Kapitel 26 - Amara & Tristan

»Kaito!« Die Stimme durchbrach den Lärm um sie herum und brachte Kaito sogleich wieder zum Schweigen. Erschrocken fuhr er zusammen und versuchte, sich von Yukine zu entfernen. Vergeblich, denn der Fae zog ihn sofort wieder an sich heran, weshalb Kaito die Gegenwehr einstellte.

Am Ende war es ohnehin egal, denn Amara stand bereits vor ihnen, genauso wie Tristan. Beide hielten etwas in den Händen. Bei Amara war es ein Crêpe, an dem man bereits erkennen konnte, dass sie daran genascht hatte, während Tristan sich eine große Tüte mit gebrannten Mandeln gegönnt hatte. Vermutlich war sie nicht nur für ihn gedacht.

Die einzige Frau in der kleinen Runde sah zwischen Yukine und Kaito hin und her, dann grinste sie breit. Ein wissender Ausdruck trat auf ihr ebenmäßiges, von der Kälte leicht gerötetes Gesicht. »Schön euch zu sehen. Zu zweit«, säuselte sie. »Ich hoffe, wir haben euch nicht zu lange warten lassen.«

»Nein, wir sind noch nicht sehr lange hier und haben uns ein wenig die Zeit mit Glühwein versüßt.« Um seine Aussage zu bekräftigen, hob er die Tasse etwas in die Höhe, dann nahm er einen letzten, mittlerweile fast kalten Schluck.
»Wie? Du hast nicht auf mich gewartet?«, beschwerte sich Amara gespielt. »Ich dachte, wir trinken alle zusammen einen.«

Kaito schmunzelte, dann nahm er Yukine die leere Tasse aus der Hand.
»Wir können noch immer zusammen einen trinken«, sagte er beschwichtigend. Amaras Augen blitzten erfreut auf, dann trat sie neben Kaito und hakte sich bei ihm ein.
»Ich muss deinen Freund nun entführen«, trällerte sie an Yukine gewandt. »Du bekommst ihn gleich wieder.«

Yukine schien etwas verwirrt zu sein, doch nickte er einfach nur. Er und Tristan folgten Kaito und Amara natürlich. Wie Kaito hören konnte, unterhielten sich die Männer über etwas, das er leider nicht verstand. Dass die beiden gut miteinander auskamen, hatte er bereits an seinem Geburtstag bemerkt. Es war schön, dass sie sich verstanden.

»Seid ihr zusammen?« Amara sprach gerade so laut, dass Kaito sie halbwegs ohne Probleme hören konnte. »Es wirkt zumindest so, als wärt ihr euch nach deinem Geburtstag noch näher gekommen.«
»Wir sind nicht zusammen. Glaube ich zumindest«, antwortete Kaito unsicher. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie seine beste Freundin sich den Rest ihres Crêpes in den Mund schob.

»Mh ...« Sie kaute nachdenklich, während sie Kaito in Richtung eines Glühweinstandes führte. »Ihr habt also noch nicht darüber geredet?« Im Vorbeigehen warf sie den Müll in ihrer Hand in die nächstbeste Tonne, dann sprach sie weiter: »Aber du hast Gefühle für ihn?«
»Haben wir nicht. Noch nicht jedenfalls.« Dass Amara ihn bei diesem Versuch unterbrochen hatte, verschwieg er einfach. »Und ja, habe ich.«

»Macht er dich ... glücklich?« Kaito konnte nicht anders. Er grinste breit, während er an die vielen Momente dachte, in denen er wegen Yukine Herzklopfen gehabt hatte. Die Augenblicke, die so unbedeutend klein schienen, ihn dennoch unglaublich erfreuten.
»Wie schon lange niemand«, gestand er, und als er zu Amara schaute, sah sie ihn zufrieden an. »Er ist wundervoll.«

»Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.« Amara blieb vor einem Stand stehen und bestellte sogleich Glühwein für sich und Kaito. Tristan, der mit Yukine nicht weit von ihnen stand, mochte das Getränk ebenfalls nicht, weshalb sie nur für sich bestellten. »Und nur für den Fall, dass irgendwas sein sollte, dann denk daran, dass Tristan und ich für dich da sind. Ich will nicht, dass so etwas wie damals passiert.«

»Wird es nicht. Ich bin mir ganz sicher«, presste Kaito heraus. Er ließ nicht zu, dass das Vergangene ihm den Abend verdarb, ließ nicht zu, dass seine Gedanken auch nur ansatzweise abdriften konnten. »Yukine ist anders.«
»Ich glaube dir«, sagte Amara.

Sie nippte an ihrem Getränk. »Habt ihr darüber geredet?«
»Nein, noch nicht. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.«
»Verstehe ich. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Er wird es verstehen – und wenn nicht, dann ist er nicht der richtige.«

Kaito schmiegte sich fast schon an sie. Amara wusste so viel über ihn, kannte ihn so gut. Er war wirklich froh, dass sie trotz einiger Schwierigkeiten in der Vergangenheit immer an seiner Seite geblieben war.
»Du hast recht.«
»Ich weiß, dass ich recht habe«, kicherte sie. »Und nun! Auf zum Riesenrad!« Sie setzte sich in Bewegung und zog Kaito einfach mit sich.

Bei Tristan und Yukine angekommen, ließ sie von ihm ab und nahm stattdessen die Hand ihres Geliebten in ihre. »Da hast du ihn wieder«, sagte sie grinsend an Yukine gewandt.
»Ich sehe es«, erwiderte er und hielt die Arme für Kaito auf. Der Game-Designer konnte nicht anders: Er trat näher heran und ließ sich von Yukine in die Arme schließen.

Ein Kuss folgte, ganz unabhängig davon, dass überall Menschen um sie herumstanden. Yukine schien es egal zu sein und Kaito schloss einfach nur die Augen. Er genoss es, dass der Fae ihm nicht nur daheim Aufmerksamkeit schenkte.
»Na kommt, knutschen könnt ihr zuhause noch immer«, sagte Amara lachend, weshalb Yukine die Umarmung gleich wieder löste.

Kaito brummte nur. Viel lieber hätte er die Nähe seines Begleiters genossen, noch für einen kurzen Augenblick zumindest. Aber sie hatte ja recht, die beiden waren extra hergekommen, um sich einen schönen Abend mit Kaito zu machen. Da konnte er nicht die ganze Zeit an Yukine kleben – so gerne er es auch getan hätte.

»Ja ha!«, murrte er deshalb. Schnell stahl er sich einen weiteren, ganz flüchtigen Kuss von Yukine und nahm anschließend seine Hand. Mit dem Glühwein in der einen und Yukine an der anderen Hand, ging er zu Amara und Tristan. Seine beste Freundin grinste breit.
»Na, dann können wir jetzt eine Runde drehen und dann essen wir etwas, was meint ihr?«

»Klingt vernünftig«, antwortete Tristan. Er steckte die gebrannten Mandeln in seine Jackentasche und nahm Amara den Glühwein ab, um selbst einen Schluck zu trinken. »Schmeckt wie immer furchtbar.« Tristan hatte das Gesicht verzogen und wirkte sichtlich angewidert.
»Das sagst du jedes Jahr aufs Neue«, kommentierte Amara und nahm ihm ihr Getränk wieder ab.

Es war wie jedes Jahr, mit dem Unterschied, dass dieses Mal Yukine dabei war.
»Du probierst es immer wieder, nur um festzustellen, dass du Glühwein nicht magst.« Kaito musste lachen, als er an die vielen Weihnachtsmärkte davor dachte. »Glaub mir, das wird nichts mehr.«

»Versuchen kann man es ja«, seufzte Tristan. »Vielleicht laufen wir später an einem Stand mit Honigmet vorbei.« Neben ihm nippte Amara an ihrem Glühwein. Sie verdrehte wie so oft die Augen, sagte jedoch nichts dazu.
»Bestimmt am gleichen Platz, wie eigentlich immer«, erwiderte Kaito. »In der Nähe des Riesenrads.«

»Dann kann dein Freund den ebenfalls probieren. Vielleicht ist das mehr sein Geschmack.« Amara zwinkerte, dann wandte sie sich zum Gehen ab. Kaito konnte nicht anders, als sie fassungslos anzusehen. Sein Freund, hatte sie gesagt. Klang ganz angenehm in seinen Ohren.

»Wollen wir nicht mit?«, fragte Yukine etwas unsicher. Erst jetzt bemerkte Kaito, dass seine beiden Freunde sich langsam aber sicher von ihnen entfernten.
»Doch, doch!«, entfuhr es ihm. Sogleich setzten sie sich in Bewegung und folgten dem Paar, das sich nicht darum zu kümmern schien, dass die beiden nicht hinterher kamen. Schließlich wollte Kaito niemanden mit Glühwein übergießen.

Erst am Riesenrad schlossen sie zu den beiden auf. Mit leuchtenden Augen sah Kaito hinauf. Er liebte es. Sowohl die Größe, als auch die Lichter. Aber ganz besonders liebte er die Höhe und den Ausblick von dort oben. Natürlich war die Fahrt in einem Riesenrad – verglichen mit Achterbahnen – nicht besonders aufregend. Dennoch freute er sich gerade unheimlich darauf. Allem voran, weil er schon immer mit seinem Freund eine Fahrt machen wollte.

»Ziemlich lange Schlange«, seufzte Amara. Da bemerkte auch Kaito die vielen, viel zu vielen Menschen, die anstanden. Seine Laune sank ein kleines bisschen. »Nun, dann haben wir Zeit, den Glühwein auszutrinken.« Sie setzte an und trank. Zufrieden senkte sie ihre noch immer dampfende Tasse ab und atmete aus. Als ihr warmer Atem auf die kalte Luft traf, wurde er direkt sichtbar.

Kaito stellte sich - zusammen mit Yukine - in die Schlange.
»Bleibt wohl nichts übrig, als abzuwarten«, sagte er und lehnte den Kopf an Yukines Schulter. Tristan und Amara gesellten sich direkt zu ihnen.
»Ich habe das Gefühl, dass dieses Jahr besonders viel los ist«, begann Tristan, während sein Blick über die Umgebung glitt.

»Ich weiß nicht. Letztes Jahr war es doch auch so voll.« Die beiden unterhielten sich weiter, während Kaito einfach nur die Nähe zu Yukine genoss. Schmunzelnd hörte er dem Paar zu, dass nun darüber diskutierte, ob in diesem oder letzten Jahr mehr Besucher waren. Sie wurden sich nicht wirklich einig, weshalb sie das Thema irgendwann beiseite schoben.

»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Yukine. Seine Worte waren so leise, dass sie nur für Kaito bestimmt waren.
»Oh ja, und wie in Ordnung«, säuselte er. Zufrieden hob Kaito seinen Kopf und sah Yukine in die Augen. »Ich bin einfach nur froh, dass du heute mitgekommen bist. Es könnte nicht schöner sein.«

»Das kann ich nur zurückgeben ...«

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