Kapitel 3
"All is fair in love and war" - Kris Bowers
https://youtu.be/DP7ZxBAIvog
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"Herzlich Willkommen~", säuselte Jimin in melodischer Ruhe, kaum dass wir die Eingangshalle des Anwesens betreten hatten.
Kurz streckte er seine Arme aus, um seiner Bemerkung noch mehr Wirkung zu verleihen, bevor er mir andeutete, dass ich ihm folgen sollte.
Nicht wirklich fähig auch nur einen einzigen der sich mir bietenden Eindrücke zu verarbeiten, lief ich ihm hinterher.
Mein Blick blieb an der gezierten Treppe hängen, welche in die obere Etage führte.
An dem Kronleuchter.
Den Deckenbehängen.
Alles von dem dunklen Holz bis hin zu den detailreichen Verzierungen ließ es wirken, als wäre in diesem Haus die Zeit stehen geblieben.
Wie aus einem längst vergangenen Jahrhundert...
Mehr als stummes Staunen brachte ich nicht zustande.
Dieses wurde nicht gerade weniger, als wir das Wohnzimmer betraten.
Das Knistern des Kamins drang in meine Ohren, während ich meinen Blick durch den dunkel eingerichteten Raum schweifen ließ.
Vorhänge in klassischem Rot zierten die Fenster.
Die Stoffe der Sitzgelegenheiten waren in gedämpftem Braun gehalten.
Durch das Feuer und die gelbliche Beleuchtung war alles in eine sanfte Wärme gehüllt.
Es wirkte gemütlich.
Nicht bedrohlich.
"Kann ich dir einen Tee anbieten?", wollte der Blonde wissen, während er mir andeutete, mich auf einen der Sessel zu setzen, welche nahe dem Kamin um einen kleinen Tisch herum platziert waren.
Noch etwas abwesend, weil ich damit beschäftigt war, den Flachbildfernsehr gegenüber des Sofas am anderen Ende des Raums mit den restlichen Eindrücken hier in Einklang zu bringen, nickte ich einfach.
Erst als Jimin kurz darauf in der Tür zur Küche verschwand, wurde mir klar, was gerade passiert war.
Etwas verwirrt blinzelte ich.
Bevor ich die Grenze übertreten hatte, hatte ich damit gerechnet, dass es danach jede Sekunde vorbei sein könnte.
So neugierig ich auch gewesen war...
Ein Teil von mir war sich sicher gewesen, dass ich die heutige Nacht nicht überleben würde.
Nicht, dass das inzwischen außer Frage stand...
Allerdings hatte ich Düsterheit erwartet.
Kälte.
Nicht ein gemütliches Wohnzimmer und warmem Tee.
Diese Entwicklungen nur schwer mit der Realität vereinbaren könnend, setzte ich mich auf den Sessel, den Jimin mir zugewiesen hatte.
Während ich wartete, ließ ich meinen Blick noch ein bisschen durch das Zimmer wandern.
So wie dieses Anwesen sonst immer auf mich gewirkt hatte, hätte ich nie vermutet, dass es derart schön eingerichtet war.
Es wirkte heimelig.
Bewohnt.
Alles von dem aufgeschlagenen Buch im Fensterbrett hin zu der angefangenen Chipstüte auf dem Sofatisch sprachen dafür.
Noch damit beschäftigt, mich zu fragen, ob Jimin Nahrung zu sich nehmen konnte, bemerkte ich die Decken, die überall im Zimmer verteilt waren.
Über der Sofalehne...
Auf dem Sessel vor mir...
Selbst einige der Regalfächer waren mit zusammengelegten Decken gefüllt.
Als würde die Person, die hier wohnte, es immer kuschlig brauchen...
Sonderbare Gefühle machten sich in mir breit, während ich daran dachte, wie Jimin immer hinter dem Gittertor gestanden hatte.
Ich war nie umhin gekommen, zu finden, dass er unfassbar einsam ausgesehen hatte.
So allein...
Die Vermutung, dass jemand wie er sich nach Wärme sehnen könnte, ließ mein Herz schmerzen.
Mitgefühl stieg in mir auf...
Gleichzeitig konnte ich förmlich spüren, wie ich mit jeder Sekunde verwirrter wurde.
Ausnahmslos nichts an meiner Situation fühlte sich gefährlich an.
Geschweige denn lebensbedrohlich.
Trotzdem fühlte es sich nicht ganz richtig an.
All die Geschichten, die man sich in unserer Stadt erzählte...
Die verschiedenen Welten vor und hinter der Grenze...
Jimin, der mit dem Sensenmann verglichen wurde und gerade in der Küche war, um mir Tee zu machen...
Ich verstand die Welt nicht mehr.
Nichts davon.
In stummer Ratlosigkeit schaute ich den Flammen beim Lodern zu, während ich wartete.
Inzwischen wusste ich nicht mehr, worauf...
Ich hatte keine Erwartungen mehr.
Keine Angst.
Alles was ich fühlte war Verwirrung.
Tiefe, bodenlose Verwirrung.
Hoffnungen, diese loszuwerden, taten sich in mir auf, als Jimin wiederkam.
Lächelnd kam er zu mir.
In seiner Hand eine Porzellantasse mit zugehöriger Untertasse.
"Ich hoffe Cranberrytee ist in Ordnung...", murmelte er, während er diesen vor mir abstellte.
"Etwas anderes habe ich leider nicht anzubieten...", entschuldigte er sich.
Seine Stimme klang ruhig.
Dennoch entgingen mir seine leicht zittrigen Finger nicht.
Als wäre er nervös...
Ich war gerade dabei, mich zu fragen, was mit ihm los war, als der Blonde einfach weitersprach.
"Möchtest du Zucker dazu?", wollte er wissen.
Seine Stimme klang mehr als zuvorkommend.
Davon, sowie von allem anderen hier, mehr als überfordert, schüttelte ich meinen Kopf.
"Das ist in Ordnung so. Danke..", verließ es meine Lippen.
Ich wollte keinen Zucker.
Eigentlich hätte ich auch keinen Tee gebraucht.
Das einzige, über das ich mich langsam aber sicher wirklich gefreut hätte, waren Antworten...
Sichtlich erleichtert von meiner Antwort, lächelte der Blonde.
"Okay, gut..", lieb legte er seinen Kopf zur Seite.
Anschließend setzte er sich auf den Sessel, der meinem gegenüberstand.
Sekunden vergingen, in denen er mich musterte.
Stumm zuckten Jimins mokkafarbene Seelenspiegel über meine Mimik.
Ich meinte einen Hauch Besorgnis darin zu erkennen...
Schwach.
Dennoch vorhanden.
Trotzdem sagte ich nichts.
Immer schneller schlug mein Herz, während ich mich fragte, was als nächstes passieren würde.
Ich konnte mir immer noch keinen Reim auf all das hier machen...
Daran änderte sich auch nichts, als mein Gegenüber mit seinen Betrachtungsstudien fertig schien.
Ein ehrliches, aber absichtliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er zu sprechen ansetzte.
"Möchtest du...", aufmerksam hatten seine Seelenspiegel mich fixiert.
"Möchtest du mir erzählen, was dich quält?", fragte er schließlich.
Seine Stimme so sanft, wie eine Sommerbrise.
Von dieser Frage aus der Bahn geworfen, blinzelte ich ein paar Mal.
"Äh...", nicht mal ansatzweise fähig, ein ordentliches Wort zustande zu bringen guckte ich den Blonden an.
"...wie bitte?", brachte ich schließlich zustande.
Ich hatte nicht verstanden, was er meinte.
Geschweige denn, wie er auf die Frage kam.
Sichtlich überrascht von meiner Verwirrung klappte die Seelenspiegel meines Gegenübers auf und zu.
"Ist das nicht...wieso du hier bist?", wollte er etwas zögerlich wissen.
Langsam redete er weiter, als ich ihn statt einer Antwort nur mit großen Augen ansah.
"Du hast die Grenze übertreten...", erinnerte er mich.
"Das hättest du nicht gekonnt, wenn du nicht bereit gewesen wärst..."
Er machte eine Pause.
Sprach es nicht aus.
Den Grund, warum die Leute herkam.
Jimin bekam nur Besuch von Menschen, die bereit waren, ihr Leben zu beenden...
Als hätte er seinen vorherigen Satz nicht einfach abgebrochen, fuhr der Blonde fort.
"Für gewöhnlich quält euch etwas...", formulierte er es allgemein.
"Etwas, was so schlimm ist, dass ihr herkommt."
Wieder folgte eine Pause.
"Deshalb frage ich..."
Bis heute hatte ich nicht gewusst, dass Augen einen durchbohren und dabei so warm sein konnten.
So durch und durch mitfühlend...
"Ich frage, was es ist, das dich quält.", wiederholte Jimin seine Worte.
Ich konnte förmlich spüren, wie mir dadurch der Atem stockte.
Absolut nichts an diesem Gespräch machte Sinn.
Weder Jimins Gesichtsausdruck.
Noch seine Stimme.
Oder sein Interesse.
Er konnte doch unmöglich...
Die Fragezeichen in meinem Kopf überschlugen sich förmlich.
Er konnte unmöglich so sein...
Immer trockener wurde meine Kehle.
...und dann trotzdem alle auf dem Gewissen haben, die über die Jahre verschwunden waren...
Das ging nicht.
Alles in mir wehrte sich dagegen.
Gegen die Geschichten...
Die furchtbaren Dinge, die über ihn erzählt wurden...
Sie schienen mir unwirklich.
Viel unwirklicher, als die Tatsache, dass mir ein nicht-menschliches Wesen gegenüber saß.
"Wieso....willst du das wissen?...", verließ es schließlich ganz von selbst meine Lippen.
In mir waren zu viele Fragen, als dass ich sie hätte noch länger für mich behalten können.
Ich brauchte Antworten.
Mein Gegenüber schaute mich einen Moment lang an.
Als müsse er verstehen, was ich gesagt hatte.
Verwirrt legte er seinen Kopf zur Seite.
Nur, um anschließend etwas von sich zu geben, was die Fragezeichen in meinem Kopf nur noch größer werden ließ.
Etwas, was meine Zweifel Gewissheit werden ließ.
"Na wie...", pure Selbstverständlichkeit lag in Jimins Stimme.
Die Leute in der Stadt...
"...wie sollen wir denn sonst eine Lösung finden?"
...hatten keine Ahnung, wovon sie redeten.
Sooo~
Langsam kommt doch schon etwas Licht ins Dunkel x3
Habt bzw hattet ihr Theorien, was Jimin mit den Leuten macht? Wieso sie verschwinden?
I would love to hear your thoughts <3
Wenn ihr schonmal am Tippen seid, könnt ihr mir dann auch gerne sagen, wie ihr das Kapitel fandet~
*pretty please* <3
Und last but not least, eine kleine Easter-Egg-Erklärung:
Idk ob ihr euch gefragt habt, warum Jimin ausgerechnet Cranberry-Tee da hat?
Es gibt da diesen Anime... "Diabolik Lovers".
Toxisch af, aber mein Teenie-Ich fand den ganz toll. xD
Dort wurde gesagt, dass Cranberry-Saft positive Effekte auf die Blutbildung/-fließfähigkeit(?) haben soll.
Ich hab nachgegooglet und keine wirklichen Belege gefunden.
Aber trotzdem hat mein Kopf Cranberrys seit damals mit Vampiren connected.
Deshalb musste ich dann gar nicht lange überlegen, welche Tee-Sorte Jimin da hat. xD
Pretty sure, dass das die unnötigste Info der Welt ist, aber mich hat es happy gemacht und deshalb dachte ich, ich teile es mit euch x3
Habt noch einen schönen Abend <3
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