Kapitel 24 - Date?
Kaito schob sich ein Stück von Yukine und betrachtete ihn. Der Fae sah verschlafen aus, gähnte erneut und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Blinzelnd sah er Kaito schließlich an. Fragend und mit leicht geneigtem Kopf.
»Gibt es etwas bestimmtes?«
»Ach, ich wollte nur wissen, ob du heute etwas vorhast«, erklärte Kaito und schenkte Yukine ein Lächeln. »Habe nicht gedacht, dass du hier schlummerst.«
»Nein, eigentlich habe ich nichts vor«, entgegnete Yukine, dann setzte er sich aufrecht hin. Die Decke, die er um sich gelegt hatte, schob er von sich.
»Gut, gut ...« Kaito nahm die Decke und faltete sie. Dabei gab er sich nicht besonders viel Mühe damit. »Weißt du, heute ist der letzte Tag des Weihnachtsmarkts und Amara hat mich gefragt, ob wir uns am Abend dort treffen.« Er entledigte sich der unordentlich gefalteten Decke und wandte sich wieder Yukine zu.
Der Fae sah ihn fragend an.
»Du möchtest auf den Weihnachtsmarkt?« Kaito nickte langsam. Er begann an seinem Ärmel zu zupfen.
»Ja, und ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest. Dann könnten wir zusammen Glühwein trinken.« Und Riesenrad fahren. Kaito wollte unbedingt eine Runde mit Yukine drehen.
Er wusste, dass Amara und Tristan zustimmen würden – dieses Mal würde er sich wenigstens nicht fehl am Platz fühlen, so als drittes Rad am Fahrrad. »Und natürlich auch etwas essen, wenn du möchtest.«
»Ich habe nichts dagegen«, antwortete Yukine und nahm Kaitos Hände in seine.
Wärme überkam den Game-Designer. Hitze stieg langsam in ihm auf, breitete sich auf seinem Körper aus. Yukines Haut war so angenehm warm, dass Kaitos vom Abwasch kalten Finger im Nu wieder aufgewärmt waren. Wie sehr er das genoss. Yukines Berührungen waren immer so zärtlich.
Einen Mann wie ihn hatte er noch nie kennengelernt. So zuvorkommend und hilfsbereit. Dazu war er imstande, seine Gefühle zu zeigen – Tränen zu vergießen. Eine Rarität, wenn Kaito das so sagen durfte. Die Männer, die er in der Vergangenheit gedatet hatte, waren nicht selten der Meinung gewesen, dass Gefühle dieser Art unmännlich waren.
Ziemlich traurig, wenn er nun darüber nachdachte. Vielen ging es nur um Sex, um ihre eigene Befriedigung. Nie ging es wirklich um das Emotionale. Und Yukine? Sie waren nicht einmal zusammen – nicht offiziell jedenfalls – und dennoch fühlte er sich bei ihm so wohl und geborgen.
Obwohl er es gar nicht musste, sorgte Yukine für Kaito. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so regelmäßig gefrühstückt hatte. Dank Yukine war morgens, wenn Kaito irgendwann aus dem Bett fiel, der Tisch gedeckt. Sogar für die Arbeit machte er ihm eine Lunchbox. Immer so liebevoll hergerichtet, dass Kaito es fast schon zu schade fand, es zu essen.
Wie er all die Jahre ohne diesen Mann ausgekommen war, konnte Kaito sich heute nicht mehr erklären. Durch ihn hatte er in den letzten Wochen an Gewicht zugelegt. Nicht viel, aber genug, um nicht mehr jeden Knochen sehen zu können. Noch ein paar Monate und Kaito würde sein normales Gewicht wiederbekommen. Wie damals, vor seiner letzten festen Beziehung. Vor diesem Desaster.
Darüber musste er mit Yukine noch sprechen, wenn er wollte, dass das zwischen ihnen funktionierte. Es macht ihm Angst, über diesen Teil seiner Vergangenheit zu sprechen. Über die Jahre der Therapien, die darauf gefolgt waren. Aber Kaito hatte das Gefühl, dass er es Yukine schuldig war, immerhin hatte der Fae ihm sein Herz ausgeschüttet. Es wäre nur fair.
»Dann ...« Kaito schüttelte die Gedanken ab und schenkte Yukine ein aufrichtiges, verliebtes Lächeln. »... werde ich ihr zusagen und eine Uhrzeit ausmachen.« Erfreut darüber, wollte er sofort aufspringen und zu seinem Smartphone eilen, das er in der Küche vergessen hatte. Doch Yukine war schneller.
Der Fae zog ihn auf seinen Schoß und schmiegte sich sogleich an ihn. Sein Duft, gemischt mit dem Shampoo, das er benutzt hatte, stieg Kaito in die Nase. Er vergaß, dass er vor wenigen Sekunden noch hatte aufstehen wollen. Stattdessen erwiderte er die Umarmung und blieb dicht an Yukine gekuschelt.
»Ist das so etwas wie ein Date?«, fragte der Fae, während seine Hand ihren Weg unter Kaitos Kleidung fand und sanft über seine Haut strich. Ein leises Wimmern entflog Kaito, als Yukine über seine Seite glitt und ihn ein ums andere Mal kitzelte. »Oder einfach nur ein Spaziergang über diesen Markt?«
»E-Ein Date?«
»Ist das jetzt eine Antwort oder eine Frage?« Yukine lachte und gab Kaito einen Kuss auf die Wange. Viel zu kurz, zu flüchtig und eindeutig auf die falsche Stelle. Kaito sah ihm in die Augen, schlang die Arme um seinen Nacken und verband ihre Lippen miteinander.
Er hatte nicht darüber nachgedacht, ob es ein Date sein könnte. Amara hatte ihn einfach gefragt und weil er dieses Jahr nicht ein einziges Mal über den Markt gelaufen war, wollte er es noch nachholen. Ein paar Tassen Glühwein trinken, vielleicht einen leckeren Crêpe mit Yukine teilen und auf alle Fälle im Riesenrad fahren.
Vielleicht, nur ganz vielleicht könnte man es als ein Date bezeichnen. Er schlug sogleich die Augenlider auf. Verdammt, er wollte, dass es ein Date war, er wollte Yukine daten.
»Eine Antwort. Ich möchte mit dir ausgehen, einen schönen Abend auf dem Weihnachtsmarkt haben und dann ...«
»Und dann?«, hakte Yukine interessiert nach.
Was dann passieren würde, wusste er noch nicht. Eigentlich war es auch egal.
»Das sehen wir dann. Ich lasse es auf mich zukommen.« Yukine grinste breit, dann gab er Kaito frei.
»Wird es dann wieder so enden wie nach deinem Geburtstag? Dass ich dich nach Hause tragen muss?«
Kaito spürte, wie seine Wangen Feuer fingen. Er dachte nicht nur daran, wie Yukine ihn heimgebracht hatte. Vielmehr dachte er daran, wie er über den Fae hergefallen war. Ihren ersten Kuss, die Berührungen und Gefühle, die er empfunden hatte. Es war so viel, so schön.
Kaito hätte sich Yukine voll und ganz hingegeben, wäre da nicht dieser eine Satz gewesen, der ihn in die Vergangenheit katapultiert hatte. Ohne den vielen Alkohol wäre all das nicht passiert. Nicht, weil er Yukine nicht wollte – es war vermutlich zu früh gewesen. Ein falscher Zeitpunkt. Doch Kaito sehnte sich nach Nähe, nach dem Gefühl, sich jemandem voll und ganz hinzugeben.
»Nein, dieses Mal sollte ich allein wieder nach Hause kommen.« Er stand auf und strich seine Kleidung glatt, die Yukine ein wenig in Unordnung gebracht hatte. »Ein oder zwei Tassen Glühwein sollten ausreichen. Für die weihnachtliche Stimmung.«
»Mhh«, summte Yukine mit einem Grinsen auf den Lippen. Kaito wandte sich ab und flüchtete beinahe in Richtung der Tür. »Weißt du, ich hätte nichts dagegen, wenn der Abend ähnlich enden würde.« Wie angewurzelt blieb Kaito stehen, die Hand bereits auf der Türklinke liegend. Langsam drehte er seinen Kopf in Yukines Richtung.
»Auch mit dem, was danach war?«
»Du meinst die Knutscherei?«, fragte Yukine. Als Kaito nickte, fuhr er fort: »Ich hätte nichts dagegen. Es war wirklich schön.« Wenn Kaitos Wangen nicht bereits rot vor Verlegenheit gewesen wären, dann hätten Yukines Worte sie nun dazu gebracht.
»Nächstes Mal nüchtern und ...« Wieder stoppte er sich mitten im Satz. Räusperte sich einmal, zweimal. »Ohne Zwischenfälle. Auch wenn ich dir dankbar für deine Fürsorge bin, so will ich es nicht wiederholen. Jedoch ... Ich glaube, ich habe mich noch nie bei einem Mann so geborgen gefühlt.«
Von Yukine kam in dem Moment keine Antwort darauf. Stattdessen sah er ihn verwundert an. »Trotzdem hoffe ich natürlich, dass so eine Situation nicht noch einmal vorkommt.« Es fühlte sich an, als wäre Kaito ein kleiner Teil seiner Last von den Schultern gefallen. Schon lange hatte er sich dafür bedanken wollen. Nun war die richtige Zeit dafür.
»Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir dankbar bin. Weil du so schnell reagiert und mich nicht allein gelassen hast. Und das, obwohl du nicht einmal weißt, was eigentlich passiert ist.« Seufzend senkte Kaito den Kopf und schloss die Hand um die Türklinke fester. »Aber ich kann noch nicht darüber reden. Ich weiß nicht wie.«
Schritte ertönten. Sie kamen näher, direkt auf ihn zu. Noch bevor er sich versah, hatte Yukine seine Arme um ihn gelegt.
»Ich habe Zeit. Wenn du soweit bist, dann werde ich dir zuhören und für dich da sein. So, wie du für mich da bist.«
»Danke, das ... weiß ich zu schätzen.«
Ein Lächeln breitete sich auf Kaitos Gesicht aus. Doch die Tränen, die Yukines Worte hervorgerufen hatten, konnte er nicht aufhalten. Sie waren eine Mischung aus Schmerz, der in seiner Vergangenheit ruhte, und Yukines sanften, liebevollen Worten. Kaito ließ es zu, es tat gut, war befreiend.
Die Tränen spülten alles mit sich. Übrig blieb lediglich Erleichterung, die er in diesem Moment verspürte – und Yukines Liebe, die er ihm schenkte.
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Heute mit neuem Cover und neuen Banner!
Das Cover war bereits gestern fertig, weshalb ich es schon einmal hochgeladen habe.
Ich hoffe, es gefällt euch auch im neuen Design.
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