Kapitel 30

Again eine kleine Warnung vor Verlassensängsten.
Please take care <3

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"High Hopes" - Kodaline

https://youtu.be/ijE1JPQSTVo

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Jimin Pov


Ich schluckte, bevor ich meine Hand auf die Türklinke legte.

Zögerlich drückte ich sie herunter...


...nur um von dampfförmiger Wärme empfangen zu werden.

Das ganze Bad war voll davon.



"Jimin?", holte Kookie mich aus der kleinen Starre, die eingesetzt hatte, sobald ich den Raum betreten hatte.

Er öffnete die Tür der Dusche, um besser mit mir sprechen zu können.

"Geht es dir gut?", wollte er besorgt wissen.


Sekundenlang schaute ich ihn mit riesigen Augen an, während mein Gehirn zu verarbeiten versuchte, dass der Schwarzhaarige komplett durchnässt und ohne Kleidung vor mir stand.

Selten verspürte ich so viel Hitze in meinem Inneren...


Ich schob diese beiseite, bevor ich erst nickte und anschließend meinen Kopf schüttelte.

Nach wie vor wusste ich keine Antwort auf Kookies Frage...

Ich fühlte mich nicht gut.

Nicht okay.

Allerdings hatte sich eigentlich nichts verändert.

Es gab keinen Anlass für meine Gefühle...


"K-kann ich...", setzte ich schließlich an, während ich in das verwirrte Gesicht meines Gegenübers guckte.

"Stört es dich, wenn hier bleibe?...", fragte ich leise.

Einem Teil von mir war es unfassbar unangenehm, diese Frage zu stellen.

Nicht, weil ich ein Problem damit hatte, Kookie zu zeigen, dass ich bei ihm sein wollte.

Es war nur...

Hilflos verirrten meine Augen sich in denen von Kookie.

Es war nur irgendwie etwas anderes, wenn man nicht mal die paar Minuten ohne den anderen aushielt, die es dauerte, duschen zu gehen...


Ich konnte nicht in Worte fassen, warum ich heute so anhänglich war.

Warum mein Herz sich anfühlte, als würde es jede Sekunde zerbrechen, obwohl es vor ein paar Minuten noch so voll mit Glücksgefühlen gewesen war.

Dennoch tat es weh...

So schrecklich dolle, dass alles in mir sich nach Kookies Nähe sehnte.

Nach seinem Talent, jede noch so ernste Situation aufzulockern.

In dem ganzen Jahr, in dem wir einander aus der Ferne beobachtet hatten, war es nie so stark gewesen, wie heute.

So unbezwingbar.


Ich wollte bei ihm sein...



Fast schon bettelnd schaute ich Kookie an.

Als würde es eine reelle Chance geben, dass er mich nicht hier haben wollte.


Der Schwarzhaarige blinzelte ein paar Mal.

Verständlicherweise konnte er sich keinen Reim auf mein Verhalten machen.

Vorhin war noch alles wie immer gewesen und jetzt konnte ich ihn plötzlich nicht mehr in Ruhe duschen lassen...


Ich spürte die Wellen der Erleichterung, die sich in mir breit machten, als mein Gegenüber trotzdem zu lächeln begann.

Unendlich weich...

Verständnisvoll.

Als würde mein Verhalten keine hundert Fragezeichen in seinem Kopf auslösen.

"Du störst mich nie.", beantwortete Kookie meine Frage mit warmer Stimme.

Anschließend öffnete er die Bad-Tür noch mehr.

"Willst du mit rein kommen?", fragte er.

"Oder kann dein Körper gar nicht auskühlen?", schob er mit einem kleinen Schmunzeln hinterher.


Ich fühlte, wie sein Kommentar dafür sorgte, dass tausend Gewichte von meinen Schultern fielen.

Schwach zuckte meine Mundwinkel nach oben, bevor ich mich ganz von alleine in Bewegung setzte.


"Kookie!...", kaum hatte ich die Dusche betreten, schlang ich meine Arme um ihn.

Fest drückte ich mich an ihn.

Ich schloss meine Augen.

Versuchte, mich nur auf seinen Geruch zu konzentrieren.

Auf diesen unfassbar vertrauten, beruhigenden Geruch...


Dem Hauch Anspannung, der sich durch Kookies Körper zog, konnte ich entnehmen, dass mein Verhalten ihn ziemlich überrumpelte.

Allerdings schien es ihn nicht zu stören...

"Jiminie...", flüsterte er liebevoll.

Sanft legte er einen Arm um mich, während er mit dem anderen die Tür der Dusche schloss.

"Alles ist gut, Jiminie...", versprach er.

Ich spürte die Gänsehaut, als er meine Umarmung vollständig erwiderte.

"Alles ist gut...", wiederholte er.

Dabei drückte er mich an sich...

So fest, als würde er mich genauso wenig loslassen wollen, wie ich ihn.


Wellen der Geborgenheit brachen über mich herein.

Sie versuchten die Risse in meinem Herzen wegzuspülen...

Mit ihnen alle Dämme, die bis eben standgehalten hatten.

Ich spürte, wie sie davon trieben...

Wie sie restlos verschwanden.

Das einzige, was erhalten blieb, war der Schmerz...


"Jiminie, was...", überrascht löste Kookie sich von mir, als er bemerkte, wie meine Schultern zu zittern begannen.

Bodenlose Besorgnis glitzerte in seinen schokoladenfarbenen Kulleraugen, als er mich ansah.

"Was ist los?...", fragte er, während er etwas hilflos versuchte, die Tränen wegzuwischen, die sich den Weg über meine Wangen bahnten.


Ich schniefte.

Mit ungefähr allem überfordert brachte ich kein Wort zustande.

Ich wusste nicht, was von all den Dingen, die ich fühlte, diesen Ausbruch auslösten.

Warum plötzlich immer neue Tränen hinterher kamen.

Es war so viel...

Zu viel.

Die Erinnerungen an früher.

Die Angst, Kookie davon zu erzählen.

Das Wissen, dass ich ihn irgendwann verlieren würde...

All diese Dinge waren schrecklich.

So furchtbar, dass sie mir die Luft zum Atmen nahmen...


Allerdings gab es jetzt gerade...


"I-ich...", setzte ich schluchzend an.

...nachdem ich mich so seltsam benommen und Kookie so lieb reagiert hatte...

Mit zitternden Händen umarmte ich ihn erneut.

...einen anderen Grund, wieso ich weinte.


"Ich hab nicht gedacht, dass ich irgendwann so glücklich sein könnte...", wisperte ich fast lautlos.



Kaum hatte ich es ausgesprochen, begann mein ganzer Körper zu beben.

Ich vergrub mein Gesicht in Kookies Schulter.

Immer neue Tränen rannen darüber.

Ich konnte nicht aufhören...

Klammerte mich so fest an ihn, als würde es irgendwas ändern...


Kookie hielt einen Moment Inne.

Meine Worte schienen bei ihm ankommen zu müssen.

Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme, nachdem er es verstanden hatte...

"Jiminie...", liebevoll hauchte er einen Kuss auf meine Haare, bevor er über meinen Hinterkopf streichelte.

Zärtlich fuhren seine Fingerspitzen durch meine inzwischen durchnässten Haarsträhnen.

"Jiminie...", wiederholte er mit unendlich viel Gefühl, während er mich an sich drückte.

"Es ist okay...", flüsterte er.


Als dieser Satz mich nur noch mehr zum Zittern brachte, behielt Kookie mich einfach im Arm.

Eng umschlungen standen wir unter der Dusche.

Ich, verzweifelt vor mich hin schluchzend.

Kookie, wahrscheinlich immer noch nicht verstehend, was mit mir los war.

Trotzdem gab er sein bestes um mich zu beruhigen.


Ich spürte, wie es wirkte.

Es dauerte ein wenig...

Aber es wirkte.


Minutenlang genoss ich Kookies Berührungseinheiten.

Seine Stimme an meinem Ohr.

Das warme Wasser, welches an unseren Körpern herabfloss.


Obwohl Kookie inzwischen seit über einem Monat bei mir war, war ich immer wieder überrascht von der Wirkung, die er auf mich hatte.

In meinen zweihundert Jahren hatte mich niemand so geborgen fühlen lassen...

So sicher.


Ein Teil von mir wollte ihm glauben, als er sagte, dass alles gut war...



Vorsichtig drückte Kookie mich von sich, nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte.

Er wischte die Tränen weg, die das Wasser noch nicht hinfort gespült hatte.

Anschließend guckte er mich an.

Sanft strichen seine Daumen unter meinen Augen entlang.

"Möchtest du darüber reden?", fragte er.

Unendlich weich war das Lächeln auf seinen Lippen.

So mitfühlend...

Ich spürte, wie mein Herz wieder lebendig wurde.


Sekundenlang versank ich in den vor Wärme nur so triefenden Seelenspiegeln meines Gegenübers.

Anschließend begann ich langsam meinen Kopf auf und ab zu bewegen.

Natürlich wollte ich darüber reden...

Ich hatte das Gefühl, alles über Kookie zu wissen.

Er hatte mir so viel erzählt...

Alles in mir sehnte sich danach, mich ihm gegenüber auch so öffnen.

Ich wollte ihm alles erzählen.

Alles.

Jede noch so schreckliche Erinnerung.


Ich wollte ihm alles erzählen...


"Aber, ich...", setzte ich heiser an.

Nur leider...

"Ich kann nicht...", gestand ich kaum hörbar.

...war das nicht so einfach.


Schmerzhaft kniff ich die Augen zusammen, weil ich von mir selbst frustriert war.

"Tut mir leid, Kookie...", wisperte ich.

Ich wünschte mir so sehr, ihn alles über mich wissen zu lassen...

Der Wunsch war stark.

Entschuldigend schaute ich mein Gegenüber an.

Allerdings nicht so stark, wie die Angst...


Meine Vergangenheit glich einem Albtraum.

Einem tiefen, düsteren Albtraum...

Auch wenn ich eigentlich wusste, dass Kookie nicht so einfach zu verschrecken war, tat ich mich schwer.

Ein Teil von mir hatte immer noch Angst, dass ihm irgendwann auffallen würde, in was für einer verdrehten Welt er hier gelandet war.

Dass er mich plötzlich mit anderen Augen sehen könnte.

Der Gedanke, Kookie am Ende seines Lebens zu verlieren, tat weh.

Er war jedoch nichts gegen den Gedanken, ihn noch früher zu verlieren...

Die bloße Vorstellung zerriss mich.


Ich wusste, dass diese Angst nichts mit meinem Vertrauen gegenüber Kookie zu tun hatte.

Dass es meine Unsicherheit war.

Die Einsamkeit der letzten Jahrhunderte.

Trotzdem kamen sie mir nicht über die Lippen.

All die Erinnerungen, die eigentlich so dringend raus wollten...



Mit ziemlich großen Augen schaute mein Gegenüber mich an.

Ich konnte sehen, wie die Zahnräder im seinem Kopf ratterten.

Kein Wunder bei der Masse an widersprüchlichen und verwirrenden Signalen, die ich ihm gesendet hatte.

Es tat mir leid für Kookie, dass er all das hatte aushalten müssen.

Dass er mich hatte aushalten müssen.


Erstaunlicherweise schien ich mit dieser Ansicht allerdings allein zu sein...


Ungläubigkeit machte sich in mir breit, als mein Gegenüber mir ein Lächeln schenkte.

Ich konnte nicht fassen, dass er noch nicht genervt war...gereizt von meinem Verhalten.

Stattdessen schaute Kookie so lieb...

"Alles ist gut, Jiminie...", flüsterte er.

Sanft streichelte er über meinen Kopf, bevor er einen Kuss auf meine Stirn drückte.

"Wir hatten doch schon geklärt, dass wir Zeit haben, oder?", fragte er mit aufmunternder Miene.


Allein dass er versuchte, diesen kaputten Moment aufzulockern, brachte mein Herz dazu, einen Schlag auszusetzen.

Stumm schaute ich mein Gegenüber an.

Es waren meine Worte gewesen...

Als Kookie gerade zu mir in das Anwesen gezogen war, war ich so überwältigt von seiner Anwesenheit gewesen...

Ich hatte gedacht, dass es nichts zu überstürzen gab.

Dass es gar nicht mehr so viel besser hatte werden können.

Doch je länger Kookie hier war...

Je näher wir uns kamen...

Je stärker meine Gefühle für ihn wurden...

Plötzlich kam es mir gar nicht mehr vor, als "hätten wir Zeit".

Eher im Gegenteil...

Ich wusste, dass keine Sekunde genug sein würde.

Dass egal wie viele Stunden, Tage oder Jahre wir miteinander verbringen würden, es zu wenig sein würde.

Ein Nichts im Vergleich zu der Zeit, die ich ohne ihn leben müssen würde.


Deshalb fühlte ich mich ein wenig gedrängt...

Von der Vergänglichkeit gezwungen, die verbleibende Zeit mit Kookie so schön und perfekt, wie nur irgend möglich zu machen.

Die Angst, ihm von früher zu erzählen, stand dem im Weg.

Es war das einzige, was noch fehlte.

Der letzte, kleine Funken Ehrlichkeit, bevor wir uns vollständig aufeinander einlassen konnten.

Bevor ich an uns glauben konnte...



"Denkst du das wirklich?...", verließ es ganz von selbst meine Lippen.

Mir selbst war der Glaube an "Wir haben Zeit" abhandengekommen.

Irgendwie war es beruhigend, wenn Kookie daran festhielt.

Selbst wenn sein Verständnis für Zeit ein anderes war, als das von mir, war es schön, dass wenigstens einer von uns die Ruhe bewahren konnte.


Kookie gab mir etwas davon ab, als er nickte.

Von der Ruhe...

"Natürlich...", sanft strich er über meine Wange.


Ich versank in seinen Kulleraugen...

Ließ mich einfach zu ihm ziehen, als er mir einen Kuss auf die Lippen drückte.

"Kookie...", wisperte ich, sofort nach mehr verlangend.

Bevor ich mich versehen hatte, hatte ich meine Arme um seinen Hals geschlungen.

Er seine um meine Hüfte.

Synchron seufzten wir, als wir uns erneut küssten...


Ich schloss meine Augen und versuchte den Moment zu genießen.

Die neblige Wärme...

Unsere nassen Körper, die sich aneinander schmiegten.


Kookie so nah zu sein, war großartig...

Es löste das Chaos in meinem Inneren.

Ließ mich besser fühlen.

So unendlich viel besser...


"Kookie...", murmelte ich immer wieder.

Ich war dabei, mich dem Gedanken hinzugeben.

Mir einzureden, dass es stimmte.

Dass wir Zeit hatten.

Dass es wirklich okay sein könnte, das Gespräch über meine Vergangenheit noch ein wenig hinauszögern.



Ich ließ mich so sehr fallen, dass mir Dinge über die Lippen kamen...

"Kookie...", seufzte ich, als er meine Seite herab streichelte.

Dinge, die ich...

"Bitte verlass mich nicht..."

...eigentlich nicht hatte aussprechen wollen.


Überfordert verzog ich in den Mund, als mir bewusst wurde, was ich von mir gegeben hatte.

Meine Herzfrequenz erhöhte sich.

Nicht, weil ich es schlimm fand, diesen Gedanken geteilt zu haben.

Ich war es nur nicht gewöhnt.

Offen über meine Gefühle sprechen zu können war immer noch eine neue Erfahrung...



Auch meine Wangen gewannen an Farbe dazu.

Nur noch mehr, als Kookie mich anschaute.

Ein paar Mal klappen seine Augen auf und zu, bevor er zu lächeln begann.

"Niemals.", versprach er.


Als er mich anschließend wieder zu sich zog, wusste ich nicht, was mich mehr aus der Bahn warf.


Die Tatsache, dass mir dieser sehr wahre Gedanke herausgerutscht war...

Ich stockte.

...oder Kookies Worte, kurz bevor seine Lippen wieder auf meine trafen.


"Ich bleib bei dir, Jiminie...", flüsterte er.



Ganz plötzlich...


"Wenn du willst auch...", er küsste mich.


....empfand ich unser Gespräch über meine Vergangenheit...


"...für immer."



...als verspätet.


Sooo...
Das erste Kapitel, das ich nach einem Monat Pause geschrieben hab.
Tbh als ich es fertig hatte, war ich so: "Ich hasse alles daran"
Beim Probelesen jetzt ist mir dann aufgefallen, dass aber eigentlich ziemlich fine ist.
Viele Änderungen waren nötig, es sind immer noch zu viele Wortwiederholungen, aber es ist keine Katastrophe.
Das uhm...
Idk, ich glaube das reicht mir momentan ^^"

Ich würde gern wissen, ob das Kapitel etwas in euch auslösen konnte?
Just...something.
Einfach damit ich weiß, ob ich den emotionalen Anspruch halbwegs getroffen hab...
Vielen Dank schon im Voraus, falls ihr mir bei dieser Frage etwas helft <3 (aka falls ihr euch bewegt fühlt, etwas Feedback dazulassen)

Das nächste Kapitel wird dann wieder Kookie Pov und ein wenig Duschmood, einfach weil ich ich bin. ^^

Träumt nachher süß <3

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