Kapitel 52 - Heiße Dusche
Als Yukine – dicht gefolgt von Naoki – ins Hotelzimmer kam, war er verwundert, dass es so still war. Er hatte das Klappern von Tasten erwartet, oder zumindest den Fernseher. Doch nichts, kein Geräusch drang an seine Ohren.
Nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, warf er einen Blick in den Wohnbereich, wo er jedoch niemanden vorfand. Etwas irritiert darüber, seinen Freund nicht auf der Couch zu finden, vertieft in irgendwelche Handyspiele, ging er zum abgetrennten Schlafbereich.
Und dort entdeckte er ihn auch. Arme und Beine von sich gestreckt, lag er auf dem Bett und schien eindeutig zu schlafen. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem ruhigen und stetigen Auf und Ab.
»Anscheinend war er ziemlich müde«, kommentierte Naoki den Anblick. Er hatte sich neben Yukine gesellt und schaute grinsend zu Kaito. »War auch ein langer Tag.« Yukine brummte nur zustimmend, bevor er näher trat und sich anschließend auf das Bett sinken ließ, direkt über Kaito.
Er legte sich vorsichtig auf ihn, schob die Arme unter seinen Körper und lauschte seinem Herzschlag, der ruhig und rhythmisch zu hören war. Unter ihm begann Kaito sich zu bewegen. Er schlang die Arme um Yukines Oberkörper und murmelte irgendetwas Unverständliches.
Es schien jedoch nicht, als wäre er wach geworden – und das war auch in Ordnung so, es war nämlich nicht seine Absicht gewesen. Stattdessen wollte Yukine nur etwas Nähe und Wärme, die seine Gedanken wieder ordnen würden.
War es egoistisch von ihm, Naokis Vorschlag nicht direkt anzunehmen und umzusetzen? Natürlich wollte er seinen Partner an seiner Seite wissen. Lebend, aus Fleisch und Blut. Doch konnte er dafür Kaito aufgeben? Das, was sie beide verband, war mehr als nur Liebe oder bloße Anziehung. Es ging darüber hinaus.
Wie sollte er das aufgeben? War es überhaupt möglich, so wichtig wie Kaito ihm geworden war? Andererseits hatten er und Naoki eine besondere Beziehung zueinander, die fast zwei elysische Jahrhunderte überdauert hatte.
Wer war ihm also wichtiger? Die logische Antwort war: Naoki. Aber er wusste genau, dass er so eine Frage nie beantworten könnte oder wollte. Schließlich liebte er beide Männer. Der einzige Unterschied war die Dauer ihrer Beziehung und die gemeinsamen Erlebnisse und all die Hürden, die sie bewältigt hatten.
Yukine schloss die Augen. Ein tiefes Seufzen teilte seine Lippen und als er wenig später eine von Kaitos Händen spürte, die zu seinem Nacken gewandert war, entspannte er sich ein wenig.
»Bist du gekommen, weil du kuscheln willst?«, hörte er den Rotschopf fragen. »Oder planst du gerade mehr?«
Ein kleines Lächeln schlich sich auf Yukines Lippen. Er öffnete die Augen und erblickte Naoki, der gerade im Begriff war, etwas näher zu rutschen. Ertappt darüber, grinste der Heiler ihn breit an, ließ es sich nicht nehmen, näher zu kommen und seinen Arm ebenfalls um Yukine zu legen.
»Nur kuscheln«, brummte Yukine, bevor er die Augenlider wieder senkte. Das Kraulen an seinem Nacken wurde etwas intensiver.
»Gut, gut«, antwortete Kaito gähnend, »für mehr bin ich auch zu müde.«
»Dann schlaf ruhig, ich wollte ohnehin gleich unter die Dusche.«
Kaito brummte lediglich zustimmend, bevor er irgendwann wieder einschlief. Damit endete auch seine angenehme Tätigkeit. Die Hand des Rotschopfs löste sich aus Yukines Haaren und rutschte hinab. Noch ein paar Minuten blieb er liegen, bevor er sich erhob, Kaito einen Kuss auf die Lippen gab und schließlich ganz von ihm stieg.
Naoki sah ihn fragend und mit großen Augen an. »Willst du etwa mitkommen?«, erkundigte sich Yukine. Kaum war sein Satz ausgesprochen, richtete sich der Heiler auf und sprang beinahe vom Bett, nur um heftig nickend vor Yukine zu landen. »Fein, dann komm …«
Er tätschelte Naoki den Kopf, bevor er sich abwandte und das Badezimmer ansteuerte. Ein heller Raum mit einer großen Badewanne und Regendusche, die mehr als nur Platz für zwei Personen bot. Ein großzügiges Waschbecken mit einem ebenfalls hellen Holzschrank und darüber ein Spiegel.
Daneben stand noch ein Regal, in dem sich Handtücher, Badetücher und Bademäntel befanden. Allesamt in einem schlichten weiß mit dem Logo des Hotels, das in Blau darauf gestickt war. Yukine nahm eines der Badetücher heraus und legte es auf die Ablage, die in der Nähe der Dusche angebracht war.
Anschließend stellte er das Wasser an und entledigte sich seiner Kleidung. Den Blick Naokis konnte er überdeutlich auf sich spüren, weshalb er den Kopf soweit drehte, dass er ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte.
Er stand da, musterte Yukines Rückenansicht und schien zuerst nicht zu bemerken, dass der Blick des Krieger-Faes auf ihm lag. Dann wanderten seine bernsteinfarbenen Augen höher und begegneten denen von Yukine. Sie schwiegen, denn es war ein seltsamer Moment.
Seltsam, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte, wann er Naoki das letzte Mal so gesehen hatte. Ganz unbekleidet, in all seiner Schönheit und Anmut.
»Willst du nicht unter die Dusche? Das Wasser läuft«, neckte Naoki ihn. »Ist bestimmt längst warm.« Erst jetzt rührte Yukine sich, wandte den Kopf ab und stieg unter die Regendusche. Ohne auf Naoki zu warten, schloss er die Glastür, um nicht alles unter Wasser zu setzen.
»Strafst du mich jetzt mit Schweigen?«, hörte er Naoki fragen, als er gerade die Haare zurückstrich und das Gesicht gen Decke richtete. Das warme Wasser fiel ganz sanft auf seinen Körper, benetzte Haare und Haut, und ließ ein wohliges Gefühl zurück.
»Nein, das war nicht meine Absicht«, erwiderte Yukine leise seufzend. Dann schwieg er wieder, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Aber das brauchte er anscheinend auch nicht, denn Naoki ging nicht weiter darauf ein.
Stattdessen spürte er, wie schlanke Finger seinen Oberkörper berührten. Ganz sanft über seine Muskeln glitten und sie nachzeichneten. Ein erneuter Seufzer teilte seine Lippen, doch dieses Mal ein zufriedener.
Nachdem er eine Weile die Berührungen genossen hatte, senkte er den Kopf wieder und öffnete die Augen, um Naoki zu betrachten. Es sah so aus, als wären seine Haare und seine Haut ebenfalls nass von der Dusche. Der Anblick trügte, aber es wirkte so normal.
»Du bist so schön wie immer«, sagte Yukine gerade so laut genug, dass das Rauschen des Wassers seine Worte nicht verschlucken konnte. Auf Naokis Lippen bildete sich ein Lächeln, das Yukine für einen Moment betrachtete, ehe sein Blick über den Körper des Heilers glitt.
Der vertraute Anblick ließ eine unbändige Sehnsucht in ihm aufkeimen und ein lange unterdrücktes Verlangen machte sich in ihm breit. Er leckte sich über die nassen Lippen, bevor er die Arme hob und Naoki an sich zog.
»Hey!« Ein Kichern drang an seine Ohren, als er über Naokis Rundungen strich und seinen Hintern umfasste. Es fühlte sich so vertraut an, kein Unterschied war für ihn erkennbar. Der androgyne Körper seines Partners fühlte sich genauso an wie früher, bevor Naoki sich verändert hatte.
Bevor der Verlust ihm den Verstand geraubt hatte und er anfing, alles zu verweigern. Kein Vergleich zu dem abgemagerten Naoki, dessen Anblick immer so präsent war, den Yukine nur zu gerne vergessen würde.
Mit einem Ruck hob er Naoki an, nur um ihn gleich darauf gegen die kalten Fliesen zu drücken. Es kam kein Protest, stattdessen schlang der Heiler seine Beine um Yukines Hüfte und die Arme um seinen Nacken.
»Was hast du jetzt vor, Yukine?«
Das war eine gute Frage, auf die er in dem Moment noch keine Antwort hatte. Was wollte er also?
»Bin für alles offen«, hauchte er Naoki ins Ohr, bevor er es küsste und schließlich die Ohrmuschel zwischen die Zähne nahm. Knabbernd bahnte er sich einen Weg an Naokis Hals, bevor er sich davon losriss und ihn ansah.
Wann waren sie zuletzt so intim miteinander gewesen? Zwei Jahre oder doch länger? »Die Frage ist jedoch, was darf ich und was willst du?«
Naokis Mundwinkel zuckten, als er antwortete: »Dich.« Dann legte er seine Lippen an Yukines und verwickelte ihn in einen Kuss. Einen sehr intensiven, jedoch sanften Kuss. Den keiner von ihnen wirklich lösen wollte.
»Du warst schon immer das, was ich wollte. Daran wird sich nichts ändern, mein Liebster«, hauchte Naoki gegen Yukines feuchte Lippen.
»Fühlst du überhaupt etwas? Was bewirken meine Berührungen bei dir?«, fragte Yukine unsicher.
Der Heiler sah ihn einen Augenblick schweigend und nachdenklich an, bevor er eine Antwort auf die Frage gefunden hatte.
»Ich erinnere mich daran, was für ein Gefühl du mit deinen Händen und Lippen auf meinem Körper hinterlassen hast. Meine Seele, sie erinnert sich genau daran und ich spüre, was ich spüren will.«
Naoki legte eine Hand an Yukines Nacken und vergrub die Finger in den kurz rasierten Haaren seines Undercuts. »Da ich keinen Körper mehr habe, ist alles, was du berührst … meine Seele.« Er strich weiter über Yukines Hinterkopf, womit er bei ihm eine angenehme Gänsehaut hervorrief.
»Theoretisch verspüre ich weder Angst, Schmerz, Liebe noch Lust. Aber ich weiß noch genau, wie sich all das angefühlt hat, weshalb ich nicht emotionslos bin.«
Yukine hörte ihm verwirrt zu. Je mehr Naoki es ihm versuchte zu erklären, desto weniger glaubte Yukine, es tatsächlich zu verstehen.
»Vergiss es einfach. Es ist irgendwie kompliziert«, kommentierte Naoki Yukines Gesichtsausdruck. »Ich kann es nicht richtig erklären und das ist einfach nicht der Ort dafür.« Er zog Yukine wieder an sich heran und sagte: »Lass uns da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
Und dann lagen seine weichen Lippen wieder auf Yukines. Drückten sich sanft gegen sie, bis auch er den Kuss endlich erwiderte und die Augen schloss.
Das Wasser prasselte noch immer auf seinen Körper, doch er dachte in dem Moment nicht daran, es auszuschalten.
Es erinnerte ihn ein wenig an den einen Tag am See, als sie vom Regen überrascht wurden, während sie das gleiche getan hatten, wie in diesem Augenblick. Außerdem fühlte er sich gerade ganz wohl. Er mochte das Gefühl von Wasser auf seiner Haut.
Yukine löste den Kuss, hob Naoki noch ein Stück höher – der Heiler wog in diesem Zustand ohnehin nicht mehr als eine Feder – und machte sich an seinem Hals zu schaffen. Neckend wanderten seine Lippen über Naokis zarte Haut, hinab zu seiner Brust, wo er schließlich einen Kuss auf den leicht glimmenden Kristall in Form eines Kreises platzierte.
Er hatte einen so warmen Gelbton, der ihn immer an die Sonne über Elysium erinnerte. An ihr strahlen und die Wärme, die von ihr ausging. Passend zu Naoki, dessen karamellfarbene Haut mit den vielen Sommersprossen aussah, als wäre sie von der Sonne geküsst worden.
Nur etwas weiter Links befand sich das gleiche Symbol, das auch Yukines Brust zierte. Ein magisches Tattoo, das ihre Verbindung symbolisieren sollte. Den Schwur, den sie geleistet hatten und damit den Fluch, der auf ihnen lastete. Die verschlungenen Linien, die in ihrer Welt ein Symbol der Ewigkeit waren.
Auch dort platzierte Yukine einen Kuss, bevor er sich wieder Naokis Gesicht zuwandte. Der Heiler hatte die Augen geschlossen und den Kopf an die Fliesen hinter sich gelehnt. Es wirkte so, als würde er es genießen. Vielleicht stellte er sich auch vor, wie Yukines Berührungen sich anfühlten.
»Wieso hörst du auf?«
»Ich wollte deine Schönheit bewundern«, antwortete Yukine sogleich. »Ich kann mich nicht daran sattsehen.« Naoki lächelte, bevor er Yukines Kopf wieder an seine Brust zog.
»Mach bitte weiter«, forderte er ihn auf und Yukine zögerte keine Sekunde.
Leises, zufriedenes Stöhnen drang an seine Ohren, das beinahe vom Wasser verschluckt wurde. Naokis Finger gruben sich in Yukines Schultern, während er ihm den Körper entgegenstreckte.
Das letzte Mal, dass sie so intim miteinander waren, war Ewigkeiten her. So lange, dass Yukines Erregung im Begriff war, bereits jetzt ihren Höhepunkt zu erreichen. Langsam ließ er Naoki wieder tiefer sinken und verwickelte ihn in einen Kuss.
Seine Erektion pochte unbarmherzig, während er sie langsam zwischen Naokis Beinen rieb. Er bewegte seine Hüfte nur so weit, dass der Körperkontakt zwischen ihnen nicht unterbrach und sie sich weiterhin berührten. Yukine brauchte es und Naoki allem Anschein nach ebenfalls.
Normalerweise hatte er sich immer viel Zeit für ein Vorspiel genommen und es gänzlich ausgekostet, Naoki nicht nur einen Orgasmus zu bereiten. Doch an diesem Abend war von seiner Beherrschung nichts übrig. Zudem war er sich ohnehin nicht sicher, ob es Naoki überhaupt möglich war.
»Darf ich«, fragte er zwischen zwei Küssen. Eine Antwort, ein stummes »Ja«, war das einzige, das er bekam. Mehr als genug für ihn. Es bedurfte einfach keine weiteren Worte.
Yukine griff umständlich nach seinem Penis und führte ihn an die richtige Stelle. Seine empfindliche Spitze glitt zwischen Naokis vom Wasser feuchten Vulvalippen, bevor er schließlich langsam in ihn drang.
Anders als erwartet, wurde er nicht von der ihm vertrauten Hitze empfangen, was ihn für einen Moment verwirrte. Es war ungewohnt – zumindest im ersten Moment. Doch als er sich in Naoki zu bewegen begann, verschwand die Verwirrung und wich der Lust.
In seinen Ohren rauschte das Blut, das sein Herz durch seinen Körper pumpte. Dazwischen hörte er das melodische Stöhnen seines Geliebten und sein eigenes Keuchen. Das Wasser fiel sanft auf ihre Körper, kühlte Yukines sich erhitzende Haut, während er Naokis Hals küsste und sich weiter rhythmisch bewegte.
Haut traf immer wieder auf Haut. Das leise, klatschende Geräusch vermischte sich mit dem Plätschern des Wassers, als Yukines Hüfte auf Naokis Mitte traf. Die eine Hand des Heilers hatte sich haltsuchend in Yukines Haaren verfangen, die andere grub ihre Nägel in seine Schulter.
Er küsste Naokis Hals entlang, bis er am Ohr angekommen war.
»Ich liebe dich«, brachte er mit bebenden Lippen heraus. Er wiederholte den Satz ein weiteres Mal, bevor er dem Heiler in die Ohrmuschel biss.
»Und ich … dich«, kam stöhnend zurück.
In ihrem Tun, in all der Extase, verloren die beiden das Zeitgefühl gänzlich, vergaßen alles andere um sich herum. Es gab nur sie, die Lust und ihre Vereinigung nach so vielen Monaten. Keiner der beiden wollte, dass es so bald endete. Sie ließen sich fallen, direkt in die Arme des jeweils anderen. Wie früher, wie es einst war.
Für den Moment war alles perfekt. Als wäre nie etwas gewesen …
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