Kapitel 4
"Come with me" - Kris Bowers
https://youtu.be/jW0ekm_OsUo
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Mit riesengroßen Augen schaute ich mein Gegenüber an.
"Was...meinst du damit?", fragte ich zögerlich.
Fassungslosigkeit tobte in meinen Inneren.
"Lösung"...?
Hatte Jimin gerade wirklich gesagt, dass er eine Lösung für die Probleme der Leute finden wollte?
"Was machst du mit den Leuten, die herkommen?", formulierte ich meine Frage etwas eindringlicher, als ich die Verwunderung in den Augen des Blonden sah.
Nichts an ihm wirkliche bedrohlich oder gefährlich.
Weder seine Ausstrahlung.
Noch seine Stimme.
Seine Mimik...
Es hatte nicht geklungen, als würde er mit "Lösung" etwas grausames meinen.
Ganz im Gegenteil...
Langsam aber sicher fühlte es sich an, als würde mein Kopf explodieren.
Keines der Puzzle-Teile passte zusammen.
Jimins Augen klappten ein paar Mal auf und zu.
Er schien etwas verschreckt von meiner Verwirrung, bevor er schließlich doch den Mund öffnete.
"Naja, ich...", setzte er an.
"Ich frage sie, was ihre Probleme sind...", zählte er auf.
"Dann rede ich eine Weile mit ihnen...", immer leiser wurde seine Stimme.
Der Blonde schien nicht fähig, meinem angespannten, auf Antworten wartenden Blick stand zu halten.
"...und dann biete ich Ihnen einen Neuanfang an...", beendete er seine Erzählung.
Etwas unsicher schaute er zu mir.
Ich konnte förmlich spüren, wie mir die Luft im Hals stecken blieb.
"Einen....Neuanfang?...", fragte ich, mich bemühend, meine Stimme etwas weicher klingen zu lassen.
Natürlich war Jimins Reaktion mir nicht entgangen.
Ich war bodenlos verwirrt...
Allerdings konnte der Blonde nichts dafür.
Er sollte keine Angst vor mir bekommen...
Ein mehr als ironischer Gedanke, wenn man bedachte, was die Leute sich über ihn erzählten.
Sichtlich erleichtert von meiner besänftigten Reaktion lächelte mein Gegenüber.
"Naja, ich...", kurz kalte er auf seiner Lippe herum.
Als wüsste er nicht, wie er es beschreiben soll.
"Ich kann Gedanken beeinflussen.", sagte er es schließlich gerade heraus.
Weich lächelte Jimin, als mir daraufhin die Mimik abhanden kam.
"Keine Sorge....Ich würde niemals etwas böses damit tun.", versprach er.
Dabei klang seine Stimme so abgrundtief ehrlich, dass meine Muskeln sich ein wenig entspannten.
Es gab wohl kaum etwas bedrohlicheres, als wenn jemand in den eigenen Kopf konnte...
Einen Moment lang betrachtete der Blonde mich, bevor er weitersprach.
"Ich kann beeinflussen, was Leute sehen....Wie sie sich fühlen...", zählte er auf.
"....und woran sie sich erinnern."
Kaum hatte er letzteres genannt, stockte ich.
"D-du meinst...", verließ es stammelnd meine Lippen.
Mit "Neuanfang" meine er....
Lächelnd nickte mein Gegenüber.
"Genau.", pure Herzensgüte lag in seiner Mimik.
"Wenn Leute herkommen, helfe ich ihnen, die Dinge zu vergessen, die sie hierher geführt haben.", erklärte er.
"Manchmal verändere ich auch noch ein paar Sachen...", pure Unschuld glitzerte in seinen Seelenspiegeln.
"Danach können sie gehen und irgendwo anders erneut versuchen, ihr Glück zu finden."
Jedes dieser Worte verließ mit so viel Selbstverständlichkeit seine Lippen, dass mir die Kinnlade nach unten klappte.
Plötzlich machte es Sinn...
Der Grund, wieso die Menschen verschwanden, nachdem sie hier gewesen waren....
Sie starben nicht.
Sie gingen einfach woanders hin...
Ohne Erinnerungen an das, was sie hier zurückgelassen hatten.
"Natürlich mache ich das nur, wenn die Leute das auch so möchten.", schob Jimin noch hinterher.
Mein geschockter Gesichtsausdruck war ihm nicht entgangen.
Ich hatte keine Worte für das, was ich gerade fühlte.
Da war...
Unglauben.
Eine ganze, riesige Menge Unglauben.
Es war schwer zu akzeptieren, wie abgrundtief falsch das war, was die Leute in der Stadt sich erzählten.
Jimin tat den Menschen überhaupt nichts...
Ganz im Gegenteil.
Er half ihnen....
Schickte sie mit einer zweiten Chance nach draußen in die Welt.
Ein Teil von mir fand diese Vorstellung wunderschön.
Gleichzeitig konnte ich fühlen, wie es mir gerade eiskalt den Rücken runterlief.
Jimin wirkte nicht böse...
Trotzdem war es mehr als beängstigend, wozu er fähig war.
Erst jetzt wurde mir vollends bewusst, was er war.
Dass er nicht menschlich war.
Dass solche Dinge wirklich existierten....
Ich hatte nicht daran gezweifelt.
Dennoch erwischte es mich gerade eiskalt.
"Die Grenze...", entwich es mir, während ich all diese Informationen zu verarbeiten versuchte.
Das beklemmende Gefühl...
Auch, wie unterschiedlich das Anwesen und Jimin wirkten, sobald man die Grenze übertreten hatte...
Plötzlich...
Wieder nickte der Blonde.
"Ja, das....kommt von mir.", gab er zu.
...ergab alles Sinn.
Ich konnte förmlich spüren, wie die Zahnräder in meinem Kopf eine Weile lang die Arbeit einstellten.
Es war viel...
Viel zu viel....
Wie?
Warum?
Was wenn...?
Die Fragen überschlugen sich.
Mir diesen Zustand ansehen könnend, schenkte der Blonde mir ein kleines Lächeln.
Anstatt zu warten, bis ich eine der Fragen herausgefiltert hatte, sprach er einfach weiter.
"Ich biete den Leuten einen Neuanfang an...", wiederholte er.
"Allerdings ist es natürlich trotzdem besser, wenn sie gar nicht erst..."
Es folgte eine Pause.
Jimin schien Probleme damit zu haben, es auszusprechen.
Das, weshalb die Leute eigentlich herkamen.
Ihre Entscheidung...
"Es ist besser, wenn die Grenze nicht übertreten wird.", fand er schließlich eine Umschreibung.
"Deshalb...", fast schon entschuldigend kratzte der Blonde sich am Hinterkopf.
"Deshalb versuche ich, die Leute so lange von hier fern zu halten, wie möglich.", sagte er.
Ein Hauch Bedauern schlich sich in seine Stimme.
"Nur hilft es...", Jimins Seelenspiegel trieften förmlich davon, als sie mich fixierten.
"....manchmal leider nicht..."
Traurige Bitterkeit entwich seinen Stimmbändern.
Ich war viel zu beschäftigt mit den Informationen, die ich gerade erhalten hatte, um zu bemerken, mit wie viel Mitgefühl der Blonde mich ansah.
Die Grenze...
Jimins Kräfte...
All das war so unglaubwürdig...
Gleichzeitig durch und durch logisch, weil ich es am eigenen Leib erfahren hatte.
Erst als Jimin weitersprach, holte es mich zurück in die Realität.
"Also...", ruhig hingen seine Pupillen an mir.
"Wie kann ich dir helfen?...", wollte er wissen.
Leise.
Etwas zittrig...
Von dieser nicht neuen, aber trotzdem immer noch aus dem nichts kommenden Frage etwas überfordert, blinzelte ich.
"Ä-ähm...", entwich es mir stockend.
Sonderbare Nervosität machte sich in mir breit, als mir bewusst wurde, wie sehr ich mich von den Leuten unterschied, die Jimin normalerweise vor sich hatte.
Die Menschen, sie sonst herkamen, sahen keinen anderen Ausweg.
Sie wollten es beenden.
Sich das Leben nehmen.
Aber so...
Unsicher guckte ich mein Gegenüber an.
So war es bei mir überhaupt nicht gewesen...
"Ich glaube nicht, dass ein Neuanfang mir helfen würde...", gestand ich leise.
Mein Leben war alles andere als perfekt verlaufen.
An meine Eltern konnte ich mich kaum erinnern, so früh waren sie von uns gegangen.
Mittelmäßige Schullaufbahn...
Unterbezahlte Jobs...
Nicht fähig, menschliche Bindungen aufrecht zu erhalten.
Ich hatte eine Menge Dinge erlebt, von denen es sich wahrscheinlich gut anfühlen würde, sie zu vergessen.
Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass dadurch irgendetwas besser werden würde...
Keines dieser Dinge war schlimm genug gewesen, dass ich es deshalb hätte beenden wollen.
Gleichzeitig war ein Teil von mir sich sicher, dass die Leere nicht weg gewesen wäre, wenn sie nicht passiert wären.
Diese diffuse, unumgängliche Leere...
Sie war ein Teil von mir.
Ein Teil...
Stumm hafteten meine Augen an meinem Gegenüber.
...den ich fast vergessen hatte, seit ich die Grenze übertreten hatte.
Schwer schluckte ich, als mir wieder einfiel, dass ich nicht wirklich meinetwegen hier war.
Dass das Bedürfnis, die Grenze zu übertreten keineswegs von dem Wunsch gerührt hatte, nicht mehr am Leben zu sein.
Sondern eher vom genauen Gegenteil.
Ich war nur hergekommen, weil....
Sichtbar wuchsen Jimins Pupillen.
"Oh...", verließ es seine Lippen.
Kurz darauf verzogen diese sich zu einem unendlich breiten Lächeln.
Erleichterung glitzerte in seinen Seelenspiegeln.
"Wenn du lieber zurück möchtest, ist das natürlich auch in Ordnung.", sagte er schnell.
Euphorie lag in seiner Stimme.
"Menschen irren sich.", lieb schaute er mich an.
"Wenn du es bereust, hergekommen zu sein, kann ich auch einfach nur die Erinnerung an unser Gespräch löschen und dich mit dem Gedanken zurückschicken, dass du die Grenze nicht übertreten willst.", bot er an.
Dabei klang er so glücklich...
Als würde er nichts lieber tun, als die Leute wieder gehen zu sehen.
Ich dagegen konnte förmlich spüren, wie sich alles in mir wegen seinem Angebot zusammenzog.
"Nein...", entwich es mir, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte.
"Nein, ich...", etwas zögerlich sah ich mich um.
Schaute mir die Einrichtung an.
Die Decken, die überall verteilt lagen...
"Ich will das nicht....", flüsterte ich.
Allein der Gedanke löste grausame Wellen der Unruhe in mir aus.
Ich sollte alles vergessen, was seit vorhin passiert war?
Jimins Namen?
Sein Lächeln?
Seine Mokka-Augen?
Noch nie war mir etwas so falsch vorgekommen...
Das ganze letzte Jahr über war ich immer wieder hergekommen.
Ständig hatte ich an ihn gedacht.
Hatte mich nach ihm gesehnt.
Danach, mehr über ihn zu erfahren.
Näher an ihn heranzukönnen.
Selbst der bedrohliche magie-verzerrte Anblick von Jimin hatte ausgereicht, um einen winzigen Teil von mir heilen zu lassen.
Um die Leere ein wenig zu füllen.
Von allem, was ich gerade fühlte, mal ganz zu schweigen...
Die Vorstellung, wieder in mein Leben zurückzukehren, ohne die Option im Kopf zu haben, die Grenze zu übertreten, war durch und durch schrecklich.
Grau und trostlos...
Ich hatte keine Erklärung dafür...
Aber ich konnte Jimin nicht vergessen.
Ich wollte ihn nicht vergessen.
Alles in mir wehrte sich dagegen...
Deutliche Verwirrung dominierte den Gesichtsausdruck meines Gegenübers, kaum dass ich ausgesprochen hatte.
"Aber...", setzte er leise an.
"Aber wenn du nicht woanders hin möchtest...", fing er an, es zusammenzufassen.
"...und du auch nicht zurück möchtest...", er blinzelte.
"Wohin möchtest du denn dann?"
Jimin schien komplett überfordert mit meiner Reaktion.
Als würde er es überhaupt nicht verstehen...
Mit vor Ratlosigkeit fast überquellenden Augen schaute der Blonde mich an.
"Wieso....bist du hier?", fragte er.
Allein sein Blick sorgte dafür, dass mein Herz zu drücken begann.
"Ich...", versuchte ich es auszusprechen.
Das bloße Wissen, was ich im Begriff war, zu sagen, sorgte dafür, dass meine Wangen sich erhitzten.
Ich hatte nie sicher gewusst, was passieren würde, sobald ich die Grenze übertrat.
Während der Rest von mir keinerlei Vorstellung gehabt hatte, war ein kleiner Teil sich sicher gewesen, dass danach gar nichts mehr passieren würde.
Dass es vorbei sein würde.
Im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, dass ich mein Handeln erklären müssen würde...
"Naja, ich...", öffnete ich meinen Mund erneut.
Etwas hilflos guckte ich Jimin an.
Erst jetzt, wo er mich direkt danach fragte, wurde mir bewusst, wie daneben mein Verhalten von außen wirken musste...
Ich war bereit gewesen, für jemanden, den ich nicht kannte und mit dem ich noch nie auch nur ein einziges Wort gewechselt hatte, eine Grenze zu übertreten, die mit dem Tod gleichgesetzt wurde.
Ich hatte die Nähe von jemandem gesucht, der mir weder Interesse, noch Erlaubnis suggeriert hatte.
Bei allem, was ich inzwischen erfahren hatte, war es nicht abwegig, dass Jimin mich genauso sah, wie alle anderen.
Dass ich in seinen Augen nur ein weiterer der vielen Menschen war, die über die Jahre zu ihm gekommen waren...
Ich hatte keinerlei Rechtfertigung für den Schmerz, den dieser Gedanke auslöste.
Im letzten Jahr war der Blonde alles für mich gewesen.
Seit ich ihm zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er alles andere verdrängt.
Doch nur, weil ich es so intensiv erlebte...
Trocken schluckte ich.
...musste es ihm ja nicht genauso gehen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er meine Gefühle nicht erwiderte, war mehr als gegeben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich verrannt hatte.
Dass das hier umsonst gewesen war...
"Ich...bin deinetwegen hier....", zwang ich mir die Ehrlichkeit trotzdem von den Stimmbändern.
Mit ihr all die Verzweiflung.
All die Sehnsucht...
Es auszusprechen, ließ mich einen Moment lang meine Augen schließen.
Ich fragte mich, was mit mir los gewesen war...
Wie ich gar nicht hatte merken können, wie verrückt ich mich benommen hatte.
Was um Himmels Willen ich erwartet hatte.
Keine Antwort auf diese Fragen zu haben, tat weh...
Ebenso die Angst, wieder allein zu sein.
Ich hatte so unendlich genug davon...
Stumm versank ich in meinen negativen Gefühlen, während ich auf eine Antwort wartete.
Ich wartete darauf, dass Jimin mir sagte, dass er nichts damit anfangen konnte.
Dass es übergriffig war.
Er trotzdem mein Gedächtnis löschen musste.
Ich wartete auf all das...
Jede Form von Reaktion.
Hauptsache negativ.
Zögerlich hob ich meinen Blick, als diese ausblieb.
Mein Gegenüber schien verstummt.
"Willst du gar nichts dazu...-", setze ich an.
Ich unterbrach mich.
Wie....?...
Mein Atem stockte.
Kurz darauf alles andere.
Mein Herz stellte seine Arbeit ein, bevor es zu rasen begann.
"Jimin...", entwich es mir heiser.
Der Schock in meiner Stimme war deutlich.
Genauso wahrhaftig, wie meine Unfähigkeit, wegzusehen.
Ich hatte alles erwartet.
Verwirrung...
Ärger...
Wut...
Egal, wie Jimin reagiert hätte, ich hätte es verstanden.
Nur...
Fassungslos schaute ich sie an.
...das...
Die kleinen, glitzernden Topfen...
...hatte ich nicht kommen sehen.
Jimin hatte Tränen in den Augen...
Sooo~
Big Mystery revealed \(^-^)/
Wenn ich mir eure Tipps von gestern anschaue, waren einige von euch auch so schon drauf gekommen xD
Aber ich tu jetzt trotzdem so, als wäre das voll die krasse Enthüllung 🎉🎊🎉🎊🎉
xD
Okay Spaß beiseite ^^
Pls let me know your thoughts <3
Was sagt ihr zu dieser Entwicklung?
Wie findet ihr die Story allgemein?
I really want to know x3
Look at Jimin mit all den Memories x3
Was für ein passendes Bild~
Habt noch einen schönen Abend ^^
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