Kapitel 11

"Something's gotta give" - Camila Cabello

https://youtu.be/8nsWMmFYRqE

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"Also dann...bis nachher?", fragte ich, als ich schon auf dem Weg zur Tür war.


Mit Jimin zu frühstücken war großartig gewesen.

So entspannt und schön, wie ich mich nach dem Aufwachen noch nie gefühlt hatte.

Der Blonde hatte sich wahnsinnig über die Pancakes gefreut.

Nachdem ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass diese noch leckerer und vor allem billiger waren, wenn man sie ohne Backmischung machte, hatte ich ihm sofort die Zutaten aufschreiben müssen.

Ich hatte keine Worte, wie mein Herz sich angefühlt hatte, weil wir so einfach das Frühstück für morgen geplant hatten.

Dass ich wirklich hier bleiben durfte fühlte sich immer noch unwirklich an.


Auch wenn das Gespräch beim essen zugegebenermaßen ziemlich geholfen hatte...


Jimin hatte gefragt, ob ich nicht vielleicht ein paar meiner eigenen Sachen herholen wollte.

Er hatte sogar kurz meine Stirn berührt und irgendwas gemacht, was dafür sorgen sollte, dass die Grenze keine Auswirkungen mehr auf mich hatte, damit ich, während ich hier war, das Anwesen nach Belieben verlassen und wieder betreten konnte.


Obwohl ich mir noch gar keine wirklichen Gedanken darüber gemacht hatte, wie es in Zukunft laufen würde, hatte es mich sehr gerührt, dass Jimin mir so sehr vertraute.

Dass er mich mit all dem Wissen, was ich nun hatte, draußen herumlaufen ließ.

Es schien für ihn überhaupt keine Frage gewesen zu sein.


Entsprechend gerne hatte ich sein Angebot angenommen.

Zwar lag mir nicht viel an meinem alten Leben...

Aber eigene Kleidung, sowie ein paar meiner etwas wichtigeren Besitztümer mit herzubringen, war wahrscheinlich eine gute Idee.



"Ja...", ein Hauch Nervosität lag in Jimins Augen, als er sich von mir verabschiedete.

"Bis nachher...", sagte er leise.


Ganz automatisch annehmend, dass seine Unsicherheit von dem Risiko kam, dass er hiermit einging, schenkte ich dem Blonden ein kleines Lächeln.

"Du kannst dir ja schonmal überlegen, was es zum Abendessen geben soll.", versuchte ich ihn zu bestärken.

Ganz von selbst griff ich dabei nach seiner Hand, um meinen Worten etwas Gewicht zu geben.

Ich wollte, dass Jimin wusste, dass keine Zweifel daran bestanden, ob ich wieder herkam.

Dass ich unbedingt bei ihm sein wollte...


Erleichterung machte sich in mir breit, als die Haltung meines Gegenübers sich tatsächlich ein bisschen entspannte.

Kurz drückte er meine Hand, bevor er mir ein Lächeln schenkte.

So rein und wunderschön, dass mir im Traum nicht eingefallen wäre, ihn zu verlassen.


"Mach ich...", murmelte der Blonde noch.

Anschließend machte er eine kleine Kopfbewegung, um mir anzudeuten, dass ich gehen konnte.


Dieser folgend, verließ ich das Anwesen.

Diesen wortwörtlich magischen Ort, an dem alles anders geworden war...



Während ich mich von dem Anwesen entfernte, schaute ich mehrmals zurück.

Es war immer noch schwer zu glauben.

Schwer zu verstehen.


Allerdings ändert das nichts daran...

Fast kreisförmig zuckten meine Mundwinkel nach oben, als ich an die Stelle kam, wo vorher die Grenze gewesen war.

...dass ich unfassbar glücklich war.


Ich spürte gar nichts...

Keine Bedrängnis.

Keine Negativen Gefühle.

Mein Herz wurde ein paar Gramm leichter, als ich zu dem Anwesen schaute und feststellte, dass es immer noch so aussah, wie ich es neuerdings in Erinnerung hatte.

Bewohnt.

Einladend.


Während ich an dem Ort stand, an dem ich sonst immer abgewogen hatte, wie viel mein Leben mir bedeutete, fühlte ich mich nun so ungewohnt lebendig...

In mir war nichts außer der reinen Vorfreude, wenn ich nachher wieder bei Jimin sein konnte.


Langsam aber sicher gab ich es auf, mich zu fragen, woher diese Gefühle kamen.

Wie sie in so kurzer Zeit so viel verändert haben konnten.

Stattdessen genoss ich sie einfach...

Die nicht mehr vorhandene Leere in meinem Inneren.



Mit einem Lächeln auf den Lippen machte ich mich auf den Weg.

Von dem Anwesen aus dauerte es ein bisschen, bis man wieder in der Stadt war.


Dort angekommen sah ich die immer selben Straßen...

Die immer selben Menschen, die ich schon mein ganzes Leben lang gesehen hatte.

Alles wirkte genauso aus wie ich es gewohnt war...

Und doch völlig anders.


Sonderbare Gefühle machten sich in mir breit, als ich spürte, dass all das hier sich bereits wie ein vergangener Lebensabschnitt anfühlte.

Mehr noch.

Nachdem ich so plötzlich erfahren hatte, wie es war, wenn man sich wirklich am Leben fühlte, kam mir mein vorheriges gar nicht mehr wie eins vor.

Die letzten dreiundzwanzig Jahre erschienen mir so belanglos...

So fremd.


Als wäre es gar nicht ich gewesen, der sie gelebt hatte...



In meiner Wohnung angekommen wurde es nur schlimmer.

Dafür, dass ich die letzten Jahre meines Lebens hier verbracht hatte, wirkte sie auf einmal so einsam...

Grau.

Überhaupt nicht mehr wie ein Ort, an dem ich gerne sein wollte.


Still schaute ich mich um, bevor ich anfing, ein paar meiner Sachen zusammenzupacken.

Kleidung.

Meinen Laptop.

Meine Lieblingsutensilien aus der Küche.

Alles, an dem mir etwas lag.


Mit wenig Überraschung stellte ich fest, dass es nicht viel in meiner Wohnung gab, an dem ich festhalten wollte.

Dass ich kaum Dinge besaß, an denen ich hing.

Auf meiner vergeblichen Suche nach innerer Erfüllung hatte ich schnell festgestellt, dass Besitztümer nicht der richtige Weg waren.

Generell hatte ich nie herausgefunden, was ich gebraucht hatte...


Bis gestern war ich der festen Überzeugung gewesen, dass etwas nicht mit mir stimmte.

Ich hatte mich gefühlt, wie eine Fehlproduktion.

Ein Mensch, bei dem die Funktion des Glücklich-Seins von Anfang an defekt gewesen war.


Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr fragte ich mich, ob mein Inneres es vielleicht darauf angelegt hatte, mich zu der Grenze zu treiben.

Zu dem Ort, an den man nur ging, wenn einem nicht mehr viel an dem eigenen Leben lag.

Dem Ort, an dem ich als aller letztes erwartet hatte, fündig zu werden.


Zu dem Ort...

Bei dem bloßen Gedanken an Jimin, zuckten meine Mundwinkel nach oben.

...an dem meine Suche endlich ein Ende genommen zu haben schien.

Ein schöneres, besseres Ende, als ich jemals für möglich gehalten hatte.


Die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden waren so durch und durch unglaubwürdig, dass ich nicht umhin kam, an soetwas wie göttliche Fügungen zu denken.

Mich zu fragen, ob das mit Jimin so etwas war und es gleichzeitig hochgradig belanglos zu finden.

Eigentlich war mir nicht wichtig, warum ich zu Jimin gefunden hatte.

Alles was zählte war, dass es passiert war.


Nach so langer Zeit...



Ich ließ meinen Blick durch die Wohnung schweifen, nachdem ich alles zusammengepackt hatte.

Überlegte, ob ich noch etwas brauchte.

War mir im selben Moment sicher, nie wieder etwas von hier zu brauchen.


Je länger ich in meiner Wohnung blieb, desto mehr erinnerte ich mich daran, wie es bis gestern gewesen war.

Daran, wie monoton mir alles vorgekommen war.

Daran, dass ich mich nie wirklich zu Hause gefühlt hatte.

An die Leere...


Nach nur einem Tag, an dem ich erfahren hatte, wie es war, sich wirklich gut zu fühlen, kam nichts hiervon mir lebenswert vor.

Ich konnte es kaum erwarten diese Wohnung und diese Stadt hinter mir zu lassen.

Mit ihr all die falschen Geschichten und all die farblosen Erinnerungen.


Während ich die Wohnungstür hinter mir schloss, freute ich mich schon darauf, wieder bei Jimin zu sein.

Ich wollte die magisch heilende Wirkung spüren, die er auf mich hatte.

So lange bei ihm bleiben, wie er mich lassen würde.

Nichts wünschte ich mir sehnlicher...



Auf dem Weg nach draußen wurde mir etwas schmerzhaft bewusst, dass das hier wohl nicht der letzte dramatische Moment sein würde, den ich dieser Stadt schenken würde.

Irgendwann würde ich meine Wohnung kündigen müssen...

Auch so war es sicher nicht möglich von jetzt auf gleich unterzutauchen.

Da mein Aufenthalt bei Jimin - auch wenn er sich nicht so anfühlte - erstmal auf Probezeit war, hatte ich keine wirkliche Ahnung, wie es künftig laufen würde.

Generell hatte ich überhaupt keine Vorstellung, wie mein Leben ab jetzt sein würde.


Trotzdem konnte ich es kaum erwarten.


Denn ganz egal, was passieren würde....

Ich schob alle Sorgen und Zweifel beiseite.

...ich war mir sicher, dass die Zukunft schöner sein würde, als die Vergangenheit.


Der bloße Gedanke an Jimins Engelslächeln ließ mich daran glauben.



Befreit sog ich die Luft ein, als ich am Waldrand angekommen war.

Der Wind fühlte sich so viel reiner und wärmer an, als noch vor ein paar Tagen.

Das raschelnde Laub klang schöner.

Selbst der steinige Weg fühlte sich leichter an.

Als würde etwas neues anfangen.

Etwas besseres.


Ich konnte es kaum erwarten...



Während ich mir den Weg zu Jimins Anwesen bahnte, waren so viele Gedanken in meinem Kopf.

Gleichzeitig kein einziger.


Ich dachte daran, wie gut es plötzlich war, dass bei meinem Job vor ein paar Tagen Personalkürzungen vorgenommen worden waren.

Überlegte, wie viel Geld ich zukünftig überhaupt brauchen würde.

Hielt es gleichzeitig für komplett unwichtig.


Das alles kam mir ziemlich verrückt vor.

Ich kam mir verrückt vor.

Dennoch hätte nichts auf der Welt mich umstimmen können.


Jahrelang hatte ich versucht, das richtige zu tun.

Irgendwie hineinzupassen, in eine Welt, die sich nie wie meine eigene angefühlt hatte.

Immerzu war ich davon ausgegangen, dass ich das Problem war.


Heute schaffte ich es zum ersten Mal, diesen Gedanken glaubhaft abzuschütteln.

Er verlor sich in den noch nie so real gewesenen Hoffnungen, dass es vielleicht doch einen Platz für mich geben könnte.


Einen Platz, an dem ich mich wohl fühlte.

Einen Platz, an dem es okay war, ich zu sein.



Einen Platz...


Voller Leben klopfte mein Herz, als ich vor seiner Haustür stand.



...an dem die Welt mir egal sein konnte.



Uff also bilde ich mir das ein oder hab ich in dem Kapitel noch mehr mit Metaphern um mich geworfen, als eh schon?
Kam mir beim Probelesen so vor.
Da wollte mein Brain sich wohl fancy fühlen xD

Wie fandet ihr das Kapitel?
Pls tell me <3

Ich dachte es wäre gut, einen kleinen Rückblick auf Kookies Leben zu geben.
Bzw. ihn selbst auch nochmal zurückblicken zu lassen, bevor er sich vollständig auf das mit Jimin einlässt.
Wie eine Einleitung für einen Neuanfang x3
Ich hoffe das kam rüber <3

Und können wir btw kurz darüber reden, wie kontinuierlich ich das bisher mit dem Updaten hier auf die Reihe bekommen hab?
Ich bin so stolz auf mich xD
I mean...not gonna lie, mein Puffer ist von Anfangs 5 Kapiteln auf 1 Kapitel geschrumpft.
Ich schreibe diese Geschichte ja gerade erst und ofc bekomme ich es nicht hin, jeden Tag ein Kapitel fertig zu schreiben.
Aber so, wie ich sonst immer zwischen meinen Stories rumgehüpft bin, bin ich irgendwie voll zufrieden hier. x3
Selbstlob muss auch mal sein xD

Habt noch einen schönen Abend <3

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