Kapitel 35 - Großartig

Ein wenig angeheitert, vollgestopft mit Leckereien und bei bester Laune, folgte Kaito Yukine in sein früheres Kinderzimmer. Er versuchte so leise wie möglich zu sein, zumindest auf dem Flur, denn Fabian und Noah waren längst im Bett. Den Kleinen hatte Amaya vor langer Zeit nach oben gebracht, Fabian war dann vor etwa einer Stunde gefolgt.

Amaya selbst blieb noch unten, räumte den Wohnzimmertisch ab. Hilfe hatte sie von Kaito abgelehnt. Auch sie würde sich bald schlafen legen. Alles in allem war es ein wirklich schöner Tag gewesen. Vor allem, weil sein Vater Yukine akzeptiert hatte und seine Mutter … Nun, sie hatte ihn immerhin am Tisch toleriert. Vielleicht konnte sie dadurch einen anderen Eindruck von Yukine bekommen.

»Soll ich dir beim Umziehen helfen?«, hörte er Yukine fragen, kurz nachdem Kaito die Tür geschlossen hatte. Der Fae war gerade dabei, den Koffer zu öffnen. »Oder schaffst du das selbst?«, hakte er nach und legte die Schlafsachen heraus.
»Ich bin nicht betrunken, nicht mal ansatzweise«, brummte Kaito, dann trat er in die Mitte des Raumes.

Er beobachtete seinen Freund dabei, wie er den Koffer nach den richtigen Sachen durchsuchte. Und da fiel Kaito etwas ein. Doch war es in diesem Moment bereits zu spät. Yukine war aufgestanden, in den Händen Kaitos Schlafanzug. Skeptisch begutachtete der weißhaarige Fae das Bündel, bevor er es auf dem Bett ausschüttelte.

Kaito weitete die Augen, als sein Freund das bunte Päckchen, das zwischen Hemd und Hose versteckt war, in die Hand nahm. Er öffnete es und inspizierte den Inhalt.
»Was …«, begann Yukine und Kaito bemerkte, wie ihm die Schamesröte in die Wangen schoss. »Was ist das?«
»Ach, nichts!«

Eiligen Schrittes kam Kaito zu ihm, riss ihm die Packung aus der Hand und brachte sie außerhalb seiner Sichtweite. Also hinter seinem Rücken. »Nur … Nun … Unwichtig!«, brachte Kaito heraus und grinste schief. Dass der Fae ihm nicht glaubte, konnte er sofort sehen.

»Und das?« Yukine zeigte auf das Bett. Im Handumdrehen griff Kaito auch danach und brachte es in Sicherheit.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, räusperte Kaito sich. Er grinste schief und war in dem Moment froh, dass Yukine anscheinend nicht wusste, was er da entdeckt hatte. Was für ein Glück.

»Aha.« Mehr sagte Yukine nicht, bevor er Kaito packte und versuchte, ihm die Sachen aus den Händen zu nehmen. Die halbherzige Gegenwehr des Game-Designers war ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen. Er resignierte und gab alles freiwillig her. »Das liegt doch sonst immer in deiner Nachttischschublade.«

»J-Ja …« Kaito vergrub sein Gesicht in den Händen, weil er sich dafür so schämte.
»Sind das diese Verhütungsmittel, die ihr Menschen benutzt?« Es knisterte. Yukine musste eines der Kondome aus der Schachtel genommen haben. »Wozu brauchst du das?« Hätte er das alles bloß nicht eingepackt.

Sollte er sagen, dass es nur versehentlich in den Koffer gekommen war? Nein, die Lüge würde Yukine sofort durchschauen. Ihm blieb also nichts als die Wahrheit. Noch immer beschämt, senkte er die Hände und blickte zu Yukine auf.

Anders als erwartet, beachtete der Fae ihn gar nicht. Stattdessen schien er den Text auf der Verpackung zu studieren.
»Weißt du, ich habe nicht genug nachgedacht, als ich all das eingepackt habe«, sagte Kaito. Noch immer schaute Yukine ihn nicht an.

Er schnaubte leise, was die Aufmerksamkeit des Fae auf ihn lenkte.
»Kann es sein, dass du mir damit sagen willst, dass du gerne Sex mit mir hättest?« Die Worte kamen Yukine so einfach über die Lippen, dass Kaito der Mund offen stehen blieb. Direkt, ganz ohne Scham. Als wäre nichts dabei.

»Nein, ja … Also …« Seufzend ließ Kaito sich auf das Bett sinken. Das war alles ganz anders geplant gewesen. »Schon seit meinem Geburtstag. Ja, ich weiß. Es ist zu früh, ich sollte mich gedulden und dir deine Zeit geben. Nur habe ich das Gefühl gehabt, dass du es auch willst. Immer wieder hast du kleine Andeutungen oder Annäherungsversuche gemacht.«

Die Matratze neben ihm senkte sich, dann spürte er einen Arm, der ihn an Yukines Körper zog. »Tut mir leid, wenn ich das alles falsch interpretiert habe.« Anstatt zu antworten, gab Yukine ihm einen Kuss auf die Ohrspitze. Ein weiterer an der Ohrmuschel folgte.

»Die letzten Male hat es nicht geklappt und ich dachte, dass du nicht bereit bist – für diese Art der Nähe«, hauchte Yukine schließlich. Sein Atem streifte Kaitos Haut, kitzelte ihn leicht. »Ich war mir nicht sicher, ob du es wirklich wolltest oder ob du denkst, ich würde es von dir erwarten.«

Langsam sah Kaito auf. In Yukines blauen Augen funkelten die kleinen, goldenen Sterne. Mehr als sonst. So intensiv. Faszinierend, dachte er sich. »Zudem hat mich deine Reaktion so verunsichert. Ich habe etwas falsch gemacht und wollte es nicht wiederholen. Also beschloss ich, abzuwarten und zu schauen, was du willst.«

»Das ist sehr aufmerksam von dir«, sagte Kaito leise. Darüber hatte er bis jetzt gar nicht nachgedacht. »Wir hätten besser miteinander kommunizieren sollen«, stellte er fest und Yukine nickte.
»Das hätten wir wohl.«

»Wollen wir es noch einmal versuchen?«
»Es ist eigentlich nichts, was ich wirklich plane. Wenn es geschieht, dann geschieht es«, entgegnete Yukine. Doch kaum, dass die Worte gefallen waren, begann er auch schon, Kaitos Hemd aufzuknöpfen. »Wenn du also einen Rückzieher machen willst, dann jetzt.«

Der letzte Knopf war offen und Yukines Hand wanderte über Kaitos Bauch, zu seiner Schulter. Langsam schob der Fae das Kleidungsstück hinunter, entblößte ihn nach und nach.
»Ich will nicht aufhören«, wisperte Kaito nur. Er konnte spüren, wie die warmen Finger über seine Haut strichen.

Quälend langsam. Über seinen Hals, die Halsbeuge entlang und bis zu der Brandnarbe auf seiner Schulter. Dort stoppte Yukine. Zärtlicher als zuvor schon, zeichnete er eine Linie entlang der nie gänzlich verblassten Narbe, die zum Teil auch Kaitos Brust bedeckte.

Die Berührungen waren so federleicht – und dennoch fühlten sie sich so intensiv und sinnlich an. Gänsehaut breitete sich auf Kaitos Körper aus; er erzitterte und schloss schließlich die Augen. Ein leises, zufriedenes Seufzen entwich seiner Kehle, bevor er den Kopf in den Nacken legte.

Yukines Lippen fanden sich auf seinem Hals wieder, liebkosten ihn sanft, wanderten langsam zu seinem Ohr. Ein leichter Biss, fast nur ein Zwicken, war zu spüren, als Yukine seine Zähne vorsichtig in die empfindliche Haut grub. Kaito zuckte dennoch zusammen und presste die Lippen aufeinander, nur um nicht aufzustöhnen.

»Halt es nicht zurück, ich liebe deine Stimme«, raunte Yukine in sein Ohr. Ein weiterer Schauer durchfuhr ihn, doch bevor er darauf reagieren konnte, spürte er erneut die Zähne an seiner Haut. Diesmal konnte er es nicht einmal unterdrücken. Zu überrascht war er davon. »Schon besser«, sagte der Fae und küsste entschuldigend über die Stelle, in die er gebissen hatte.

Kaito schlug seine Augen wieder auf und blickte zur Zimmerdecke. Er genoss Yukines Berührungen, die Küsse, den warmen Atem, der über seine Haut strich. Es war unglaublich angenehm, so zärtlich. Kaito hatte sich schon lange nicht mehr so wohl bei einem anderen Mann gefühlt. Doch Yukine schaffte es jedes Mal aufs Neue, ihn so fühlen zu lassen.

»Worüber denkst du nach?« Der Fae hatte sich unterbrochen und Kaito sah blinzeln zu ihm. »Du hast gewirkt, als wärst du gerade abwesend.«
»Nein, ich habe es lediglich genossen«, antwortete Kaito mit einem Lächeln auf den Lippen. »Weil es sich so unglaublich gut anfühlt. Alles mit dir.«

Er drückte Yukine in die Matratze und nahm auf seinem Schoß Platz, direkt auf der sich abzeichnenden Erektion des Faes. Kein Mucks entwich ihm, und dennoch konnte Kaito erkennen, dass es ihn nicht kalt ließ. Während Yukine zu Kaito hinauf sah, ihn betrachtete, schienen seine Augen erneut wie ein Sternenhimmel zu funkeln.

Kaito musste bei dem Anblick schwer schlucken und sich wieder sammeln.
»Was ist? Hat dich der Mut verlassen?«, fragte Yukine neckisch. Seine Mundwinkel zuckten und verzogen sich anschließend zu einem Grinsen. Die Hände legte der Fae an Kaitos Hüfte, doch mehr tat er auch nicht.

»Natürlich nicht«, schnaubte Kaito. Er streckte die Arme aus und begann, die Knöpfe des schwarzen Hemdes zu öffnen. Einen nach dem anderen, wie Yukine es zuvor bei ihm getan hatte. Nur zitterten seine Hände dabei – vor Aufregung und Vorfreude.

Egal wie oft er Yukine bereits entkleidet gesehen hatte – so schamlos wie dieser Mann manchmal war, lief er nicht selten nur in Boxershorts durch Kaitos Wohnung – er konnte sich nicht daran sattsehen. Keiner seiner früheren Partner war so attraktiv. Es war nicht nur das schöne, ebenmäßige Gesicht, das keinerlei Makel aufwies, auch sein Körper schien nahezu perfekt zu sein.

Yukine musste lange dafür trainiert haben, um so auszusehen. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter der blassen Haut ab und Kaito begann, die Linien mit den Fingern nachzufahren. Er konnte spüren, wie sein Partner ihn beobachtete, ohne dass Kaito zu ihm sah. Genauso bemerkte er die Gänsehaut, die seine Berührungen hervorriefen.

Langsam glitten seine Finger über Yukines Bauch, die deutlich ausgeprägte V-Linie entlang, bis er am Hosenbund ankam. Er rutschte etwas tiefer, sodass er auf Yukines Oberschenkeln sitzen und den Knopf der engen Hose öffnen konnte. Seine Hände fummelten nervös an dem Reißverschluss, ließen ihn frustriert Seufzen.

»Bist du so aufgeregt? Oder doch angetrunken?«
Kaito lachte auf, dann antwortete er: »Ja, irgendwie schon, von beidem ein bisschen. Das letzte Mal ist schon etwas her und … mit dir ist es irgendwie anders.« Yukine setzte sich auf, streifte sein Hemd ab und zog Kaito an sich.
»Damit bist du nicht allein«, entgegnete der Fae und küsste Kaito sogleich.

Es war ein so zärtlicher und inniger Kuss, voller Gefühl, dass Kaito kaum mitbekam, wie Yukine ihm das Hemd auszog und auf den Boden warf. Er verlor sich in diesem Moment, ließ zu, dass der Fae ihn führte und ihm das Gefühl gab, nur ihm zu gehören.

Normalerweise würde der Gedanke, dass jemand ihn als seinen Besitz ansah, Unwohlsein in ihm auslösen. Jedoch blieb diese Empfindung aus. Stattdessen fühlte er sich geborgen, geliebt und gebraucht. Kaito wollte ihm gehören und zwar ganz, mit Leib und Seele – genauso wie Yukine ihm gehörte.

»Ich will mehr«, keuchte Kaito zwischen zwei Küssen. Es brachte Yukine dazu, kurz innezuhalten, ihm in die Augen zu sehen.
»Sei nicht so ungeduldig. Wir haben doch Zeit.« Die Stimme des Faes jagte Kaito einen Schauer nach dem nächsten über den Körper. Tief, erregt und verführerisch. Er schluckte schwer, erwiderte den intensiven Blick. »Ich muss doch herausfinden, was dir gefällt.«

Ein süffisantes Lächeln thronte auf Yukines vom Küssen leicht geschwollenen, rosanen Lippen. »Oder hast du es so eilig?« Er umfasste Kaitos Hintern und zog ihn enger an sich.
»Nein, aber ich bin ungeduldig«, konterte Kaito, schlang seine Arme um Yukines Hals und begann seine Hüfte zu bewegen. »Dafür habe ich das Gefühl, dass zu zögerst.«

Das Grinsen auf Yukines Gesicht begann zu schwinden, stattdessen zog er seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Verrätst du mir warum?«
»Weil ich noch nie mit einem Mann geschlafen habe. Alles, was ich darüber weiß, habe ich aus deinen Büchern und Manga.«

Zunächst war Kaito ein wenig verwirrt, doch dann fiel ihm wieder ein, was Yukine gesagt hatte: Naoki war anders gewesen. Er hatte sich darüber keine Gedanken gemacht, ging davon aus, dass Yukine deutlich erfahrener war, immerhin war er viel älter. Dass es für den Fae nur einen einzigen Partner vor Kaito gegeben hatte, war ihm bis gerade eben nicht einmal in den Sinn gekommen.

»Das macht nichts«, sagte Kaito schnell, als er Yukines verunsichert wirkenden Gesichtsausdruck bemerkte. »Lass mich einfach machen.« Sein Gegenüber nickte langsam, lehnte sich schließlich wieder zurück in die Matratze.

Kaito schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln, bevor er sich hinabbeugte und seinen Oberkörper mit Küssen übersäte. Während er weiter hinabwanderte, schob er die störende Kleidung des Faes langsam von seiner Hüfte. Erst, als Kaito beim Bauchnabel angekommen war, hob er den Kopf.

Ihm stockte für einen Moment der Atem, dann schaute er zu Yukine. »Ich fürchte nur, dass ich dafür kein passendes Kondom habe«, sagte er. Kaito hatte sich hierauf vorbereitet, alles mitgebracht und dennoch eine Sache nicht bedacht. »An dir ist anscheinend so einiges großartig.«

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