Kapitel 31

"Wasted" - MKTO

https://youtu.be/pfmGlVyBRLc

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Mit großen Augen schaute Jimin mich an, nachdem ich ihn geküsst hatte.

Auch mir blieb für einen Moment die Luft weg.

Als müssten wir beide realisieren, was ich gerade von mir gegeben hatte.


Kaum merklich schluckte ich, während ich mich fragte, wie daneben es war, jemandem nach einem Monat zu sagen, dass man für immer bei ihm bleiben wollte.

Nicht, dass es nicht ernst gemeint gewesen war...

Allerdings hatte ich eigentlich nicht vor gehabt einen solchen Satz von mir zu geben, bevor wir die drei magischen Worte ausgetauscht hatten.

Bisher hatte ich es noch nicht geschafft, Jimin zu sagen, dass ich ihn liebte.

Wieso also hatte ich....?...


Unsicher wohin mit diesem wahrscheinlich etwas übertriebenen Geständnis, öffnete ich meinen Mund, nur um ihn kurz darauf wieder zu schließen.

Ich hatte das nicht gewollt...

Jimin war nur plötzlich so traurig gewesen...

Nachdem ich ihn wochenlang nicht hatte weinen sehen, war er ausgerechnet dann zusammengebrochen, als wir einen Schritt weitergegangen waren.

Ich hatte verstanden, dass ein Teil seiner Tränen ein Ausdruck überforderter Freude gewesen waren...

Er hatte selbst gesagt, dass er glücklich war.

Trotzdem sah ich die Verzweiflung in seinen wunderschönen Seelenspiegeln...

Eine tiefe Trauer, die hinter allem positiven lag.

Eine Trauer, die ich nur teilweise verstehen konnte.

Eine Trauer, an die er mich noch nicht heranlassen wollte.


Letzteres war komplett in Ordnung...

An meinem Vorsatz, Jimin niemals zu drängen, hatte sich nichts geändert.

Allerdings ließ es mich natürlich nicht kalt, ihn so zu sehen...

Wenn Jimin traurig war, wollte alles in mir dafür sorgen, dass es ihm besser ging.

Da es heute komplett aus dem Nichts gekommen war, hatte es mich überfordert...

Dazu Jimins sichtbar unbeabsichtigtes "Bitte verlass mich nicht"...

Wie sollten einem da keine Sätze rausrutschen, die so verdammt ernst gemeint waren, dass man sie eigentlich noch eine Weile für sich hatte behalten wollen?


Als könnte er sehen, wie sehr mein eigener Satz mich aus der Bahn geworfen hatte, schaute Jimin mich einen Moment lang einfach an.

Seinem, einen Spalt breit offen stehendem Mund konnte ich entnehmen, dass es auch für ihn keine Kleinigkeit gewesen war.

Dass etwas daran ihn aufgestoßen hatte.


Etwas hilflos erwiderte ich seinen Blickkontakt, während ich auf seine Reaktion wartete.

Darauf, dass er mir sagte, dass das ziemlich früh war.

Dass ihn etwas anderes störte.

Dass es einfach daneben gewesen war.


Allerdings...

Jimins Schultern sackten nach unten, als er ausatmete.

...zeigte er keine dieser Reaktionen.

Stattdessen wirkte es, als würden Gewichte von ihm fallen...


"Kookie...", flüsterte der Blonde.

Überrascht blinzelte ich, als er plötzlich seine Arme um meinen Hals schlang und sich mir entgegen drückte.

"Kookie...", wiederholte er, bevor er seine Lippen auf meine drückte.

"Wir...", er löste sich von mir, nur um mich kurz darauf wieder zu küssen.

"Wir haben jetzt Gleichstand, okay?...", murmelte er lächelnd.


Ganz automatisch ließen meine Mundwinkel sich davon anstecken.

Erleichterung machte sich in mir breit, bevor ich nickte.

"Guter Plan...", nuschelte ich, während ich meine Arme um seine Taille legte.

Von selbst schloss ich meine Augen und zog ihn an mich.

Meine Daumen streichelten ein wenig über seine Haut.

Genossen, wie weich diese sich anfühlte...

Mein kleiner Ausrutscher hatte mich so aus der Bahn geworfen, dass ich einen Moment lang vergessen hatte, wo wir uns eigentlich befanden.

Dass wir endlich gemeinsam unter der Dusche standen.

Nicht, dass es ein absolutes Muss war...

Allerdings würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es mir nicht schon oft vorgestellt hatte.

Da Handjobs und alles weitere bis heute kein wirkliches Thema gewesen waren, Jimin und ich aber trotzdem ständig aneinander geklebt hatten, hatte ich mich häufiger ins Bad verzogen, um den entstandenen Druck abzubauen.

Nicht selten hatte ich es einfach mit einer Dusche verbunden.

Dabei waren meine Gedanken mehr als einmal mit mir durchgegangen.

Ich hatte mir vorgestellt, wie es sein könnte, Jimin unter laufendem Wasser berühren zu können...

Wie es sein könnte, ihn unter solchen Umständen zu küssen...


...nur um nun festzustellen, dass meine Vorstellung nicht mal ansatzweise an die Realität herangekommen war.



Synchron seufzten wir, während unsere nassen Körper sich aneinander schmiegten.

Ich genoss, wie das Wasser zwischen unseren Mündern herabfloss.

Wie warm sich alles anfühlte...

Wie nah...


Kleine Ewigkeiten lang trafen unsere Lippen immer wieder aufeinander.

Jimins Hände strichen über meinen Rücken...

Meine über seine Hüfte...

Ich konnte spüren, wie wir beide ruhiger wurden.

Wie all die Energie verschwand, die sich durch Jimins Tränen und Sätze, die uns beiden herausgerutscht waren, aufgebaut hatte.

Je mehr wir uns entspannten, desto angenehmer wurde es...

Unsere Körper schienen mit jeder Sekunde besser aneinander zu passen.

Jimins Lippen schienen immer weicher zu werden.

Mein Herz zunehmend leichter.


Als wir uns schließlich voneinander lösten, schauten wir uns ein paar Sekunden lang einfach an.

Ich war erleichtert, als ich in Jimins inzwischen roten Seelenspiegeln den altgewohnten Ausdruck erkannte.

Er war noch ein wenig getrübt...

Allerdings weit entfernt von dem Chaos, das vorhin in seinen Augen getobt hatte.


Stumm lächelte ich ihn an während ich meine Hand an seine Wange legte und mit meinen Daumen unter seinen Augen entlang strich.

Als würde es nach all dem Wasser noch etwas bringen die Tränenüberreste wegwischen zu wollen...


"Aber du...", setzte ich etwas zögerlich an.

Zärtlich streichelte ich über seine Haut.

"...du hast dich vorhin zu nichts gedrängt gefühlt, ja?", versicherte ich mich.

Ich wusste, dass Jimin zugestimmt hatte.

Hatte gemerkt, wie sehr er es genossen hatte...

Trotzdem wollte ich nach allem, was in den letzten Minuten passiert war, nochmal nachfragen.

Mein Herz konnte den Fakt, dass er angefangen hatte zu weinen, nachdem wir uns sexuell näher gekommen waren, nur schwer ignorieren...


Kaum schien er zu verstehen, worauf ich hinaus wollte, wurden Jimins Augen groß.

"N-nein..!", hastig begann er seinen Kopf zu schütteln.

"Überhaupt nicht...", liebevoll lächelte er mich an.

"Ich...", er stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

"Ich fühle mich immer wohl bei dir, Kookie...", flüsterte er.

"So wohl...", kurz blitzte die Traurigkeit erneut in seinen Augen auf.

"...dass es danach irgendwie schlimm war, nicht bei dir zu sein...", gestand er leise.

"Entschuldige dass ich dir nachgelaufen bin...", Jimins Blick machte Bekanntschaft mit dem Boden.

"Und auch....alles andere...", fügte er fast lautlos hinzu.


Ich spürte wie mein Herz einen Moment lang stehen blieb.

"Bitte nicht...", sanft umarmte ich ihn.

"Entschuldige dich nicht...", wisperte ich, meine Lippen kurz gegen seinen Haarschopf drückend.

Natürlich wünschte ein Teil von mir sich, wenn Jimin weinte, dass er schnell wieder damit aufhörte.

Aber nicht....so.

Ich wollte, dass er glücklich sein konnte.

Ehrlich mit seinen Gefühlen.

Egal wie sehr es mich in Momenten wie diesen überforderte, so war ich einfach froh, dass Jimin es nicht in sich hineinfraß.

Dass er mir nachlief, wenn er nicht alleine sein wollte und ich es nicht mitbekommen hatte.

Dass er mir zeigte, wie es ihm ging.

Mir eine Möglichkeit gab, ihn besser zu verstehen.


Nächstes Mal würde ich nicht einfach gehen...

Stattdessen würde ich meinem Bedürfnis, Jimin zu fragen, ob er mit unter die Dusche kommen wollte, nachgeben.

Wissend, dass ich uns beiden einen Gefallen tat.



"Weißt du, ich...", vorsichtig schob ich Jimin von mir, um ihm in die Augen sehen zu können.

"Ich bin froh über alles, was wir teilen...", sagte ich leise.

"Einfach weil ich...", meine Stimmbänder taten, was sie wollten.

"Weil ich...", ich schluckte.

Sekundenlang hielt ich inne, während ich ihn anschaute.

Dieses wunderschöne Wesen mit seinen glitzernd rubinroten Augen..

Die Person, durch die ich gelernt hatte, was es bedeutete, am Leben zu sein.

"Ich...", setzte ich erneut an.

Ich liebe dich.

Nie zuvor war dieser Gedanke so klar gewesen, wie heute.

So unumstößlich.


Und dennoch...


"Ich liebe..."

...kam es mir nicht über die Lippen.

"...das zwischen uns.", beendete ich meinen Satz schließlich.


Es folgte eine kleine Welle der Selbst-Enttäuschung.

Unbeholfen verzog ich meinen Mund, während ich mich fragte, warum ich es nicht sagen konnte...

Warum mir Dinge rausrutschten, die ich gar nicht hatte sagen wollen und ich jene, die ich loswerden wollte, für mich behielt.

Menschen waren eine so unfassbar dumme Spezies...


Zu meinem Glück schien Jimin nicht aufgefallen zu sein, dass ich mir selbst ausgewichen war.

Mit großen Augen schaute er mich an, bevor er unendlich rein zu lächeln begann.

"Ja, ich...", er küsste mich.

"Ich auch...", flüsterte er glücklich.

Anschließend schaute er mich an.

Mit einem Blick so aufrichtig und liebenswert, dass ich mich innerlich noch viel mehr ohrfeigte.

Trotzdem ließ ich mich im nächsten Moment von Jimins Lächeln anstecken...

Kurz vereinte ich unsere Lippen, während mir bewusst wurde, dass ich, bevor ich Jimin getroffen hatte, wirklich keinerlei Ahnung von "Liebe" gehabt hatte.

Von diesem Gefühl, durch das man sich selbst vergaß...

Gerade war nichts anderes von Bedeutung als die Entspannung, die sich in mir breit machte, weil es Jimin ein bisschen besser zu gehen schien.

Alles andere wurde unwichtig...

Gänzlich bedeutungslos.


Mit großen Augen schauten wir uns an, als wir uns voneinander lösten.

Gleichzeitig lasen wir es aus dem Blick des anderen.

Dass - was auch immer passiert war, seit Jimin das Bad betreten hatte - nicht schlimm gewesen war.

Dass immer noch alles gut zwischen uns war.

Ich sah es in den Seelenspiegeln meines Gegenübers...

All die warmen, tiefen Gefühle, die ich normalerweise darin entdeckte, waren immer noch da.

Der kleine Sturm, der sie durcheinander gewirbelt hatte, schien vorerst vorüber zu sein.


Synchron grinsten wir uns an, bevor wir uns erneut küssten.

Jimins Wasserrechnungen und die Hydrierfähigkeit unserer Haut ignorierend, reizten wir es noch länger aus.

Ich spürte die Ruhe, die den Weg zurück in Jimins Atmung gefunden hatte...

"Kookie...", flüsterte er voller Zuneigung.

Auch ich konnte nicht anders, als immer wieder seinen Namen zu wiederholen.

"Jiminie..."

"Jiminie..."

Jedes Mal mit so viel Gefühl in der Stimme, dass es mir selbst Gänsehaut verschaffte.



So vergingen ein paar kleine, vor Wasserdampf ganz vernebelte Ewigkeiten.

Als wir es irgendwann fertig brachten, uns voneinander zu lösen, fiel uns auf, was unser eigentlicher Grund gewesen war, das Bad aufzusuchen.

Wir kicherten, bevor jeder nach seinem Duschbad griff.

Circa fünf Sekunden dauerte es, bis uns auffiel, dass wir einander mit dem exakt gleichen, verlangenden Blick ansahen.

Beide mit dem selben Gedanken im Kopf.


Jimin war der erste, der es schaffte, sich aus seiner, von roten Wangen begleiteten Starre zu lösen.

Lächelnd hielt er mir sein Duschbad hin.

In seinen Augen die Frage, ob ich ihm diese Arbeit vielleicht abnehmen wollte.


Ein hastiges Nicken meinerseits später tauschten wir.

Kaum hatten wir angefangen, den Körper des anderen mit Seife einzureiben, eskalierte es erneut.

Davon beflügelt, dass unsere Haut sich noch weicher anfühlen konnte, fanden unsere Lippen erneut zueinander.


Letztendlich war aus meinem "Ich gehe kurz duschen" eine nicht unbedingt zielführende, dafür aber wunderschöne Ewigkeit voller Rumknutschen und Schaumschlachten geworden.

Letzteres hatte Jimin sogar zum Lachen gebracht.

Mein Herz hatte gleich mehrere Schläge ausgesetzt, als diese vertraute und doch so vermisste Harmonie in meine Ohren gedrungen war.

Ich war so froh gewesen...

Glücklich, dass wir zusammen waren.

Dass Jimin ehrlich mit mir gewesen war.

Einfach, dass wir einander besser fühlen lassen konnten.

Alles andere schien mir zweitrangig...


So auch der kleine Rest Überforderung in meinem Inneren.

Ich wollte mich nicht mit ihm beschäftigen.

Hielt es nicht für sinnvoll, bis ich einen wirklichen Grund dazu hatte.

All die Fragen...

Die winzig kleinen Zweifel...

Ich wollte mich erst mit ihnen befassen, wenn Jimin es auch wollte.

Wenn er sich bereit fühlte.

Bereit, mir zu sagen, was es war, das ihn auffraß...



Während wir unter der Dusche waren, kam dieser Moment mit unendlich fern vor.

Auch danach, als wir uns gemeinsam abtrockneten und in unsere Schlafklamotten schlüpften.


Ich dachte, dass ich mich frühstens in Tagen damit beschäftigen müssen würde.

Tendenziell eher in Wochen.


Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich mich geirrt hatte...



"Du, Kookie?", setzte Jimin an, als wir bereits im Bett lagen.


"Hm?", machte ich nur, während ich ihn an mich zog.



An diesem Abend...


Lächelnd kuschelte der Blonde sich an mich.


...war Jimins Albtraum...


"Lass uns morgen einen Spaziergang machen, okay?", bat er.


...bereits zum Greifen nah.



"Ich will dir etwas zeigen..."



Hach ja...
Bin ich nicht gut darin, Spannung aufzubauen?~

Weil Jimins Zusammenbruch irgendwie recht intense geworden ist, hab ich versucht, die Anspannung in diesem Kapitel erstmal wieder abzubauen, bevor dann der eigentlich heavye Stuff in den nächsten Kapiteln kommt.
Idk, ob das nur mir so vorkam, aber nach zwei Kapiteln in Jimins Kopf, hat sich Kookie Pov nach einer richtigen Verschnaufpause angefühlt. ^^"

Und darf ich jetzt nochmal ganz ego über meine eigene Story fangirlen?
Ja?
Danke.
Weil oh mein Gott, ich liebe die Gespräche von den beiden.
Beim planen und schreiben merke ich das meist gar nicht so sehr...
Aber besonders wenn ich Kapitel etwas rumliegen lasse, bevor ich sie Probe lese oder wenn ich zwischendurch an anderen Geschichten arbeite, fällt mir auf, wie natural ich die Gespräche bei Interminable finde.
Die ganze Beziehung von deb beiden...
Sie reden einfach und mein Beziehungsstudien-liebendes Herz findet das beim Probelesen immer so satisfying, uff. T-T
I love this story x3

Und ich hab solche Angst vor den nächsten Kapiteln omg xD
I might need a little time ^^

Ich hoffe ihr seid gut in die Woche gestartet <3

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