer noch ein normaler Alltag besteht mit Schule, Freunde treffen usw.. Sowohl von der Geschichte als auch vom Schreibstil besonders sind die Bücher von Renée Ahdieh, die sind einfach magisch.
Du hast uns verraten, dass du an deinem ersten Roman schreibst. Wie gehst du dabei vor? Wie planst du?
Meinen ersten Roman habe ich jetzt beendet und werde ich auch demnächst hier auf Wattpad veröffentlichen. Die Geschichte hatte ich bei diesem Buch lustigerweise großteils schon im Kopf geplant, weshalb ich wirklich die Szenen, die ich schreiben wollte, erst notiert und dann sortiert habe. Ich hatte also eigentlich schon eine Kapitelübersicht, als ich mit dem Schreiben angefangen habe. Natürlich habe ich einzelne Szenen dann noch hinzugefügt, aber das meiste stand schon. Normalerweise mache ich das nicht, sondern habe nur ein grobes Handlungsgerüst. Das finde ich aber sehr wichtig, da man sonst den Faden verlieren kann. Wenn sich die Geschichte während des Schreibprozesses ändert, ist das auch kein Problem, solange ich nicht komplett andere Vorstellungen hatte. Aber ich muss das frühzeitig bemerken, um reagieren zu können.
Kannst du uns bereits verraten, was die zentralen Themen darin sind? Was möchtest du den Lesern mitgeben?
Ganz wichtig wird die Liebe sein, da es ein Liebesroman ist. Hier steht sowohl die erste, junge Liebe im Vordergrund als auch eine Liebe, die wehtut, weil man von der geliebten Person verletzt wurde. Die Vergebung wird in diesem Zusammenhang auch von großer Bedeutung sein. Aber auch andere Themen sind sehr zentral, vor allem das Erwachsenwerden. Meine Hauptperson steht kurz vor ihrem Schulabschluss und fängt an, sich immer mehr mit ihrer beruflichen Zukunft zu beschäftigen. Das Schließen und Erhalten von Freundschaften sowie Familienprobleme sind ebenfalls Elemente des Buches. Und natürlich sind Geheimnisse, Lügen und die Wahrheit Schlüsselbegriffe, um die Konfliktpunkte der Handlung zu beschreiben. Den Lesern würde ich gerne mitgeben, dass dieses Buch zeigen soll, dass zweite Chancen existieren und dass man, egal, wie zerstört und emotional ausgelaugt man ist, weitermachen und vor allem für seine Gefühle kämpfen soll. Denn wenn man es nicht tut – wer tut es dann?
Und zur letzten Fragen - Was sind deine fünf besten Tipps für eine gute Geschichte?
A) Hinter einer guten Geschichte muss Leidenschaft stecken. Nur so werden die Worte lebendig.
B) Es sollte ein Gleichgewicht zwischen Harmonie und Konflikten geben. Ständige Konflikte strengen auf Dauer an, totale Harmonie kann auch langweilig werden. Auch finde ich es schöner, wenn Konflikte nur einen oder wenige Bereiche des Lebens einer Person betreffen, nicht alle. So finde ich es schwer zu verarbeiten, wenn beispielsweise Familienprobleme, Spannungen in der Beziehung und dann noch ein weiterer Schicksalsschlag gleichzeitig aufkommen.
C) Bereits erwähnt habe ich die Charaktere in Büchern. Personen, die wirklich feststehen, sodass sie auch real sein könnten, sind schon die halbe Miete. Sie können den Handlungsablauf auch mitformen und gestalten. Hierbei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Ein Charakter kann zum Beispiel eine außergewöhnliche Vergangenheit haben, die thematisiert wird. Oder eine aktuelle Situation, mit der er selbst nicht umzugehen weiß. So kann sich der Leser mit der Person mitentwickeln.
D) Die Umwelt und das Umfeld um die Hauptpersonen darf man nicht vernachlässigen – es könnte einen überraschen. Durch ein stabiles Umfeld – z. B. weitere Figuren – oder durch Einbettung der Handlung in eine Welt – Fantasy- wie Realwelt – können sich die Hauptpersonen entfalten und ihren Weg gehen. Außerdem kann es sein, dass die Handlung so stabilisiert und geschützt wird, es kommt nicht so schnell zu Logikfehlern.
E) Humor. Ja, jeder Mensch hat einen anderen Humor, aber in vielen Punkten sind wir uns doch ähnlich. Und egal, was für eine Geschichte man liest oder schreibt – man sollte zumindest einzelne Gespräche lustig finden. Das lockert nicht nur auch ernste Handlungen auf, es werden zudem Persönlichkeitsmerkmale der Charaktere aufgezeigt und die Chemie zwischen Personen wird deutlich.
Vielen Dank für das Interview!
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