Kapitel 30
Schlecht gelaunt fuhr Paul am Seeufer entlang zum Ruderclub. Das Wasser sah traumhauft aus. Trotzdem suchte er noch seine Motivation.
Vielleicht würde der Abend mit Anna seine Laune wieder heben können. Das Training würde das wohl kaum schaffen.
Pünktlich stand Paul vor dem Club und gab seinen Code in das Türschloss ein. Bene war noch nicht da. Eigentlich ungewöhnlich, da er für gewöhnlich mindestens eine Viertelstunde früher kam, um auch ja das Equipment zu checken. Das würde nur heißen, dass Bene schlechte Laune hatte, wenn er kam.
Von Niklas fehlte auch noch jede Spur. Das wunderte Paul jedoch weniger. Nikals war schon immer verpeilt. Wahrscheinlich hatte er wieder mal gedacht, dass alles passen würde und sich dann vertan.
Er schob sein Fahhrad durch die Eingangstür und stellte es, wie immer in den Flur. Seufzend zog er seinen Rucksack vom Gepäckträger. Dieses Gefühl, von freudiger Erwartung wollte sich einfach nicht einstellen.
Was machte er hier überhaupt? Er könnte auch zuhause sitzen und... Nein. Dumme Idee, da würde er wohl nur saufen. Er sollte wohl seine Eisernereserve loswerden. Vielleicht sollte er Niklas nach dem Training fragen, ob er ihm da helfen konnte.
Paul hatte sich gerade in seinen Unisuit geschält, da öffente sich die Umkleidentür und Niklas kam mit roten Wangen und schwer atmend herein.
„Ist Bene noch nicht da?"
„Nein."
Niklas stöhnte auf. „Beten wir, dass er trotzdem gute Laune hat."
„Glaubst du doch im Leben nicht. Bestimmt sind wieder alle Idioten außer ihm."
Niklas schloss seinen Spind auf. „Was ist bei dem in der Sozialsierung falsch gelaufen?"
Paul lachte auf. „Alles!" Er leerte ein Päckchen mit Elektrolythe Pulver in seine Wasserflasche.
„Hast du noch was?" Niklas zog seinen Uni aus dem Spind. „Ich total verpennt neue zu holen."
„Ehy, Niki. Das ist so du! Vielleicht solltest du Leah schreiben. Die denkt hundert pro für dich dran." Kopfschüttelnd fischte Paul noch ein Päckchen aus der kleinen Schachtel ganz hintern in seinem Spind. „Dann schmeiß mir mal deine Flasche rüber."
Wie früher schmiss Niklas ihm grinsend seine Plastik Wasserflasche mit dem Aufdruck eines Sportequipment Herstellers herüber. „Danke."
„Da nicht für. Sollen wir hoffen, dass Bene nicht vor der Tür wartet?" Hoffnungsvoll sah Paul auf die geschlossene Umkleidentür.
Niklas schlüpfte aus seiner Jeans. „Heute ist das Wetter verdammt gut. Ich würde lieber alleine trainieren und es einfach genießen."
„Dito." Paul atmete tief durch und stieß die Tür mit beiden Wasserflaschen und dem Tütchen Elektrolythepulver in der Hand vorsichtig auf.
Angespannt lugte er um die Ecke, aber sie waren allen Anschein nach alleine am Club. „Er ist immer noch nicht da. Guck mal, ob er dir vielleicht geschrieben hat."
Niklas wühlte geräuschvoll in seinem Spind. Kurz herrschte Stille, dann verkündete Niklas die beste Nachricht des Tages. „Er ist krank."
„Nein! Yes! Lass einfach Spaß haben."
Auch Niklas wirkte um einiges gelöster. „Auf jeden Fall!"
Vom guten Training beschwingt fuhr Paul die Straße zu Annas Wohnung herunter. Ein breites Grinsen auf den Lippen und mit dem Gefühl in der Brust Bäume ausreißen zu können parkte er sein Fahrrad in dem Fahrradständer vor der Haustür des Mehrfamilienhauses.
Die Tür stand auf und er hastete die Treppenstufen hoch in zweiten Stock. Beinahe hätte er geklingelt, als ihm wieder einfiel dass Anna noch arbeitete. Über sich selbst den Kopf schüttelnd fischte er den Zweitschlüssel aus der leicht feuchten Erde des Blumentopfes vor dem großen Fenster mit Blick über einen Park. Eigentlich wohnte Anna echt schön.
Er schloss die Tür auf und stellte seine Rudertasche in die Tür, damit sie nicht zufiel während er den Schlüssel wieder in die Erde buddelte. Anna sollte sich ja nicht beschweren, dass ihr Zweitschlüssel nicht mehr an Ort und Stelle war.
Eine Nachbarin kam gerade aus der Wohung gegenüber, als er seine Tasche wieder schulterte und in den Wohungsflur trat. Sie sah ihn überrascht an, nickte ihm jedoch nur wortlos zu. Mit einem breiten Grinsen entgegente er die Geste und schloss dann die Tür hinter sich.
So ohne Anna, war die Wohung komisch Still und leer. Einen Moment stand er im Flur und schob dann seine Taschen unter die Gaderobe. Nur seinen Laptop nahm er herraus und legte ihn auf das grüne auf alt getrimmte Samtsofa. Kurz fiel sein Blick auf ein Buch, das auf dem kleinen runden goldenen Beistelltisch lag und er musste schmunzeln, als er sah dass es wieder eine dieser Groschenschmonzetten war. Er musste dringend mal nachzählen, wie viele sie davon hatte und sich auch mal ihr Lieblingsbuch angucken. Den Titel hatte er leider wieder vergessen, aber der würde ihm bei einem Blick in das sich unter der Last der Bücher beugende Regal bestimmt wieder einfallen. Ansonsten würde er einfach nach dem zerlesensten Buch ausschau halten. Sie hatte es bestimmt mehr als zwei Mal gelesen.
Neugierig ging er auf das Regal zu und musterte odentlich aufgereihten die Buchrücken. Tatsächlich starch ein Buch besonders hervor und er konnte sich daran erinnern, dass Anna es mal erwähnt hatte. Schnell zog er es heraus und machte mit seinem Handy ein Foto vom Einband. Irgendwann würde er das schon brauchen können. Vorsichtig stellte er es zurück und holte sich dann ein Glas Wasser aus der Küche.
Paul saß wenig später auf dem Sofa und tippte, wie wild in die Tastatur seines Laptops, überflog Texte, tippte weiter. Er fühlte sich wie in einem schillernden und nicht enden wollenden Tunnel aus Wissen. Daher zuckte er auch zusammen als er plötzlich einen Schlüssel im Schloss hörte. Es fühlte sich an als wäre er gerade eben erst gekommen und das Glas Wasser stand nich nicht mal zur Hälfte ausgetrunken auf dem kleinen Beistelltisch.
Gespannt wartete er darauf dass Anna endlich die Tür aufschloss. Kurzerhand klappte er seinen Laptop zu und stellte ihn auf das Buch auf den Beistelltisch.
„Wusstest du dass Galileo Gallilei das Gesetz des freien Falls entdeckt hat als er eine Sphere vom Turm von Pisa fallen ließ? Der Turm ist übrigens seit, na ja, immer schief, weil der Boden abgesackt ist, als sie das vierte Stockwerk draufsetzen wollten. Wer auf Sand baut.", platze es einfach aus ihm herraus, als Anna nicht mal einen ganzen Schritt in ihre Wohung gemacht hatte. Sie sah ihn einfach nur entgeistert an. Er räusperte sich peinlich berührt. Er hatte sie wohl etwas mit seiner Begeisterung überfallen. „Wie war die Arbeit?"
Anna starrte ihn einfach nur an und blinzelte überfordert, ehe sie ihren Rucksack abstellte und aus ihrer Jacke schlüpfte. „Gegen Ende war so eine Trulla da, die hätte ich auf den Mond schießen können."
„Da bräuchtest du je nach Gewicht der Dame um die 7540 Liter Benzin, beim momentanen Benzinpreis, gehen wir von einem Preis von 1,73 € pro Liter aus, sind wir da bei rund 13.000€ nur für den Treibstoff. Eine Rakete kostet..." Anna unterbrach ihn.
„Du hast echt Probleme, aber gut dass deine Laune besser ist." Ihre Jacke schmiss sie einfach über ihren Rucksack. Mit ruhigen Schritten kam sie auf ihn zu und schmunzelte. „Gott, ich wusste gar nicht dass du so ein Nerd bist." Anmutig ließ sie sich rittlinks auf seinen Schoß gleiten. „Aber eigentlich ganz niedlich." Mit den Hände strich sie über seine Schultern nach oben ihn seinen Nacken. Sein Herz schlug unweigerlich schneller.
„Ach, findest du?" Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
„Joa, hat schon was." Sie kicherte und legte dann den Kopf scheif, während sie ihm über den Nacken strich.
Paul bekam eine Gänsehaut und konnte sich ihrem Blick kaum entziehen. Warum hatte er bloß all die Jahre an Dana festgehalten?
Grinsend entgegente er, „Ich mag verschrobene Künstelerinnen mit einer Liebe für fragwürdige Literatur auch."
Anna fing an zu lachen. „War das gerade ein Liebesgeständnis?"
„Vergiss es! Es war eher ein Geständnis, dass es mit dir nicht langweilig wird."
„Gut, ich dachte schon wir hätten ein Problem." Sie boxte ihm gegen den Oberarm.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top