Kapitel 21

Erschrocken sah ich Austin an.
„Ace hat dich- er hat dich verprügelt?!", fragte ich schockiert nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte.

„Nein, er hat mich gestreichelt. Was stellst du für dumme Fragen?!", fragte Austin.

„Nicht in diesem Ton Arschloch", kam es von Misha.

„Wieso hat er dich verprügelt?", ich konnte es nicht verstehen. Erst half er mir nicht und dann verprügelte er ihn.

„Wahrscheinlich wegen dem was ich getan habe. Aufjedenfall hatte er eine rote Wange, mit Handabdruck, und Blut auf seinem T-Shirt. Vielleicht war es aber auch etwas anderes auf seinem Shirt", erwiderte er.

„Er hat dich heute verprügelt?", irritiert sah ich ihn an.

„Nein, letztes Jahr. Die Verletzungen sind doch frisch", kam es wieder ironisch von Austin.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte in irgendeine Richtung. Ich war verwirrt. Total verwirrt. Mein Gehirn fühlte sich an wie ein Kabelsalat. Fragen über Fragen häuften sich in meinem Gehirn an und versperrten jedem vernünftigen Gedanken den Weg. Ich verstand Ace nicht. Ich verstand ihn nicht. Was wollte er? Wieso tat er solche Sachen? Konnte er nicht einfach nur auf einer Seite bleiben?

Ich hatte ihn für böse erklärt und alle guten Sachen verdrängt und jetzt tat er sowas, war er nun gut oder böse? Ich wusste es nicht. Ich wusste nichts.

„Angie!", jemand wirbelte mich herum.

Meine Augen waren mit Tränen gefüllt, ich hatte in der ganzen Woche nicht so viele Emotionen gehabt wie an diesem Tag. Ich kam mit nichts klar. Alles ergab keinen Sinn mehr. Ich stellte alles in Frage. Wahrscheinlich sogar die Existenz des Menschen.

Ich sah in braune Augen die mich ansahen. Ace sah mich an. Sein trauriger Blick von heute tauchte auf. Ich sah seine Schuldgefühle. Ich verstand, dass weder er mir gegenüber fair war noch ich. Ich hatte ihn eine Woche lang ignoriert. Und er hatte eine Woche lang versucht sich zu entschuldigen. Es tat ihm leid. Und war das nicht der wichtigste Punkt?

Mom sagte immer, wenn ein Mensch einen Fehler machte dann sollte man all die guten Dinge von vorher nicht vergessen. Denn jeder Mensch machte Fehler, es war menschlich und gehörte zu uns dazu. Es kam nur darauf an ob wir sie einsahen und daraus lernten oder nicht. Menschen die denselben Fehler immer wieder machten waren einfach nur dumm. Aber wegen einem Fehler war man nicht dumm. Ein Mensch der keine Fehler machte, konnte nicht daraus lernen und wachsen.

Das Leben kam nicht mit Anleitung. Wir mussten sie selbst schreiben. Und das taten wir ganz automatisch. Wenn jemand einmal in heißes Öl gefasst hat, sei es auch ein Kind, dann wird man es nicht noch einmal tun, denn man weiß, es tut weh. So einfach ging es. Und trotzdem bekamen wir manche Sachen einfach nicht auf die Reihe.

Ace und ich waren uns nie sehr nah gewesen, wir hatten eine Beziehung irgendwo zwischen Hass und Mögen. Wir hassten einander nicht. Aber möchten einander auch nicht sehr. Aber es herrschte eine Verbindung zwischen uns, das konnten wir beide nicht leugnen. Und diese Verbindung war der Grund wieso mich Ace's Verrat so sehr getroffen hatte.

Ich blinzelte und Aces Gesicht verschwand und stattdessen tauchte Joey vor mir auf. Er sah mich mitleidig an und obwohl ich Mitleid hasste, machte es mir dieses eine Mal nichts aus. Ich musste nicht immer stark sein. Stärke bedeutet auch zu wissen, dass man nicht immer stark sein kann. Und ich konnte es nicht mehr.

Ich schlang meine Arme um Joey und fing mitten im Flur an zu weinen. Ich weinte alles raus. All die ganzen Emotionen drückte ich in diesen Tränen aus. Ich wusste nicht, dass mich sowas fertig machen konnte. Aber es machte mich fertig.

Joey hielt mich feste während ich weinte und ich könnte von Glück reden, dass heute Samstag war und die meisten Leute draußen in der Stadt waren. Sonst hätten wahrscheinlich alle zugeschaut wie ich zusammenbrach.

- - -

Nach meinem Zusammenbruch ging es mir wieder viel besser und wir alle vier verkrochen uns ins Gästezimmer, das man immer bekam wenn man Besuch hatte, und redeten über belangloses Zeug und die alten Zeiten. Und so verging der Samstag wie im Flug.

Am nächsten Morgen schliefen wir bis zwölf Uhr und verpassten das Frühstück, und so war das Mittagessen unser Frühstück. Dort trafen wir auf Ash und Ashley. Auch Ashley kam zu uns an den Tisch und tat so als wäre nichts passiert, mich ignorierte sie dabei geflissentlich. Ash war ganz normal und schaute nur mal ab und zu besorgt zu mir. Danach entschieden wir uns, ohne Ash und Ashley, in die Stadt zu gehen. Auch der Tag flog an mir vorbei. Ich versuchte so gut es ging den Tag zu genießen. Aber mein Gewissen nagte die ganze Zeit an mir und meine kleine Stimme schrie mich an.

Alarm Glocken schrillten in meinem Kopf. Umso länger ich wartete, desto schwieriger würde es werden. Ich hatte keinen blassen Schimmer was ich machen sollte. Leo meinte ich sollte Ace damit konfrontieren und Misha war dafür, dass ich ihm verzieh und wir von vorne anfangen sollte. Joey fand beide Sachen nicht gut. Auch ich hatte da meine Zweifel. Ihm zu verzeihen brachte ich nicht über mein Herz.

Ich würde nie Aces Fehler vergessen und so wäre ich auch etwas kühl zu ihm. Ihn zu konfrontieren konnte ich auch nicht. Dafür hatte ich nicht den Mut. Und so überlegte ich den ganzen Tag welche Möglichkeit die beste war.

Joey, Leo und Misha nahmen es mir nicht übel und versuchten alles mir zu helfen. Und ehe ich mich versah war es schon abends, die Ausgehzeiten waren vorbei und ich verabschiedete mich von den drei, die ich nicht zum Flughafen begleiten konnte.

„Wir sehen uns bald wieder okay? In fünf Wochen sind Herbstferien", sagte Leo und lächelte mich aufmunternd an.

„Mach dir keine großen Sorgen, das mit Ace wird schon. Erzähl mir später davon", meinte Misha grinsend.

Joey umarmte mich am längsten.
„Am liebsten würde ich dich in meinen Koffer stecken und mitnehmen und nie wieder alleine lassen. Diese Spasten haben meine Angie total zerstört. Aber du schaffst das okay? Und wenn dir irgendjemand ein Haar krümmt dann sags mir, ich werde ihnen den Hintern versohlen und dich dann wirklich mitnehmen. Das schwöre ich dir", sagte Joey und schaute mich ernst an.

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
„Abgemacht."

Alle drei stiegen ins Auto und fuhren kurz danach los. Ich blieb noch eine Weile mit verschränkten Armen in der Tür stehen. Übers Wochenende konnte ich Ace erfolgreich aus dem Weg gehen, da ich im Gästezimmer war. Aber nun musste ich zurück in mein Zimmer, zu Ace. Und das graute mir mehr als alles andere. Aber wahrscheinlich war er zu dieser Zeit noch bei Collin und Jonas.

Wenn ich mich beeilte schlief ich schon bevor er kam. So schnell ich konnte rannte ich ins Zimmer, das ich wie erwartet leer vorfand, und sperrte mich ins Bad ein wo ich meine Abendroutine in Rekordzeit erledigte.
Stolz öffnete ich die Tür und wollte raustreten als ich in jemanden reinlief. Erschrocken sah ich nach oben in weiche, braune Rehaugen. Ich erstarrte und schluckte.

Das war so nicht geplant...

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Was denkt ihr? Was wird Angelina tun?

Ist Joey nicht süß?

Meinung zu Ashley?

Wenn ihr einen Buch Charakter treffen könntet, wer wäre es?

Neues Kapitel!
Und ja, ich schreibe weiter. :-) Wegen euch.
I love you❤️
~Irfah

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